Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Sie betrat eine Klasse, schrieb etwas an die Tafel, drehte sich zu den Schülern um und wischte sich die Kreidehand an der Hosennaht ab. Kreideflecken auf eleganten dunklen Hosen: ein Fauxpas, den keine Klasse verzieh.

Sie sind da schmutzig, sagte der Rebell und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf ihren Unterleib. Sie schürzte mit gespielter Empörung einmal kurz die Lippen, wandte sich wieder zur Tafel. Für die Nöte pubertierender Jugendlicher brachte sie durchaus Verständnis auf. Sie wußte weit mehr über die Auswirkungen von Testosteron als diese, sie sah sich nicht persönlich angegriffen, versuchte es mit Lässigkeit und Toleranz.

Der Körper des Lehrers ist ein symbolischer Körper, er muß um jeden Preis intakt bleiben, sonst gerät das Gefüge der Klasse aus dem Gleichgewicht. In der hintersten Bank begann man zu tuscheln, kurz darauf Papierkügelchen zu werfen, bald auch das Papier zu kauen und gut bespeichelt durch die Röhrchen von Filzstiften nach vorn zu schießen. Manche blieben an der Lehrerhose haften. Sie wischte sie ohne Aufhebens weg, mit kreidiger Hand, machte alles noch schlimmer. Die Klasse bemühte sich fortan nach Kräften, alle Schuld an der Besudelung auf sich zu nehmen. Sie lud sich den Status eines Verursachers auf, weil dann die Scheußlichkeiten, der Dreck, die Peinlichkeit von außen, nicht von innen kamen, weil damit der Lehrerkörper gerettet war. Die Klasse schickte Spucke auf Papierträgern nach vorn, warf mit Apfelresten und Getränketüten, spritzte mit Wasserpistolen die Schulmilch an die Tafel.

Melinda Aberberg konnte nichts tun. Ihre Körpersprache verriet keine Schüchternheit, sie sprach gut und klar und mit angenehmer, nicht zu hoher Stimme, sie wußte nicht, was die Schüler witterten und wie. In den Pausen, wenn sie Aufsicht hatte, hielt sie sich an ihrer Kaffeetasse fest. Nach den Pausen fand man ihre Tassen im Gang oder draußen auf einer Bank, immer wieder ihre Tassen, zerstreut irgendwo abgestellt, mit einem Lippenstiftrand versehen, innen einem Kaffeering. Die Klassen fühlten sich provoziert. Ihre Angst nahm zu. Die Schüler versuchten, dieser Angst eine Grundlage zu verschaffen.

Sie hatte mit dem großen Lineal eine Tabelle an die Tafel gezeichnet. Dann schulterte sie locker, ein wenig übermütig, ein wenig selbstironisch, das Lineal und begann die Tabelle zu erklären. Der Rebell, der Klassenclown rasteten aus. Wogegen verteidigte sie sich? Welchen Anlaß konnte man jetzt bieten, welchen Angriff liefern, um rückwirkend solch eine Geste wiedergutzumachen? Sie redeten laut, lachten kreischend, das Lineal knallte vor ihnen auf den Tisch. Der Rebell packte das Holz, riß es zu sich, Melinda Aberberg ließ es nicht los. Der Klassenclown half ihm, die Lehrerin verlor das Gleichgewicht, lag hilflos am Boden, sie stürzten sich auf sie, die Lehrerin schrie. Der Rebell, von Entsetzen gepackt, hielt sich die Ohren zu, aber es hörte nicht auf, wütende Verzweiflung schüttelte ihn, und er fegte die Kreidestücke aus dem Behälter, stopfte sie in den rotbemalten Mund, aus dem der Schrei kam, stopfte zerbrochene Kreidestücke in den Lehrkörper, daß dieser endlich verstummte.

Gefahren des Realismus

Katja Wonderblom hatte an die aufgehende Sonne geglaubt und auf die Zukunft hingearbeitet. Sie war als Jockey in Hoppegarten geritten. Galopprennen, Sport, immer schneller ins Ziel. Jeder Sieg war nur ein Teilsieg, eine Etappe zum nächsten, und der endgültige Sieg lag in der Ferne des Morgen. Vielleicht würde eine andere erst diese bessere Zukunft erreichen, es machte ihr nichts aus, denn sie liebte den Umgang mit den Pferden. Er erfüllte sie mit Wärme und Sinnhaftigkeit, und sie war mit ihren Teilsiegen zufrieden.

Die Pferde waren gedopt, sie erreichten unerhörte Geschwindigkeiten, und wenn Katja Wonderblom ritt, verschmolz sie mit dem Pferdekörper und ging in dieser Geschwindigkeit auf. Dann stürzte ein Kollege im Training. Er prallte gegen die Bande und brach sich die Wirbelsäule. Vom Hals abwärts gelähmt. Nie wieder arbeiten. Er hatte das Pferd nicht im Griff, sagte der Trainer, das darf nicht passieren, unkonzentriert auf dem Pferderücken, seine eigene Schuld.

Von da an hatte sie Angst. Die Angst kam schleichend, sie kam eine Woche nach dem Unfall, als hätte eine schwerfällige Instanz in ihr erst dann begriffen, was passiert war. Weil die Angst schleichend kam, fiel sie ihr zunächst kaum auf. Sie kam abgekoppelt von der Arbeit, überfiel sie nachts im Bett, überfiel sie in öffentlichen Verkehrsmitteln, die sich nur schleppend durch die Stadt bewegten. Katja war ein anderes Tempo gewohnt, sie störte sich an den drängenden Leuten, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Im Stall bei den Pferden fiel die Beklemmung von ihr ab. Die Pferde raschelten mit Heu, kauten gemächlich, strömten ihren starken beruhigenden Pferdegeruch aus.

Erst als ein neuer Hengst eintraf, ein pechschwarzes Tier aus dem Bruderland Ungarn mit Namen Revisor, der sich in seiner neuen Box aufbäumte, nach allem schlug und um sich biß, weitete sich Katjas Unwohlsein aus. Sie ritt Revisor, und ihr Atem ging stockend. Das Pferd raste mit ihr über die Bahn, und ihr schien, daß sich die Luft mit unerhörtem Druck gegen sie preßte, ihr schien, daß diese herandrängende Luft zu fest war, um in ihre Lungen zu gelangen. Sie fürchtete zu ersticken, die Kontrolle über den Hengst begann ihr zu entgleiten, und der Trainer sah das.

Am nächsten Morgen gab er ihr einen Plastebecher, auf dessen Grund zwei Pillen lagen. Sie schluckte sie, wie sie gewohnt war, alles zu schlucken, die Anfeindungen neidischer Kollegen, die Rüffel des Trainers, auch Lob. Am Anfang hatte der Trainer sie ausgewählt, und es hatte ihr gefallen, in einer Welt der Gleichheit etwas Besonderes zu sein. Besonders leicht, besonders geschmeidig, besonders gut. Er hatte ihr eine große Zukunft prophezeit, ihr alles versprochen und im Gegenzug auch alles abgefordert. Sie bekam das beste Rennpferd, sie war euphorisch gewesen, aber ihren Status, die Beste zu sein, mußte sie jeden Tag aufs neue beweisen.

Es kam der Große Preis der DDR, es kam das Internationale Meeting der Vollblutpferde sozialistischer Länder, es kam das Herbstderby. Die bunten Pillen in Katjas Becher vermehrten sich. Ihre Angstattacken nahmen zu. Morgens früh beim Training, wenn die Sonne aufging, war sie nicht mehr fähig, die frühere Magie zu erzeugen, sich dem Sog zu überlassen, die Zukunft im Blick. Der Rausch der schnellen Bewegung stellte sich nicht mehr ein, Revisor spürte das und wurde unsicher, langsamer. Man drohte ihr. Sie schluckte Pillen, aber die Wirkung der Pillen nahm ab. Revisor bekam einen anderen Reiter. Dies war der Moment, der sie aufgeben ließ.

Katja Wonderblom nahm einen Bürojob an. Nach wie vor mußte sie Beruhigungsmittel einnehmen, um das Haus verlassen zu können. Wenn sie reduzierte, bekam sie im Büro Anfälle von Atemnot und auf offener Straße eine Panik, die sie verhinderte, den Heimweg anzutreten. Sie stand mehrere Stunden auf einer Brücke, ans Geländer geklammert. Sie konnte keine Plätze überqueren. Sie konnte nicht mehr Bus fahren. Sie nähte sich ein Pony aus Plüsch.

13 Schlafversager

Ausgeleiert. Der für gewöhnlich lautlose Gummizug meiner Schlafanzughose dehnt sich mit einem unschönen Ratschen, einem gewissen Widerstand, und schnellt nicht mehr zurück. Ich habe bereits die Bettdecke zurückgeschlagen und das Kissen aufgeschüttelt, ich bin mit beiden Beinen in die seidene Hose gestiegen und habe sie am Bund in die Höhe gezogen. Das Gummi verhielt sich unnachgiebig, zwackte an den Oberschenkeln, dann gab es nach, zu sehr.

Mein zweiter Schlafanzug, der mit den Blockstreifen, ist in der Wäsche. Ich besitze nicht übertrieben viele Schlafanzüge, ich habe diese beiden, den lindgrünen mit den Blockstreifen und den dunkelgrauen mit den Nadelstreifen, die mich entsprechend meiner Stellung kleiden, auch wenn es niemand sieht. Vor dem Umzug in den Osten assistierte meine Mutter mir beim Packen und schärfte mir ein, mich in meinem Beruf immer angemessen anzuziehen, in jeder Lage, also auch nachts. Fügsam legte ich zwei elegante ausrangierte Pyjamas meines Vaters in den Koffer. Ich habe seine Figur geerbt, sie passen mir. Die anderen Schlafanzüge, die mit den Baumwollbündchen an den Gelenken, mit den Aufdrucken von Ziffern und Wappen imaginärer amerikanischer Schulmannschaften, sind in meinem Elternhaus verblieben. Sie waren bequemer, sie waren praktischer, weil dank der sportlichen Bündchen beim Wälzen im Bett nichts verrutscht.

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