Stephan Thome - Fliehkräfte

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Hartmut Hainbach ist Ende fünfzig und hat alles erreicht, was er sich gewünscht hat: Er ist Professor für Philosophie und hat seine Traumfrau geheiratet, die er nach zwanzig Jahren Ehe immer noch liebt. Dennoch ist Hartmut nicht glücklich. Seine Frau ist nach Berlin gezogen, sodass aus der Ehe eine Wochenendbeziehung geworden ist, die gemeinsame Tochter hält die Eltern auf Distanz, der Reformfuror an den Universitäten nimmt Hartmut die Lust an der Arbeit. Als ihm überraschend das Angebot zu einem Berufswechsel gemacht wird, will er endlich Klarheit: über das Verhältnis zu seiner Tochter, über seine Ehe, über ein Leben, von dem er dachte, dass die wichtigen Entscheidungen längst getroffen sind.
Drei Jahre nach seinem gefeierten Debüt Grenzgang gerät in Stephan Thomes neuem Roman Fliehkräfte wieder einer ins Straucheln. Und mit atemberaubendem Gespür für die Niederlage, für das, was wirklich schmerzt, schickt Thome seinen Helden auf eine alles entscheidende Reise. Über Frankreich und Spanien führt sie ihn bis nach Lissabon und zugleich in die Vergangenheit, ganz nah heran an die Verwerfungen und Abgründe des gelebten Lebens.

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Drei E-Mails warten im Posteingang, keine von Maria. Katharina Müller-Graf schickt mehrere PDF-Dateien zum Thema Beurlaubung. Charles Lin hat eine ›Respektvolle Frage‹. Als Drittes und ohne Betreff erreicht ihn die Nachricht einer Studentin, die sich für die verspätete Abgabe ihrer Seminararbeit entschuldigt. Sie sei krank gewesen und könne notfalls ein Attest nachreichen. Herzliche Grüße, Anna Sowieso. Hartmut muss die Augen zusammenkneifen, um den osteuropäischen Nachnamen zu entziffern. Lang wie ein Satz. Ein Gesicht dazu will sich nicht einstellen.

Charles Lin erlaubt sich, ›in einer sehr respektvollen Weise die Frage zu richten an Sie, ob Sie schon Zeit gefunden haben für meine ganz niederrangigen Gedanken zu lesen und eine kritische Meinung sich dafür zu bilden‹. Falls ja, sei er ›begierig auf Sie‹ — gemeint ist wohl ›sie‹, die Meinung. Hartmut ringt den Impuls nieder, sofort zu antworten und seinen Doktoranden zu fragen, ob er noch alle Tassen im Schrank habe. Nach sechs Tagen die Bewertung einer über fünfhundertseitigen Arbeit zu verlangen, auf diese hinterfotzige Chinesen-Art! Außerdem glaubt er sich zu erinnern, dass er Herrn Lin für Donnerstag in seine Sprechstunde bestellt hat. Mit der Verschiebung beauftragt er Frau Hedwig.

Über dem kleinen Schreibtisch hängt das pseudoimpressionistische Ölbild einer Hafenmole im Abendlicht. Zwei verschwommene Kutter, deren rötliche Schatten auf dem Wasser zu tanzen beginnen, als Hartmut daraufschaut. Fünf starke Getränke innerhalb von anderthalb Stunden, und trotzdem hat er nicht das Gefühl, aufhören zu können.

Vor der Lektüre der dritten Mail tritt er hinaus auf den Balkon. Die Sonne ist verschwunden, auf dem Parkplatz unter ihm gehen die Laternen an. Rechter Hand führt ein Trampelpfad in die nächste Bucht. Die Person, die gerade dort entlanggeht, glaubt er als die blonde Frau aus der Bar zu erkennen, alleine jetzt und mit dem Handy am Ohr. Als Hartmut drinnen sein eigenes Mobiltelefon hervorholt, stellt er fest, dass der Akku fast leer ist. Trotzdem wählt er, lässt sich zweisprachig versichern, dass seine Frau sich freut über Nachrichten nach dem Signalton und schnellstmöglich zurückrufen wird, sucht nach einem Text, flucht und legt wieder auf.

Katharinas Mail ist entweder grün unterlegt, oder es stimmt etwas nicht mit seinem Bildschirm. Jedenfalls hat sie recherchiert und kommt zu dem Schluss, es sei finanziell machbar, wenn ein paar blaue Flecken ihn nicht schmerzen. Im Internet gebe es Seiten, auf denen er sein Ruhegehalt selbst errechnen könne, zum Beispiel die des Landesamts für Besoldung und Versorgung in Düsseldorf. Bezüglich der Chancen auf Bewilligung wolle sie nicht spekulieren, sondern lieber mit einer Kollegin in der Drei-drei sprechen, die nächste Woche aus dem Urlaub zurückkomme. Es folgt der Hinweis auf eine neben ihrem Computer stehende Weinflasche und dass der Filius das Wochenende bei seinem Vater verbringt. Eigentlich habe sie ihm ihre Erkenntnisse telefonisch präsentieren wollen, aber von seiner Sekretärin die schnippische Auskunft erhalten, Herr Hainbach sei die gesamte Woche außer Haus. ›Darf man fragen, wo Du bist?‹ Den Tolstoi habe sie beiseitegelegt. Zu dick. Sie schließt mit herzlichen Grüßen und der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. ›Deine Katharina.‹

Hartmut klappt den Laptop zu und geht zurück auf den Balkon. Die letzten hellen Streifen leuchten am Horizont. In der nächsten Bucht glaubt er, den Widerschein eines Feuers zu sehen. Vom Wind verwischte Musik und rhythmisches Händeklatschen wehen von dort herüber.

Im nächsten Moment hört er den Ton. Ein metallisches Sirren wie damals und wieder auf der linken Seite. Hartmut drückt einen Finger auf sein Ohr und könnte nicht sagen, ob das Geräusch von drinnen oder draußen kommt. Ist das die Trunkenheit? Ein einziges Mal hat er sich auf eine Website verirrt, wo Tinnitus-Patienten ihre Erfahrungen austauschen. Seitdem weiß er, dass der Trick darin besteht, sein Ohrgeräusch nicht als von außen kommende Belästigung zu betrachten, sondern als Stimme des eigenen Selbst. Die dazu rieten, taten es mit dem triumphierenden Stolz der Eingeweihten und schienen tatsächlich eine Art Dialog im Sinn zu haben: Warte nicht auf das Geräusch, sondern wende dich ihm zu und lerne, es zu verstehen. Ruf es an! Sokrates’ Daimon war vielleicht nichts anderes.

Sobald Hartmut die Augen schließt, wird der Ton lauter. Der Schwindel verstärkt sich. Mit einer Hand greift er nach dem Geländer, mit den Fingern der anderen drückt er auf seinem Ohr herum wie auf den Tasten eines Telefons. Irgendwas, das ihn normalerweise in der Bahn hält, ist auf einmal nicht mehr da. Er spürt sein Schwanken und kann nichts dagegen tun.

Guten Abend. Könnte ich bitte mit Hartmut Hainbach sprechen?

Mit einem schnellen Blick versichert er sich, dass der Nachbarbalkon leer ist. Er will das nicht, aber sein Wille stellt in diesem Moment keine relevante Größe dar. Wie ein inneres Vakuum empfindet er die Einsamkeit; die muss er ausmessen und sie ihrer Formlosigkeit berauben, damit sie hörbar und fühlbar wird und sich unterscheidet von einem Geräusch, das es nicht gibt.

«Es ist dringend«, sagt er halblaut.»Richten Sie ihm aus, der Anruf kommt von ihm selbst. «Seine Stimme klingt dünn gegen das Rauschen in der dunklen Bucht. Nur ein Spaß, sagt er sich und weiß, dass es sinnlos ist, mit sich selbst zu spaßen. Außerdem kennt er den zweifelnden Blick, mit dem Maria und Philippa sein Tun kommentieren würden. Eher peinlich berührt als genervt.

«Okay. Aber keine Provokationen. Fragen Sie ihn nicht nach seiner Frau, seiner Tochter, seinem Job oder sonst irgendwas, das mit seinem gegenwärtigen Leben zu tun hat. «Als sie einmal richtig böse auf ihn war, hat Philippa auf die Frage, was ihren Sinn für Humor von seinem unterscheide, geantwortet: dass ich einen habe.

«Verstanden. Und kann es sein, dass die Verbindung nicht besonders gut ist? Ich höre ein leises Sirren.«

«Sehr lustig. Wir stellen jetzt durch. Wenn Sie ein gewisses Buch erwähnen, wird die Verbindung unterbrochen.«

«Sie meinen Die Semantik des Schweigens . Ich hab viel davon gehört. War der Titel eigentlich ironisch gemeint?«

Hartmut nimmt die Hand vom Ohr und schüttelt sich, als würde ihn frösteln. Nein, ihn fröstelt wirklich. Das Meer rollt unaufhörlich gegen den leeren Strand, und über den Widerschein des Feuers in der anderen Bucht ziehen tanzende Schatten, so als bewegten sich Leute dicht vor den Flammen. Im Bad wäscht er sich das Gesicht, dann steht er vor dem Spiegel und erwägt die nächsten Schritte. Zurück in die Bar? Raus ans Wasser? Erst einmal legt er sich aufs Bett und wartet auf das Abklingen des Schwindelgefühls. Hört den Ton in seinem Ohr und Stimmen im Treppenhaus des Hotels. Ohne es zu wollen, muss er an ein anderes Geräusch denken, das er gestern Abend in Bernhards Haus gehört hat. Süß und nah und nicht für ihn bestimmt. Schon beim Essen schienen die beiden gerne allein sein zu wollen, auch wenn ihr Verhalten den Wunsch eher verbarg als offenbarte. Géraldine war wie Maria in ihren besten Momenten, mit dieser sanften Zuneigung im Blick, die niemanden etwas angeht außer den, dem sie gilt. So kam es, dass er schon um kurz nach elf erklärte, er sei müde und ziehe sich nach oben zurück.

In Wirklichkeit wollte er nicht schlafen, sondern warten.

Das Zimmer hatte sich mit Wärme aufgeladen und roch nach Garten und altem Holz. Draußen erklang das geschäftige Klappern von Tellern und Besteck. Leise, hin und her wandernde Stimmen. Inzwischen erinnerte er sich deutlich an die telefonzellengroße Box, die Sandrine und ihm an einem Bahnhof ins Auge gefallen war und aus Badlands hätte stammen können. In solch einem Kasten hatte Martin Sheen sein akustisches Testament aufgenommen, bevor er mit der blutjungen Sissy Spacek durchbrannte. Ihren Vater hatte er erschossen und das Haus niedergebrannt, und man konnte sich nur wundern, dass seine Freundin trotzdem mit ihm ging. Nach Liebe sah es nicht aus, eher nach einer Skrupellosigkeit, die schierer Langeweile entsprang. ›Record your voice, it’s fun‹ stand an der Tür; ob im Film oder in Wirklichkeit, wusste Hartmut nicht mehr. Es muss einer der ersten Filme gewesen sein, die sie im Varsity Theater zusammen gesehen haben. Mit der Schallplatte in der Hand saß er auf dem Bett und horchte.

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