Clemens Setz - Indigo

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Indigo: краткое содержание, описание и аннотация

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Im Norden der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer rätselhaften Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Jeden, der ihnen zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an dieser Schule und wird auf seltsame Vorgänge aufmerksam: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekanntem Ziel davongefahren. Setz beginnt, Nachforschungen anzustellen, doch er kommt nicht weit; er wird aus dem Schuldienst entlassen. Fünfzehn Jahre später berichten die Zeitungen von einem aufsehenerregenden Strafprozess: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird vom Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben.
Und jetzt noch einmal von vorne. Vergessen Sie die Zusammenfassung einer Romanhandlung, die sich jeder Zusammenfassung entzieht, und lesen Sie das Buch Indigo von Clemens J. Setz. Sein viertes insgesamt. Sie werden feststellen: Das radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur (Die Welt) geht weiter. Rasend spannend und so erholsam wie eine gute Massage. Hinterher spüren Sie jeden Muskel.

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Er stand über einem Abgrund, und in seine Zehen schnitt das dünne Seil, auf dem er glaubte balancieren zu müssen.

Er sagte:

— Ich glaube, ich werde vielleicht eine Weile …

Noch kannst du umkehren. Sag’s nicht. Nicht in diesem Augenblick.

— … eine Weile wegfahren. Nach Gillingen oder so, weißt du? Alte Bekannte wiedersehen. Mir die Seilbahn anschauen. Ich war da schon lang nicht mehr.

Er spürte, wie sich ihr betäubter, aber nicht bewegungsunfähiger Körper versteifte, als würde sie gleich der Länge nach, wie ein von mehreren Männern getragener Rammbock, mit dem Kopf voran durch eine enge Öffnung gestoßen werden. An einer Bewegung ihrer Nackenmuskulatur, der hellen Stelle, die im Dämmerlicht des Zimmers gut wahrzunehmen war, sah er, dass sie zu schlucken versuchte, aber dafür bereits zu schwach war.

Sollte er sich wünschen, sie hätte seinen Satz nicht mehr gehört? Aber sie war wach gewesen, eindeutig wach, Herrgott, was war eigentlich mit ihm los! Er stand auf, schnitt ein, zwei Affengrimassen, dann lief er aus dem Zimmer, setzte sich vor den Fernseher und musste sein Gesicht festhalten, damit die Ratten drinblieben.

Er hatte das Gefühl, gleich explodieren zu müssen — allerdings nicht spektakulär, napalm-majestätisch wie in Apocalypse Now , sondern mehr wie einer dieser Schweizer-Kracher, die nur harte, kleine Explosionen zustande brachten, die mehr mit dem Gefühl vorpubertärer Erektionen verwandt waren, kompakt, ängstlich, wuterfüllt, verwirrt.

Ich möchte mir die Arme abschnallen und in die Erde pflanzen.

Hör auf, hör auf, hör auf.

Er schaltete den Fernseher ein und setzte sich die Kopfhörer auf. Gillingen, dachte er, dieser seltsame kleine Ort in der Südsteiermark. In Homeshoppingkanälen wurden Diamanten und Armreifen in die Kamera gehalten. Die Hand, die die Gegenstände hin und her drehte, war stark behaart. Ein Bericht über Container-Verladevorschriften im Hafen von Amsterdam. Eine Gameshow mit behinderten Menschen (Blinde vs. Rollstuhlfahrer, Tourette vs. Contergan). Eine Dokumentation über einen norwegischen Nazi namens Hamsun, zu dem die Leute nach dem Krieg pilgerten und dem sie Bücher über den Gartenzaun warfen. Robert versuchte zu verstehen, worum es eigentlich ging, aber er konnte sich nicht konzentrieren, er schaltete weiter, fand Pferderennen und Golf und Bilderberger, einen Sprachkurs für Business Chinese und eine Frau, die darum bettelte, angerufen zu werden. Sie war nackt und ihr Gesicht möglicherweise pakistanisch, vielleicht auch indisch, und er starrte sie lange an, ohne einen bestimmten Gedanken zu fassen.

Sonnenlicht, so frisch wie die Luft auf einer Terrasse voller blecherner Gießkannen, kam durch die Fenster. Der erste Tag in theoretischer Freiheit, dachte Robert. Er drehte sich um und sah Cordula, sie lag mit nacktem Oberkörper auf ihrem Polster, umarmte ihn im Schlaf. Ihr Haar fiel über ihren Rücken, sie atmete leise und regelmäßig. Ihre Wirbelsäule, ihre Schulterblätter. Das graue Dämmerlicht des Zimmers auf ihren Flanken.

Das hat sie absichtlich gemacht, dachte Robert. Die letzten drei Nächte hat sie bereits mit Pyjamaoberteil geschlafen, Ich frier so leicht, Frauen haben eine andere Durchblutung als Männer, ein vollkommen anderes System, und es war ja auch schon etwas kühl geworden. Die Haut auf ihren Schultern hatte diese feine, grübchenreiche Elastizität, wenn sie sich über den runden Knochen spannte. Alles Runde ist ein Mysterium, eben weil es rund ist. Das begriff man zum ersten Mal, wenn man versuchte, einen Apfel zu zeichnen. Mein Gott, die vielen Stunden, vergeudet in Stillleben-Zeichenklassen. Wo die Reglosigkeit der Schüler die Reglosigkeit der Früchte sogar noch übertraf. Die Früchte wurden wenigstens faul und fingen an zu riechen, das war Leben, aber in den Schülern … Nicht einmal, wenn sie ganz in Roberts Nähe gesessen waren, hatten sie irgendeine Reaktion gezeigt. Er hatte sich noch nie so nackt gefühlt wie damals, zum ersten Mal außerhalb seiner Zone.

Er machte einen tiefen Atemzug und roch für einen kurzen Augenblick wieder die stickig heiße Luft im Inneren seines Lichtenberghäuschens in der Helianau, und darin, im stillen Lichtkreis der kleinen Leselampe: die Obstschale, der Altar, auf dem die bildenden Künstler seit Cézanne ihr Talent opfern und sich selbst geißeln. Und rund um ihn unzählige Fruchtfliegen, wie eine Hautkrankheit der Luft.

Mit einem Schnaufen hob Cordula ihren Kopf. Sie blickte sich um, sah Robert und sagte:

— Oh.

Er nickte ihr zu.

Dann kletterte er auf sie, sofort kam ihm ihr Geruch entgegen, ihr Atem, der aufgrund des Beruhigungsmittels abgestanden und sauer roch. Dennoch hatte er das Bedürfnis, sie zu küssen, aber sie lag eckig und ungastlich da, also begnügte er sich damit, zwischen ihre Beine zu rutschen und sich an sie zu drücken. Sie sagte nichts, aber ließ ihn in sie eindringen, allerdings nur ein paar Zentimeter. Sie war überhaupt nicht feucht, also würde es sowieso nur unter großen Schmerzen gehen. Robert blieb, wo er war. Am Eingang, zwischen Tür und Angel. Ein weiterer Atemzug stickig heißer Luft aus der Vergangenheit.

Ich bin grausam, dachte er. Und für einen Moment fiel der Schatten eines Bildes auf ihn, wie ein Vogel, der über eine Schneelandschaft huscht: das Bild eines zerzausten Hahns, den er in einer Kiste durch den Schnee trug, es schien so weit von ihm und seiner Situation entfernt, das Tier war auch tot inzwischen, und trotzdem war es da, hell wie das Licht am Ende eines Tunnels.

Ich bin grausam.

Normalerweise musste Cordula jeden Morgen kurz nach dem Aufwachen aufs Klo. Jetzt konnte sie nicht, und er drückte sich gegen sie, drückte vielleicht auch auf ihre Blase. Grausam.

— Warte, sagte sie leise und zutraulich. Du … kannst du …

Sie versuchte, ihn in eine angenehmere Position zu bringen. An einem anderen Tag hätte sie ihn weggestoßen, ihn einen Dummkopf und einen räudigen Hund genannt und hätte sich im Badezimmer Zeit gelassen, bis seine Erregung wieder abgeklungen war. Dann wäre sie nackt durchs Zimmer marschiert und hätte vielleicht gefragt, was er heute vorhabe. Sie müsse ja zur Arbeit gehen, Geld verdienen, normal sein und so, und er, was würde er machen, den ganzen Tag? Und daraus würde vielleicht ein kleiner Streit entstehen, der Ersatz für die abgebrochene Intimität.

Aber heute — nichts.

Sie bewegte sich vor und zurück, als würde ihr Becken beschwichtigend nicken, ja, ja, ich hab verstanden, schon klar, alles klar — und er wusste, dass er jetzt so etwas wie Mitleid empfinden könnte. Sie hatte diesmal tatsächlich Angst bekommen, er könnte für immer fortgehen. Und das würde er ja auch, gleich morgen. Heute Vorbereitungen, Telefonate, Tickets; morgen Abreise. Sie wollte nicht, dass er wegfuhr, und deshalb hielt sie still. Robert hatte Respekt vor dieser Haltung, vor dieser Konsequenz. Ich bin grausam, dachte er noch einmal und spürte, wie er zusammenschrumpfte, weich wurde, aus ihr glitt. Sie streichelte ihm mit der Hand über die Wange.

Es stimmte ja eigentlich alles mit ihr. Es war nicht ihre Schuld. Sie war freundlich, aufmerksam. Ihre Wohnung war hell. Sie roch wunderbar, sogar ihre Kopfhaut und die immer leicht verschwitzte Hautstelle zwischen ihren Schulterblättern. Und ihr dunkelblondes Haar war gesund und kräftig. Sie ließ ihn sogar manchmal Dinge ausprobieren, die er in Filmen gesehen hatte. Sie war geduldig. Und selbst wenn sie Kopfschmerzen oder Migräne bekam, schob sie es nicht auf ihn. Sie war wohlerzogen.

— Ich geh nur kurz, sagte Robert und stand auf.

— Okay, sagte Cordula.

Er ging aus dem Zimmer und stand da.

Wie machen das die Männer, die sagen, ich gehe nur kurz Zigaretten holen, und dann nie wieder auftauchen? Es muss sie doch geben, irgendwo auf der Welt laufen sie alle herum, diese Horden Zigaretten-Flüchtlinge, sie sitzen in kalten Hotelzimmern, ohne Reisepass, ohne Kreditkarte, ohne viel Bargeld, und warten. Worauf? Vielleicht ist es ein uraltes Geheimnis der Zigarettenautomaten selbst, ein geheimer Code, den man durch Drücken verschiedener Markenknöpfe eingibt, und dann öffnet sich die Box mit einem zischenden hydraulischen Geräusch und gibt einen Gang in die Unterwelt frei. Von allen Städten der Erde, durch die Öffnungen an Straßenecken und in Wänden öffentlicher Toiletten, steigen die Männer hinab in die Stollen, begrüßen einander mit einem knappen Nicken, denn ihnen ist nicht nach Sprechen zumute, viel zu lange sind sie zu Hause von ihren Frauen und Kindern gefragt worden, wie es ihnen geht und wohin sie gehen und wann sie wiederkommen, und sie folgen den leuchtenden Hinweisschildern bis zur Großen Unterirdischen Transitstation, dem geheimen Umschlagplatz all jener, die aus ihrem Leben aussteigen wollen. Unter den großen Neonschildern, auf denen die Logos der Zigarettenfirmen leuchten, warten sie auf riesigen Plattformen, jeder allein, jeder in sich gekehrt, auf ihre weiteren Verbindungen. Bärtige Gestalten in Trenchcoats, mit Kappen und Sonnenbrillen. Auch junge Männer sind darunter, gerade erst erwachsen geworden und dann eine Frau geschwängert, das haben sie nicht ausgehalten und sind jetzt hier, verängstigt und schüchtern, und zittern im U-Bahn-Wind ihrer ungewissen Zukunft, ihrem Exil entgegen. Dann tauchen schwarze, nur innen beleuchtete Unterwelt-Züge auf, die sich durchs Erdreich graben, und bringen die Aussteiger in weit entfernte Städte, nach Singapur, St. Petersburg, Kapstadt, Los Angeles. In den Waggons ist es so still wie in Truckstops mitten in der Wüste, die Passagiere reden nicht viel, manche murmeln vielleicht ein wenig vor sich hin, während die anderen ihre Mobiltelefone zerlegen oder mit einem Hammer kaputt schlagen. Ortungschips aller Art verschwinden in versiegelbaren Bleicontainern, die in jedem Abteil hängen. Und es gibt auch jene, die nie einen der Züge nehmen und in weit entfernten Städten des Globus wieder auftauchen, mit falschem Namen und neuer Frisur, nein, einige gewöhnen sich an die Kühle und die eigenartige Frische der Luft dort unten in den Transitstollen, an das flimmernde Neonlicht der Zigarettenwerbung, an die McDonald’s-Schalter, die von Blinden betrieben werden, und sie setzen sich hin und denken sich: Morgen, morgen nehme ich einen Zug, und für diese eine Nacht bleibe ich einfach hier sitzen. Und dann schlafen sie ein und überstehen, ohne dass es ihnen bewusst wird, die berühmte erste Nacht . Und danach sind sie frei, sie bleiben in den Tunnelsystemen und verbessern sie, bauen sie aus. Es ist wichtig, dass es sie gibt, denn ohne sie würden die Tunnelsysteme und die künstliche Beleuchtung und die Züge nicht existieren. Ist ja nicht alles einfach so in der Erde gewachsen. Alles von Menschenhand gebaut, über Jahrhunderte, wie eine unterirdische Ameisenstadt, vom ersten, unbekannt gebliebenen Aussteiger an, der mit seinen Fingernägeln an der Mauer neben dem Zigarettenautomaten kratzte und sich wünschte, die Erde möge ihn verschlucken — ihm folgten Millionen von einsamen Männern, die keinen Kontakt mehr mit ihrer Vergangenheit und Familie wollten und die sich mit bloßen Händen oder primitivem, beim Weggehen aus der Wohnung zufällig eingestecktem Werkzeug ins Erdreich gruben, für immer fernab vom heimischen Herd –

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