Herta Muller - Atemschaukel

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Atemschaukel: краткое содержание, описание и аннотация

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Herta Müllers Atemschaukel ist ein Ereignis. In einem überwältigenden, poetischen Roman erzählt sie vom Schicksal eines jungen Mannes aus Siebenbürgen im russischen Arbeitslager.
"Ich setzte mich an den Tisch und wartete auf Mitternacht. Und Mitternacht kam, aber die Patrouille hatte Verspätung. Drei Stunden mussten vergehen, das hielt man fast nicht aus. Dann waren sie da. Die Mutter hielt mir den Mantel mit dem schwarzen Samtbündchen. Ich schlüpfte hinein. Sie weinte. Ich zog die grünen Handschuhe an. Auf dem Holzgang, genau dort, wo die Gasuhr ist, sagte die Großmutter: ICH WEISS DU KOMMST WIEDER.
Ich habe mir diesen Satz nicht absichtlich gemerkt. Ich habe ihn unachtsam mit ins Lager genommen. Ich hatte keine Ahnung, dass er mich begleitet. Aber so ein Satz ist selbständig. Er hat in mir gearbeitet, mehr als alle mitgenommenen Bücher. ICH WEISS DU KOMMST WIEDER wurde zum Komplizen der Herzschaufel und zum Kontrahenten des Hungerengels. Weil ich wiedergekommen bin, darf ich das sagen: So ein Satz hält einen am Leben."

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Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt. Die Beziehung der Steppe zur Welt ist das Lauern, die Beziehung des Mondes das Leuchten, die Beziehung der Erdhunde das Fliehen, die Beziehung der Gräser das Schaukeln. Und meine Beziehung zur Welt ist das Essen.

Der Wind summte, ich hörte die Stimme meiner Mutter. Im letzten Sommer zu Hause bei Tisch hätte die Mutter nicht sagen sollen, stich die Kartoffeln nicht mit der Gabel an, sie zerfallen, die Gabel nimmt man fürs Fleisch. Das hat sich die Mutter nicht vorstellen können, dass die Steppe ihre Stimme kennt, dass mich die Kartoffeln einmal nachts in der Steppe in die Erde ziehen und die Sterne oben alle stechen. Dass ich mich wie ein Schrank durch Felder und Grasland zum Lagertor schleppe, hat damals am Tisch niemand geahnt. Dass ich nur drei Jahre später allein in der Nacht ein Kartoffelmensch bin und meinen Rückweg in ein Lager Heimweg nenne.

Am Lagertor bellten die Hunde mit diesen sopranhohen Nachtstimmen, die immer dem Weinen glichen. Vielleicht hatte Tur Prikulitsch auch mit den Wachposten eine Absprache, denn sie winkten mich durch, ich wurde nicht kontrolliert. Und ich hörte sie hinter mir lachen, Schuhe tappten auf den Boden. Ich konnte mich, so ausgestopft wie ich war, nicht umdrehen, vermutlich imitierte einer meinen steifen Gang.

Dem Albert Gion habe ich am nächsten Tag 3 mittlere Kartoffeln in die Nachtschicht mitgenommen. Vielleicht will er sie in aller Ruhe hinten auf dem Feuer, in dem offenen Eisenkorb, braten. Er will nicht. Er schaut sie einzeln an und legt sie in seine Mütze. Er fragt: Warum grad 273 Kartoffeln.

Weil minus 273 Grad Celsius der absolute Nullpunkt ist, sag ich, kälter geht es nicht.

Du hast es heute mit der Wissenschaft, meint er, du hast dich doch bestimmt verzählt.

Verzählt haben kann ich mich nicht, sag ich, die Zahl 273 passt auf sich auf, sie ist ein Postulat.

Postulat, sagt Albert Gion, du hättest an was anderes denken sollen. Mensch Leo, du hättest abhauen können.

Der Trudi Pelikan gab ich 20 Kartoffeln und hatte damit Zucker und Salz bezahlt. Zwei Monate später, kurz vor Weihnachten waren die 273 Kartoffeln alle. Die letzten kriegten so blaugrüne abgleitende Augen wie Bea Zakel. Ich überlegte, ob ich ihr das eines Tages sagen soll.

Himmel unten Erde oben

Im Sommerhaus auf der Wench, tief im Obstgarten, stand eine Holzbank ohne Lehne. Sie hieß Hermannonkel. Den Namen hatte sie, weil wir niemanden kannten, der so hieß. Der Hermannonkel hatte in der Erde zwei runde Füße aus Baumstämmen. Sein Sitzbrett war nur an der Oberseite glattgesägt, an der Unterseite war die Rinde am Holz. In der prallen Sonne schwitzte der Hermannonkel Harztropfen. Wenn man sie abzupfte, waren sie am nächsten Tag nachgewachsen.

Weiter oben auf dem Grashügel stand die Tante Luia. Sie hatte eine Lehne und vier Beine und war kleiner und schlanker als der Hermannonkel, und älter als er. Der Hermannonkel war ihr nachgekommen. Ich ließ mich vor der Tante Luia den Hügel hinunterrollen. Himmel unten Erde oben und dazwischen Gras. Immer hielt das Gras mich an den Füßen fest, dass ich nicht in den Himmel falle. Immer sah ich den grauen Unterleib der Tante Luia.

An einem Abend saß die Mutter auf der Tante Luia, und ich lag vor ihren Füßen auf dem Rücken im Gras. Wir schauten hinauf, die Sterne waren alle da. Und die Mutter zog sich den Kragen ihrer Strickjacke übers Kinn, bis der Kragen Lippen hatte. Bis nicht sie, sondern der Kragen sagte:

Der Himmel und die Erde sind die Welt. Der Himmel ist so groß, weil darin für jeden Menschen ein Mantel hängt. Und die Erde ist so groß wegen den ganzen Entfernungen bis zu den Zehen der Welt. Bis dorthin ist es aber so weit, dass man mit dem Denken aufhören muss, weil man die Entfernungen wie eine leere Übelkeit im Magen spürt.

Ich fragte: Wo ist das Weiteste auf der Welt.

Wo sie aufhört.

An den Zehen.

Ja.

Sind es auch zehn.

Ich glaube, ja.

Weißt du, welcher Mantel dir gehört.

Erst wenn ich oben im Himmel bin.

Dort sind doch die Toten.

Ja.

Wie kommen sie dorthin.

Sie wandern mit der Seele.

Hat die Seele auch Zehen.

Nein, Flügel.

Haben die Mäntel Ärmel.

Ja.

Sind die Ärmel ihre Flügel.

Ja.

Sind der Hermannonkel und die Tante Luia ein Paar.

Wenn das Holz heiratet, dann ja.

Dann stand die Mutter auf und ging ins Haus. Und ich setzte mich auf die Tante Luia, genau dorthin, wo sie gesessen hatte. Dort war das Holz warm. Im Obstgarten zitterte der schwarze Wind.

Von den Langeweilen

Heute habe ich keine Frühschicht, keine Nachmittagsschicht und keine Nachtschicht. Nach der letzten Nachtschicht kommt immer der lange Mittwoch. Er ist mein Sonntag und hört erst am Donnerstag um zwei Uhr mittags auf. Ich habe zu viel freie Luft um mich. Ich müsste mir die Nägel schneiden, aber letztes Mal schien es mir, als würde ich sie an meinen Fingern jemand anderem schneiden. Ich wusste nicht, wem.

Durchs Barackenfenster sieht man den Korso bis zur Kantine. Da kommen die zwei Zirris, sie tragen einen Eimer, darin wird Kohle sein, er ist schwer. An der ersten Bank sind sie vorbei, auf die zweite setzen sie sich, weil sie eine Lehne hat. Ich könnte das Fenster öffnen und winken oder hinausgehen. Schon schlüpfe ich in die Galoschen und bleibe dann in den Galoschen auf dem Bett sitzen.

Es gibt den langweiligen Größenwahn des Gummiwurms in der Kuckucksuhr, das schwarze Knie am Ofenrohr. Auf dem Boden liegt der Schatten des abgenutzten Holztischchens. Wenn sich die Sonne dreht, wird sein Schatten neu. Die Langeweile des Wasserspiegels im Blecheimer gibt es und das Wasser in meinen aufgepumpten Beinen. Die Langeweile der eigenen aufgerissenen Hemdnaht und der geliehenen Nähnadel gibt es und die zittrige Langeweile des Nähens, bei dem mir das Hirn über die Augen rutscht, und die Langeweile des abgebissenen Fadens gibt es.

Bei den Männern gibt es die Langeweile der unkennbaren Depressionen bei ihrem brummigen Kartenspielen ohne jede Passion. Mit einem guten Blatt muss man gewinnen wollen, doch die Männer brechen ihr Spiel ab, bevor einer gewonnen oder verloren hat. Und bei den Frauen gibt es die Langeweile des Gesangs, ihre Heimwehlieder beim Entlausen in der Langeweile der soliden Läusekämme aus Horn und Bakelit. Und es gibt die Langeweile der schartigen Blechkämme, die nichts nützen. Die Langeweile des Kahlscherens gibt es und die Langeweile der Schädel wie Porzellandosen, dekoriert mit Eiterblümchen und Girlanden aus frischen und abflauenden Läusebissen. Auch die stumme Langeweile der Planton-Kati gibt es. Die Planton-Kati singt nie. Ich habe sie gefragt: Kati, kannst du nicht singen. Sie hat gesagt: Ich hab mich schon gekämmt. Siehst du, ohne Haare kratzt der Kamm.

Der Lagerhof ist ein leeres Dorf in der Sonne, die Zacken der Wolken sind Feuer. Meine Fini-Tante zeigte auf der Bergwiese in die Abendsonne. Ein Windschub hatte ihre Haare hochgehoben wie ein Vogelnest und ihren Hinterkopf mit einem weißen Scheitel in der Mitte durchgeschnitten. Und sie sagte: Das Christkind backt Kuchen. Ich fragte: Schon jetzt. Schon jetzt, sagte sie.

Es gibt die Langeweile der vergeudeten Gespräche, um nicht zu sagen Gelegenheiten. Für einen schlichten Wunsch verbraucht man viele Wörter und vielleicht bleibt keines hängen. Oft meide ich Gespräche, und wenn ich sie suche, habe ich Angst vor ihnen, am meisten vor denen mit Bea Zakel. Es kann sein, dass ich von Bea Zakel gar nichts will, wenn ich mit ihr rede. Dass ich in ihre länglichen Augen tauche, weil ich um Gnade betteln will bei Tur. Im Grunde rede ich mit allen mehr, als ich will, um weniger allein zu sein. Als könnte man im Lager überhaupt allein sein. Kann man nicht, nicht einmal wenn das Lager ein leeres Dorf in der Sonne ist.

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