Herta Muller - Atemschaukel

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Atemschaukel: краткое содержание, описание и аннотация

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Herta Müllers Atemschaukel ist ein Ereignis. In einem überwältigenden, poetischen Roman erzählt sie vom Schicksal eines jungen Mannes aus Siebenbürgen im russischen Arbeitslager.
"Ich setzte mich an den Tisch und wartete auf Mitternacht. Und Mitternacht kam, aber die Patrouille hatte Verspätung. Drei Stunden mussten vergehen, das hielt man fast nicht aus. Dann waren sie da. Die Mutter hielt mir den Mantel mit dem schwarzen Samtbündchen. Ich schlüpfte hinein. Sie weinte. Ich zog die grünen Handschuhe an. Auf dem Holzgang, genau dort, wo die Gasuhr ist, sagte die Großmutter: ICH WEISS DU KOMMST WIEDER.
Ich habe mir diesen Satz nicht absichtlich gemerkt. Ich habe ihn unachtsam mit ins Lager genommen. Ich hatte keine Ahnung, dass er mich begleitet. Aber so ein Satz ist selbständig. Er hat in mir gearbeitet, mehr als alle mitgenommenen Bücher. ICH WEISS DU KOMMST WIEDER wurde zum Komplizen der Herzschaufel und zum Kontrahenten des Hungerengels. Weil ich wiedergekommen bin, darf ich das sagen: So ein Satz hält einen am Leben."

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Es ist immer dasselbe, ich lege mich hin, denn so ruhig wie jetzt ist es später nicht mehr, weil die anderen aus der Arbeit kommen. Nachtschichtler schlafen nicht lange am Stück, nach vier Stunden Pflichtschlaf bin ich wach. Ich könnte mir ausrechnen, wie lang es noch dauert, bis im Lager wieder ein langweiliger Frühling ist mit einem nächsten sinnlosen Frieden und dem Gerücht, dass wir bald nach Hause dürfen. Und ich liege in diesem neuen Frieden im neuen Gras und habe mir die ganze Erde auf den Rücken geschnallt. Doch wir werden von hier in ein anderes Lager verlegt, noch weiter ostwärts, in ein Holzfällerlager. Und ich packe meine Kellersachen in den Grammophonkoffer, packe und packe und werde nicht fertig. Die anderen warten schon. Die Lokomotive tutet, ich spring im letzten Moment aufs Trittbrett. Wir fahren von einem Tannenwald in den nächsten. Die Tannen springen zur Seite und weichen den Schienen aus und hüpfen hinterm Zug wieder auf ihren Platz zurück. Und wir kommen an und steigen aus, zuerst der Kommandant Schischtwanjonow. Ich lasse mir Zeit und hoffe, niemand merkt, dass ich im Grammophonkoffer weder eine Säge habe noch eine Axt, nur Kellersachen und mein weißes Taschentuch. Der Kommandant hat sich nach dem Aussteigen gleich umgezogen, an seiner Uniform sind Hornknöpfe und Schulterklappen mit Eichenblättern, obwohl wir im Tannenwald sind. Er wird ungeduldig, dawaj, mach schon, sagte er zu mir, Sägen und Äxte haben wir mehr als genug. Ich steige aus, und er gibt mir einen braunen Papiersack. Schon wieder Zement, denke ich. Aber an einer Ecke ist der Sack zerrissen, und es rinnt weißes Mehl heraus. Ich bedanke mich für das Geschenk, nehme den Sack unter den linken Arm und mit dem rechten salutiere ich. Schischtwanjonow sagt: Beine lockern, in den Bergen hier muss man auch sprengen. Jetzt begreife ich, das weiße Mehl ist Dynamit.

Statt auf solche Gedanken zu kommen, könnte ich etwas lesen. Aber den schrecklichen Zarathustra, den dicken Faust und den dünngedruckten Weinheber habe ich für ein bisschen Hungerstille längst als Zigarettenpapier verkauft. An meinem vorigen freien Mittwoch habe ich mir vorgestellt, dass wir gar nicht in den Zug steigen. Dass die Baracke ohne Räder mit uns weiter in den Osten fährt und sich beim Fahren dehnt wie eine Ziehharmonika. Dass es gar nicht rüttelt, dass draußen Akazien vorbeilaufen und mit den Ästen am Fenster kratzen und ich neben Kobelian sitze und frage: Wieso fahren wir, wir haben doch gar keine Räder. Und dass Kobelian sagt: Wir fahren doch auf einem Kugellager.

Ich bin müde und habe keine Lust, mich schrecklich nach etwas zu sehnen. Es gibt allerhand Langeweilen, schnell vorauseilende und spät nachhinkende. Wenn ich sie gut behandle, tun sie mir nichts und sind jeden Tag mein Eigentum. Das ganze Jahr gibt es überm Russendorf die Langeweile des dünnen Mondes, sein Hals simuliert eine Gurkenblüte oder eine Trompete mit grauen Fingerklappen. Ein paar Tage später wächst ein halber Mond wie eine aufgehängte Schiebermütze. Und in den Tagen darauf schaut vom Himmel herunter die Langeweile einer ganzen Mondkugel, voll bis zum Überlaufen. Jeden Tag gibt es die Langeweile des Stacheldrahts auf der Lagermauer, die Langeweile der Wachposten auf den Türmen, die glänzenden Schuhspitzen von Tur Prikulitsch und die Langeweile der eigenen zerrissenen Galoschen. Die Langeweile der weißen Kühlturmwolke gibt es sowie die Langeweile der weißen Leintücher des Brotes. Und es gibt die Langeweile der gewellten Asbestplatten, der Teerschwaden und der alten Ölpfützen.

Es gibt die Langeweile der Sonne, wenn das Holz dorrt und die Erde dünner wird als im Kopf der Verstand, wenn die Wachhunde dösen, statt zu bellen. Und bevor das Gras ganz verdurstet ist, zieht sich der Himmel zu, dann gibt es die Langeweile am unteren Ende der Regenschnüre, bis das Holz quillt und die Schuhe im Schlamm kleben und die Kleider auf der Haut. Der Sommer quält sein Laub, der Herbst seine Farben, der Winter uns.

Es gibt die Langeweile des frischgefallenen Schnees mit Kohlestaub und des alten Schnees mit Kohlestaub, die Langeweile des alten Schnees mit Kartoffelschalen und des frischgefallenen Schnees ohne Kartoffelschalen. Die Langeweile des Schnees mit Zementfalten und Teerflecken, die mehlige Wolle auf den Wachhunden und ihr blechtiefes oder sopranhohes Gebell. Es gibt die Langeweile der tropfenden Rohre, ihre Eiszapfen wie Glasrettiche, und die Langeweile des plüschmöbeligen Schnees auf den Kellertreppen. Auch den Eiszwirn gibt es und sein haarnetziges Schmelzen auf den Schamottbröseln der Koksbatterien. Auch die Langeweile des klebrigen menschenversessenen Schnees gibt es, der uns die Augen verglast und die Wangen verbrennt.

Auf den breiten russischen Bahnstrecken gibt es den Schnee der Holztraversen, den Rostkranz der Schrauben, die eng beisammensitzen, zwei, drei oder gar fünf wie Schulterklappen mit verschiedenen Ranghöhen. Und am Bahndamm gibt es, wenn jemand umfällt, die Langeweile des Schnees mit dem Leichnam und seiner Schaufel. Kaum weggeräumt, hat man die Leiche vergessen, weil man in dickem Schnee den Umriss magerer Leichen nicht sieht. Nur die Langeweile einer verlassenen Schaufel. Man soll nicht in der Nähe der Schaufel sein. Wenn sich der Wind schwach hebt, fliegt eine Seele, mit Federn geschmückt. Wenn er stark ist, wird sie in Wellen getragen. Nicht nur sie, mit jedem Leichnam wird vermutlich auch ein Hungerengel frei und sucht sich einen neuen Wirt. Aber zwei Hungerengel kann keiner von uns ernähren.

Die Trudi Pelikan hat mir erzählt, dass sie und die russische Feldscherin mit Kobelian zum Bahndamm gefahren sind und die erfrorene Corina Marcu aufs Auto geladen haben. Dass die Trudi auf die Ladefläche gestiegen ist, um die Leiche nackt auszuziehen, bevor sie ins Grab kommt, dass die Feldscherin aber gesagt hat: Das machen wir später. Dass die Feldscherin mit Kobelian in der Kabine und die Trudi Pelikan mit der Leiche oben saß. Dass Kobelian nicht auf den Friedhof, sondern ins Lager fuhr, wo Bea Zakel in der Krankenbaracke wartete und mit ihrem Kind auf dem Arm vor die Tür trat, als sie das Auto brummen hörte. Dass Kobelian sich die tote Corina Marcu auf die Schulter lud und auf Weisung der Feldscherin nicht ins Sterbezimmer und nicht ins Behandlungszimmer trug, sondern ins Privatzimmer der Feldscherin. Dass er dort nicht wusste, wohin damit, weil die Feldscherin sagte: Warte. Dass ihm die Tote auf der Schulter zu schwer wurde und er sie an sich herunterrutschen ließ und auf den Boden stellte. Dass er sie an sich lehnte, bis die Feldscherin die Konservendosen in einen Eimer gerafft hatte und der Tisch frei war. Dass Kobelian die Tote ohne ein weiteres Wort auf den Tisch legte. Dass die Trudi Pelikan anfing, der Toten die Jacke aufzuknöpfen, weil sie glaubte, Bea Zakel warte auf die Kleider. Dass die Feldscherin sagte: Erst die Haare. Dass Bea Zakel ihr Kind hinter den Holzverschlag zu den anderen Kindern sperrte. Dass das Kind solange an die Holzwand trat und schrie, bis auch die anderen Kinder schriller mitschrien, so wie Hunde schriller mitbellen, wenn einer anfängt. Dass Bea Zakel die Tote am Kopf über den Tischrand zog, bis ihre Haare herunterhingen. Dass Corina Marcu wie durch ein Wunder noch nie kahlgeschoren worden war und die Feldscherin sich jetzt die Haare mit der Nullerschere abschor. Dass Bea Zakel sie ordentlich in ein Holzkistchen legte. Dass die Trudi wissen wollte, wozu das gut ist, und die Feldscherin sagte: Für Fensterkissen. Dass die Trudi fragte: Für wen, und Bea Zakel sagte: Für die Schneiderei, der Herr Reusch näht uns Fensterkissen, Haare halten den Luftzug ab. Dass die Feldscherin sich die Hände mit Seife wusch und sagte: Ich habe Angst, dass man sich langweilt, wenn man tot ist. Dass Bea Zakel darauf mit einer ungewöhnlich hohen Stimme sagte: Mit Recht. Dass Bea Zakel dann zwei leere Blätter aus dem Krankenregister riss und das Holzkistchen abdeckte. Dass sie mit dem Kistchen unterm Arm aussah, als hätte sie im Laden des Russendorfs eine verderbliche Ware gekauft. Dass sie nicht auf die Kleider wartete, sondern mit dem Kistchen verschwand, bevor die Tote fertig ausgezogen war. Dass Kobelian zu seinem Auto ging. Dass es dauerte, bis die Tote nackt war, weil die Trudi den guten Pufoaika-Anzug nicht zerschneiden wollte. Dass bei dem Gezerre eine Katzenbrosche aus der Jackentasche der Toten neben den Eimer auf den Boden fiel. Dass die Trudi Pelikan sich nach der Brosche bückte und im Eimer auf einer der glänzenden Konservendosen das Gedruckte buchstabierte: CORNED BEEF. Dass sie ihren Augen nicht traute. Dass die Feldscherin, während sie noch buchstabierte, die Brosche aufhob. Dass die ganze Zeit das Auto draußen brummte und nicht wegfuhr. Dass die Feldscherin mit der Katzenbrosche in der Hand hinausging und mit leerer Hand wiederkam und sagte: Kobelian sitzt am Steuer, sagt immer Großer Gott und heult.

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