Herta Muller - Atemschaukel

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Atemschaukel: краткое содержание, описание и аннотация

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Herta Müllers Atemschaukel ist ein Ereignis. In einem überwältigenden, poetischen Roman erzählt sie vom Schicksal eines jungen Mannes aus Siebenbürgen im russischen Arbeitslager.
"Ich setzte mich an den Tisch und wartete auf Mitternacht. Und Mitternacht kam, aber die Patrouille hatte Verspätung. Drei Stunden mussten vergehen, das hielt man fast nicht aus. Dann waren sie da. Die Mutter hielt mir den Mantel mit dem schwarzen Samtbündchen. Ich schlüpfte hinein. Sie weinte. Ich zog die grünen Handschuhe an. Auf dem Holzgang, genau dort, wo die Gasuhr ist, sagte die Großmutter: ICH WEISS DU KOMMST WIEDER.
Ich habe mir diesen Satz nicht absichtlich gemerkt. Ich habe ihn unachtsam mit ins Lager genommen. Ich hatte keine Ahnung, dass er mich begleitet. Aber so ein Satz ist selbständig. Er hat in mir gearbeitet, mehr als alle mitgenommenen Bücher. ICH WEISS DU KOMMST WIEDER wurde zum Komplizen der Herzschaufel und zum Kontrahenten des Hungerengels. Weil ich wiedergekommen bin, darf ich das sagen: So ein Satz hält einen am Leben."

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Als ich mit dem Abladen begann, wedelte er mit schlaffer Hand, was sagen sollte, nicht so schnell, wir haben Zeit. Er ging in ein wahrscheinlich weißes, aber vom Scheinwerferlicht gelbes Haus.

Ich legte den Mantel aufs Kabinendach und schaufelte so langsam es nur ging. Doch die Schaufel war mein Herr und gab die Zeit vor, ich musste mitmachen. Dann war sie stolz auf mich. Schaufeln war seit Jahren das einzige, in dem noch ein Rest Stolz übrig war. Bald war das Auto leer und Kobelian noch immer im Haus bei seinem Bruder.

Manchmal reift ein Plan langsam, aber es ist eine elektrisierende Sache, wenn man prompt einen Entschluss fasst und, bevor man sich ihn zutraut, von seiner Plötzlichkeit getrieben wird. Ich hatte den Mantel schon übergestreift. Als ich mir sagte, dass es fürs Stehlen Karzer gibt, gingen meine Füße noch schneller zu den Tannen. Das Gittertor war nicht zugesperrt. Es muss ein verwilderter Park oder Friedhof gewesen sein. Ich brach alle unteren Äste ab, dann zog ich den Mantel aus und wickelte sie hinein. Das Tor ließ ich offen und beeilte mich zurück zum Haus von Kobelians Bruder. Jetzt stand es lauernd und weiß im Sackdunkeln, die Scheinwerfer brannten nicht mehr, Kobelian hatte auch die Ladeklappe schon geschlossen. Mein Bündel roch streng nach Harz und scharf nach Angst, als ich es über meinen Kopf aufs Auto warf. Kobelian saß in der Kabine und stank nach Wodka. So sage ich das heute, aber gedacht habe ich damals, er riecht nach Wodka. Er ist ja kein Trinker, Wodka trinkt er nur zu fettigem Essen, habe ich gedacht. Er hätte auch ein bisschen an mich denken können.

Wenn es so spät wird, weiß man nie, was am Lagertor passiert. Drei Wachhunde bellten. Der Posten stieß mir mit dem Gewehrlauf das Bündel aus den Armen. Die Äste lagen auf dem Boden, der städtische Mantel mit dem Samtbündchen darunter. Die Hunde schnüffelten an den Ästen und dann nur noch am Mantel. Und der stärkste, vielleicht der Leithund unter ihnen, zog den Mantel im Maul wie einen Leichnam durch den halben Hof zum Appellplatz. Ich lief ihm nach und konnte den Mantel sogar noch retten, aber nur, weil er von ihm abließ.

Zwei Tage später zog der Brotmann seinen Karren an mir vorbei. Und auf dem weißen Leintuch lag ein neuer Besen, der war aus einem Schaufelstiel und meinen Tannenästen.

In drei Tagen war Weihnachten — ein Wort, das grüne Tannen in die Zimmer stellt. Ich hatte nur die zerrissenen grünen Wollhandschuhe von meiner Fini-Tante im Koffer. Der Advokat Paul Gast war seit zwei Wochen Maschinist in einer Fabrik. Ich bestellte Draht. Er brachte mir ein Bündel handlang geschnittene Drahtstücke, an einem Ende zusammengeschnürt wie eine Quaste. Ich baute einen Drahtbaum, zog die Handschuhe auf und knüpfte grüne Wollfäden so dicht wie Nadeln an die Äste.

Der Weihnachtsbaum stand auf dem Tischchen unter der Kuckucksuhr. Der Advokat Paul Gast hängte zwei braune Brotkugeln dran. Wieso er Brot zum Schmücken übrig hat, fragte ich mich damals nicht, weil ich sicher war, er wird die Brotkugeln am nächsten Tag essen, und weil er beim Kneten der Kugeln von zu Hause erzählte.

Am Gymnasium bei uns in Oberwischau wurde in der Adventszeit jeden Morgen vor der ersten Stunde der Adventskranz angezündet. Er hing über dem Katheder. Unser Erdkundelehrer hieß Leonida und hatte eine Vollglatze. Die Kerzen brannten, und wir sangen, oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blä… Und wir hörten sofort auf zu singen, denn Leonida schrie AU. Auf die Glatze war rosa Wachs getropft. Leonida schrie, Kerzen ausblasen. Er hüpfte zur Stuhllehne und zog aus dem Rock ein Klappmesser aus Blech, es war ein Silberfisch. Komm her, rief Leonida und klappte das Messer auf und beugte sich. Und ich kratze ihm mit dem Messer das Wachs von der Glatze. Ich habe ihn nicht geschnitten. Aber als ich wieder in der Bank auf meinem Platz saß, kam er zielstrebig zu mir und gab mir eine Ohrfeige. Als ich mir die Tränen aus den Augen wischen wollte, schrie er, Hände auf den Rücken.

10 Rubel

Bea Zakel hatte mir von Tur Prikulitsch einen Propusk, einen Passierschein für den Basar, beschafft. Von der Aussicht auf einen Freigang darf man keinem Hungrigen erzählen. Ich sagte es niemandem. Ich nahm mein Kissen und die Ledergamaschen vom Herrn Carp, es ging wie immer ums Tauschmanöver der Kalorien. Um 11 Uhr machte ich mich auf den Weg, machten wir uns auf den Weg, mein Hunger und ich.

Es war noch dunstig vom Regen. Im Schlamm standen Händler mit Rostschrauben und Zahnrädern und Hutzelweiber mit Blechgeschirr und Häufchen blauer Malfarbe für die Häuser. Um die Farbe herum waren die Pfützen blau. Und daneben lagen Haufen von Zucker und Salz, Dörrpflaumen, Maismehl, Hirse, Graupen und Erbsen. Sogar Maiskuchen mit Zuckerrübenbrei auf grünen Meerrettichblättern. Frauen ohne Zähne mit dicker Sauermilch in Blechkanistern und ein einbeiniger Junge mit einer Krücke und einem Eimer voll rotem Himbeerwasser. Flinke Vagabunden liefen herum mit verbogenen Messern, Gabeln und Angelruten. In amerikanischen Konservendosen flitzten silbrige Fischchen wie lebende Sicherheitsnadeln.

Mit meinen Ledergamaschen auf dem Arm schob ich mich durchs Gewühl. Vor einem alten Uniformierten mit kahlen Löchern im Haar und einem Brustschild aus Dutzenden Kriegsabzeichen lagen zwei Bücher, eines über den Popokatepetl und eines mit zwei dicken Flöhen auf dem Umschlag. Ich blätterte das Flohbuch durch, weil es viele Bilder hatte. Zwei Flöhe auf einer Schaukel, daneben die Hand des Dompteurs mit einer winzigen Peitsche; ein Floh auf der Lehne eines Schaukelstuhls; ein Floh, eingespannt vor eine Hochzeitskutsche aus einer Nuss-Schale; die Brust eines Jungen mit zwei Flöhen zwischen den Brustwarzen und symmetrisch bis zum Nabel hinunter zwei gleichlange Ketten aus Flohbissen.

Der Uniformierte zog mir die Ledergamaschen vom Arm und hielt sie vor seine Brust, dann auf die Schulter. Ich zeigte ihm, sie sind für die Beine. Er lachte hohl aus dem Bauch, wie Tur Prikulitsch beim Appell manchmal lachte, wie große Truthähne bellen. Seine Oberlippe blieb immer wieder an einem Zahnstumpf hängen. Der Händler daneben kam hinzu, rieb die Lederschnürchen der Gamaschen zwischen seinen Fingern. Dann kam einer mit Messern in der Hand, steckte seine Ware in die Rocktasche und hielt sich die Gamaschen links und rechts an beide Hüften, dann an den Hintern und hüpfte dabei wie ein Narr. Und der Uniformierte mit dem Zahnstumpf machte mit dem Mund Furzgeräusche dazu. Dann kam einer mit zugewickeltem Hals und einer Krücke, deren Armstütze eine abgebrochene, mit Fetzen umwickelte Sense war. Er schlüpfte mit dem Krückstock in die eine Gamasche hinein und schleuderte sie in die Luft. Ich lief hin und hob sie auf. Und ein Stückchen weiter kam meine zweite Gamasche geflogen. Und als ich mich nach der zweiten bückte, lag außer der Gamasche auch ein zerknüllter Geldschein im Schlamm.

Den hatte jemand verloren, hoffentlich vermisst er ihn noch nicht, dachte ich. Vielleicht sucht er ihn auch schon, vielleicht hat auch einer aus der Horde schon während des Gespötts oder gerade jetzt, wo ich mich bücke, den Geldschein gesehen und schaut, was ich tu. Die Horde lachte noch über mich und meine Gamaschen, und ich hatte das Geld schon in der Faust.

Ich musste mich rasch unsichtbar machen, ich drückte mich ins Gewühl. Ich presste die Ledergamaschen unter den Arm und strich den Schein glatt, es waren 10 Rubel.

10 Rubel, das war ein Vermögen. Nicht rechnen, nur essen, dachte ich, und was ich nicht essen kann, geht ins Kissen. Ich hatte keine Zeit mehr für Ledergamaschen, diese peinliche Ware von einem anderen Stern machte mich nur auffällig. Ich ließ sie aus der Achsel auf den Boden fallen und flitzte mit meinen 10 Rubel wie ein Silberfischchen in die andere Richtung.

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