Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Er hielt es bald nicht mehr aus, zu Hause zu sitzen und sich auszudenken, wie sein Konkurrent vom Publikum auf Händen getragen wurde. Er schlich sich in den Club, blieb hinten bei den Toiletten stehen und schaute sich an, wie dieser Ungar mit dem breiten Lausbubengesicht auf der Bühne saß und dabei lässigen Umgang mit einer elektrischen Gitarre pflegte, einer amerikanischen, deren Korpus eingeschnitten war, so daß man bequem auf den obersten Lagen spielen konnte. Attila war gerade einundzwanzig geworden. Er wollte Geld verdienen. So ein Abend im Embassy-Club war für ihn ein Job und hatte mit Kunst wenig zu tun. Der Besitzer hatte zu Attila gesagt, man wünsche sich nach der doch eher schweren Kost der vorangegangenen Monate etwas Leichtes, und weil Attila so gut wie alles spielen konnte, spielte er eben etwas Leichtes, konventionellen Swing. Daß ausgerechnet dieser immer etwas wie benebelt grinsende Mann Jahre später zum Wegbereiter des Free Jazz werden sollte, das konnte damals im Embassy keiner ahnen. Aber es war nicht etwa die unambitionierte Simplizität dessen, was hier geboten wurde, die meinen Vater beunruhigte. Im Gegenteil. Sein musikalisches Ideal war nämlich durchaus schlicht. Die Musik, die er in jedem wachen Augenblick und wohl auch träumend in seinem Kopf hörte, war volkstümlich fröhlich, einfach und melodiös (die Beatles — viel später — kamen diesem Ideal sehr nahe, und längst bevor die» Fachwelt «zur großen Verbeugung ausholte, brüllte er in seine Welt hinaus, die vier Liverpooler seien so groß wie Mozart). Das Ziel war das Reine, Leichte, Einfältige; die bekannten musikalischen Wege aber, die dorthin führten, fand er ausgetreten, touristisch verwahrlost, vom Radio verkitscht, von purer Fingerfertigkeit zugeschmiert, verdreckt, dem Ideal unwürdig und schädlich. Seine Versuche, neue Breschen durch den Dschungel der Töne zu schlagen, ließ er vor sich selbst jedoch nicht als eine neue Musik gelten, und er verachtete die, die solches vorgaben. Das war alles erst Vorbereitung. Es war wie Üben. Es geht ja auch niemand her und behauptet, er habe komponiert, wenn er lediglich die Tonleiter hinauf und hinunter gespielt hat. Django Reinhardt hatte das Ziel erreicht. Der Zigeuner war seinen Weg gegangen, und es war ein neuer Weg gewesen. Der Zigeuner wußte wie er: der Dschungel mußte neu gerodet werden, damit Ihre Majestät, das Schöne Lied, auf unzertretenem, frisch duftendem Boden Einzug halten konnte. Als mein Vater Attila sah — fünf Jahre jünger als er! — , Zigarette im Mundwinkel, mit offenem Hemd ohne Sakko, wie er mit lockerer Hand und entspannter Miene zu Baß, Klavier und Schlagzeug die alten Standards trällerte, da dachte er: Der ist ebenfalls am Ziel! Und er dachte: Ich werde das Ziel nie erreichen! Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit griffen nach ihm, und eine surreale Angst vor den Männerrücken und Männerhüten, auf die er blickte, stieg in ihm auf, als würden die sich gleich zu einem gesichtslosen Tribunal formieren und ihn, Georg Lukasser, der Hochstapelei anklagen, des Diebstahls: Du hast dir unter Vorspiegelung von Talent unsere Gunst geklaut! — Und als er so in der Ecke der Bar neben der Tür zu den Toiletten lehnte und die Fingernägel seiner Griffhand abkaute, sah er Carl im Publikum sitzen. Der war ja nicht zu übersehen, überragte alle, sein Haarschopf leuchtete wie Stroh in der Sonne. Da brach er zusammen. Ließ sich voll laufen. Soff sich nieder. Kam eine Woche nicht mehr aus seinem Rausch heraus.

Carl suchte ihn. Er wußte ja nicht, wo er wohnte. Niemand im Club wußte es. Er wandte sich an die amerikanische Besatzungsbehörde, die konnte ihm schließlich die Adresse nennen: 17. Bezirk, Hernals, Zeilergasse 7/ 3/ 17.

Carl:»Ich mußte deinem Vater versprechen, und ich habe ihm versprochen, erstens: daß ich mir nie wieder ein Konzert mit Attila Zoller ansehen werde; zweitens: daß ich, sollte Attila Zoller je eine Schallplatte aufnehmen, mir diese nicht kaufen werde; drittens: daß ich mit Attila Zoller nie ein persönliches Wort sprechen werde; viertens: daß ich Attila Zoller in Gegenwart anderer nie loben werde. Das habe ich deinem Vater versprochen. Und zwar in der Kirche von Mariazell.«

Stilgerecht in einem Wallfahrtsort erfolgte die Inauguration des Schutzengels. — Meine Mutter war es, die Carl so genannt hat. Natürlich spöttisch. Mein Vater hat ihr deswegen einmal seine Faust böse gegen die Schulter gerammt. Aber sie hat ja gar nicht über Carl gespottet, wie er meinte, sondern über uns, die Lukassers. Wenn sie zu meinem Vater sagte:»Unser Schutzengel hat für dich angerufen«, klang das aus ihrem Mund wie: Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, und du hast ihn dir auch nicht ausgesucht, er hat sich uns ausgesucht, und wir finden nicht mehr heraus.

4

Die Wahrheit ist: Sie hat ihn sich ausgesucht.

Meine Mutter arbeitete als Serviermädchen im Café vom Hotel Imperial. Eines Tages trat sie an Carls Tisch und sagte:»Herr Professor, ich muß Sie etwas fragen. Wollen Sie mir helfen?«Und sie meinte damit nichts anderes als: Er sollte den Freiwerber spielen, den Gelegenheitsmacher, den Kuppler. Mein Vater und Carl trafen sich zu dieser Zeit sehr häufig, und zwei-, dreimal in der Woche trafen sie sich zum Frühstück im Café vom Imperial. In dem Haus am Rudolfsplatz standen nach dem Abzug der amerikanischen Offiziere zwei Stockwerke leer. Carl hatte meinem Vater einen Raum im Erdgeschoß zum Probieren überlassen. Mein Vater spielte inzwischen auf der Gibson an einem kleinen Verstärker, zusammen mit einem Schlagzeuger, einem Bassisten und einem Vibraphonisten, der auch einigermaßen das Klavier und das Akkordeon bedienen konnte. Sie probierten Neues aus, alles unter dem Diktat von Georg Lukasser, versteht sich. In dem Gemeindebau, in dem mein Vater und meine Großmutter wohnten, hätte er nicht so laut spielen dürfen und auch nicht bis spät in die Nacht hinein. Am Rudolfsplatz störte das niemanden. Er besaß einen Schlüssel zum Haus, konnte kommen und gehen, wann er wollte. Carl sagte:»Sie bieten mir den Genuß Ihrer Kunst, es ist nur recht und billig, wenn ich Sie dafür ab und zu zum Frühstück einlade. «Meistens war Carl vor meinem Vater im Imperial, er las die Zeitungen, und so gut wie immer verspätete sich mein Vater — nicht eine Viertelstunde, nicht eine halbe Stunde —; es ärgerte Carl, in welchem Maß er es sich gestattete, auf ihn zu warten.

Als junge Frau sah meine Mutter nicht so gut aus wie später; wir besitzen nicht viele Fotos aus dieser Zeit, aber alle zeigen sie hohläugig und blaß. Carl erzählte, sie sei beinahe geborsten vor nervöser Unruhe, habe niemandem in die Augen sehen können, habe keine zwei Minuten ruhig sitzen können, habe die Angewohnheit gehabt, sich an den Handrücken zu kratzen, sei bis zur Unhöflichkeit sparsam mit Worten gewesen und habe immer gehüstelt. Die Haare hatte sie in einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden, das wurde von der Hotelleitung verlangt. In der Nervosität bekam ihre Stimme eine strenge, vorwurfsvolle Höhe.»Ich muß Sie etwas fragen!«Das klang wie: Jetzt reicht’s aber!

Er solle sie mit diesem jungen Mann an seiner Seite bekannt machen, sagte sie. Du lieber Himmel, habe er sich gedacht, was für eine Formulierung!

«Was wollen Sie von ihm?«fragte er. Ihm kam gar nicht in den Sinn, daß sie an Georg als Mann interessiert sein könnte. Sie trug ihr Begehr in so sachlicher Form vor, daß er nichts anderes als irgendein Geschäft vermutete — ohne allerdings auch nur einen Tau zu haben, um was für ein Geschäft es sich handeln könnte. Sie war gekleidet mit der niedlichen Uniform der weiblichen Angestellten des Imperial — weiße Kniestrümpfe in schwarzen Schnürstiefelchen, einen dunkelblauen wadenlangen Rock, weiße Schürze mit Rüschen, weiße Handschuhe und ein weißes Häubchen, das sie als eine Beleidigung empfinde — wie sie in einem plötzlichen Umschwung in ihrem Tonfall zu einem beinahe intimen Fauchen von sich gab, voller Ärger; so daß Carl nun vermutete, ihre Nervosität rühre allein daher, daß sie sich permanent unter Gewalt halte, um nicht zu explodieren. Sie war erst zwanzig und sehr ernst und nicht eine Spur verlegen.

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