Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Mein Vater konnte mit seinen vierundzwanzig Jahren bereits auf eine lange Karriere als Musiker zurückblicken. Zum ersten Mal war er auf der Bühne eines Tanzlokals gestanden, da war er noch nicht zehn gewesen. Seit seinem vierzehnten Lebensjahr war er regelmäßig gemeinsam mit meinem Großvater aufgetreten. Ich erinnere mich an ein Foto: mein Vater, versteckt hinter seiner Gitarre, neben ihm mein Großvater mit einem Schnurrbart à la Johann Strauß, auf seinen Sohn deutend wie ein Dompteur auf einen Affen. Mein Vater hatte sich eine eigene Technik erarbeitet, die es ihm ermöglichte, seine kleine Hand schnell zwischen den Gitarrensaiten und den Baßsaiten zu bewegen. Einer der Höhepunkte der Abende war, daß mein Großvater ein Stück begann, meistens einen Galopp, mein Vater einsetzte, mein Großvater ihn antrieb, schneller, schneller, und mein Vater die Geschwindigkeit der Schlaghand zu einem wahren Teufelstanz steigerte, bis einige Damen im Publikum» Aufhören! Aufhören!«riefen, weil sie fürchteten, das Kind könnte vor ihren Augen zusammenbrechen.

Mein Großvater starb an Lungenkrebs, der Krieg war gerade ein Jahr alt und sein Sohn achtzehn. Zum Militärdienst wurde mein Vater nicht eingezogen, nicht wegen Kleinheit und Magerkeit, sicher auch nicht, weil meine Großmutter ohne ihn vielleicht verhungert wäre — wen hätte das damals groß gekümmert? — , sondern, weil er an der Heimatfront gebraucht wurde, nämlich zur musikalischen Unterhaltung der Parteibonzen im feinen Hietzing. Den Nazis verdankten er und meine Großmutter, daß sie nicht delogiert wurden und auch in den letzten Kriegsmonaten ihre Sachen noch einigermaßen zusammenhalten konnten.

Schon während des Krieges war mein Vater mit dem Jazz in Berührung gekommen. Was er übrigens ebenfalls den Nazis verdankte. Konkret der Gestapo von Paris. Die hatte nämlich im Zuge einer Razzia die beliebte Band des Club Ventdour verhaftet — wegen Jazz! — und nach Wien zur Zwangsarbeit überstellt. Den österreichischen Nazis schien die Musik jedoch zu gefallen. Einer der Musiker, der Schlagzeuger Arthur Motta (nach dem Krieg spielte er eine kurze Zeit mit Django Reinhardt zusammen), wurde sogar für die Tanzkapelle des Reichssenders Wien verpflichtet. Die Musiker durften sich relativ frei in der Stadt bewegen, und so trafen sie bald mit Wiener Kollegen zusammen, mit Uzi Förster, dem Pianisten Roland Kovac — und eben auch mit meinen Vater. Einer der Franzosen, Marcel Etlens hieß er, er war Akkordeonist, Bassist und Gitarrist, befreundete sich mit ihm. Er zeigte ihm Tricks. Wobei sich mein Vater partout nichts auf der Gitarre beibringen lassen wollte; er habe, sagte er, den besten Gitarrelehrer gehabt, nämlich seinen Vater, und er habe bis an sein Lebensende genug zu tun, um alles, was der in seinen Kopf gepflanzt habe, in die Hände wachsen zu lassen. Was ihn interessierte, war, Effekte und Klänge, wie sie auf anderen Instrumenten hervorgebracht wurden, auf die Gitarre zu übertragen. Von Arthur Motta ließ er sich verschiedene Rhythmen zeigen, studierte genau die Technik, wie er die Trommeln und Becken schlug, wie er Synkopen knapp neben den erwarteten Stellen setzte und so die Dynamik steigerte.»Eine Fremdsprache lernen«, nannte er das. Gitarristen ist er sein Leben lang aus dem Weg gegangen; aber von Louis Armstrongs Gesang schaute er sich das Vibrato ab, ebenso vom Gesang der Marilyn Monroe; wie man mit leisen Tönen umgeht, lernte er von Lester Youngs Saxophonspiel und — später — von den zarten Melodien aus Chet Bakers Trompete; von Coleman Hawkins, den er eine Zeitlang fanatisch verehrte, übernahm er die Eigenart, sich einen Ton in einem hüpfenden di-dam zu holen und zwischen zwei Phrasen über die chromatische Tonleiter hinunter zu tanzen wie Fred Astaire über eine Treppe in die Arme von Ginger Rogers, nur etwa viermal so schnell. Hawkins Tenorsax inspirierte ihn außerdem zu Soli auf den Bässen der Contragitarre, wobei er, um nicht nur eine nach der anderen frei zu zupfen, mit der Hülle eines Lippenstifts über die Saiten fuhr, eine Technik, von der ihm ein schwarzer amerikanischer Soldat erzählt hatte, daß sie die Bluesgitarristen im Mississippidelta gern anwendeten (was auf der Contra allerdings erst einen Effekt erzielte, wenn er das Instrument nahe am Mikrophon spielte). So hat er es immer gehalten; wenn ihn einer über Musik hätte reden hören, und er hätte ihn nicht näher gekannt, er wäre wohl zur Ansicht gekommen, mein Vater interessiere sich für alles, nur nicht für die Gitarre. Ich erinnere mich an seine Thelonius-Monk-Phase; ich lernte gerade das kleine Einmaleins, als er, stöhnend, grunzend, fluchend und hysterisch schreiend, in unserer Küche in der Penzingerstraße saß und sich ärgerte, weil ihm die Töne zu unverletzt kamen, er aber auf der Gitarre spielen wollte (längst nicht mehr auf seiner alten Contra, sondern auf der wunderschönen, waldhonigfarbenen Gibson, die ihm Carl, wie er sagte» mit einem lachenden und einem weinenden Ohr «geschenkt hatte), daß es klänge wie Monk auf dem Klavier, nämlich so, als wäre er, wenn er einen Ton anschlug, noch von dem vorangegangenen so überrascht, daß er auf den folgenden nicht achten könnte und seine Finger nur eine Aufgabe hätten, nämlich zu korrigieren, immer wieder zu korrigieren, von Ton zu Ton, weswegen sich jedes Stück am Ende anhörte, als hätte es sich selbst geschrieben, und zwar zu keinem größeren als des Musikers Erstaunen.»Nie klingt ein Ton schöner, als wenn er zum erstenmal erklingt«, sagte er.»Es müßte einen Anfänger geben, der gut spielen kann. «In gewisser Weise war er ein solcher. Und genau das war es, was die» Fachwelt «begeisterte. — Und genau darauf hatte Carl im Vorwort zu seinem Interview — dem ersten und letzten in seinem Leben — besonderen Wert gelegt.

Bis zum Herbst 1948 war Georg Lukasser mit seiner Contragitarre das unangefochtene Genie der Wiener Jazzszene. Dann kam Attila Zoller aus Ungarn. Vielleicht hatte sich das Publikum an dem eigenwilligen Sound meines Vaters ja schon satt gehört; die große Neugierde jedenfalls galt nun Attila. (Ich darf ihn so nennen, schließlich hat er mir feierlich das Du angeboten; ich war sechs, und er tat, als wäre ich ein Kollege. Viele Jahre hatte es gedauert, bis sich die beiden versöhnten und Freunde wurden, was zu hundert Prozent auf Attilas Konto ging; zusammen gespielt haben sie freilich nie, privat nicht und öffentlich schon gar nicht. Nachdem sich mein Vater im April 1976 das Leben genommen hatte, schrieb Attila einen mitfühlenden Brief an meine Mutter und mich. Während meiner Zeit in Amerika besuchte ich ihn in seinem Haus in Townshend, Vermont, und ich traf dort einen der liebenswürdigsten Menschen, die mir in meinem Leben begegnet sind. Vor einem halben Jahr kaufte ich eine CD von ihm — Attila Zoller. Solo Guitar. Lasting Love —, sie ist 1997 aufgenommen worden, also ein Jahr vor seinem Tod. Die dritte Nummer trägt den Titel Struwwelpeter . Mein Herz hat sich zusammengekrampft —»Struwwelpeter «war der Spitzname meines Vaters, Attila hat ihn aufgebracht. Ich hätte gern Carl angerufen und ihm das Stück am Telefon vorgespielt. Er hätte gesagt: Es ist eine ironische Verbeugung vor der rhetorischen Gitarrenkunst von Georg Lukasser; und ich hätte hinzugefügt: der genau so, wie wenn er mit dem Mund redete, auch auf der Gitarre vom Hundertsten ins Tausendste kam; aber Carl hätte das letzte Wort gehabt: nur mit dem Unterschied, hätte er gesagt, daß er auf der Gitarre immer wieder zum Ausgangspunkt zurückfand.) Der Besitzer des Embassy-Club empfahl meinem Vater, sich ein halbes Jahr lang rar zu machen.»Was hält dich hier?«sagte er.»Fahr in die Staaten, dort ist Platz für viele gute Gitarristen. «Hätte er ihm ein halbes Jahr vorher diesen Vorschlag unterbreitet, wer weiß, womöglich hätte sich mein Vater über Carl ein Visum verschafft und wäre abgedampft. Jetzt ging das nicht mehr. Jetzt wäre das einer Kapitulation gleichgekommen. Was tat er? Er versteckte sich. Weinte aus steinernem Gesicht. Saß in Unterhosen und Unterhemd bei seiner Mutter am Küchentisch und war grob zu ihr. Aß nichts. Aber trank. Ich glaube nicht, daß er damals mit dem Trinken begonnen hat; er hat vorher sicher auch schon getrunken; aber nun nahm das Trinken einen anderen Charakter an.

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