Erich Remarque - Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

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»Wie Schweiß«, sagt Bodendiek, der dem Arzt nicht traut.

»Wenn ich Lebensangst hätte, wäre ich gläubiger Katholik«, erkläre ich und ziehe die Flasche an mich.

»Unsinn! Wenn Sie gläubiger Katholik wären, hätten Sie keine Lebensangst.«

»Das ist kirchenväterliche Haarspalterei.«

Bodendiek lacht. »Was wissen denn Sie schon von der exquisiten Geistigkeit unserer Kirchenväter, Sie junger Barbar?«

»Genug, um aufzuhören bei dem jahrelangen Streit, den die Väter darüber hatten, ob Adam und Eva einen Nabel gehabt hätten oder nicht.«

Wernicke grinst. Bodendiek macht ein angewidertes Gesicht. »Billigste Unwissenheit und platter Materialismus, traut verbündet wie immer«, sagt er in die Richtung von Wernicke und mir.

»Sie sollten nicht mit der Wissenschaft auf einem so hohen Roß sitzen«, erwidere ich. »Was würden Sie machen, wenn Sie einen hochentzündeten Blinddarm hätten, und weit und breit wäre nur ein einziger, erstklassiger, aber atheistischer Arzt zur Hilfe da? Beten oder sich von einem Heiden operieren lassen?«

»Beides, Sie Anfänger in der Dialektik – es würde dem heidnischen Arzt eine Gelegenheit geben, sich Verdienst vor Gott zu erwerben.«

»Sie sollten sich überhaupt nicht von einem Arzt behandeln lassen«, sage ich. »Wenn es Gottes Wille wäre, so müßten Sie eben sterben, aber nicht versuchen, das zu korrigieren.«

Bodendiek winkt ab. »Jetzt kommt bald die Sache mit dem freien Willen und der Allmacht Gottes. Findige Untersekundaner glauben damit die gesamte Kirchenlehre zu widerlegen.« Er erhebt sich wohlwollend. Sein Schädel leuchtet von Gesundheit. Wernicke und ich sehen schmächtig gegen diesen Glaubensprotz aus. »Gegesegnete Mahlzeit!« sagt er. »Ich muß noch zu meinen anderen Pfarrkindern.«

Niemand antwortet auf das Wort »andere«. Er rauscht ab. »Haben Sie schon beobachtet, daß Priester und Generäle meistens steinalt werden?« frage ich Wernicke.

»Der Zahn des Zweifels und der Sorge nagt nicht an ihnen. Sie sind viel in frischer Luft, sind auf Lebenszeit angestellt und brauchen nicht zu denken. Der eine hat den Katechismus, der andere das Exerzierreglement. Außerdem genießen beide größtes Ansehen. Der eine ist hoffähig bei Gott, der andere beim Kaiser.«

Wernicke zündet sich eine Zigarette an. »Haben Sie auch bemerkt, wie vorteilhaft der Vikar kämpft?« frage ich.

»Wir müssen seinen Glauben respektieren – er unsern Unglauben nicht.«

Wernicke bläst den Rauch in meine Richtung. »Er macht Sie ärgerlich – Sie ihn nicht.«

»Das ist es!« sage ich. »Das macht mich ja so ärgerlich!«

»Er weiß es. Das macht ihn so sicher.«

Ich schenke mir den Rest des Weines ein. Kaum anderthalb Glas – das andere hat der Streiter Gottes getrunken – einen Forster Jesuitengarten 1915 – Wein, den man nur abends mit einer Frau trinken sollte. »Und Sie?« frage ich.

»Mich geht das alles nichts an«, sagt Wernicke. »Ich bin eine Art Verkehrspolizist des Seelenlebens. Ich versuche es an dieser Kreuzung hier etwas zu dirigieren – aber ich bin nicht für den Verkehr verantwortlich.«

»Ich fühle mich immerfort für alles in der Welt verantwortlich. Bin ich eigentlich ein Psychopath?«

Wernicke bricht in ein beleidigendes Gelächter aus. »Das möchten Sie wohl! So einfach ist das nicht! Sie sind völlig uninteressant. Ein ganz normaler Durchschnittsadoleszent!«

Ich komme auf die Große Straße. Langsam schiebt sich ein Demonstrationszug vom Markt her heran. Wie Möwen vor einer dunklen Wolke flattern hastig noch eine Anzahl hellgekleideter Sonntagsausflügler mit Kindern, Eßpaketen, Fahrrädern und buntem Krimskrams vor ihm her – dann ist er da und versperrt die Straße.

Es ist ein Zug von Kriegskrüppeln, die gegen ihre niedrigen Renten protestieren. Voran fährt auf einem kleinen Rollwagen der Stumpf eines Körpers mit einem Kopf. Arme und Beine fehlen. Es ist nicht mehr möglich, zu sehen, ob der Stumpf früher ein großer oder ein kleiner Mann gewesen ist. Selbst an den Schultern kann man es nicht mehr abschätzen, da die Arme so hoch amputiert worden sind, daß kein Platz für Prothesen mehr da war. Der Kopf ist rund, der Mann hat lebhafte braune Augen und trägt einen Schnurrbart. Jemand muß jeden Tag auf ihn achtgeben – er ist rasiert, das Haar ist geschnitten und der Schnurrbart gestutzt. Der kleine Wagen, der eigentlich nur ein Brett mit Rollen ist, wird von einem Einarmigen gezogen. Der Amputierte sitzt sehr gerade und aufmerksam darauf. Ihm folgen die Wagen mit den Beinamputierten; je drei nebeneinander. Es sind Wagen mit großen Gummirädern, die mit den Händen vorwärtsbewegt werden. Die Lederschürzen, die die Stellen zudecken, wo Beine sein müßten, und die gewöhnlich geschlossen sind, sind heute offen. Man sieht die Stümpfe. Die Hosen sind sorgfältig darumgefaltet.

Als nächste kommen Amputierte mit Krücken. Es sind die sonderbar schiefen Silhouetten, die man so oft gesehen hat – die geraden Krücken und dazwischen der etwas schräghängende Körper. Dann folgen Blinde und Einäugige. Man hört die weißen Stäbe auf das Pflaster tappen und sieht an den Armen die gelben Binden mit den drei Punkten. Die Augenlosen sind dadurch so bezeichnet, wie man die geschlossenen Einfahrten von Einbahnstraßen oder Sackgassen markiert – mit den drei schwarzen runden Bällen des verbotenen Verkehrs. Viele der Verletzten tragen Schilder mit Aufschriften. Auch die Blinden tragen welche, wenn sie sie auch nie mehr lesen können. »Ist das der Dank des Vaterlandes?« steht auf einem. »Wir verhungern«, auf einem anderen.

Dem Mann auf dem kleinen Wagen hat man einen Stock mit einem Zettel vorn in seine Jacke gesteckt. Darauf steht:»Meine Monatsrente ist eine Goldmark wert.« Zwischen zwei anderen Wagen flattert eine weiße Fahne:»Unsere Kinder haben keine Milch, kein Fleisch, keine Butter. Haben wir dafür gekämpft?«

Es sind die traurigsten Opfer der Inflation. Ihre Renten sind so entwertet, daß sie kaum noch etwas damit anfangen können. Ab und zu werden ihre Bezüge von der Regierung erhöht – viel zu spät, denn am Tage der Erhöhung sind sie schon wieder um ein Vielfaches zu niedrig. Der Dollar ist zu wild geworden; er springt jetzt nicht mehr um Tausende und Zehntausende, sondern um Hunderttausende täglich. Vorgestern stand er auf einer Million zweihunderttausend – gestern auf einer Million vierhunderttausend. Morgen erwartet man ihn auf zwei Millionen – und am Ende des Monats auf zehn. Die Arbeiter bekommen jetzt zweimal am Tage Geld – morgens und nachmittags -, und jedesmal eine halbe Stunde Pause, damit sie losrennen und einkaufen können; denn wenn sie bis nachmittags damit warten, haben sie schon soviel verloren, daß ihre Kinder nicht halb mehr satt werden. Satt – nicht gut genährt. Satt mit allem, was man in den Magen stopfen kann – nicht mit dem, was der Körper braucht.

Der Zug ist viel langsamer als alle anderen Demonstrationszüge. Hinter ihm stauen sich die Autos der Sonntagsausflügler. Es ist ein sonderbarer Kontrast – die graue, fast anonyme Masse der schweigend sich dahinschleppenden Kriegsopfer, und dahinter die zurückgestauten Autos der Kriegsgewinnler, murrend, fauchend, ungeduldig, dicht auf den Fersen der Kriegerwitwen, die mit ihren Kindern den Schluß des Zuges bilden, dünn, verhungert, verhärmt und ängstlich. In den Autos prangen die Farben des Sommers, Leinen, Seide, volle Wangen, runde Arme und Gesichter, die verlegen sind, weil sie in diese unangenehme Situation geraten sind. Die Fußgänger auf den Trottoirs sind besser dran; sie schauen einfach weg und zerren ihre Kinder mit, die stehenbleiben und die Verstümmelten erklärt haben wollen. Wer kann, verschwindet durch die Seitenstraßen.

Die Sonne steht hoch, es ist heiß, und die Verwundeten fangen an zu schwitzen. Es ist der ungesunde käsige Schweiß der Blutarmen, der ihnen über die Gesichter rinnt. Hinter ihnen plärrt plötzlich eine Hupe. Jemand hat es nicht ausgehalten; er glaubt, er müsse einige Minuten sparen, und versucht deshalb, halb auf dem Trottoir vorbeizufahren. Alle Verwundeten drehen sich um. Keiner sagt etwas, aber sie ziehen sich auseinander und sperren die Straße. Das Auto müßte sie überfahren, wenn es passieren wollte. Ein junger Mann in einem hellen Anzug, mit einem Strohhut, sitzt mit einem Mädchen darin. Er macht ein paar albernverlegene Gesten und zündet sich eine Zigarette an. Jeder der Verletzten, der an ihm vorbeikommt, sieht ihn an. Nicht aus Vorwurf – er sieht nach der Zigarette, deren würziger Duft über die Straße treibt. Es ist eine sehr gute Zigarette, und keiner der Verwundeten kann sich oft erlauben, überhaupt noch zu rauchen. Deshalb schnuppern sie wenigstens, soviel sie können.

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