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Ной Гордон: Der Medicus von Saragossa

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Ной Гордон Der Medicus von Saragossa

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Titel der Originalausgabe: The Last Jew Der Abdruck von Passagen aus Dantes (übers. v. Karl Vossler, Piper Verlag GmbH, München 1969) erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages. Die Stadt Saragossa findet sich auf der Landkarte im Vorsatz unter ihrem lateinischen Namen Cesaraugusta.

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»Ach, das Entgelt. Es kann natürlich erst gezahlt werden, wenn der Nachlaß geregelt ist. Man wird es Euch nachsenden.«

»Mir sind zehn silberne Kelche aus dem Besitz des Grafen aufgefallen. Die hätte ich gern als Bezahlung.«

Der priesterliche Verwalter horchte auf, wenngleich mit entsetzter Miene. »Zehn Silberkelche sind viel mehr wert als das Entgelt für einen Mißerfolg«, erwiderte er trocken.Ihr habt ihn nicht am Leben halten können, las Jona in seinem Blick. »Nehmt vier, wenn Ihr wollt.«

»Fray Francisco Espina sagte, ich würde reichlich entschädigt.«

Padre Guzman wußte aus Erfahrung, daß man sich von aufdringlichen bischöflichen Beamten nicht ins Handwerk pfuschen lassen durfte. »Dann sechs«, sagte er, ein harter Verhandler.

»Ich nehme sie, wenn ich die anderen vier kaufen darf. Zwei sind beschädigt.«

Der Verwalter nannte einen Preis, der unverschämt war, doch die Kelche waren für Jona viel mehr wert als Geld, und so stimmte er, wenn auch mit aufgesetztem Widerwillen, sofort zu.

Padre Sebbo hatte dem Wortwechsel mit einem feinen Lächeln gelauscht. Jetzt verabschiedete er sich und schlenderte, mit erhobener Hand und einem letzten Segenswunsch für die Wachen, durch das Tor wie ein Mann, der die Welt zum Ziel hat.

Als Jona eine Stunde später durch dasselbe Tor reiten wollte, wurde er aufgehalten.

»Es tut mir leid, Senor. Wir haben den Befehl, Eure Habe zu durchsuchen«, sagte der Hauptmann der Wache zu ihm.

Sie zogen alles aus seinen Taschen, was er so sorgfältig eingepackt hatte, doch er beherrschte sich, obwohl sein Magen sich verkrampfte.

»Für die Kelche habe ich eine Empfangsbestätigung«, sagte er.

Schließlich nickte der Hauptmann ihm zu, und Jona führte Hermana beiseite, um seine Sachen wieder einzupacken. Dann saß er auf und ließ das Schloß von Tembleque mit Freuden hinter sich.

Sie trafen sich in Toledo vor dem Bischofspalast.

»Keine Schwierigkeiten?«

»Nein«, sagte Padre Sebastian. »Ein Fahrer, der mich kannte, nahm mich in seiner Kutsche mit. Ich bin hier eingezogen wie der Papst.«

Sie gingen ins Gebäude, meldeten sich an und saßen dann schweigend nebeneinander auf einer Bank, bis der Mönch zurückkehrte und sagte, Padre Espina könne sie jetzt zu einem vertraulichen Gespräch empfangen.

Jona wußte, daß es Padre Espina verwirrte, sie beide zusammen zu sehen.

»Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen«, sagte Padre Sebastian, als sie Platz genommen hatten.

»Ich höre zu.«

Der weißhaarige alte Mann erzählte von einem jungen Priester, voller Ehrgeiz und gesegnet mit familiären Beziehungen, der um eine Reliquie gebeten hatte, die ihn zum Abt eines großen Klosters machen würde. Er erzählte von Kabale und Diebstahl und Mord. Und vom Arzt von Toledo, der sein Leben auf dem Scheiterhaufen verloren hatte, weil er die Bitte eines Priesters seines erwählten Glaubens nicht hatte abschlagen wollen. »Das war Euer Vater, Padre Espina.«

Padre Sebastian berichtete, daß er in den Jahren seiner Wanderschaft überall nach gestohlenen Reliquien gefragt habe. »Die meisten Leute zuckten nur die Achseln. Es war schwierig, etwas zu erfahren, aber ich schnappte hier und dort ein Wort auf, und alle Worte wiesen mich auf den Grafen Fernan Vasca hin. So lenkte ich meine Schritte immer wieder einmal zur Burg von Tembleque, bis die Leute dort sich an meinen Anblick gewöhnten. Und ich hielt die Augen und Ohren offen, aber erst in diesem Jahr hielt Gott es für angemessen, mich auf der Burg mit diesem Medicus hier zusammenzubringen, wofür ich ihm sehr danke.«

Padre Espina lauschte mit gebannter Aufmerksamkeit, die sich zu Staunen wandelte, als Padre Sebastian einen Gegenstand aus seinem Bündel zog und ihn mit größter Sorgfalt auswickelte.

Die drei Männer verstummten, als sie das Reliquiar vor sich sahen.

Das Silber war schwarz angelaufen, das Gold aber noch rein und strahlend, und die Heiligenfiguren und die Früchte und Pflanzen der Verzierung stachen trotz ihrer Schwärze dem Betrachter ins Auge.

»Gott hat dem Schöpfer die Hände geführt«, sagte Padre Espina.

»Ja«, entgegnete Padre Sebastian. Er nahm den Deckel vom Ziborium, und die drei starrten die Reliquie in der Schale an. Die beiden Priester bekreuzigten sich.

»Seht Euch satt daran«, sagte Padre Sebastian, »denn die Reliquie der Santa Ana und das Reliquiar müssen so schnell wie möglich nach Rom geschickt werden, und unsere Freunde in der päpstlichen Kurie sind berüchtigt für ihre Langsamkeit, wenn es darum geht, die Echtheit einer gestohlenen und wiedergefundenen Reliquie zu bestätigen. Es kann sein, daß wir es nicht mehr erleben.«

»Aber es wird geschehen«, sagte Padre Espina, »und zwar dank Euch beiden. Die Legende der Toledaner Reliquie der Santa Ana ist überall bekannt, und Euch beide wird man als Helden ihrer Rettung feiern.«

»Ihr habt mir erst kürzlich gesagt, daß ich mit Eurer Hilfe immer rechnen könne«, sagte Jona. »Jetzt muß ich Euch um diese Hilfe bitten. Mein Name darf in Zusammenhang mit dieser Angelegenheit nicht erwähnt werden.«

Padre Espina war verwirrt über diese unerwartete Wendung, und er musterte Jona schweigend.

»Was haltet Ihr von Senor Callicos Bitte?« fragte er Padre Sebastian.

»Sie hat meine volle Unterstützung«, erwiderte der alte Priester. »Ich habe seine Rechtschaffenheit kennengelernt. In Zeiten, die sonderbar und schwierig sind, kann es ein Segen sein, unerkannt zu bleiben, sogar für einen Ehrenmann.«

Schließlich nickte Espina. »Mir ist bewußt, daß auch mein Vater zu seiner Zeit eine solche Bitte hätte äußern können. Welche Gründe Ihr auch haben mögt, ich werde Euch keine Sorgen bereiten. Aber gibt es sonst noch etwas, das ich für Euch tun kann?«

»Nein, Padre, vielen Dank.«

Padre Espina wandte sich nun an Padre Sebastian. »Aber wenigstens Ihr als Priester müßt zur Verfügung stehen, um zu bezeugen, was in der Burg von Tembleque vorgefallen ist«, sagte er. »Kann ich Euch nicht eine Stellung verschaffen, in der Ihr nicht mit den Armen wandern und Euer täglich Brot erbetteln müßt?«

Aber Padre Sebastian Alvarez wollte weiter Bettelmönch bleiben. »Santa Ana hat mein Leben und meine Berufung verändert und mich zu einer Priesterschaft geführt, die ich mir so nicht vorgestellt habe. Bitten möchte ich Euch, dafür zu sorgen, daß mein Name nur erwähnt wird, wo es notwendig ist, damit diese meine Priesterschaft fortbestehen kann.«

Padre Espina nickte. »Ihr müßt einen Bericht darüber verfassen, wie diese Gegenstände wiedergefunden wurden. Bischof Enrique Sagasta kennt mich und vertraut mir, als Mensch und als Priester. Ich bin mir sicher, ich kann ihn überreden, daß er diese Kostbarkeiten nach Rom sendet mit der Erklärung, sie seien vom Offizium für Glaubensangelegenheiten des Toledaner Bistums wiederaufgefunden worden, in der Burg von Tembleque nach dem Tod des Grafen Fernan Vasca, der als Reliquienhändler bekannt war. Die uralte Basilika des Konstantin in Rom wurde niedergerissen, und über dem Grab des heiligen Petrus soll eine prächtige Kirche errichtet werden. Bischof Sagasta sehnt sich nach einer Versetzung nach Rom, und ich sehne mich danach, ihn begleiten zu dürfen.«

Er lächelte. »Es dürfte dem Ruf des Bischofs als Kirchenhistoriker nicht schaden, wenn man ihn als den Wiederbeschaffer der Reliquie der Santa Ana und eines solchen Reliquiars betrachtet.«

Die beiden Männer standen vor dem Bischofspalast auf der Straße und sahen einander an.

»Wißt Ihr, wer ich bin?«

Padre Sebastian legte Jona eine schwielige Hand auf den Mund. »Ich will keinen Namen hören.«

Aber er sah Jona tief in die Augen. »Mir ist aufgefallen, daß Eure Züge dem gütigen Gesicht eines Mannes ähneln, den ich früher kannte, eines guten Mannes voller Kunstfertigkeit und meisterhaftem Geschick.«

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