Jürg Brändli - Der Sklave

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Als dem Jura-Studenten Christian Hebeisen das Buch «Die Geschichte der O» in die Hände fällt, beginnt er zu begreifen, dass auch er ein Sadomasochist ist. Erste submissive Gehversuche mit Mitstudentinnen schei-tern, was ihn ins Bordell in die Arme von Dominas treibt. Dass ihm kein selbstbestimmtes Coming-out gelingen will, führt zu massivem Leistungsmissbrauch durch seinen Arbeitgeber, eine kafkaeske Anwaltskanzlei am Zürichberg. Bald sieht er sich überall als Opfer persönlicher Erniedrigung.
In dem Roman «Der Sklave» erzählt der Zürcher Schriftsteller Jürg Brändli davon, dass Missbrauch von emotional abhängigen Menschen – von geschlechtlichen Minderheiten im Speziellen – in den Faschismus führt und es für die Betroffenen daher eine Notwendigkeit darstellt, sich im Leben sexuell und gesellschaftlich zu emanzipieren.

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Irgendwann entdeckte er in der Freizeit das ausrangierte Stück Gleis zwischen Bubikon und Wolfhausen, das einmal Teil jener Dampfbahn gewesen war, welche die Seegemeinde Uerikon mit Bauma verbunden hatte, das nördlich davon im Fischental lag. Hebeisen liebte die schattige und verwachsene Nagelfluhschlucht, durch welche die Schienen führten, sowie die fünf grossen olivgrünen Tankkessel, die sie in der Mitte bedienten. Sie standen hälftig im Wald, waren verwittert, und es wurde in ihnen Heizöl gelagert.

An diesem romantischen Ort fand Hebeisen seine Ruhe.

Er liebte Einsamkeit. Gleichzeitig handelte es sich dabei um eine zweischneidige Sache. Es verhielt sich damit in seinem Leben ein bisschen wie mit dem Ei, mit dem Huhn und der Frage danach, was von beidem wohl zuerst gewesen sei. Hebeisen war sich nämlich nie so richtig im Klaren darüber, ob er sich zurückzog, weil er tatsächlich von einzelgängerischem Wesen war, oder ob er es bloss aus Stolz tat, um der subtilen Zurückweisung zuvorzukommen, wie er sie täglich in seiner Familie erlebte und deshalb auch vom Rest der Welt erwartete.

Hebeisen hielt sich deswegen lange Zeit für einen ungewollten Sohn. Bis ihm jemand erklärte, dass es sich gerade bei den unvorhergesehenen um so genannte Liebeskinder handeln würde, weil sie ohne Kalkül gezeugt würden. Sie seien unter einem ganz besonderen Stern geboren und würden deshalb vom Leben später bevorzugt behandelt. Es leuchtete Hebeisen ein, weshalb er die Möglichkeit für sich irgendwann ausschloss. Ein solches Liebeskind zu sein, das stand zu sehr im Widerspruch zu seiner Befindlichkeit.

Weiterhin erfuhr er chauvinistische Verletzung aus dem Kreis seiner Nächsten, ohne die dicke Haut zu spüren, die ihm deswegen um die Seele wuchs.

Hebeisen sollte früh eine Beziehung zum Katholischen entwickeln. Er begann damit, die römisch-katholische Kirche im Ort aufzusuchen, den modernen, quadratischen Raum mit den vielen Kabinen fürs Beichtgespräch. Aber nur alleine und wenn kein Gottesdienst war. Papst Johannes Paul II. war eine Figur, die ihn früh faszinierte. Es handelte sich um eine natürliche Verbundenheit, und im Gegensatz zur restlichen Familie empfand er dabei keinerlei Berührungsängste. Das Katholische war ganz einfach das, was Hebeisen in der Isolation seiner Kindheit als Erstes erreicht hatte, sinnstiftend und absolut. Intrigen in Schweizer Bistümern interessierten ihn nicht. Es betraf nicht das, woran er im Stillen partizipierte. Vor allem aber vermochten solche Konflikte nichts an seiner Einstellung zu verändern.

Im Dachstock seines Elternhauses belegte Hebeisen eine Kammer. Nur er besass dazu einen Schlüssel. Er nannte das Estrichabteil sein Atelier. An die Wand hatte er ein selbstgemachtes Kruzifix gehängt. Im Raum machte er experimentelle Musik auf einer elektrischen Gitarre, die er occasion erworben hatte. Arnold Böcklin, der Maler, und Stuart Sutcliffe, der Musiker, waren Vorbilder, die ihn inspirierten. Er malte grosse Bilder in Ölfarben, nachts und im Licht von Opferkerzen. Meistens handelte es sich um Mordfantasien: um Hinrichtungen, um Duelle und um die Porträts von sterbenden Nazis. Die Werke, die meist in Grau und Rot gehalten waren sowie auf schwarzem Papier, hatten eine hohe Qualität, und Hebeisen wusste, dass er Talent besass. Es war eine innere Unbestechlichkeit, die seinen Pinsel führte. Trotzdem blieb es bei der Selbstbefriedigung im Versteckten. Es war Scham, die ihn davon abhielt, diesen Teil seiner Persönlichkeit öffentlich zu machen. Zu arg kollidierte er mit den seelischen Erfordernissen seiner Erziehung. Sein Kreatives war dem Unsensiblen nicht gewachsen, wie es das Protestantische für ihn überall bereithielt. Kam es hingegen vor, dass er mit seinen klandestinen Leidenschaften tatsächlich auf fremdes Interesse stiess, bei Verwandten, bei Lehrern oder bei Freunden seiner Eltern, dann fand sich Hebeisen stets in der Rolle desjenigen wieder, der sein Werk zu schützen hatte wie einen hochempfindlichen Film, dem Zerstörung durch Überbelichtung drohte, so sehr fürchtete er sich damals vor falscher Aufmerksamkeit, vor der Entweihung seines Unabhängigsten durch den Inzest.

Im engen Refugium gab es auch eine Musikanlage, einen Plattenspieler mit Radio und zwei zugehörigen Boxen. Abends hörte Hebeisen hier «Sounds», die Sendung mit François Mürner auf DRS3. Bei der ersten Schallplatte, die er in einem alternativen Musikgeschäft in Zürich kaufte, handelte es sich um die Maxisingle «Eloise», nämlich in der Version von The Damned, und «Paris, Texas», der Film von Wim Wenders, weckte Hebeisens tiefere Leidenschaft fürs Kino, nachdem das aufsehenerregende Werk seinerzeit in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatte.

Sein Atelier war Hebeisens Gummizelle, die der Unliebsame eingerichtet hatte, um den Rest der Familie vor seiner Pubertät zu bewahren.

Von Zeit zu Zeit hielt er auf seinen Leinwänden die Aussicht fest, die ihm das kleine Mansardenfenster bot: den Hain und die Dächer des Quartiers, nämlich im Licht der verschiedenen Jahreszeiten. Dazu benutzte er Rahmglacéfarben, die er auf seiner Sperrholzpalette anrührte wie Tonglasur. Auf den Sims neben dem Aschenbecher streute er hie und da Körner, um damit die Amseln und die Spatzen zu füttern. Das Mansardenfenster lag zufälligerweise nach Norden. Hebeisen war stolz darauf, denn er hatte gehört, dass viele berühmte Künstler bei nördlichem Lichteinfall gemalt hatten, weil es dann im Atelier keine wandernden Schatten gab, die das Resultat auf der Leinwand verfälschen konnten.

Die Zeitungen berichteten über Tschernobyl, über den Borkenkäfer und übers Waldsterben.

Das familiäre Mobbing hörte auf zum Preis, dass Hebeisen sich im Alltag nun selbst verletzte.

Es war die Zeit, in der er anfing, sich um sein Äusseres zu kümmern.

4

Hebeisen hatte jung ein schmales und dunkles indianisches Gesicht mit schönen Zügen und vollen männlichen Lippen. Sein magischer Blick entsprang schwarzbraunen Augen. Er hatte dunkle gerade Haare, die ihm etwas Abenteuerliches verliehen, weil er sie schulterlang trug. Er wusste, dass er durch sein Äusseres auffiel. Gleichzeitig haftete seinem guten Aussehen etwas Eigenbrötlerisches an: eine exotische Verletzlichkeit, ein Nimbus von Unschuld, eine fast schon heiligenhafte Unnahbarkeit. Seine ganze Person war von kontrolliertem, rundem Wesen.

In seiner Jugend mochte er braune Lederjacken mit Wollstössen, die ihm etwas vom arktischen Pionier verliehen. Dazu trug er meistens Bluejeans und Turnschuhe von Adidas, nämlich aus abgewetztem, knochenweissem Leder und mit himmelblauen Streifen. Lange besorgte ihm die Mutter seine Hemden, die er unter ärmellosen Pullovern trug. Es gab eine Phase, da gefiel er sich mit Beret. Im Winter trug er dicke, uneitle Wollschals. Indem er gerne einen legèren Eindruck machte, hatte er lange Zeit etwas von einem ungelenken, französischen Sozialisten. Damals hätte man sich nicht gewundert, ihn in einem Boulevardcafé beim Schreiben von Literatur und beim Trinken von Pastis anzutreffen. Ein Stückweit handelte es sich jedoch um Verkleidung. Das Frühlingshafte an der Kluft seiner Jugendzeit sollte über jene Schwermut hinwegtäuschen, die in ihm hockte wie ein unerklärliches Schuldgefühl, nämlich seit er denken konnte, und die er deshalb mit sich herumschleppte wie eine unsichtbare Sträflingskugel.

Ein Arzt hatte ihm einmal vom Unglück erzählt, das eine fehlgeschlagene Injektion bei einem Patienten verursachen sollte: Das Serum habe sich nach dem Einspritzen, anstatt im ganzen Körper heilende Wirkung zu entfalten, in einer einzigen Blase gesammelt, um im Fleisch nichts weiter zu verursachen als schrecklichen Schmerz. Das Bild schoss Hebeisen immer dann in den Kopf, wenn er an seine Erziehung denken musste. Es war ein Gift, das sein Organismus Zeit seines Lebens abgestossen hatte. Er wollte kein Teil jener Sache sein, die sie das Protestantische nannten. Immer musste er an diese Zeile aus dem Song von Supertramp denken, «You take a long way home», und daran, wie sehr ihn der Inhalt ärgerte. Er war nicht homosexuell. Das Leben, das vor ihm lag, sollte nicht bloss einen spasshaften Umweg bilden auf dem Weg zurück nach Hause und zur Mutter. Er hatte vor, die halbstarke Prägung irgendwann zu verlassen, mit der ihm seine Umwelt ständig ein Bein stellte. Er war nicht einverstanden mit seinem Platz im grossen Puzzle, das man für ihn vor langer Zeit ausersehen hatte, und er wehrte sich deshalb mit Kräften dagegen, wie ihm hinterrücks und in Respektlosigkeit die nötigen Kanten abgeschlagen wurden, damit er ihn trotzdem irgendwann ausfüllen konnte. Er wollte sein eigener Puzzleteil werden, um im Laufe seines Lebens jene Lücke zu finden, in die er tatsächlich passte. Mochten sie ihm noch so viele Fallen stellen. Mochte es dauern, so lange es wollte. Hebeisen wollte zum eigenen Nutzen wachsen und nicht im weibischen Interesse seiner Familie. Er wollte ins Leben vorstossen und nicht in den Schoss irgendeines reformierten Inzests. Er wollte den Ödipus loswerden, mit dem er von seiner Gemeinde manipuliert wurde. Hebeisen wollte nicht bleiben. Er wollte weg.

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