Donatella Di Cesare - Von der politischen Berufung der Philosophie

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Während in der vollends globalisierten, kapitalisierten und integrierten Welt ohne Außen Krise auf Krise folgt und menschenfeindliche Positionen immer mehr Raum gewinnen, verhält die Philosophie sich eigentümlich konformistisch: In Ethikkommissionen stellt sie hier und da eine zaghafte Empfehlung moralischer Angemessenheit aus und bescheidet sich ansonsten damit, das Bestehende intellektuell mitzuverwalten. In ihrer ebenso leidenschaftlichen wie scharfsinnigen Abhandlung ruft Donatella Di Cesare die Philosophie dazu auf, sich wieder ins politische Handgemenge zu begeben und in die Stadt, die globale Polis, zurückzukehren, aus der sie nach dem Tod des Sokrates vertrieben worden war. Getragen von radikalem Existenzialismus und einem neuen Anarchismus zeigt sie, dass in die abendländische Philosophie seit ihrem antiken Anfang eine politische Berufung eingeschrieben war, deren Verdrängung sie um ihr Wertvollstes, um ihre aufklärerische Potenz, bringt. Doch Kritik und Dissens allein reichen nicht mehr aus. Der Niederlage des Exils, der inneren Emigration eingedenk kehren die Philosophen jetzt zurück, um ein Bündnis mit den Unterdrückten zu schmieden. Ein fulminantes Plädoyer für die politische Relevanz der Philosophie, ihre radikale Zeitgenossenschaft und ihre atopische Widerstandskraft.

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»Aufgrund seiner Armut«, dia tên penian , hielten ihm die Mitbürger vor, so schreibt Aristoteles, dass die »Philosophie eine nutzlose Beschäftigung sei«, hôs anôphelous tês philosophias . Nun gelang es Thales aufgrund seiner astronomischen Berechnungen aber, eine reiche Olivenernte vorauszusagen. Da er gerade über ein wenig Geld verfügte, mietete er noch mitten im Winter, als noch keinerlei Nachfrage bestand, alle Ölpressen von Milet und Chios. Es kam der »rechte Augenblick«, der kairos , die Erntezeit. Plötzlich suchten alle händeringend nach Ölpressen. Thales vermietete diese sodann zu seinen Bedingungen und verdiente damit viel Geld. Der Himmel diente in diesem Fall also dazu, sich auf Erden zu orientieren.

Das war die Antwort des Philosophen, der zeitweise in das Gewand des Geschäftsmannes schlüpft, der seine Reflexion und Spekulation aufgibt, um sich als Spekulant zu versuchen. Und dem dies auch gelingt, da er zuerst und weiter sieht als die anderen. Aber nicht das eingenommene Geld ist sein Ziel. Aristoteles kommentiert: Thales »habe damit bewiesen, dass es für Philosophen leicht sei, reich zu werden, wenn sie nur wollten, es jedoch dies nicht sei, wonach sie strebten« ( Politik , 1259a, 5-8).

Damit wird – nach dem Zwischenfall des Brunnens – die Befreiung des Thales angedeutet, der sogar das vorherzusehen vermochte, was eigentlich unvorhersehbar sein müsste, himmlische wie irdische Phänomene, Sonnenfinsternisse und Olivenernten, und der seine Berechnungen vorübergehend auf die Logik der Wirtschaft übertrug, um aufzuzeigen, dass diese nicht derjenigen der Philosophie entspricht. Das heißt jedoch nicht, dass sich die Spannungen zu den Mitbürgern abgeschwächt hätten. Sie können sich im Gegenteil nur verschärfen, wenn die jeweiligen Werte derart gegensätzlich ausgeprägt sind. Die Philosophie mag womöglich eine nutzlose Beschäftigung sein, doch erweist sie sich als eine subversive Bedrohung für die Stadt.

Die Atopie des Sokrates

Sonderbar, verschroben, außergewöhnlich, befremdlich – vielleicht ein Fremder? Zweifellos erstaunlich, unbegreiflich, irritierend. Sokrates ist fehl am Platz, außerordentlich, außer Ortes. Das griechische Epitheton, das nur für ihn geprägt worden zu sein scheint, lautet: atopos . 21

Was aber bedeutet atopia ? Im Phaidros bezeichnet das Wort die vom Unerwarteten und Unüblichen erzeugte Verstörung. Atopia ist nicht nur eine Seelenregung, sondern charakterisiert denjenigen, der bei den anderen Befremden und Verwirrung hervorruft. So erzählt Alkibiades, der im Gastmahl eigentlich von den denkwürdigen Taten des Sokrates berichten will, schließlich nur von dessen einzigartigen, wunderlichen, exzentrischen Zügen, die deshalb im Gedächtnis der Zeitgenossen und der Nachgeborenen geblieben sind. 22

Sokrates ist das personifizierte philosophische Staunen, das thauma schlechthin. Er zieht an und stößt ab, er fasziniert und beunruhigt. Die von ihm hervorgerufene Wirkung wird mit dem Biss einer »Natter« oder mit einem Stromschlag verglichen, wie der von einem »Krampfrochen« erzeugte, der jeden betäubt oder erstarren lässt, der sich ihm nähert und ihn berührt. Sokrates selbst bezeichnet sich als eine stechende »Bremse«. 23Nur wenige erholen sich von diesen Bissen, Stichen, Schlägen und Stößen. Die meisten wanken unter der Last des Traumas und halten frustriert, enttäuscht und gekränkt inne.

Sokrates ist der Archetyp des Philosophen. Das bedeutet, dass die Philosophie von Beginn an höchst befremdlich und verfremdend wirkt. Sie ist nichts für jedermann. Sie besänftigt nicht, sie tröstet nicht, beruhigt nicht. Für einige ist sie unnütze Ablenkung und kindischer Zeitvertreib, während andere in ihr ein gefährliches Spiel erblicken, das betäubt, berauscht und in den Ruin treibt (vgl. Gorgias , 484c-486a). Sie ist nicht leicht zu erlernen. Was wäre das auch für eine Lehre? Im Unterschied zu den Sophisten sagt Sokrates, dass er nichts wisse. Es wird nichts mitgeteilt – nur ein Schlag versetzt.

Sokrates ist außerörtlich, fehl am Platz, atopos . Mit ihm betritt ein neuer Menschentyp die Bühne der Geschichte: der Philosoph. 24Aufgrund seiner einzigartigen Rätselhaftigkeit, die von einer langen Reihe an Philosophen wieder und wieder interpretiert wird, gelangt er zu unsterblichem Ruhm, auch wenn er keine Schriften hinterließ. Er hat jedoch auch nicht geschwiegen; im Gegenteil, er begründete eine neue Gattung: den Dialog. Nach seinem Tod versuchten seine Schüler, die ihn bei der Befragung seiner vielfältigen Gesprächspartner in Erinnerung behalten wollten, den unwiederholbaren mündlichen Dialog in schriftlicher Form wiederzugeben. Von dieser sokratischen Literatur sind jedoch nur Fragmente erhalten geblieben. 25Zwei Quellen wurden hingegen nahezu vollständig und unversehrt überliefert: Die Werke Xenophons, insbesondere die Memorabilien , sowie die platonischen Dialoge. Es war Platon, der ergebene Freund, der loyale und beharrliche Anhänger, der treue, sich mit seinem Lehrer identifizierende Schüler, der feinsinnige Portraitist, der das Bild des Sokrates so stilisierte, dass aus ihm jener neue Menschentyp erwuchs. Der Sokrates, den die Weltgeschichte kennt, ist der Sokrates Platons. 26

Wo aber hört Sokrates auf, und wo beginnt Platon? Wie lassen sich mit Gewissheit die von dem einen ausgesprochenen von den vom anderen niedergeschriebenen Worten unterscheiden? Wann also legt Platon die Maske des Sokrates an? Das sind die Fragen, die die Gelehrten lange Zeit umgetrieben haben und die dazu bestimmt sind, ohne Antwort zu bleiben. Denn der entscheidende Punkt ist ein anderer. Sokrates ist der erste Philosoph; mit ihm beginnt die Philosophie.

Was für ein seltsamer Anfang ist das aber, zwischen dem erschütternden Schlag, unbestrittenem Nichtwissen und der endlosen Aufeinanderfolge von Fragen über Fragen? Es handelt sich um ein Wissen, das sich auf ein Nichtwissen gründet. So beginnt die Philosophie – oder besser: beginnt sie auch nicht. Denn wie könnte man mit einer Frage beginnen, deren Voraussetzungen immer in etwas anderem liegen und die aus dem Nichtwissen entspringt? Die Philosophie lässt keinen Beginn hinter sich – sie würde einen guten Ariadnefaden abgeben. Mehr noch: Sie hebt jeden Beginn auf. Nicht im hegelschen Sinne der Aufhebung, sondern weil sie dessen Grund untergräbt. Jede archê ist daher an-archisch. Das, was mit Sokrates sozusagen beginnt, untersteht nicht der Ordnung einer archê . Es ist vielmehr eine innere Spannung, die sich vollziehende Teilung der Philosophie. Die beiden Figuren Sokrates-Platon – Platon-Sokrates lassen diese Aufspaltung anschaulich werden. Gerade deshalb wäre es allzu bequem und übereilt, aus Sokrates nur einen Mythos zu machen oder schlimmer noch: eine Fiktion. Man erinnere sich nur der Umkehrung, die in dem von Derrida in seinem Buch Die Postkarte kommentierten Bild aufscheint, auf dem ein kleiner Platon einem schreibenden Sokrates über die Schulter schaut. 27Diese Spaltung bedeutet für die Philosophie die Möglichkeit, zu überleben. Die Frage muss im Inneren der Antwort verbleiben, das Nichtwissen am Grund des Wissens. Die Philosophie steht stets auf der Kippe, wird von Verlust bedroht und von der Negation auf die Probe gestellt, die sie jedes Mal von Neuem zu verinnerlichen hat. Mit Sokrates erscheint sie als ein Gegengift, als pharmakon , als Heilmittel und Gift zugleich. Die größte Gefahr – so viel lässt sich bereits erahnen – drängt nicht von außen (von Sophisten, Meinungsmachern, Chronisten etc.), sondern aus der Philosophie selbst heran und ist in der Versuchung zu sehen, sich einseitig abzuschließen, um die ihr innewohnende sperrige Atopie loszuwerden.

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