Donatella Di Cesare - Von der politischen Berufung der Philosophie

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Während in der vollends globalisierten, kapitalisierten und integrierten Welt ohne Außen Krise auf Krise folgt und menschenfeindliche Positionen immer mehr Raum gewinnen, verhält die Philosophie sich eigentümlich konformistisch: In Ethikkommissionen stellt sie hier und da eine zaghafte Empfehlung moralischer Angemessenheit aus und bescheidet sich ansonsten damit, das Bestehende intellektuell mitzuverwalten. In ihrer ebenso leidenschaftlichen wie scharfsinnigen Abhandlung ruft Donatella Di Cesare die Philosophie dazu auf, sich wieder ins politische Handgemenge zu begeben und in die Stadt, die globale Polis, zurückzukehren, aus der sie nach dem Tod des Sokrates vertrieben worden war. Getragen von radikalem Existenzialismus und einem neuen Anarchismus zeigt sie, dass in die abendländische Philosophie seit ihrem antiken Anfang eine politische Berufung eingeschrieben war, deren Verdrängung sie um ihr Wertvollstes, um ihre aufklärerische Potenz, bringt. Doch Kritik und Dissens allein reichen nicht mehr aus. Der Niederlage des Exils, der inneren Emigration eingedenk kehren die Philosophen jetzt zurück, um ein Bündnis mit den Unterdrückten zu schmieden. Ein fulminantes Plädoyer für die politische Relevanz der Philosophie, ihre radikale Zeitgenossenschaft und ihre atopische Widerstandskraft.

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Was hätte Heraklit wohl zu diesem metaphysischen Illusionismus gesagt, der die Nacht zum Tag macht, die Gegensätze aufhebt und den Pulsschlag und Rhythmus des antiken Kreislaufs von Schlaf und Wachen auslöscht? Sein Missfallen wäre gewiss gewesen. Selbst in seiner Furcht vor der politische Nacht, die den Kommunismus des Wachens zu zersetzen droht, hätte er das narkotische Licht mitnichten gutgeheißen, das – anstatt die Aufmerksamkeit wachzuhalten – nur Somnambulismus erzeugt. Gewiss hätte er sich kaum die Hunderte Millionen von Individuen ausmalen können, die nachts vor erleuchteten, magnetisch anziehenden Bildschirmen verharren, welche für immer ihre Vorstellungskraft beschädigen – jenes vortreffliche menschliche Vermögen, mit offenen Augen träumen und sich in den eigenen Gedanken verlieren zu können.

Diese Art des Somnambulismus ist auch unter dem Namen 24/7 bekannt. Dabei handelt es sich um einen auf grenzenlose Produktion und schrankenlosen Konsum getrimmten Zeitbegriff, wie er vom System des Marktes durchgesetzt wurde. Er verweist auf das Nonstop einer Betriebsamkeit, die sich 24 Stunden am Stück vollzieht, an sieben Tagen von sieben. Nur aufgrund eines vorsätzlichen und höhnischen Missverständnisses bezieht man sich damit noch auf die Woche. Bei genauerem Hinsehen verleugnet das Konzept des 24/7 jeden Rhythmus, beseitigt es jede Einteilung. 15Wenn das Paradigma des Globus darauf abzielt, stets einsatzbereit zu sein, warum sollte sich die menschliche Existenz dem nicht anpassen können?

Man unterläge einem Irrtum, würde man das Konzept des 24/7 mit dem trostlosen und immer gleichförmigen Verlauf der Moderne verwechseln, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Lukács, Benjamin und anderen kritisiert worden ist. Denn jene Zeit wurde noch von der Agenda des Fortschritts mit der dazugehörigen Illusion des Wachstums getaktet. 24/7 hingegen ist die Zeit ohne Werden des Posthistoire, der andauernde Tag, das letzte Blendwerk des Kapitalismus. Dieses Ergebnis war im Grunde bereits in den ursprünglichen Plänen angelegt, schon von der ersten elektrischen Beleuchtung der Städte an, die Sicherheit verbürgen und Erfolg in Aussicht stellen sollte. Die hohe Lichtintensität, die sich im Supermarkt des Universums verbreitet, scheint jenes anfängliche Versprechen einzulösen. Der Kampf gegen Dunkelheit, gegen Finsternis, gegen Schatten und Geister, gegen das Geheimnisvolle und Unbekannte ist das paroxysmale Resultat einer unnachgiebigen und sich ausdehnenden Aufklärung, die einen neuen Himmel erschlossen hat: denjenigen des Desasters, auf dessen Etymologie Blanchot so nachdrücklich verwiesen hat. 16Es handelt sich um ein Firmament ohne Sterne, ohne jedwede Orientierungspunkte. Und selbst wenn es die Sterne noch gäbe, so wären sie nicht mehr sichtbar, vom niemals verlöschenden künstlichen Licht verfinstert. Unter jenem leeren Himmel operiert emsig und ununterbrochen das planetarische Einkaufszentrum, das eine endlose Mannigfaltigkeit an Angeboten ermöglicht.

Keinerlei Hindernis scheint der endgültigen Durchsetzung des 24/7 mehr entgegenzustehen, wenn nicht die menschliche Fragilität. Der Kapitalismus ebnet jede Differenz ein: zwischen Heiligem und Profanem, Mechanischem und Organischem. Marx hatte diesen gewaltsamen Versuch, die natürlichen Schranken einzureißen, erkannt. 24/7 setzt die Grenze zwischen Licht und Dunkel, Tag und Nacht, Aktivität und Ruhe außer Kraft. Der Schlaf erscheint sodann als ein regelrechter Affront gegen die vom Markt auferlegte rastlose Betriebsamkeit, als unzulässiger Widerstand gegen die von den digitalen Netzwerken geforderte Anpassung. Auf dem Planeten, der seinen Herzschlag beschleunigt hat, indem er sich jubilierend dem Nonstop in die Arme wirft, darf unsere Existenz keine Ausnahme mehr bilden.

Was ist demnach noch der Schlaf, jenes »aus der Welt Sein«, jenes dunkle Sichzurückziehen vom Dasein, in dem sich die Welt selbst entzieht, für eine Weile verschwindet und eine Pause einlegt? Nein, die taghell erleuchtete, lange Nacht des Kapitals kann keine Pause, keinerlei Abwesenheit zulassen. Und das umso mehr, als die Akosmie, jene zeitweise Weltflucht, zugleich eine unzulässige Flucht aus der Welt bedeutet, eine gefährliche Unterbrechung, eine Anomie der Einzelexistenz, die – auch wenn sie nur schläft – sich stillschweigend dem Gesetz des planetarischen Nonstop widersetzt.

Völlig unannehmbar ist es, den Schlaf als ein natürliches Bedürfnis anzuerkennen – denn das hieße, die gewaltige Quantität an verlorener Zeit zu akzeptieren, unwiederbringlich in der Leere versunkene Stunden über Stunden, aus denen sich keinerlei Profit schlagen lässt. Wenn bereits alle anderen menschlichen Bedürfnisse – Hunger, Durst, Sexualtrieb und auch Liebe und Freundschaft – zu warenförmiger, kommerzialisierter Gestalt modifiziert und so angeboten wurden, musste es schließlich auch den Schlaf treffen, die letzte Grenze menschlicher Endlichkeit. In einem offenen Gegensatz zum Universum des 24/7 erscheint der Schlaf umso skandalöser, da er nicht nur die Spuren eines nahezu vormodernen Zeitalters zeigt, das längst überwunden sein müsste, sondern als in ihm die Verknüpfung des Körpers mit dem Wechsel von Licht und Dunkel aufscheint, welcher Aktivität und Ruhezeiten gliedert. Gerade diesen Wechsel trachtet der Kapitalismus zu beseitigen oder zumindest zu neutralisieren.

Darüber hinaus wird der Schlaf in dem umfassenden transhumanistischen Projekt, das keinerlei unveränderliche natürliche Gegebenheiten mehr anerkennt, das jeden Damm als eine Herausforderung betrachtet und sogar der letzten Grenze, dem Tod, den Krieg erklärt hat, zu einer mit neuen Mitteln zu bekämpfenden Pathologie. Und das auch nur, um über noch mehr Zeit zu verfügen – über dasjenige, was der Lebensform des dritten Jahrtausends am stärksten abzugehen scheint. Der Angriff auf den Schlaf erscheint in dieser Perspektive nahezu legitim.

Die Schlaflosigkeit ist die chronische Verfassung der Bewohner des außerzeitlichen 24/7-Universums, der Routine des Immergleichen, der hochgradig ausgeleuchteten, künstlichen Umgebung. Es handelt sich jedoch nicht um eine von aufmerksamkeitssattem Wachen bedingte Schlaflosigkeit, die auf Verantwortlichkeit ausgerichtet wäre. Sie entspringt nicht der Weigerung, in der Vergessenheit des Schlafes über die Gewalt hinwegzusehen, die die Welt erschüttert, und sie entsteht nicht – um der meisterhaften Beschreibung von Levinas zu folgen 17– aus der Beunruhigung ob der Schmerzen anderer, aus der Machtlosigkeit gegenüber dem Desaster. Der angemessene Ausdruck für diese neue Schlaflosigkeit ist der Sleep mode , der Modus eines technologischen Dispositivs, das weder Off noch On ist, weder an- noch ausgeschaltet. Dieser Modus entspricht dem Schlaf in einer vertagten oder reduzierten Form, in der die immerwährende Alarmbereitschaft Raum greift, wie es im gedämpften Licht des Bildschirms aufscheint, das jetzt die vormals geschützte Dunkelheit der Nacht durchdringt. Hier herrschen Mangel an Empfindsamkeit, Entzug von Erinnerungen, Reduktion des Wahrnehmungsvermögens, Unmöglichkeit der Reflexion. Es handelt sich um einen Zustand sich endlos hinziehender Trance, um einen massenhaften Somnambulismus. Ist ein Erwachen aus diesem beinahe leblosen Halbschlaf, aus dieser alles durchdringenden Dumpfheit noch möglich?

Zur polis berufen

Anstatt klassisch gewordene Definitionen zu wiederholen, ziehe ich es in diesem Buch vor, das Unzeitliche der Philosophie im Lichte der Fragen der Zeit auf die Probe zu stellen. Deswegen schlage ich eine politisch-existenzielle oder besser existenzielle und politische Reflexion auf ihr Schicksal, ihre Rolle sowie ihr Potenzial im Zeitalter des Technokapitalismus und der neoliberalen Governance vor.

Die Philosophie wurde stets durch zwei verheerende Versuchungen gefährdet, angezogen und umworben: sich in sich zu verschließen und sich vollständig aus der Welt zurückzuziehen oder aber sich ihrer selbst zu entledigen und zu etwas vollkommen anderem zu werden. Da sie dieser Zustand seit ihrem Anbeginn begleitet, wäre es überzogen, sich in dieser Hinsicht zu einem » schlimm wie nie zuvor« hinreißen zu lassen. Und dennoch verbinden sich jene beiden Versuchungen heute in einer zweifachen Abschließung miteinander, die dadurch in ihren Auswirkungen sogar noch intensiviert und potenziert wird.

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