Donatella Di Cesare - Von der politischen Berufung der Philosophie

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Während in der vollends globalisierten, kapitalisierten und integrierten Welt ohne Außen Krise auf Krise folgt und menschenfeindliche Positionen immer mehr Raum gewinnen, verhält die Philosophie sich eigentümlich konformistisch: In Ethikkommissionen stellt sie hier und da eine zaghafte Empfehlung moralischer Angemessenheit aus und bescheidet sich ansonsten damit, das Bestehende intellektuell mitzuverwalten. In ihrer ebenso leidenschaftlichen wie scharfsinnigen Abhandlung ruft Donatella Di Cesare die Philosophie dazu auf, sich wieder ins politische Handgemenge zu begeben und in die Stadt, die globale Polis, zurückzukehren, aus der sie nach dem Tod des Sokrates vertrieben worden war. Getragen von radikalem Existenzialismus und einem neuen Anarchismus zeigt sie, dass in die abendländische Philosophie seit ihrem antiken Anfang eine politische Berufung eingeschrieben war, deren Verdrängung sie um ihr Wertvollstes, um ihre aufklärerische Potenz, bringt. Doch Kritik und Dissens allein reichen nicht mehr aus. Der Niederlage des Exils, der inneren Emigration eingedenk kehren die Philosophen jetzt zurück, um ein Bündnis mit den Unterdrückten zu schmieden. Ein fulminantes Plädoyer für die politische Relevanz der Philosophie, ihre radikale Zeitgenossenschaft und ihre atopische Widerstandskraft.

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Die Anekdote birgt weitere Überraschungen. Dem Weisen wird von keiner Geringeren als von einer gewöhnlichen Frau die Schau gestohlen – chronologisch die zweite Hauptdarstellerin, wahrscheinlich jedoch die entscheidende. Es handelt sich um die legendäre »thrakische Magd«, die Beobachterin des tragikomischen Kopfübersturzes wird. Warum sollte man ihre Belustigung nicht teilen? Das scheint auch Platon zu tun, der für jene »witzige und reizende« junge Frau Partei ergreift, die Thales verspottet, »dass er, was am Himmel wäre, wohl strebte zu erfahren, was aber vor ihm läge und zu seinen Füßen, ihm unbekannt bliebe« ( Theaitetos , 174a).

Ein wenig abweichend ist die von Diogenes Laertius wiedergegebene Version, der von dem Geschehen berichtet, gleich nachdem er einen misslichen und unerfreulichen Zug des Thales hervorgehoben hatte, der sich – einer maliziösen Tradition zufolge – aus dreierlei Gründen dem Schicksal zu Dank verpflichtet wusste: »Erstens, dass ich als Mensch zur Welt kam und nicht als Tier; zweitens, dass ich ein Mann ward und nicht ein Weib; drittens, dass ich ein Hellene bin und nicht ein Barbar« (I, 34, A1). Wenn er wirklich so von den Frauen dachte, dann hat man wohl einzuräumen, dass ihm das Schicksal nur zurückzahlte, was er verdiente. Denn der in einer Grube schreiende und ächzende Thales wird jetzt von einem »alten Weib« getadelt, die ihn begleitet hatte; ihre Worte ähneln denjenigen der jungen Magd, nur ist ihre Reihenfolge umgekehrt: »Du kannst nicht sehen, Thales, was dir vor Füßen liegt, und wähnst zu erkennen, was am Himmel ist?« In dieser Version klingt noch klarer die feste Absicht der Himmelsbeobachtung sowie die an den Tag gelegte Konsequenz und Konstanz hindurch – es heißt, dass Thales, »um die Sterne zu beobachten, seine Wohnung verließ«. Stürzt er vielleicht aufgrund dieses fast schon peniblen und methodischen Vorgehens? Oder war es einfach ein unvorhergesehener Zwischenfall? Es ist auch möglich, dass Thales auf seinem Spaziergang plötzlich von der Schönheit und Perfektion des nächtlichen Kosmos überwältigt wurde und deshalb in die Grube fiel. Letztlich wird nicht klar, ob seine bis zur Vernachlässigung der vor seinen Füßen liegenden Unmittelbarkeit reichende Eigensinnigkeit bei jener Erforschung das Ziel des Hohns war oder ob seine Fähigkeit des Staunens verspottet wird, jene beneidenswerte Leidenschaft, die so stark ist, dass sie ihn mit sich reißt und seine Gesundheit gefährdet.

Hans Blumenberg hat die enorme Erfolgsgeschichte dieser Anekdote rekonstruiert, die aufgrund ihrer historischen Wirkungskraft zur Anfangsszene der Philosophie geworden ist. 20Die von ihr ausgesandten Warnsignale sind vielfältig. Die latente Spannung weist auf den manifesten Konflikt zwischen dem Philosophen und der Stadt voraus. Der spöttische Vorwurf, zu dessen Wortführer die »Magd« sich aufschwingt, ist derselbe, den der Gemeinsinn sodann pausenlos an den Philosophen richten wird: dasjenige erkennen zu wollen, was weit entfernt ist, dabei aber unfähig zu sein, das Naheliegende zu bemerken; nach oben zu blicken und dabei in die Tiefe zu stürzen. Wozu braucht man Sterne, wenn man nicht auf dem Boden bleiben kann? Und wie könnte ein derart verstörter und unvernünftiger Mensch – geradezu das Gegenteil von einem Gelehrten oder Weisen! – anderen etwas beibringen oder gar lehren?

Von Staunen überwältigt, sieht der Philosoph, was die anderen nicht sehen und umgekehrt: Er sieht nicht mehr, was alle anderen sehen. Diese offensichtliche Abweichung vom Gemeinsinn hat ihren Preis. Das prosaische Lachen wird sehr viel gewaltsameren Anfeindungen Platz machen. In der auch durch groteske Rahmungen bestimmten Tragikomödie werden die unheilvollen, traurigen und grausamen Töne vorherrschen, bis hin zum allerletzten Drama. Spott, Verhöhnung und Sarkasmus verschärfen sich, um zur Rüge, Missbilligung und Verurteilung zu werden. Der Philosoph – dieser sonderbare Kerl, der in die Sterne blickend und in Brunnen stürzend umherzieht – hat sich schon einmal eine verdiente Strafe für seinen irritierenden Mangel an gesundem Menschenverstand eingehandelt; in Zukunft wird ihn die Stadt selbst bestrafen. Es gibt verschiedenen Weisen, den Kopf zu verlieren: durch Staunen oder auf dem Schafott.

Der Konflikt verschärft sich, als der Philosoph – den umliegenden Ländereien, Gärten und den Gassen der Peripherie den Rücken kehrend – den Hauptplatz der Stadt betritt, noch dazu mit der festen Absicht, keinerlei Wissen zu lehren, sondern den anderen aufzuzeigen, dass auch sie schlichtweg nicht wissen . Die Komödie im Umkreis des Brunnens verwandelt sich vor Gericht in eine Tragödie, die unschuldige und naive Zuschauerin in eine Versammlung tyrannischer Henker, der unglückliche Unfall in eine Hinrichtung. Kurz gefasst: Platon macht die harmlose äsopische Fabel zur Vorgeschichte des von Sokrates durchlebten Dramas, indem er den Athen zerreißenden Zwist in die ionische Landschaft rückprojiziert. Schon in dieser Anfangsszene lassen sich die von der Theorie entfachten Wirkungen erahnen.

Allein die Faszination für das erhabene kosmische Firmament lässt Thales nicht stolpern. Dann hätte er auch fehltreten oder auf einen Stein stoßen können. Aber er stürzt einfach, fällt hinab, bis auf den Grund. Es handelt sich um eine Art Vergeltung: nicht so sehr für diejenigen, die in den Himmel blickend die Erde vergaßen, als vielmehr für diejenigen, die dachten, dass Denken nur ein heiteres und ruhiges Betrachten sei, das beständig und regelmäßig wie die Umlaufbahnen der Gestirne verlaufe und über das man verfügen könne.

Der Gedanke aber kommt und geht in Form eines Aufflackerns oder einer Intuition, er schlägt ein wie ein unerwarteter Einfall und verschwindet ebenso rasch wieder. In seiner Erzählung gebraucht Platon das Verb lanthanô , um darauf hinzuweisen, dass Thales das ihm vor Füßen Liegende nicht bemerkt, ja so gut wie vollkommen vergisst. Das Denken ist dasjenige, was aus dem Vergessen emportaucht, was bestehen bleibt. Der Verweis richtet sich auf jene abgründige Tiefe, die nur der Philosoph – wenn auch nur flüchtig und einen Augenblick lang – zu erkunden wagt. Und dabei das eigene Leben aufs Spiel setzt. Womöglich deshalb wird der Brunnen, dieser zum gewölbten und bestirnten Firmament spiegelbildliche Hohlraum, in den nachfolgenden Versionen der Anekdote zu einer Grube oder einem Graben, um das Überleben des Philosophen nicht zu gefährden.

Unmöglich ist es hingegen, die unzähligen Bedeutungen aufzuzählen, die Himmel und Abgründe in der jahrtausendealten Geschichte der Philosophie annehmen. Es genügt, hierbei an den das »moralische Gesetz« bedeckenden, eisigen und »bestirnten Himmel« Kants oder an den unheimlichen »Abgrund« Heideggers zu denken, jenen abgründigen Grund, auf dem die Existenz aufruht. So überraschend es zunächst scheinen mag: Die Philosophen fühlen sich in dieser Kinetik der Vertikalität – nach oben gerichtet oder in die Tiefe hinab – einer bewundernswert vielfältigen Symbolik zufolge besser aufgehoben, während sich die horizontale Bewegung als weitaus gewagter und von etlichen Zwischenfällen durchkreuzt erweisen wird.

Der in den Himmel gerichtete Blick verrät ein Bestreben, das von Anfang an verbreitet gewesen sein muss: dasjenige, die Zukunft vorherzusagen. Diese Versuchung kannte auch Thales, der dabei jedoch zumindest ein kundiger Astronom war. Der Doxografie zufolge gelang es ihm, die Sonnenfinsternis des Jahres 585 v. u. Z. vorauszusagen (A 17). Eine indirekte Bestätigung dafür liefert eine andere berühmte Anekdote, die Aristoteles in seiner Politik wiedergibt. Deren Thema ist erneut die zur Schau gestellte Verachtung der Theorie, dieses Mal jedoch nicht seitens einer einzelnen thrakischen Magd, sondern der gesamten Gemeinschaft Milets. Zum ersten Mal wird hier ausdrücklich eine Anklage erhoben, der breiter und anhaltender Erfolg beschieden sein wird.

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