Donatella Di Cesare - Von der politischen Berufung der Philosophie

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Während in der vollends globalisierten, kapitalisierten und integrierten Welt ohne Außen Krise auf Krise folgt und menschenfeindliche Positionen immer mehr Raum gewinnen, verhält die Philosophie sich eigentümlich konformistisch: In Ethikkommissionen stellt sie hier und da eine zaghafte Empfehlung moralischer Angemessenheit aus und bescheidet sich ansonsten damit, das Bestehende intellektuell mitzuverwalten. In ihrer ebenso leidenschaftlichen wie scharfsinnigen Abhandlung ruft Donatella Di Cesare die Philosophie dazu auf, sich wieder ins politische Handgemenge zu begeben und in die Stadt, die globale Polis, zurückzukehren, aus der sie nach dem Tod des Sokrates vertrieben worden war. Getragen von radikalem Existenzialismus und einem neuen Anarchismus zeigt sie, dass in die abendländische Philosophie seit ihrem antiken Anfang eine politische Berufung eingeschrieben war, deren Verdrängung sie um ihr Wertvollstes, um ihre aufklärerische Potenz, bringt. Doch Kritik und Dissens allein reichen nicht mehr aus. Der Niederlage des Exils, der inneren Emigration eingedenk kehren die Philosophen jetzt zurück, um ein Bündnis mit den Unterdrückten zu schmieden. Ein fulminantes Plädoyer für die politische Relevanz der Philosophie, ihre radikale Zeitgenossenschaft und ihre atopische Widerstandskraft.

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Welcher Spielraum bleibt dem Denken noch, wenn es von der Angst vor einem Schritt ins Außen ergriffen wird, wenn allerorten eine diffuse Exophobie vorherrscht? Wo die Wissensformen der durch Technologie gestützten Berechnung und Simulation überantwortet werden, wo sich die Prozeduren der Vereinfachung ausbreiten, die als Wahrheitsverfahren ausgegeben werden, wo jede Erkenntnis ihren festen Ort und ihre performative Aufgabe besitzt, muss die Philosophie schließlich entmachtet werden. Die Geschlossenheit der gesättigten Welt verlangt nach einer Erkenntnisordnung, die diese unterstützt und innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen verbleibt.

Während jedes Erkenntnisgebiet auf einem Problem basiert, problematisiert die Philosophie die Probleme. Und hinterfragt auch noch den Fragenden, verdrängt ihn von seiner Position, setzt ihn von seiner Kanzel ab, macht aus ihm einen Befragten und Verhörten. Die Philosophie, der Philosoph können sich dieser unentwegten Befragung nicht entziehen, die gewissermaßen eine Aufspaltung bedeutet, welche die Form einer an die Frage gerichteten Frage annimmt.

Seit jeher atopisch, ist die Philosophie in einer Welt ohne Außen gefährlich fehl am Platz. Als jenseitiges Denken und Berufung zum Über erscheint sie nicht klassifizierbar, nicht eingrenzbar. Sie bildet ein paradoxes Territorium, deterritorialisiert und von der Atopie bewohnt. In ihrer Dezentrierung emigriert sie in ein Außen, von dem aus sie die Ordnung durcheinanderbringt. Denken befremdet, macht einen fremd, zu einem Fremden.

Indem wir den Bahnen der Existenz und der Politik folgen, beschreiten wir einen Weg, der von drei griechischen Wörtern flankiert wird: Atopie, Uchronie, Anarchie. Während sie in ihrer engen, wechselseitigen Verbindung durchgängig das Alpha privativum bewahren, die innere Spannung der Philosophie, legen sie mit ihrer Synergie den kritischen Impuls frei und lassen ihre in ein Über gerichtete explosive Ladung hindurchscheinen.

Auf diesem Wege wird ein Thema berührt, auf dem ein Verbot, ein nahezu unanfechtbares Verdikt lastet, sodass sich die Philosophie wieder auf ihre philosophische Berufung verwiesen sieht. Diese Berufung wird fassbar in einer zweifachen Bestimmung, der zufolge die Philosophie nicht nur von der polis angeregt und beeinflusst ist, sondern der polis auch zustrebt – eine politische Berufung also, insofern in der polis ihre eigenste Neigung liegt. Deswegen ist die Philosophie zu einer Rückkehr aufgerufen, ohne dabei je zu vergessen, dass sie – zumal in der Stadt – fehl am Platz ist und gegen-zeitlich wirkt. Nach einer langen Abwesenheit, in der sie ihre Stimme verloren hat, ist sie dazu angehalten und eingeladen, die Gemeinschaft ans Licht zu ziehen, sie wiederzuerwecken. Ohne das Wachen der Philosophie gibt es keine Gemeinschaft.

Das hatte bereits Heraklit vorgebracht. Und das behauptet auch Platon in seinem großen politischen Dialog Der Staat . Es reicht nicht aus, wie im Traum, onar , zu denken oder in einer traumähnlichen Verfassung; denn das steht in einem fundamentalen Gegensatz zum Denken desjenigen, der aufmerksam wachend ist (vgl. Der Staat , 476c). Das Wachen, hypar , bildet den eigentümlichen Zug der Philosophie, der sie so sehr von allem anderen unterscheidet, dass es gar zu ihrem Symbol avanciert. Man kann sein Leben schlafend oder wachend verbringen. Auch wer nicht philosophiert, lebt zweifellos, aber seine Existenz ist geschmälert und seine Teilhabe an der Politik kompromittiert.

Staunen: Eine unruhige Leidenschaft

Das Wort ist griechisch und geht aus einem Kompositum hervor: philein , begehren, erstreben, lieben, und sophia , die – noch vor der Weisheit – das Wissen anzeigt, vor allem das praktische Wissen, die Fertigkeit. Wie z. B. dasjenige des Handwerkers, desjenigen, der Schiffe zu bauen vermag, Musikinstrumente zu spielen weiß, Verse schmieden kann; aber auch dasjenige des Gesetzgebers oder des Politikers. Wenn sich die Demokratie etabliert, sind zahlreiche Kompetenzen vonnöten, um sich in der Stadt zurechtzufinden. Es ist z. B. notwendig, gut reden zu können, um sich zu verteidigen oder aktiv in die Debatten einzugreifen. In diesem Zusammenhang tritt eine neue Figur auf: derjenige, der nicht nur Wissen besitzt, sondern auch dazu bereit ist, es zu verkaufen. Es handelt sich um den sophistês , einen Experten des privaten wie des öffentlichen Lebens sowie einen Meister der Rhetorik, der gegen Geld lehrt und sich – in einem zunehmend negativen Sinne – als Hochstapler und Scharlatan erweist.

Gegen die Sophisten erheben sich diejenigen in der polis , die – insofern sie ebenfalls als wortgewandt und geschickt angesehen werden – Gefahr laufen, für Sophisten gehalten zu werden. Vor allen anderen Sokrates. Der Unterschied reicht jedoch tief: Denn sie brüsten sich nicht mit Wissen, das sie nicht besitzen. Es ist Begehren, nicht ein Besitz, das die Fragen des Sokrates motiviert. Ein Begehren der Weisheit? Nicht ganz. Es ist nur schwer zu glauben, dass das griechische Wort sophia , wie einige meinen, etymologisch mit saphês verbunden sei, was klar, deutlich, offenkundig bedeutet. Gleichwohl erklärt Sokrates nicht nur, überhaupt nichts zu besitzen, geschweige denn die Wahrheit, sondern er gesteht überdies ein, inbrünstig nach Klarheit zu streben. Dieses Wissen des Nichtwissens bezeichnet den aporetischen Anfang der Philosophie. Liebhaber der sophia – das betont Platon mehrfach – sind diejenigen, die nicht durch Unwissenheit stumpf und unkultiviert dahinleben, sondern vom Begehren angetrieben werden, zu wissen. 18

Hier und dort tauchen die Begriffe »Philosoph« oder »philosophieren«, dem häufigen Gebrauch der Komposita mit dem Suffix philo - entsprechend, bereits vor Sokrates auf. So z. B. in einem Fragment des Heraklit (B 35), in den Erzählungen von Herodot (I, 30) sowie in der Leichenrede, die Thukydides dem Perikles im Rahmen des Gedenkens der im Peloponnesischen Krieg gefallenen Soldaten in den Mund legt: »Wir lieben das Schöne, ohne verschwenderisch zu sein, und philosophieren, ohne zu verweichlichen« (II, 40, 1). Voller Stolz werden hier die beiden Verben philokalein und philosophein ausgerufen. Das, was schön ist, ist auch das Klare: Danach strebt das demokratische Athen des 5. Jahrhunderts v. u. Z. Damit wird auch ein topos vorweggenommen, der in der Folge noch des Öfteren wiederkehren wird: Ebenso, wie das Schöne nicht auch nützlich ist, ist die von den Philosophen erstrebte sophia nicht mit dem Kriterium der Nützlichkeit fassbar.

Während die Philosophie für Thukydides ein Vorrecht der Griechen darstellt, bildet sie für Platon und für Aristoteles ein Merkmal der gesamten Menschheit. Alle Menschen erstreben jenes Wissen des Wissens, jenes Nichtwissen, in dem allein sich Weisheit einstellen kann. Platon bestimmt dessen Ursprung genauer: thaumazein . 19Philosophieren bedeutet zuallererst, sich erstaunt umzusehen, sich verwundert Fragen zu stellen. Weit eher als ein Handeln ist es ein Erleiden. Und folglich ein pathos , eine ergreifende Leidenschaft, der man sich schlechterdings nicht entziehen kann. Wer philosophiert, ist unausweichlich von Staunen ergriffen. Und auch umgekehrt gilt: Wer nicht staunt, kann nicht philosophieren. Der Anfang ist kein Anfang, wie wenn man etwa eine Handlung in Gang bringt. Denn pathos erleidet man – es kommt von außen, wird von anderem als man selbst erzeugt. Überraschend, außergewöhnlich ist das, was in den eigenen Blickwinkel einfällt und in der Ordnung keinen Platz findet; alles wird davon durcheinandergebracht. Der Philosoph aber gibt sich passiv dem Wunder dessen hin, was ihn umgibt, was ihn zunehmend betrifft und befremdet. Er bleibt nicht stumpf, unbeirrt und kaltblütig unbekümmert. Im Gegenteil: Er ist bestürzt und betroffen, insofern das, was ihm zuvor selbstverständlich erschien, seine Selbstverständlichkeit nun eingebüßt hat. Auf einmal fehlen die Fixpunkte, und alles gerät ins Wanken. Ein gewisses Unbehagen ist dabei unvermeidbar. Das pathos der Philosophie ist eine Leidenschaft, die darin besteht, sich verunsichern zu lassen. Das Staunen stößt das Begehren an, wissen zu wollen, aber dasselbe Staunen entzaubert sodann das erlernte Wissen (vgl. Metaphysik , 982b).

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