• Bei Verweigerung Steuerungshilfen einsetzen, werden sie nicht angenommen, Tätigkeit unterbrechen und sich abwenden. Warten bis das Kind von selber kommt, dann ganz ruhig und freundlich das eben Verweigerte einfordern. Keine andere Tätigkeit mit ihm beginnen, sture Konsequenz zeigen! Die braucht das Kind, denn es prüft ständig, wie weit es gehen kann und ob die gestellten Grenzen auch wirklich eingefordert werden
• AD(H)S-Kinder brauchen Grenzen, wer nachgibt, ist der Verlierer und das nicht nur für den Augenblick!
• Aggressives Verhalten oder Verhalten allgemein, was nicht erwünscht ist, nicht beachten! Es wird dadurch aufgewertet. Oft will das Kind damit nur provozieren, auf sich aufmerksam machen oder sein Gefühl der langen Weile unterbrechen. Das Kind sich erst beruhigen lassen, zeitversetzt und entspannt das Geschehen besprechen und kurze, klare Verhaltensregeln als Schlussfolgerungen benennen
• Niemals viel reden, kein Polemisieren oder Vergangenes wieder hervorholen!
• Ein Stoppsignal vereinbaren und dessen Einhaltung verlangen und üben
Strategie Nr. 4: Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind trotzt?
• Möglichst Anlässe zu trotzigem Verhalten vermeiden, Absprachen treffen
• Konsequenz in der Erziehung! Bei inkonsequenter Erziehung lernt das Kind seinen Willen über die Trotzreaktion durchzusetzen
• Nichtbeachten der Reaktion, sich abwenden, Blickkontakt meiden, Stimme senken, Ruhe bewahren, sich räumlich trennen für kurze Zeit
• Gleichgültiges Begegnen des Kindes nach dem Trotzanfall
• Aber weiterhin auf das Erledigen der gestellten Forderung bestehen
• Bewusste Förderung des kindlichen Willens, indem man versucht, seinen eigenen Willen zu dem des Kindes zu machen. Das kostet Überzeugungsarbeit, die dem Kind aber das Gefühl der freien Entscheidung gibt, damit es sich nicht eingeengt fühlt
Strategie Nr. 5: Ordnung im Kinderzimmer herstellen
• Anleitung zur Selbständigkeit, Kind nur anlernen, wie man am effektivsten aufräumt und Ordnung hält, nur dran bleiben und kontrollieren. Das Kind muss selbst aufräumen, nicht seine Mutter oder seine Geschwister!
• Termin zum Aufräumen vereinbaren, am besten täglich vor dem Abendessen oder vor der vereinbarten Fernsehzeit
• Keinen Stress erzeugen, keine Vorwürfe machen, aber selbst auch Ordnung halten!
• Aufräumstrategie in drei Etappen:
− 1. Etappe: Alles vom Fußboden aufheben, was dort nicht hingehört
• Das Aufgehobene gleich an Ort und Stelle legen
• Alles möglichst nur einmal in die Hand nehmen, damit es nicht von einer Ecke in die andere gestapelt wird
− 2. Etappe: Sortieren, was sich im Zimmer auf den Möbeln befindet und dort nicht hingehört:
• Schmutzwäsche in die Wäschetruhe
• Saubere Wäsche in den Schrank
• Bücher in das Regal
• Schreibsachen in die Schreibtischfächer oder in die Schulmappe
• Benutztes Geschirr in die Küche
• Leere Flaschen in die dafür vorgesehene Kiste
− 3. Etappe: Die Schreibtischplatte völlig leer räumen, damit beim Arbeiten nichts ablenkt oder stört und ausreichend Platz vorhanden ist
• Auf den Schreibtisch soll nur das liegen, was aktuell unbedingt zum Arbeiten oder Lernen gebraucht wird!
Solche und/oder ähnliche Strategien können Eltern mit ihren Kindern oder auch für sich selbst aufschreiben und an die Tür oder anderswo gut sichtbar aufhängen. Anfangs etappenweise aufräumen und die erledigten Tätigkeiten abhaken, denn der Arbeitsablauf soll sich automatisieren, damit er ohne Anleitung, ständiges Ermahnungen oder Strafandrohungen erfolgt. Dabei jeden Stress oder Streit vermeiden, beides blockiert die Motivation.
Diese Strategien zeigen zumeist rasch einen therapeutischen Erfolg, sie können alle nutzen, ob mit oder ohne AD(H)S. Werden sie schon praktiziert, ist schon ein Meilenstein auf dem Weg zum Therapieerfolg geschafft.
Weitere wichtige Strategien für ein Selbstmanagement bei der AD(H)S-Behandlung sind:
• Eine AD(H)S-Diagnose sollte mit umfassender Information über Ursachen, deren mögliche Vor- und Nachteile und den therapeutischen Möglichkeiten rechtzeitig erfolgen
• Die neurobiologischen Ursachen des AD(H)S akzeptieren und verstehen, um sich nicht durch unwissenschaftliche Polemik verunsichern zu lassen
• Eine autoritative Erziehung praktizieren mit guter Vorbildwirkung, Grenzen setzen und Strukturen vorgeben und deren Einhaltung konsequent einfordern
• Gemeinsam mit den Betroffenen nach vorherigen Problemanalysen wie z. B. »Was stört mich?«, »Wie kann ich das ändern?« »Warum musste das so kommen?« Problemlösungsstrategien entwickeln
• Sich selbst motivieren können, um gestellte Therapieziele zu erreichen
• Eine gute soziale Einbindung mit Verständnis und Vertrauen als wichtige Basis schaffen
• Selbst gemachte positive Erfahrungen im Umgang mit Stress und zur Konfliktvermeidung immer wieder erfolgreich anwenden
• Seine Lernbahnen durch ständiges Wiederholen und Üben festigen
• Lernen mit aktiver Pausengestaltung nach Plan
• Regelmäßig Sport und Entspannungsübungen betreiben, um Stress abzubauen und sich zu konditionieren
• Medikamentöse Therapie, sofern notwendig, als eine wichtige Hilfe akzeptieren und bei Bedarf rechtzeitig, regelmäßig und lange genug anwenden
• Routinemäßig Selbstinstruktion und Kontrolltechniken praktizieren
• Seine Fähigkeiten kennen und lernen, sie erfolgreich einzusetzen
• Misserfolge und Kritik tolerieren können, um negativen Dauerstress und Selbstwertkrisen zu vermeiden
• Mit Hilfe der AD(H)S-Therapie nicht nur die Konzentration, sondern auch gezielt Selbstwertgefühl und Sozialverhalten verbessern
Exkurs »Autoritative Erziehung« – Was bedeutet sie und warum ist dieser Erziehungsstil für Kinder und Jugendliche mit ausgeprägtem AD(H)S besonders geeignet?
Eine autoritative Erziehung erfolgt mit Konsequenz und Liebe, klaren Regeln und Anforderungen, muss aber gleichzeitig mit einem hohen Maß an Vertrauen und Zuwendung einhergehen. Dieser Erziehungsstil wird von den Erziehungswissenschaftlern als optimal angesehen. Er wurde in den 1960er Jahren entwickelt und seitdem erfolgreich praktiziert. Hierbei wird das Kind in seinen Bedürfnissen und Gefühlen geachtet, lernt aber gleichzeitig klare Grenzen kennen, in denen es sich in Ruhe entwickeln kann.
Eltern, die ihre Kinder autoritativ erziehen, stellen hierbei große Anforderungen an diese, sie fördern und fordern sie. Sie fordern die Einhaltung von Regeln, wobei sie ihre Kinder aber auch als ernst zu nehmende Gesprächspartner akzeptieren und mit Hilfe gemeinsamer Absprachen lenkend auf ihr Kind oder ihren Jugendlichen einwirken. Dieser Erziehungsstil stellt große Anforderungen an soziale und intellektuelle Kompetenzen, an Eigenkontrolle und Unterstützung. Dabei beharren die Eltern auf ihren Forderungen auch gegen den Willen ihrer Kinder und Jugendlichen. Für entstehende Konfrontationen werden gemeinsam Lösungswege erarbeitet. Das verbessert die Selbstsicherheit, Kommunikationsfähigkeit und die soziale Kompetenz der Kinder. Dieser Erziehungsstil fördert erfahrungsgemäß die eigenen Fähigkeiten und das Erlernen von verantwortungsvollen Bewältigungsstrategien zur Problemlösung am besten.
Ich empfehle diesen Erziehungsstil den Eltern betroffener Kinder und Jugendlicher mit AD(H)S und habe damit gute Erfahrungen gemacht. In vielen Familien wird dieser Erziehungsstil schon seit Generationen erfolgreich praktiziert, ob mit oder ohne AD(H)S. In jedem Fall ist auch hierbei die Vorbildwirkung der Eltern das A und O für das Gelingen der Erziehung.
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Nur wenn ich weiß, warum ich so bin, kann ich bewusst etwas dagegen tun
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