Elena Messner - Das lange Echo

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Ein österreichisch-ungarischer Offizier im Ersten Weltkrieg, seit 1916 im besetzten Belgrad stationiert, erlebt in bitterer Verzweiflung den Zusammenbruch seines Reiches. Hundert Jahre später sitzen die Direktorin des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums und ihre Assistentin einander im Streitgespräch über Moral und Mitleid, Verbrechen und Verantwortung gegenüber.

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Genauso undeutlich waren ihm die späteren Belgrader Galgen in Erinnerung, die so häufig seinen Weg versperrt hatten. Sehr verschwommen war zum Beispiel – in Grauschattierungen wie eine alte Fotografie – eine kleine Darstellung in seinem Kopf haften geblieben: ein Mann in der Mitte, an einem Strick, Schaulustige drumherum positioniert, ein Offizier verliest das Urteil, ein zweiter hält mehrere Schlingen in der Hand, daneben der Priester wie eine lustige Erscheinung in einer Komödie, hinter ihm der Henker, rechts zwei neugierige Sanitäter, schau, wie lustig, alle starren sie dich an, starren aber eigentlich den Fotografierenden an, der sich ihnen gegenüber aufgestellt hat und hinter dem du stehst, sodass alle scheinbar dich anvisieren, während sie für die Kamera posieren. Der da am Strick hängt, das merkst du beim Vorbeigehen, wird nicht wirklich hingerichtet, hier wird geprobt. Du verstehst: Diese Szene bietet sich dir nur dar, weil dringend neue Henker ausgebildet werden müssen. Man kam zu diesem Zeitpunkt, in dieser Anfangszeit der Besatzung, mit der großen Anzahl an Todesurteilen schon nicht mehr hinterher, und da musste die Militärverwaltung für den Henkersnachwuchs sorgen.

Aber kein Bild, keine Szene hatte sich auf solch eine Weise in seine Hirnritzen eingekratzt wie das Bild des Galgens im Herbstbelgrad 1918, der nur für ihn … oder doch nicht, wer weiß. Nicht weil es ein besonderer Galgen gewesen war, keineswegs, noch weniger wegen des jungen Mannes, der gehängt worden war, auch nicht wegen des Mütterchens, das sich da so klagend an die Füße des Gehängten klammerte. Sondern nur aufgrund des leise gejammerten Namens, den dieses Mütterchen dabei vor sich hinmurmelte: Milane! Milane! In unaufgeregter Monotonie murmelte es den Namen, der unglücklicherweise … ausgerechnet! … der seinige sein musste. Dieses murmelnde Jammern hatte sich bis in seine Schläfen vorgearbeitet, drückend, pochend, andauernd, das Echo dieser Stimme blähte ihn innerlich auf. Als nun der Mann vor ihm so überzeugend sprach, machte sich in seinem Kopf undeutlich die Vorstellung breit, dass es ein großes Wir gab, das er nicht mehr ganz fassen konnte, seit das Mütterchen am Galgen seinen Namen gejammert hatte, und dass es dann noch ein kleines Ich gab, das er zwar besser fassen konnte, an das er aber kraft seines Ranges und seiner Moral nicht glauben durfte. Es war eine ganz primitive Todesangst, die ihn stutzig gemacht hatte. Seit damals murmelte es in ihm immer mal wieder, ein auf das andere Mal, tage- und wochenlang, besonders wenn jemand das Wort Wir in den Mund nahm, leise, aber immerzu, es murmelte wiederholt seinen Namen, Milan, Milan, hör her, hör doch mal, hör zu, du!

Standhaft bis in den Tod, das war die Vorstellung, das war die Devise, die alles beherrschende militärische Idee, an der er immer festgehalten, die er anderen gepredigt hatte. Was war das für eine Idee? Heimlich hatte der Stratege in ihm bereits beim ersten Feldzug gegen das Land, das er nun besetzte, Überlegungen angestellt: über die unnötigen Personal- und Materialverluste, über taktische, also eigentlich gute Gründe, Gelände aufzugeben, die es immer wieder gegeben hatte, auf die er aber in Diskussionen nicht hinweisen durfte, denn da war sie eben, omnipräsent, diese Vorstellung, an der es festzuhalten galt: standhaft, ja, bis in den, seinen, unseren Tod, und dann? So dachte er bereits vor Jahren, nach Kriegsbeginn, manchmal, kurz, wirr. Jetzt, Jahre später, hatte sich dieses Fragezeichen rund um die Standhaftigkeit bis zum Tode zu einem Rufzeichen entwickelt, das ihn jedoch nur nachts quälte. Tagsüber verlor sich zumeist jede Spur davon.

Wie viele gerettet hätten werden können, wenn sie, ja, nicht standhaft bis in den Tod und so weiter hätten gehen müssen. Verstehst du denjenigen nicht, der seine Waffen niederlegen will, der nicht standhaft bleiben und weitergehen will, in den Tod, der ihm gewiss ist? Ähnlich hatten ihn im Feldzug – dem ersten – Zweifel ergriffen, manchmal [obwohl, ja, zugegeben: immer öfter, je länger der Feldzug dauerte], wenn er an seine Militärhandbücher dachte, an sein Exemplar von Zum Studium der Taktik , in dem der Franz Conrad von Hötzendorf die Grundgedanken der österreichisch-ungarischen Militärführung darlegte, die da waren: um jeden Preis Offensive und Angriff .

Dass diese Grundgedanken richtig und wichtig und vor allem in ihrer Wirkung unbestreitbar zielführend waren, zeigte sich ja schon daran, dass so ein Conrad sehr erfolgreich alles, was zu rebellieren, was sein Recht einzufordern wagte, niederzuwerfen vermochte. Wie schon sein Vater Jahrzehnte davor geholfen hatte, eine Revolution in Wien zu machtlosem Gepolter verkommen zu lassen, half auch er entschlossen mit, süddalmatinische Aufständische oder später italienische Hafenarbeiter niederzuschlagen. Er annektierte vorbildlich jenes Bosnien mit, von dem der Kaiser beschlossen hatte, es sich zu Regierungsjubiläum und Namenstag selbst zu schenken . All das in nur wenigen Jahrzehnten. Bei dieser Annexion forderte der Taktiker – daran erinnerte sich der Milan Nemec, ganz gut erinnerte er sich daran – mehrmals den Krieg gegen Serbien, im Zuge dessen er auch eine Eroberung, oder zumindest eine notwendige »Einengung« Montenegros mitvorschlug, wie auch die »Gewinnung« Albaniens und des westlichen Mazedoniens, all das mit dem Ziel, sich am Ende in Thessaloniki siegreich feiern zu lassen. Was der Milan Nemec davon zu halten hatte? Nun, auch wenn manche den Aktivismus eines Conrad von Hötzendorf, dessen taktische Schriften seine Kollegen und Schüler jahrzehntelang nach seinem Ableben begleiten würden, hinein in neue Reiche, die es zu verteidigen galt, auch wenn manche diesen Aktivismus als kadaveristischen Bellizismus und größenwahnsinnigen Imperialismus ansehen mochten, und auch wenn seine jahrzehntelang vorgetragenen Pläne, endlich das lästige Italien, bitte präventiv!, anzugreifen oder lästige slawische Ländereien im Süden endlich, auch präventiv!, zu annektieren, am Hofe doch mehrmals abgelehnt worden waren, weil das alles schließlich auch zu bezahlen war, hielt ihn das nicht davon ab, diese als patriotisch maskierten Forderungen immer wieder zu stellen, ein ums andere Mal, jahrzehntelang.

Dieser Conrad! So einer starb am Ende keineswegs zufällig an einem Gallenleiden und hatte naturgemäß ein Ehrengrab in Wien, bis ins Jahr 2012. Erst danach stuften sie es herab, das Grab, auf ein »historisches«. Aber die dutzenden Straßennamen, die Gebäudenamen, die Gedenktaferln, die ihm ihre eiserne Treue halten, die konnte man so schnell nicht herabstufen oder herunterstoßen, und was hieß das denn schon: Judenhasser? Was hieß das: Fremden- und Rassenhasser? Was hieß das: Kriegsfreund und Kriegstreiber? Was hieß das: Kriegsverbrecher? Gegen einen Conrad von Hötzendorf, gegen seine angriffsfreudige Entschlusskraft , seinen zielbewussten Tatendrang und seinen unbeugsamen Willen schien kein Einwand möglich, nicht in hundert Jahren schien da ein Einwand möglich.

Doch warum kam dann doch der Zweifel im Milan Nemec hoch, manchmal, wahrscheinlich unbegründet, ob der Angriff wirklich immer die beste Option war? Ob so ein Angriff wirklich eine Verteidigung … und wenn ja, ob eine gute, ob wirklich die beste … Oder doch nicht?

Der Nemec hatte, von auftauchenden Zweifeln an seiner Sache schon geschwächt, so ließe sich schlussfolgern, die größtmögliche Kränkung erlitten: von einem jammernden Mütterchen aus dem Feindesland an den blöden eigenen Tod erinnert zu werden, diesen lächerlichen eigenen Tod im trockenen Kehllaut einer müden Frau als Gewissheit zu erkennen, als seine fest vorgezeichnete Zukunft. Nun war aus diesem Erlebnis die leise Ahnung in ihm aufgetaucht, dass es ein dummes Ich gab, nämlich seines!, dem er, wenn er recht ehrlich war, inniger verbunden war als dem Wir, von dem in den Ausführungen des Besuches die Rede war, einem Wir, das ihm zunehmend ein wenig ins Abstrakte und Philosophische abgesunken war, ungreifbar und umso bedrohlicher.

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