Nur über das Blut können Nährstoffe zu unseren Körperzellen gelangen. Bei Beschwerden oder einer Verletzung stehen die Heilung und Regeneration im Vordergrund. Daher sollte die betroffene Region möglichst gut durchblutet werden! Bei einer Verletzung kommt es zu einem erhöhten Flüssigkeitsaustritt im betroffenen Gewebe. Die Druckerhöhung führt zuerst zu einer verminderten Durchblutung. Durch zu wenig Nährstoffe und Sauerstoff wird die Heilung gehemmt. Die Anlage des Tapes direkt auf die Haut erzeugt einen Anhebungseffekt (Lifting) der Haut über der geschwollenen, schmerzenden Region. Der vergrößerte Zirkulationsraum bewirkt, dass die Schichten unter der Haut weniger Druck erfahren und sich besser gegeneinander bewegen können. Die Durchblutung wird angeregt, und die überschüssige Flüssigkeit im Gewebe wird besser über die Lymph- und Blutzirkulation abtransportiert. Es kommt zu einem Mikromassageeffekt, einer Stoffwechselverbesserung und somit zur Schmerzreduktion.
› Unterstützung des Bauches
Gerade in den letzten Schwangerschaftsmonaten und bei Zwillings- bzw. Mehrlingsschwangerschaften kann das Tape auch unterstützend eingesetzt werden, um das Bauchgewicht zu halten und die Last in Richtung Wirbelsäule zu ziehen. So erfährt die Bauchmuskulatur durch diese »Aufhängung« eine Entlastung! Die Unterstützung kann global oder direkt über die gerade oder schräge Bauchmuskulatur erfolgen. Es werden verschiedene Tapeanlagen zur Unterstützung des Bauches angeboten, da diese unterschiedlich empfunden werden.
Jede Schwangerschaft ist individuell! Bitte besprechen Sie vorab mit Ihrer Hebamme oder Ihrer Ärztin, welche Tapeanlage für Sie geeignet ist! Sollte ein Tape als unangenehm empfunden werden, so entfernen Sie es bitte umgehend!
› Vorbeugung
Stehen höhere Belastungen im Alltag an oder neigen Sie z. B. nach der Geburt beim Stillen zu Rückenschmerzen, so kann das Tape auch vorbeugend angebracht werden, um (in diesem Fall) die Muskulatur zu unterstützen. Das Tape aktiviert die Muskulatur, die Bänder und Gelenke, die Durchblutung und den Abtransport.
Nur durch ein optimales Zusammenspiel von allen Bausteinen des Körpers ist auch eine optimale Leistung und Langlebigkeit der Strukturen möglich. Arbeiten alle Systeme »Hand in Hand«, dann werden die Bausteine des Körpers optimal belastet, sodass es nicht zu Fehl- oder Überbelastungen des Bewegungsapparats kommt. Stark beanspruchte Strukturen können durch das Tape gezielt unterstützt werden, sodass ein Überbelastungs- oder ein Schmerzrisiko verringert wird.
Die Wirkung der Tapeanlage wird
über folgende unterschiedliche
Faktoren erzielt:
• Tapeform (Zuschnitt)
• Farbe
• Zugrichtung (wohin das Tape gedehnt wird)
• Wirkungsrichtung (wie sich das Tape zusammenzieht)
• Zugstärke, mit der das Tape angelegt wird
• Kombinationen mehrerer Tapes (s. Abbildung oben)
Welche Tapeformen gibt es und wie schneide ich sie zu?
› Das I-Tape ist das einfachste Tape und wird am häufigsten angewendet. In der Regel wird es in seiner Originalbreite (5 cm) angelegt.
Es kann aber auch, wie bei Narbentapes oder zur Behandlung der Rektusdiastase im Wochenbett, in schmalere Streifen geschnitten werden (s. S. 108). Die benötigte Länge des Tapes wird von der Rolle abgeschnitten. An beiden Enden werden die Ecken abgerundet, denn bei runden Enden löst sich das Tape nicht so schnell von der Haut!
Das I-Tape wird bei Muskeltapes, Bänder- tapes, Narbentapes sowie Sterntapes (Spacetapes) eingesetzt.
› Das Y-Tape wird aus einem I-Tape hergestellt. Die benötigte Länge wird von der Rolle abgeschnitten.
Das I-Tape wird nun der Länge nach mittig eingeschnitten, 2–3 cm werden nicht eingeschnitten. Dieser geschlossene Teil des Y dient als Anker. Die beiden schmalen Streifen sind die Zügel. Sowohl die Zügel wie auch der Anker werden an den Enden abgerundet. Y-Tapes werden meistens bei größeren Muskeln eingesetzt.
› Das fächerförmige Tape wird ebenfalls aus einem I-Tape hergestellt. Die benötigte Länge wird von der Rolle abgeschnitten.
Das Tape wird nun der Länge nach in 4–5 Streifen eingeschnitten, 3–4 cm werden nicht eingeschnitten. Der geschlossene Teil des Fächertapes dient als Anker. Die schmalen Streifen sind die Zügel. Zügel und Anker werden an ihren Enden abgerundet. Dieses Tape wird angewendet, um bei Schwellungen den Lymphabfluss zu unterstützen oder bei einem Bluterguss den Abtransport zu beschleunigen.
› Ein Sterntape wird aus 4 I-Tapes zusammengefügt, Länge und Breite der Tapestreifen richten sich nach der Größe der Schmerzregion. Am Rücken oder an der Hüfte (s. S. 62) werden gerne Tapes mit 5 cm Breite angelegt, bei kleineren Schmerzpunkten kann das Tape auch halbiert werden, sodass die Tapestreifen 2,5 cm breit sind. Die entsprechende Länge wird von der Rolle abgeschnitten, die 4 Tape- streifen sollten die gleiche Länge aufweisen. Die einzelnen I-Tapes werden übereinander – erst im rechten Winkel, dann diagonal – direkt auf die schmerzhafte Region angelegt.
Diese Tapeform wird besonders bei Schmerzpunkten, z. B. bei Schmerzen im unteren Rücken, an der Halswirbelsäule oder an der Hüfte, eingesetzt, um einen vergrößerten Zirkulationsraum zu schaffen, die Durchblutung zu fördern und den Stoffwechsel zu beschleunigen.
Welche Bedeutung haben die Tapefarben?
Blaue Tapes wirken beruhigend, Blau symbolisiert in der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) das Element Wasser und steht für Ruhe. Das blaue Tape wird eingesetzt bei:
→ Muskelverspannungen
→ akuten Schmerzen
→ Entzündungen
→ Schwellungen
Beige Tapes wirken neutral, Beige symbolisiert in der TCM das Element Erde und steht für Unabhängigkeit. Das beige Tape wird eingesetzt bei:
→ Anwendungen im Kopf- und Gesichtsbereich
→ Anwendungen, die gut sichtbar sind, aber nicht weiter auffallen sollen
Rote Tapes wirken anregend und aktivierend, Rot symbolisiert in der TCM das Element Feuer und steht für Wärme. Es wird eingesetzt bei:
→ Muskelschwäche
→ chronischen Schmerzen
→ zur Durchblutungsförderung
→ zur allgemeinen Aktivierung
Schwarze Tapes werden von vielen Anwendern gerne verwendet. Sie vermitteln einen harten Charakter und werden (vielleicht deshalb?) oft bei Kampfsportarten eingesetzt.
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