Frank Witzel - Revolution und Heimarbeit

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"I got the revolution blues, I see bloody fountains …" Neil Young
Ein Journalist präsentiert Materialien zu einer Exklusivstory: ein junger Deutsch-Amerikaner will seine kambodschanische Freundin rächen, die ihren Job in einer Kleinkindsendung verloren hat, weil ein Fernsehprediger ihr fremdsprachiges Murmeln öffentlich als Fluchen denunziert hat. Der junge Mann schließt sich einem Gentleman-Gangster an, der im Auftrag spleeniger Sammler arbeitet. Das ist doch nicht zu glauben? Richtig. Bei Witzel ist mal wieder nichts so, wie es scheint, und keinem ist zu trauen – am allerwenigsten dem Erzähler.
In Revolution und Heimarbeit verknüpft Frank Witzel die politischen, gesellschaftlichen und Medien-Diskurse der letzten Jahrzehnte zu einem Netz, das als Rettung vor dem Absturz denkbar ungeeignet ist. Es spricht ein ständig räsonnierender, zunehmend unheimlich werdender Erzähler, dem der gesunde Menschenverstand sicherlich nicht in allen Gedankengängen folgen würde. Was man dann aber doch tut, weil man Stück für Stück hineingesogen wird.
Frank Witzel ist der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2015 mit dem Titel «Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969».

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Der Papst gleiche das Bild einer ganzen Ideologie ab, das Bild des Sterbens in Christi. Der Papst zeige, daß man jahrzehntelang sterben könne und doch nicht tot sei. Deshalb gebe der Papst all den unterentwickelten Völkern Hoffnung. Er habe diesen Begriff absichtlich gewählt, unterentwickelt, denn schon dieser Begriff deute wieder auf das Bild hin. Dieser Begriff sage aus, daß wir uns ein Bild von den Völkern machten, und daß dieses Bild unterentwickelt sei, also unterbelichtet und unscharf, und daß wir in einer Umkehrung nun dächten, daß diese Völker unterentwickelt seien. Dieses Bild sei eine Wahnvorstellung, da wir eine Potenz in der Existenz dieser Völker vermuteten, die diese Völker zu dem machen könne, was wir selbst seien. Dies aber sei der wirkliche Wahn, in anderen Dingen, Menschen und Völkern eine Potenz zu vermuten, die diese Dinge, Menschen und Völker in genau das verwandele, was wir uns unter diesen Dingen, Menschen und Völkern vorstellten. Wenn das kein Wahn sei, dann wisse er auch nicht, was Wahn sei.

Das Prinzip des Bildes, und dies solle man sich ruhig einmal auf der Zunge zergehen lassen, sei es, immer das andere zu verkörpern. Lege man folglich Bilder als Maßstab an sich an, so mache man sich damit zum anderen. Die Dichotomie von Geist und Körper, mit der die Philosophie sich immer noch abquäle, gebe es längst nicht mehr und sei von der Realität seit geraumer Zeit ad acta gelegt. Spätestens mit Einführung von Arbeitslagern und Fabriken, und die gebe es in der ein oder anderen Form schon seit Menschheitsgedenken. Die Philosophie aber denke mit ihrer künstlich errichteten Dichotomie von Körper und Geist nur gegen ein Prinzip an, das sich in der Realität nicht nachweisen lasse, da in der Realität gänzlich andere Dichotomien vorherrschten.

Tatsächlich werde der eigene Körper, indem man sich ein Bild von ihm mache, zum anderen, während man sich umgekehrt den fremden Körper mit Hilfe von Bildern aneigne. Mit dem Hilfsmittel der Bilder bewerkstellige man also nichts geringeres als eine komplette Entfremdung, in der das Eigene zum Fremden gemacht werde und das Fremde zum Eigenen.

Und gerade weil er dies alles wisse und auch zu durchschauen glaube, finde er es im nachhinein geradezu erniedrigend, dennoch auf diese Kollektivneurose eingestiegen zu sein und genau das zu bedienen versucht zu haben, was er als absurd ablehne und verurteile, nämlich den Menschen in einer sogenannten Reportage etwas bildhaft nah zu bringen, mit dem Effekt, daß sich nicht allein das angeblich Nahgebrachte entfremde, sondern sich auch derjenige entfremde, dem es nahgebracht werde, von dem, der es nahbringe, einmal ganz zu schweigen.

Anstatt beständig etwas anzuschleppen oder etwas Angeschlepptes zu betrachten, solle man besser einfach innehalten und sich einmal gegen alles entscheiden, was man bislang getan oder gedacht habe. Dies sei eine wirkliche Entscheidung. Alles andere seien Augenwischereien aber keine Entscheidungen. Gerade weil die Welt ohne Entscheidungen auskomme, seien die Menschen immer bemüht, Scheidewege anzulegen und Alternativen zu entwerfen, so daß man keinen Schritt gehen könne, ohne über eine Entscheidung zu stolpern. Gerade weil die Menschen über die entscheidenden Dinge ihres Lebens keine Entscheidungsgewalt hätten, forcierten sie beständig Entscheidungen. Sie verbänden Entscheidungen mit Macht. Jemand anderen zu einer Entscheidung zu zwingen, das bedeute Macht. Nichts anderes. Die Nazis hätten das verstanden. Darum sei es im wesentlichen an der Rampe in Auschwitz gegangen. Du ja, du nein. Entscheidungen. Forcierte Entscheidungen. Konstruierte Entscheidungen. Erfundene Entscheidungen. Das Geld, die dritte Ware, sei dementsprechend auch nichts weiter als materialisierte Entscheidung, die Entscheidung in Papier und Metall eingefroren. Mit Geld werde einem immer auch eine Entscheidung aufgezwungen, von der man sich erst durch Weggabe des Geldes wieder lösen könne. Da man jedoch, kaum daß man das Geld weggebe, etwas anderes für dieses Geld erhalte, verwandele die eingefrorene Entscheidung nur immer ihre Form. Selbst wenn man das Geld buchstäblich zum Fenster hinauswerfe und meine, der Rocksaum der freien Entscheidung habe einen gestreift, sei man der gesellschaftlichen Mühle des Tausches nicht für eine Sekunde entkommen. Im Kapitalismus könne man sich niemals und mit nichts freikaufen, da man immer einen Gegenwert erhalte.

Darum stelle das Werfen einer Münze, um eine Entscheidung herbeizuführen, keine Zweckentfremdung der Münze dar, sondern im Gegenteil eine, wie nenne man nur das Gegenteil der Zweckentfremdung, vielleicht Zweckzuführung, wobei es interessant sei, daß der Begriff der Zweckentfremdung keine Umkehrung besitze, denn gerade das bestätige seine Theorie, daß es in der Natur, der Welt, dem Leben, so man sich alle drei ohne Betrachter und ohne Mensch überhaupt vorstellen könne, keine Sinngebung gebe, man nur den natürlichen Zweck entfremden, nicht aber umgekehrt dem Entfremdeten wieder einen natürlichen Zweck zuführen könne.

Das Perfide, das Gemeine, das Hinterrückse an diesen von den Menschen künstlich geschaffenen Entscheidungen sei nun aber einmal die Tatsache, und daran werde letztlich alles scheitern, daß man sich der Entscheidung nicht mehr entziehen könne, daß die Entscheidung so etwas wie eine Urschuld sei, die, einmal in die Welt gesetzt, nicht mehr aus ihr herauszukriegen sei, denn schon sich gegen die Entscheidung zu entscheiden bedürfe der Entscheidung, und spätestens da werde es einfach nur noch absurd und peinlich. Weshalb auch alle Gedanken überflüssig seien, die er sich gemacht habe, vor der Reise, während der Reise, und die er sich noch immer mache, obwohl die Reise nun schon über sechs Wochen zurückliege, denn er könne sich gar nicht gegen etwas entscheiden, ohne es damit dennoch weiter am Leben zu erhalten.

Wenn man einmal den Gedanken der Erlösung, den christlichen Gedanken der Erlösung nicht von sich weise, und jetzt, während er dabei sei, sein Projekt zu erläutern, leuchte ihm überhaupt mit einem Mal der Sinn einer Erlösung ein, wenn man also einmal den christlichen Gedanken der Erlösung nicht einfach von sich weise, sondern in Bezug auf die Theorie betrachte, daß der christliche Mensch von der Entscheidung erlöst werden solle, daß es tatsächlich darum gehe und um nichts anderes und daß dieser christliche Singsang, dieses Friedliebende in Wirklichkeit überhaupt nichts Friedliebendes gewesen sei, daß das Beispiel mit der linken Backe, oder der rechten Backe, eben der anderen Backe, die man hinhalten solle, nichts anderes bedeute, als sich tatsächlich aller Entscheidungen zu enthalten, selbst wenn es einen Mühe koste, weil man durch eine Entscheidung logischerweise nur die Welt der Macht bestärke, da die Macht auf dem Zwang zur Entscheidung aufbaue, und die Macht nur deshalb so unbezwingbar sei, weil man sich immer innerhalb von ihr bewege, sobald man sich entscheide, gleichgültig in welche Richtung, weshalb eine Erlösung nur durch eine Nicht-Entscheidung geschehen könne. Ein Zustand, den man allein entscheidungslos erreichen könne.

Damit aber nun endgültig zurück zu dem, was er in Arlington aufgezeichnet habe und was ihm dort von Snake mitgeteilt worden sei. Snake, dieser deutschstämmige, mittlerweile in den USA naturalisierte junge Mann, der seit einigen Jahren arbeitslos sei und mit einer kambodschanischen Schauspielerin in einem Bungalow am Stadtrand von Arlington lebe. Dieser flüchtige Bekannte seines Schwagers, den dieser während einer seiner regelmäßigen Geschäftsaufenthalte in den Staaten kennengelernt habe, aus welchen Gründen auch immer, obwohl er sich ruhig einmal nach den Gründen hätte erkundigen können, weil ihm dann unter Umständen die ganze Reise erspart geblieben wäre. Doch statt seinem Schwager eine konkrete Frage zu stellen, habe er sich allein der Tatsache geschämt, selbst noch nie drüben gewesen zu sein, und habe aus dieser Tatsache heraus dem Ort Arlington nicht genügend Beachtung geschenkt, weil er gedacht habe, was wisse er denn schon von amerikanischen Städten, obwohl er von vornherein hätte wissen müssen, daß das mit Arlington nichts werden könne. Er habe einfach an der falschen Stelle nicht nachgefragt. Es sei wie mit dem Recorder. Er habe gedacht, wenn bei dem Recorder Kopfhörer dabei seien, brauche er sich nicht auch noch um Kopfhörer zu kümmern. Aber hätte er sich nur um Kopfhörer gekümmert, denn dann sei er in Arlington gesessen, angewiesen auf diese Dinger, die ihn bei jeder Benutzung daran erinnerten, daß irgendetwas aus den Proportionen geraten sei, entweder seine zu großen Ohren oder eben diese zu kleinen Stöpsel, die ihm immer wieder herausgerutscht seien, so daß er nochmal und nochmal die Aufnahme habe unterbrechen müssen, um alles neu zu justieren, wobei einem, wenn man nicht von einem Ziel oder einem Wahn oder einer Verpflichtung, was alles auf dasselbe herauslaufe im Endeffekt, abgelenkt sei, allein ein solch unbedeutendes Detail schon zu denken geben sollte.

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