© Ulrike Frömel
Hilde Link ist Ethnologin und forschte in Kambodscha und auf Mauritius, vor allem aber in Indien. Nach der Promotion im Hauptfach Ethnologie und in den Nebenfächern Philosophie und kath. Theologie war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin. Sie lehrte am Institut für Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Pondicherry University und der Università della Svizzera Italiana in Lugano. Nach dem Tsunami 2004 gründete Hilde Link zusammen mit ihrem Mann das Prana-Hilfsprojekt in Indien.
Hilde Link
Indisches Drama
Eine Ethnologin erzählt
Reimer
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Druck: Salzland Druck, Staßfurt
Papier: Lumisilk 115 g/qm, Schriftart: Palatino Linotype
Alle Rechte vorbehalten
Printed in Germany
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier
ISBN 978-3-496-01649-6 (Druckfassung)
ISBN 978-3-496-03036-2 (PDF)
ISBN 978-3-496-03037-9 (EPUB)
ISBN 978-3-496-03038-6 (MOBI)
Für meine Familie
Inhalt
Vorbemerkung Vorbemerkung Neben neun Aufsätzen in Fachzeitschriften habe ich zum sakralen Theater in Tamilnadu, nächtlich aufgeführten Dramen, auch ein Buch veröffentlicht. Das Universum auf der Bühne ist die Vorlage, an der entlang ich meine Erzählung geschrieben habe. Insofern stimmen die Namen der Orte, ebenso die zeitliche Abfolge, mit der wissenschaftlichen Publikation überein. Auf diese Weise kann jeder nachvollziehen, wie ich die Daten gesammelt und sie, um Objektivität bemüht, präsentiert habe. In dieser „Hintergrundgeschichte“ erzähle ich von Dramen, die sich in meinem beruflichen Leben in dieser mir manchmal so fremden Kultur ereignet haben. Von ethischen Konfliktsituationen, in die ich geraten bin. Dilemmata, die sich für mich nie haben auflösen lassen. Überdies erzähle ich vom alltäglichen Leben mit meiner Familie in Indien, in dem sich auch so manches Drama abgespielt hat. Zu den Namen: Schauspieler sind Künstler, denen es wichtig war, mit ihren richtigen Namen genannt zu werden. Alle anderen Namen habe ich geändert, wenn ich keine nachdrückliche Zustimmung hatte.
Vorwort
Zur Schreibweise der Tamil- und Sanskrit-Begriffe
Indische Bürokratie
Der Dämon der Unwissenheit lässt mich hoffentlich nicht los
Der Beseitiger aller Hindernisse
Ein Spinnennetz: Jeder Knoten eine Aufführung
Entlaufene Enten
Künstler und Diplomaten
Vom Prinzen Rama, der schönen Sita und dem Großen Affen Hanuman
Gerade nochmal davongekommen
Trauerfeier auf Indisch
Ayurvedische Heilkunst
Silvesterparty
Ein Nachmittag am Meer und seine Folgen
Kontaktreise
Ein mystischer Ort
Kostbare Seidenkleidchen für die Kinder des Schneiders
Drama in der Lepra-Station
Ein Glückstag
Der Wahrsager hatte Recht
„Dein ärgster Feind ist der Zweifel“
Töten als Pflichterfüllung
Der Heilige Sankt Florian und der böse Blick
Der Löwe am Schnürchen
Sex and Crime
Das Gesicht muss gewahrt werden
Eine ausweglose Situation gibt es nicht
„Feuerlauf“
Ein Drama auf der Damentoilette
Keine Chance für Sittenstrolche
Ziegenopfer
Wer nicht sucht, der findet dennoch
Heißes Bratfett im Ohr und eine Zahnkrone in der Handtasche
Als Schneewittchen in Deutschland
Mitgiftmorde
Die Seele verlässt den Körper durch das rechte Knie
Ein Menschenopf er für die Gottheit
Nichts in der Welt kann für gut gehalten werden als allein ein guter Wille
Mein schönstes Ferienerlebnis
Babsi braucht einen Schnuller
Der Sensationsfund
Ali, der kleine große Zauberer und Hagenbeck‘s Völkerschau
Das menschliche Experimentierfeld
Die letzte Aufführung
„Wir alle sind Schauspieler im göttlichen Theater“
Abkürzungen
Dank
Vorbemerkung
Neben neun Aufsätzen in Fachzeitschriften habe ich zum sakralen Theater in Tamilnadu, nächtlich aufgeführten Dramen, auch ein Buch veröffentlicht. Das Universum auf der Bühne ist die Vorlage, an der entlang ich meine Erzählung geschrieben habe. Insofern stimmen die Namen der Orte, ebenso die zeitliche Abfolge, mit der wissenschaftlichen Publikation überein. Auf diese Weise kann jeder nachvollziehen, wie ich die Daten gesammelt und sie, um Objektivität bemüht, präsentiert habe.
In dieser „Hintergrundgeschichte“ erzähle ich von Dramen, die sich in meinem beruflichen Leben in dieser mir manchmal so fremden Kultur ereignet haben. Von ethischen Konfliktsituationen, in die ich geraten bin. Dilemmata, die sich für mich nie haben auflösen lassen.
Überdies erzähle ich vom alltäglichen Leben mit meiner Familie in Indien, in dem sich auch so manches Drama abgespielt hat.
Zu den Namen: Schauspieler sind Künstler, denen es wichtig war, mit ihren richtigen Namen genannt zu werden. Alle anderen Namen habe ich geändert, wenn ich keine nachdrückliche Zustimmung hatte.
Vorwort
Faszinierend, bezaubernd, mitunter erschreckend und befremdlich ist das, was Hilde Link wirklichkeitstreu als Zeitzeugin aus einem Indien der späten achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erzählt. Wer mag, folgt ihr in die Werkstatt, nimmt teil an der Forschung vor Ort, erlebt die einzelnen Schritte, erkennt die Voraussetzungen, Hintergründe, Begleitumstände und Befindlichkeiten und kann so nachvollziehen, wie wissenschaftliche Ergebnisse zustande kommen. Es ist ein unmittelbares, eindrückliches Indien, von einer Sogkraft, der niemand entkommt. Wie für ethnographische Studien charakteristisch, werden uns hier dichte Begegnungen mit den Menschen der Gastgesellschaft beschrieben.
Und es ist ein Indien, das sich selbst darstellt im Drama, im Terukkuttu, im sakralen „Straßentheater“, und das den Menschen, jeden einzelnen, ins Geschehen auf der Bühne einbindet. Mitten hinein in das, was sich die ganze Nacht hindurch zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang abspielt. Zur Aufführung kommen die großen indischen Epen Mahabharata und Ramayana neben Themen aus weiteren heiligen Büchern, den Puranas. In Szene gesetzt wird das Libretto, das die Schauspieler nicht brauchen, weil sie die gesamte Handlung und Dramaturgie im Kopf und im Herzen tragen. So bleiben die Dramen offen für lokales Kolorit. Von Musik untermalt, tanzen sie, singen, sprechen in Reimen und in Prosa, halten sich streng an Vorgaben und passen gleichzeitig improvisierend die Darbietung an den Zweck der Aufführung, an die Rahmenbedingungen, an die Geschehnisse im Dorf und an das Publikum vor der Bühne an. Makrokosmos und Mikrokosmos, die Welt der Götter und Heroen und die des Dorfes treffen aufeinander, verbinden sich. Was die Menschen vernachlässigt, schlecht behandelt und zerstört haben, was sie haben verkommen lassen, das rückt das Drama wieder zurecht, und es versöhnt das Universum mit dem Dorf.
Der Brückenbauer zwischen dem Jenseits und dem Diesseits, zwischen Kosmos und Dorf, zwischen Göttern, Heroen und Menschen ist im Drama der Kattiyankaran.
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