Hilde Link - Indisches Drama

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Wie erlebt eigentlich eine Ethnologin ihre Feldforschung? Unter welchen Umständen werden die Daten gesammelt, die später in geordneter Form, z.B. in einem Buch, präsentiert werden? Hilde Link erzählt von der chaotischen Welt Indiens, in der sie fast zwei Jahre das sakrale Theater auf den Dörfern in Tamilnadu (Südindien) erforschte. Vor den Tempeln verschiedener Gottheiten werden des Nachts die großen indischen Epen szenisch umgesetzt – von professionellen Schauspielern oder Laien-Darstellern –, begleitet von Ritualen am Tag. Die Autorin berichtet von Nöten und Freuden im Alltag mit zwei kleinen Kindern, von interkulturellen Missverständnissen, von Liebe und Gewalt. Sie vermittelt damit ein vielschichtiges Bild vom Leben auf dem indischen Dorf.

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Im Gegensatz zu dem Sessel im Indischen Generalkonsulat in München war der Stuhl im Immigration Office in Pondicherry weder gepolstert noch grau. Ein paar der in einen Eisenrahmen gefassten Fäden des Plastikgeflechts, Naturmaterial zum Verwechseln ähnlich, versuchten den Sitzenden nicht auf den Boden stürzen zu lassen. In Indien sind eben nicht alle Stühle dafür gemacht, dass man bequem darauf sitzen kann. Nach einiger Zeit fühlte ich mich auf meinem Stuhl wie der Fakir auf seinem Nagelbrett. Obwohl der ja angeblich nichts spürt. Ich machte es mir bequem, nahm die Toilettenhaltung ein und stützte die Ellbogen auf die Knie. So drückte mir wenigstens nur noch der Eisenrahmen in die Oberschenkel. Meine Papiere hielt ich bereit wie Klopapier, um mal im Bild zu bleiben. Der kleine, stickige Raum war schon bei Büroöffnung um zehn Uhr morgens voll von Wartenden. Einer nach dem anderen verschwand durch eine dunkelbraun angestrichene Sperrholztür, auf der in frisch polierten Messingbuchstaben „S. Patil“ stand. In dem Raum saß offensichtlich jemand, der gehässig war. Das schloss ich daraus, dass einer nach dem anderen mit seiner Dokumentenmappe unter dem Arm freudestrahlend und mit federndem Schritt in den Raum ging, als wäre er auf eine Geburtstagsparty eingeladen, jedoch mit finsterer oder gar wütender Miene in den Warteraum zurückkam und eiligst dem Ausgang zustrebte. Frauen hatten Tränen in den Augen. Wer weiß, was die wollten, die Armen. Ich brauchte ja lediglich einen Stempel, weiter nichts. Nach drei Stunden war nur noch ein entmutigt dreinblickender Mann im Warteraum, der sich wacker auf seinem Stuhl hielt. Ich spazierte derweil zwischen den sogenannten Stühlen herum, betrachtete das Muster der verrosteten Gitter am Fenster und machte mir Gedanken darüber, wie schön das Leben im Allgemeinen sein kann und wie schön speziell das meine war und in den nächsten zwei Jahren sein würde. Jedenfalls anders als damals, als Manuel und ich mit unserem 9-PS-Auto, einem Citroën 2CV, dem „Döschöwo“, nach Indien gefahren waren und auch wieder zurück.

Endlich war ich dran.

„So, so“, sagte der überaus gepflegte, auffallend hellhäutige und nach Haarpomade duftende Herr S. Patil hinter seinem grün angestrichenen Eisenschreibtisch. Ein Blechbecher mit Tee stand in einer braunen Pfütze. Die Eselsohren der schmuddeligen Blätter, ordentlich auf die linke Seite des Schreibtisches geschoben und mit einer bunten Glaskugel beschwert, winkten lustig im Luftzug des Ventilators. Meine Aufenthaltsgenehmigung hatte ich Herrn Patil in vorauseilendem Gehorsam so auf den Schreibtisch gelegt, dass er nur noch seinen Stempel nehmen und diesen auf die erste Seite zu drücken brauchte.

„Sie sind also Ethnologin.“

„Ja“, antwortete ich sachlich mit einem angedeuteten Lächeln. Nur nicht gleich plump vertraulich werden, nicht dass er noch denkt, ich hätte was zu verbergen. Komisch, dieser Mann gab mir das Gefühl, irgendetwas ausgefressen zu haben. Während der Beamte bedächtig in meinen Papieren blätterte, erforschte ich sorgfältig mein Gewissen in der Rubrik „Visum“. Zwar wurde ich nicht fündig, das Gefühl, ich hätte große Schuld auf mich geladen, verließ mich dennoch nicht.

„Was wollen Sie denn hier erforschen?“

Ich legte eine zweiminütige Elevator Speech hin, ohne ein einziges Mal ins Stocken zu geraten, so überzeugt war ich von meiner Mission.

Seine Miene verfinsterte sich und der schwarze Oberlippenbart zog sich synchron mit seinen Mundwinkeln nach unten.

„Sie sind doch Indologin, und da gibt man sich nicht mit dem Quatsch ab, den irgendwelche ungebildeten Dörfler von sich geben. Da arbeitet man mit Pandits, mit Gelehrten, in den Bibliotheken und mit vedischen Texten auf Palmblättern.“

Mein Gegenüber outete sich als Brahmane, als Gelehrter der obersten Schicht im Kastensystem, während ich vorhatte, Dalit, die Unterdrückten in ihren Slums, und Shudra, die untersten in der Hierarchie innerhalb des Kastensystems, zu Wort kommen zu lassen und das, was sie sagten, ernst zu nehmen und zu dokumentieren.

Vorsichtig versuchte ich eine Richtigstellung meines Berufes.

„Ich bin keine Indologin, sondern Ethnologin, und als solche...“

„Papperlapapp!“, unterbrach er mich. „Sie arbeiten in Indien, also sind Sie Indologin.“

„Ja.“ Ich nickte zustimmend. Jetzt bloß keine Beckmesserei. Gut, dann bin ich eben Indologin. Von mir aus. Hauptsache Stempel.

Mr. Patil schob seinen Stuhl zurück, zog seinen Bauch ein und holte aus der Schublade ein Buch hervor.

„Das ist die Bhagavad Gita“, rief er hocherfreut, als hätte er einen Schatz zutage gefördert. Was in gewisser Weise ja auch so war. Seine Miene hellte sich auf, die Sonne schien ihm ins Gesicht und ließ die Schweißtropfen auf seiner Nase in Regenbogenfarben glänzen.

„Bhagavad Gita!“, rief er wieder. Argwöhnisch blickte er zu mir herab, dem weißen, kastenlosen Dummchen.

„Sagt Ihnen das was?“

„Ja.“ Antwortete ich demütig. „Das ist eine der wichtigsten Schriften des Hinduismus.“

„Und wissen Sie auch, was da drinsteht?“

Bevor ich untertänigst mit „Ja“ antworten konnte, tippte er schon auf der Stelle herum, die er mir zeigen wollte. Unter dem Sanskrit-Text stand die englische Übersetzung.

„Lesen Sie!“, befahl er in einem Ton, der gut zu seiner braunen Uniform passte. „Englisch! Ihr Sanskrit tue ich mir nicht an.“ Eine weise Entscheidung.

Artig wie eine eingeschüchterte Schülerin im Englischunterricht las ich, dass man seine Pflicht erfüllen solle und nicht nach den Früchten trachten darf. Ich blickte ihn erwartungsvoll an, um meine nächste Aufgabe klassenprimushaft zu seiner Zufriedenheit erfüllen zu können.

„Was wollen Sie denn mit ihren Erkenntnissen machen?“

„Ein Buch schreiben“, antwortete ich der Einfachheit halber.

„Sie trachten also nach Früchten.“

Meine wissenschaftliche Arbeit im Lichte der Bhagavad Gita kam mir plötzlich unanständig vor, und ich schämte mich. Bestürzt blickte ich zu Boden.

„Geben Sie mir Ihre Affiliation“, befahl er so laut, als müsste er ein ganzes Regiment zu Kampfhandlungen ermutigen.

Um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, benötigt man unter anderem das Schreiben einer indischen wissenschaftlichen Institution. Mit der Fingerfertigkeit eines Klaviervirtuosen hatte ich blitzschnell das entsprechende Dokument aus den bestimmt fünfzig Seiten umfassenden Papieren hervorgezaubert.

Mit einem „Alles dabei“ legte ich nicht ohne Stolz das Schreiben vor den verbeamteten Philosophen.

„Das ist eine Kopie. Wo ist das Original?“

„Das ist in München. Aber schauen Sie, hier ist der Original-Stempel vom Konsulat. Die Kopie ist beglaubigt.“ Ich deutete auf die drei etwas verwischten Löwen und die Unterschrift, die wie die Peitsche eines Dompteurs unter den Pfoten der Tiere schwebte.

„Wessen Unterschrift ist das?“, wollte er als nächstes wissen.

„Na, die vom zuständigen Beamten, schätze ich mal. Und das hier, das ist die Unterschrift von Herrn Dr. Murugan, vom Leiter des PICA, des Pondicherry Institute of Cultural Anthropology.“ Beflissen beugte ich mich vor, um auf die Unterschrift tippen zu können.

Herr Patil schlürfte genüsslich seinen Tee. Er schien nachzudenken.

„Ich brauche eine Beglaubigung dieses Dokuments...“ Seine flache Hand klatschte auf die Affiliation. „...von einem deutschen“, er hob den rechten Zeigefinger, „von einem deutschen! Notar.“

Wie bitte? Ich soll die Affiliation bei einem deutschen Notar beglaubigen lassen? Obwohl das Indische Generalkonsulat in München dies bereits getan hatte?

„Lassen Sie die Affiliation vom Direktor des PICA unterschreiben, seine Unterschrift hier ist ja eine Kopie, und legen Sie das Ganze zusammen mit dem Original dem deutschen Notar vor. Er wird das Dokument bestätigen“, wiederholte Herr Patil. Er wollte sichergehen, dass ich auch alles verstanden hatte, nachdem von mir keinerlei Reaktion kam. Sehr wahrscheinlich stand mir der Mund offen.

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