Nancy Aris - Dattans Erbe

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»Wenn Sie es nicht finden, wer dann?« Mit diesen Worten macht sich die Historikerin Anna Stehr auf nach Wladiwostok. Sie soll das Tagebuch von Adolph Dattan finden. Er hatte dort das Kaufhaus Kunst & Albers aufgebaut, noch bevor es in Europa Kaufhäuser gab. Sein kometenhafter Aufstieg endet mit dem Ersten Weltkrieg. Ins Räderwerk der Weltpolitik geraten, kehrt er aus der Verbannung als gebrochener Mann nach Naumburg zurück. Ein Jahrhundert später hofft sein Enkel, im Tagebuch die Gründe für die Verbannung zu finden. Anna Stehr geht für ihn auf Spurensuche, doch ihre Reise ist heikel. Die angemietete Wohnung entpuppt sich als Autoschmugglertreff, die Vormieterin scheint spurlos verschwunden. Im Archiv lässt man sie schmoren und abends wartet der postsozialistische Wohnblock mit seinen übrig gebliebenen Bewohnern auf sie. Nach drei Monaten verlässt sie Wladiwostok. Ohne Tagebuch, aber mit einer Spur, die nach Naumburg führt. Was sie dort finden wird, ist spektakulär. Nancy Aris erzählt vom zaristischen Russland, vom Ende der Sowjetunion und von der Gegenwart unter Putin. Der Roman zeigt, wie widersprüchlich ein Eintauchen in Vergangenes sein kann und wie beschränkt historische Erkenntnis ist.

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Versal & Flober

Die Fahrt in die Stadt mit dem Aeroexpress dauerte eine Dreiviertelstunde. Der Flughafen lag weit draußen. Wir fuhren am Meer entlang, durch kleine Dörfer. Alles schien wie vor zwanzig Jahren. Dann aber kamen die ersten Vorortsiedlungen – neu gebaute Häuser, darunter kitschige Villen und protzige Anwesen. Ein Sammelsurium verschiedenster Stile. Neureiche Hässlichkeit. Dann durchfuhren wir die obligatorischen Neubauviertel. Da war sie, die alt bekannte Sowjettristesse, gut konserviert. Schließlich erreichten wir das Zentrum. Der Bahnhof lag direkt oberhalb des Hafens. Von Weitem waren Verladekräne und Frachter zu sehen und schrille Lautsprecherdurchsagen zu hören. Offenbar koordinierten sie das Be- und Entladen. Auf Anhieb mochte ich die Nähe zum Meer und diese Geschäftigkeit. Es war eine spröde Schönheit. Nichts, das mit einem verwinkelten Küstenort an der Amalfi-Küste zu vergleichen war. Das, was da unten vor mir lag, war kein Touristenmeer. Ich sah riesige Containerschiffe. Hier löschte man Ladung, belud aufs Neue. Frachter wurden betankt und gewartet. Container auf Züge geladen. Ich dachte, dass die Gleise da unten nicht irgendwelche Gleise waren. Dort, am Hafen, endete die Transsibirische Eisenbahn nach knapp 10 000 Kilometern Strecke. Die Züge, die von hier auf die Reise gingen, hätten einen weiten Weg vor sich. Aber warum ans Wegfahren denken, ich war ja gerade erst angekommen. Ab ins Hotel, dachte ich. Gut, dass ich mir eine kleine Wegbeschreibung ausgedruckt hatte, denn weder auf dem Flughafen noch auf dem Bahnhof war ein Stadtplan zu bekommen. Zumindest das hatte sich nicht geändert. Das Hotel war nicht weit weg. Siegfried Bornecker hatte darauf bestanden, mich die ersten Nächte im Stadtzentrum unterzubringen. Aber nicht irgendwo. Nein, es sollte das Versal sein, wo er mich „mit allem Komfort und ein bisschen so wie früher“ einquartieren wollte.

„Wenn Sie erst einmal dort sind, Anna, können Sie unterkommen, wo es Ihnen beliebt. Machen Sie mit Ihren Spesen, was Sie wollen, aber ich möchte, dass Sie, wenn Sie ankommen, zumindest ein einziges Mal den Geist der alten Zeit atmen, auch wenn die Konkurrenz damals dort saß.“

Die Konkurrenz … Tschurin & Co. hatten damals ein Konditorgeschäft dort. Ich holte meinen Google-Plan aus der Tasche. Der Weg war einfach: einmal nach rechts, dann an der nächsten großen Kreuzung links. Ich musste zur Swetlanskaja Ulitza, damals wie heute eine Prachtstraße und gleichzeitig die Hauptschlagader der Stadt. Vom Bahnhof waren es zehn Minuten, höchstens eine Viertelstunde.

Als ich in das Hotel eintrat, wusste ich, was Bornecker gemeint hatte. Mich empfing ein Vestibül mit verschnörkelten, goldverzierten Stuckdecken, von denen ausladende Kronleuchter herabhingen. Die Säulen und Rundbögen an der Seite gaben dem Raum eine herrschaftliche Atmosphäre. An den Fenstern hingen edle Brokatvorhänge. Der Marmorboden spiegelte fast besorgniserregend. Ich ging zur Rezeption und erst da verstand ich, was der Name des Hotels eigentlich bedeutete. Ich kam darauf, als ich auf meinen Pass wartend, den Namen des Hotel-Cafés las: Flober . Komisch, dachte ich, was für ein ulkiger Name, klingt überhaupt nicht russisch. An der Wand hing ein Plakat, das für eine Lesung im Café warb. Das Flober schien ein Literaturcafé zu sein. Auf dem Tresen pries ein Schild Leckereien der hauseigenen französischen Patisserie an. Und plötzlich machte es Klick. Ich las noch einmal und musste lachen. Ich war im Hotel Versailles und das Café war das Flaubert . Das fing ja gut an. So eine Verballhornung … Versal & Flober .

Die Dame an der Rezeption versprühte den Charme einer Dezhurnaja aus fernen Sowjetzeiten. Damals saßen sie nicht nur an der Rezeption, sondern im Aufgang jeder Hoteletage. Rund um die Uhr hielten sie Wache, sorgten angeblich für den Gast, aber eigentlich für Ruhe und Ordnung. Doch der über Jahrzehnte in Fleisch und Blut übergegangene Kommandoton, der bei der ersten Begrüßung noch durchschimmerte, schien auf eigenartige Weise abgeschliffen. Offenbar hatte Marina – ein Schild neben dem Patisserie-Hinweis verriet mir ihren Namen – einen Kurs in „Wie begrüße ich Hotelgäste freundlich?“ absolviert. Sie mühte sich redlich. Schon wieder musste ich lachen.

Mein Zimmer war nicht halb so glamourös wie die Lobby, aber egal, ich hatte ein Dach über dem Kopf und konnte den schweren Rucksack abwerfen. Endlich duschen. Nach dem langen Flug war das dringend nötig.

Als Allererstes wollte ich das Kaufhaus sehen, schließlich das Ziel meiner Reise. Kunst & Albers , das erste Haus am Platze, lag natürlich auch auf der Swetlanskaja. Ich hatte es also nicht weit. Das Kaufhaus war immer noch Kaufhaus, schon von Weitem sah ich die Leute hineinströmen und mit Einkaufstaschen bepackt hinauskommen. Es war komisch. Für mich war es ein mythisch aufgeladener Ort. Bornecker hatte so viel darüber erzählt, ich hatte Unmengen dazu gelesen. Für mich war es viel mehr als einfach nur ein Kaufhaus. Davor stehend fragte ich mich, ob die Passanten eine Ahnung davon hatten, was hier vor über hundert Jahren passiert war. So ein Quatsch, dachte ich.

Eigentlich war schon der erste Blick von außen ernüchternd. Ich weiß selbst nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht lag es daran, dass vieles von dem, was ich gelesen hatte, die Anfangszeit beschrieb. Damals war das stattliche Gebäude das einzige Bauwerk aus Stein und Eisen weit und breit. Die Baumaterialien hatte man extra aus Hamburg per Schiff herangeschafft. Das Kaufhaus thronte wie ein Monolith über der Innenstadt. Ringsherum gab es nur Holzhütten, die Straße war nicht einmal befestigt. Heute sah alles anders aus. Kunst & Albers , das seit der Verstaatlichung unter dem Namen GUM firmierte, war komplett umbaut. GUM war die Abkürzung für „Staatliches Kaufhaus“. Es markierte in jeder sowjetischen Stadt den zentralen Einkaufspunkt. Das berühmteste stand in Moskau, direkt am Roten Platz.

Als ich ins Innere trat, dachte ich, dass der Einkaufstempel zwar immer noch GUM hieß, es aber kein Kaufhaus mehr war, ein staatliches schon gar nicht. Ich bemerkte, dass von den großzügigen Hallen kaum noch etwas geblieben war. Der einstige Glanz war verschwunden. Offenbar hatte man das Gebäude an verschiedene Händler verpachtet und die Mietfläche dementsprechend aufgeteilt. Dafür hatte man umbauen müssen. Was ich sah, war übel: ein Kiosk neben dem anderen, Miniboutiquen, winzige Läden – abgehangene Decken, dazwischen Rigips-Wände. Die prächtigen Räume mit den edlen Holzvertäfelungen, den Regaleinbauten, den Säulen und Stuckverzierungen gab es nicht mehr. Geblieben war nur noch die Hülle. Nur zwei Relikte konnte ich ausmachen: einen Raum im Erdgeschoss mit den schönen Hamburger Mosaikfliesen, mit denen die Fußböden kunstvoll ausgelegt waren, und zwei gusseiserne Heizkörper in einer Nische im Eingangsbereich. Wahrscheinlich hatte man beides bei den Renovierungsarbeiten übersehen. Nur deshalb hatten sie als Überbleibsel einer längst vergangenen Ära überlebt.

Ich ging schnell raus, wollte ich mir nicht gleich den ersten Tag verderben. Der Nebel über der Bucht war verschwunden, herrlichster Sonnenschein empfing mich. Auch wenn ich todmüde war, weil der Jetlag an mir zehrte, wollte ich noch ans Meer. Ich schlenderte die Flaniermeile hinunter zur Strandpromenade und setzte mich ans Ufer. Ja, hier konnte man es aushalten. Die Stimmung war viel entspannter als in Moskau, die Menschen saßen auf Bänken, aßen Eis und flanierten, statt mit Tunnelblick und ausgestreckten Ellenbogen aneinander vorbeizuhetzen. Festpavillons an der Promenade kündigten ein Filmfestival in den nächsten Tagen an.

Ich musste an Zuhause denken. Martin und Paul waren nicht sonderlich begeistert von dieser Reise. Verübeln konnte ich es ihnen nicht, war ich doch erst vor einem Jahr völlig überstürzt auf eine schottische Insel aufgebrochen und drei Monate dort geblieben. Martin beobachtete diese Rastlosigkeit mit Sorge. Doch eigentlich gab es keinen Grund dazu, denn genau genommen war die Tour hierher ein ganz normaler Job und alles war wohlgeordnet. Außerdem wusste er nur zu gut, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, mir Dinge auszureden, weil ich es dann erst recht machen würde. Manchmal tat er mir leid. Andererseits … er selbst arbeitete zwölf Stunden am Tag, hatte nie Zeit. Was sollte er sich also aufregen? Vielleicht würde ich nicht lange bleiben, wer weiß, was mich hier erwartete. Dieses Tagebuch konnte sonst wo liegen. Eigentlich war es wahrscheinlicher, dass ich es in Kolpaschewo oder in Tomsk finden würde. Dort, wo sich Dattan während seiner Verbannung aufgehalten hatte. Warum also ausgerechnet Wladiwostok? Warum hätte er es hier lassen sollen? Wenn er die Aufzeichnungen auf dem langen und beschwerlichen Weg von Kolpaschewo bis Wladiwostok mitgenommen hatte, warum sollte er dann nur einen Teil der Unterlagen mit in seine Heimat, nach Naumburg, genommen und einen Teil hier zurückgelassen haben? Das war vollkommen unlogisch. Mittlerweile war ich der Ansicht, dass die Suche in Deutschland oder bei den Angehörigen, die nunmehr über die ganze Welt verstreut lebten, viel sinnvoller wäre. Es war grotesk, denn ursprünglich war ich diejenige, die unbedingt hierher wollte. Aber irgendwann war ich von der Suche nach dem Tagebuch so eingenommen, dass ich jede Fährte verfolgte, egal, wohin sie führte. Mein herbeigesehntes Russlandabenteuer geriet dabei fast ins Hintertreffen. Doch Bornecker mochte nicht auf mich hören, er wollte unbedingt, dass ich dort begann, wo auch damals alles begonnen hatte. Er bestand darauf, weil er felsenfest daran glaubte, dass die Suche nach der Nadel im Heuhaufen nur dann gelänge, wenn allem Anfang ein besonderer Zauber innewohne. Und dieser Zauber konnte sich nur am authentischen Ort entfalten. Ich tat ihm den Gefallen. Schließlich war ich diejenige, die unbedingt nach Russland wollte, für die die Recherche anfangs nur willkommener Anlass war. Bornecker war es, der dieses Abenteuer bezahlte. Außerdem war er jemand, dem man nichts abschlagen konnte. Jetzt fand ich, dass er richtig gelegen hatte. Ich war froh, diesen weiten Weg auf mich genommen zu haben.

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