Lasha Bugadze - Der erste Russe

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Es ist die Zeit nach dem verheerenden Bürgerkrieg, mit Mangelwirtschaft, Korruption und Gemauschel. Die junge Generation hat genug von den alten Seilschaften. So auch der Protagonist, ein junger Schriftsteller, der soeben eine satirische Erzählung über die legendäre Königin Tamar aus dem 13. Jahrhundert veröffentlicht hat. Im Zentrum seines Textes steht Tamars unglückliche Heirat mit dem Russen Juri Bogoljubski. Nachdem dieser in der Hochzeitsnacht seine eheliche Pflicht nicht erfüllt, lässt sich Königin Tamar mit dem Segen der Kirche von ihm scheiden. Der «erste Russe» in Georgiens Geschichte wird aus dem Land geworfen. Die Botschaft der Erzählung wird gründlich missverstanden. Der Patriarch, das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche, verlangt einen öffentlichen Widerruf von ihm und als sogar seine Familie und Freunde bedroht werden, steht der Autor vor einer schwierigen Entscheidung.
Offenherzig und humorvoll verarbeitet Lasha Bugadze in «Der erste Russe» ein eigenes traumatisches Erlebnis als Schriftsteller und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Politik und deren tief greifende Verbandelung mit der Kirche. Die Zeitgeschichte, die er dabei präsentiert, reicht vom letzten Aufbäumen der Sowjetmacht über den Unabhängigkeitskampf, die Saakaschwili-Ära bis hin zum Augustkrieg 2008. «Der erste Russe» ist ein intelligentes und unterhaltsames Lehrstück zu religiösem Fundamentalismus, reaktionärem Nationalismus, Medienmacht und Meinungsfreiheit.

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In diesem Haus übernachtete auch mein Beschützer, der Oberpriester Vater Dawit; wenn er zum Abort auf dem Hof ging, übergab er mir ein an einer dicken Kette hängendes Kreuz und nahm es erst zurück, wenn er danach die vom Wasser nassen Hände am Bart abgewischt hatte.

»Sorgst du dich?«, fragte er, wartete jedoch meine Antwort nicht ab, sondern fuhr fort: »Wir passen auf dich auf, keine Angst, du gehst nicht verloren.«

Ich sagte nichts, obwohl ich mir sehr wünschte, sie würden mir ein Auto organisieren und mich zurückbringen, nach Hause. Gut, dass ich nichts sagte, denn Vater Dawit teilte mir plötzlich eine wichtige Neuigkeit mit: »Morgen ist dein großer Tag, du sollst das Kreuz tragen und unserer Kirchgemeinde vorangehen.«

Ich sollte das Kreuz tragen?

Vater Dawit führte nicht näher aus, was er meinte, er ging zum Halbgeschoss, wo ihn ein Mädchenchor freudig erwartete.

»Vielleicht stellt er dich ganz vorn hin«, erklärte mir mein Klassenkamerad, »an die Spitze.«

Und tatsächlich, als sich die Menschen in Zehnergruppen zum Abmarsch bereit machten, überreichte mir Vater Dawit das ziemlich große hölzerne Andreaskreuz und sagte, ich solle langsamen Schrittes vorangehen.

»So wie du gehst, gehen auch wir«, sagte er.

Anscheinend gab es den Brauch, dass Kinder nach vorn gestellt wurden, auch wenn meine Mutter und meine Tante Vater Dawits Verhalten im Nachhinein mit seiner Beobachtungsgabe und seinen kinderpsychologischen Kenntnissen erklärten: Hätte er mich wie die anderen behandelt, hätte ich mich gelangweilt oder wäre müde geworden, so aber überwog die Begeisterung über die Verantwortung für das Kreuz.

Wie dem auch sei, mein Klassenkamerad hatte sich einen Monat lang zusammengerissen und keine Hand angelegt, und nun latschte er irgendwo hinten in der Masse mit, während mir die Ehre des Vorangehens zuteilwurde.

Es war unglaublich, aber mir folgten so viele Leute (den Weg wiesen mir natürlich die Priester, unter ihnen auch jener, der gestern die Dorffrauen belehren wollte), sogar der rothaarige Priesteranwärter, der mich im Lehrerzimmer wegen des Singens gerügt hatte. Nur wurde das Kreuz mit der Zeit ein bisschen schwer, und der Mönch hinter mir ermahnte mich ständig: »Halte es hoch, Junge, hoch. Dass es jeder sehen kann.« Ich begriff, dass Karikaturenzeichnen und lautes Singen völlig überflüssig gewesen waren, ich konnte anderweitig Aufmerksamkeit auf mich ziehen: Ich hatte das größte Kreuz und dachte, meine Eltern würden verblüfft sein, wenn sie davon erführen.

Das Kind trägt das Kreuz!

Den ganzen Weg hatte ich diese Vorstellung im Kopf, wie begeistert man in der Schule von meinem Auftritt sein würde, was die Mädchen aus der Klasse sagen würden, wie meiner superstrengen Deutschlehrerin der Mund offen stehen bliebe: »Wie, der hat mit dem Kreuz in der Hand das Heer der Gläubigen angeführt?!« Mit welchem Jubel mich die Leute in den nächstgelegenen Siedlungen, sagen wir, in Bordschomi, empfangen, wie mich unsere Führer der Nationalbewegung loben würden – Swiad Gamsachurdia und Merab Kostawa! Sicher hätte mich jener überhebliche Priester, der die Dorffrauen wegen der Abtreibungen beschämt hatte, aufgrund meiner hochmütigen Gedanken gescholten, aber eine Weile träumte ich davon, wie er zum Beispiel auf einer Demonstration einem als Nationalhelden geltenden Dissidenten bekannt gab, wir trügen jetzt aufs Neue das Christentum nach Georgien. »Schauen Sie sich diesen Jungen mit dem Kreuz an!« Ich stellte mir vor, welche Ovationen seiner lauten Verkündung folgen würden. Wir würden uns mit der Demonstration zusammenschließen, ich würde an in Decken eingewickelten Hungerstreikenden vorbei die Stufen emporsteigen und mich mit meinem Kreuz neben die Fahnenträger stellen, meinen Blick über den Pöbel nach hinten zu den Mädchen aus meiner Klasse schweifen lassen, die verliebt von unten zu mir aufschauen würden. Ganz besonders die eine, die ich stumm fragen würde: »Bestimmt bereust du jetzt, dass du mich nicht zum Geburtstag eingeladen hast, stimmt’s?«

Unterwegs tauften die Priester Leute im Mtkwari. In einem der Dörfer, schon kurz vor Bordschomi, hatten Mitglieder unserer Kirchgemeinde eine Diskussion mit irgendeinem bedeutenden Intellektuellen, und es fehlte nicht viel und ein beflissener Oberpriester hätte ihn geschnappt und mit Gewalt zum Fluss geschleppt. Der Heide stellte sich als Physiker heraus, der zusammen mit Frau und Kind in der Nähe von Bordschomi Urlaub machte. Mit ein wenig eigenartigem und blödem Trotz rief er, dass selbst wenn er an die Existenz von Göttern glauben würde, dann nur an die von altgeorgischen, und er behauptete allen Ernstes, das Bekenntnis zum Dali[1]-Kult sei wesentlich wichtiger für das Selbstverständnis der Georgier als der orthodoxe Glaube: »Gerade erwacht der Nationalismus in uns, und deshalb brauchen wir auch einen nationalen Glauben, das ist besser für unser Land!«

Der Heide trug eine Brille mit dicken Gläsern (so eine, die jeder Durchschnittsphysiker Ende der Sowjet-80er hatte) und ein abgetragenes weißes Hemd, unter dem ein lumpiges ärmelloses Unterhemd zu erkennen war. Neben ihm stand eine junge Frau, die Ehefrau, ein zwei- bis dreijähriges Kind auf dem Arm, die verängstigt den skandalösen, patriotischen Ausführungen ihres heidnischen Gatten lauschte. Die Frau merkte, dass ihr Mann möglicherweise bald Prügel beziehen würde.

»Wodurch sollte sich ein Georgier in der heutigen Welt von anderen Nationen abheben? Nur durch die Sprache? Die Schrift? Seine Traditionen?«, fragte der Heide den Oberpriester, der die Diskussion mit ihm vom Zaun gebrochen hatte. »Das reicht nicht. Die Georgier sollten ein vorzeigbares Pantheon der Götter haben, wie wir es schon mal hatten. Natürlich sollte es die Orthodoxie geben, aber warum nicht auch einen Dali-Tempel? Was ist falsch an Armasi[2] – und am Armasi-Kult?«

Der Heide spielte mit dem Feuer: Er diskutierte über den Armasi-Kult mit den Leuten, die einen Monat lang dem Weg jener Heiligen folgten, die ebendiesen Kult zerschlagen hatte.

»Er ist besessen«, sagte jemand.

»Das waren Götzen, sollen die Georgier etwa Satan preisen und ihrer eigenen Religion abschwören?«, schrie ihn der Oberpriester an.

»Man sollte preisen, wen man will, und Religionsfreiheit haben: Man kann in die Kirche gehen oder in die Armasi-Tempel. Für die Welt wäre das interessant zu sehen, sie würden sagen: Wie seltsam, diese historische Nation scheint einen eigenen alten Glauben zu haben.«

»Ist das Christentum etwa nicht alt?« Der Oberpriester ließ nicht locker.

»Lass ihn doch, der ist besessen«, sagten andere.

»Christen sind wir erst seit dem vierten Jahrhundert – genauer gesagt, ihr seid es.« Der Heide brachte den Oberpriester absichtlich zur Weißglut und maßregelte gleichzeitig seine Frau: »Warte, lass mich mit diesen Leuten reden, geht ihr schon mal heim, legt euch schlafen. Schaut mal, wie lange schon halten uns die Ausländer für Russen, fast zwei Jahrhunderte. Und viele wissen bis heute nicht, dass wir eine völlig andere Nation sind … Wir und Russen! Auch die Sprache ist eine andere, die Schrift und die Kultur, kann dann nicht auch die Religion eine andere sein? Warum sollten wir Orthodoxe sein oder Katholiken, wenn wir den Amirani haben!«

»Ich werde dem eine Tracht Prügel verpassen«, murmelte ein Mann neben dem Oberpriester, die Frau fasste ihren Heiden bei der Hand und zog ihn wie ein kleines Kind in Richtung eines heruntergekommenen Landhauses, dabei fing das Kind an zu weinen, aber auch der Oberpriester gab auf, obwohl die Taufe seiner Meinung nach der Kulminationspunkt der Diskussion gewesen wäre.

Der heidnische Physiker war die Ausnahme, denn es wurden alle getauft, denen wir unterwegs begegneten, und deren Familienmitglieder gleich mit – meistens Kinder, Enkelkinder und wegen der Sowjetzeit ungetauft gebliebene Großeltern. Unser pflichtbewusster Oberpriester sagte: »Früher tauften die Eltern ihre Kinder, jetzt taufen die Kinder ihre Eltern.«

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