Also möchtest du, dass ich dich in ein Alicorn verwandle?“ Yellow Destiny guckte ihn an.
Das Pferd musste wieder eine Weile darüber nachdenken. Dann hatte es eine Entscheidung getroffen: „Ja, ich möchte in ein Alicorn verwandet werden. Ich sehe für mich die Chance, so verhindern zu können, dass Tiere Leid durch Menschen ertragen müssen. In dieser Gestalt könnte ich mich mit Lena unterhalten, denn es gibt so einige Dinge, die ich ihr unbedingt persönlich mitteilen möchte.“
„Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst? Bedenke, dass es kein Zurück gibt. Deine Aufgaben und Tätigkeiten können sehr gefährlich sein. Du könntest dabei getötet werden. Das wollte ich gesagt haben“, äußerte sich der Löwe in einem sehr ernsten Ton.
Ventus machte sich noch mal Gedanken darüber. Dann meinte er dazu: „Ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich ein Alicorn sein möchte. Vor den Konsequenzen habe ich keine Angst. Mein Leben als Pferd hat mir gezeigt, dass ich mich gegen Zweibeiner nicht gut wehren kann, die einem Schmerzen zufügen wollen. Das möchte ich unbedingt ändern.“
„In Ordnung, dann werde ich dich gleich verwandeln. Du brauchst nichts machen. Bleib nur locker stehen“, erklärte der Löwe ihm.
Yellow Destiny hauchte ihn an und ein gelber Nebel kam aus seinem Maul, der sich auf Ventus zubewegte. Das Pferd wurde ganz umhüllt und verschwand darin. Im Inneren nahm es nur ein gelbes Licht wahr. Es spürte eine angenehme Wärme am ganzen Körper und empfand keine Angst. Plötzlich wurde es sehr hell und Ventus musste seine Augen schließen. Dann spürte er, dass sein Körper sich anders anfühlte. Er öffnete seine Augen und bemerkte staunend, dass er Flügel hatte. Sofort rannte er zum See, um dort sein neues Aussehen zu kontrollieren. Sein Spiegelbild betrachtete er mit großem Staunen. Er hatte ein silbernes Horn an seiner Stirn, Mähne und Schweif waren nun schwarz und sein weißes Fell sah sehr schön aus. Er mochte sein neues, schönes Erscheinungsbild sehr.
Die Alicornmagie löste in seinem Körper eine angenehme Wärme aus. Er verspürte ein großes Glücksgefühl und musste vor Freude weinen. Darüber war er sehr erstaunt, da er so etwas als Pferd nicht kannte.
Dann nahm Ventus die Stimme des Löwen wahr: „Als Alicorn ist es normal, dass du deine guten und schlechten Gefühle durch Weinen zeigen kannst. Wie fühlst du dich? “
„Ich fühle mich sehr glücklich, weil ich endlich Gerechtigkeit erfahre. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich musste viel Leid ertragen. Mein ganzes Leben kannte ich das Gefühl der Freude kaum“, erklärte er dem Löwen.
Als Ventus nicht mehr weinte, merkte der Löwe an: „Übrigens kannst du dich entscheiden, ob du deine Alicorn- oder Pferdegestalt annehmen möchtest. Für euer Wiedersehen ist es sicher gut, dass du das kannst, denn Lena kennt ja deine neue Identität noch nicht. Auch hast du bei deiner Verwandlung von mir sehr nützliches Wissen erhalten.“
„Ist es möglich, dass ich mit Lena gemeinsam in deinem Reich leben darf? Mir gefällt dieser Ort sehr. Ich fühle mich hier geborgen“, fragte Ventus spontan den Löwen.
Yellow Destiny lächelte ihn an und gab zur Antwort: „Das geht leider nicht. Ich kann gut verstehen, warum du diesen Wunsch hast. Es tut mir leid. Aber ich kenne einen Ort in deiner Welt, der fast die gleiche magische Wirkung hat wie mein Zuhause. Es geht um die magische Welt Candelia. Dieser Ort ist das Land der Einhörner.“
Ventus verspürte eine große Traurigkeit. Er fand das sehr schade. In diesem Moment tauchte Salva wieder auf und landete in der Nähe der beiden. Der Löwe meinte zu Ventus: „Ich lasse euch für eine Weile allein. Bestimmt hast du Fragen an Salva oder möchtest nur so mit ihm reden. Wir werden uns später über deine Ausbildung und andere wichtige Dinge unterhalten. Übrigens lebt Salva auch in Candelia. Deshalb kannst du mit ihm darüber diskutieren, ob Lena und du gemeinsam dort leben dürft. Ich halte das für möglich.“
Yellow Destiny schaute Ventus freundlich an und löste sich vor den Augen der zwei Alicorns in Luft auf. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck schlenderte Ventus zu Salva. Dieser merkte an: „Ich sehe dir an, dass du jetzt glücklicher bist. Vorher hast du unglücklich gewirkt. Ich freue mich für dich. Bestimmt hast du Fragen an mich.“
„Ich habe Yellow Destiny gefragt, ob ich mit Lena zusammen hier leben könnte. Aber leider sei das nicht möglich. Der Löwe meinte, dass der Ort, an dem du lebst, auch diese magische Wirkung habe wie sein Reich. Deshalb wollte ich fragen, ob es möglich ist, dass meine Freundin und ich dort zusammen leben. Es würde mir sehr viel bedeuten.“ Ventus schaute ihn erwartungsvoll an.
„Das ist sicher möglich. Aber du musst erst mal Mystic Blue kennenlernen und mit ihr darüber reden. Sie hat großen Einfluss darauf, ob dein Wunsch wahr werden kann. Du wirst sie treffen, da sie bald hier auftauchen wird. Während deiner Ausbildung werde ich hier bleiben, damit du dich nicht einsam fühlst“, erklärte Salva ihm.
„Wer ist bei dir gewesen, als du hier deine Ausbildung gemacht hast?“, fragte Ventus ihn neugierig.
„Ich bekam häufig Besuch von Susan und dem Alicorn True. Beide haben auch bei der Rettung der Einhörner ihr Leben geopfert. Sie wurden wie ich zu Naturschützern ausgebildet. Ihre Ausbilderin war die Löwin Eternity, die die Freundin von Yellow Destiny ist. Du wirst den beiden ebenfalls begegnen und sie kennenlernen. Meine Ausbildung dauerte einige Jahre. Aber ich vermute, dass es bei dir kürzer sein wird“, antwortete er ihm.
„Was ist Yellow Destiny für ein Wesen?“, fragte Ventus spontan.
„Diese Frage habe ich ihm auch gestellt. Er sagte mir, dass er sich als normalen Löwen betrachtet. Ich habe angemerkt, dass ein normaler Löwe niemals solche magischen Fähigkeiten hat, doch er meinte nur, dass diese zauberhafte Tatsache nicht der Rede wert sei. Das ist wirklich sehr untertrieben. Aber er meint es wirklich ernst, dass er sich als ganz normalen Löwen sieht“, grinste Salva.
Es waren zehn Jahre vergangen, bis Ventus seine magischen Fähigkeiten als Alicorn beherrschte. Diese Zeit würde er nie vergessen, da er viele schöne Momente erlebt hatte. Seine Ausbildung hatte er mit Begeisterung durchlaufen. In der Freizeit unternahmen er und Salva viel. Beide grasten gerade.
Ventus verspürte eine große Freude, weil er bald Lena wiedersehen würde. Zwar waren die beiden Alicorns richtige Freunde geworden, aber seine Freundschaft mit Lena blieb die wichtigste und er dachte oft an sie. Daran hatte sich nie etwas geändert.
Plötzlich erschien Yellow Destiny aus dem Nichts in der Nähe eines Sees und beide gingen zu ihm. Der Löwe sah Ventus freundlich an. „Heute ist es so weit. Deine Ausbildung ist nun erfolgreich beendet. Du wirst bald in deine Welt zurückkehren und Lena wiedersehen.
Ich möchte dir noch etwas Wichtiges mit auf den Weg geben: Wenn du eine schwere Entscheidung fällen musst, dann entscheide am besten mit deinem Herzen. Du sollst wissen, wer von mir ausgebildet wurde, wird das nie bereuen. Jetzt wirst du diese Worte nicht verstehen. Aber es wird die Zeit kommen, da du es begreifen wirst.“
Ventus war von der Stimme des Löwen beeindruckt. Sie klang weise, freundschaftlich und herzlich. Aber er hatte erlebt, dass sie sich auch unangenehm anhören konnte. Er hatte vor dem Löwen großen Respekt. Dann sagte er zu Yellow Destiny: „Ich möchte dir danken, dass du das alles für mich getan hast. Mir ist bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich werde bei meinen zukünftigen Aufgaben und Tätigkeiten als Alicorn mein Bestes geben.“
„Davon bin ich überzeugt. Zum Abschied komme bitte näher zu mir“, sprach der Löwe freundlich zu ihm.
Ventus tat dies und Yellow Destiny küsste ihn behutsam und liebevoll auf seine Nase. Das Alicorn spürte am ganzen Körper eine angenehme Wärme, die durch den Kuss ausgelöst wurde. Der Löwe flüsterte ihm zu: „Jetzt ist deine Ausbildung offiziell erfolgreich beendet. Ich wünsche dir und Lena ein glückliches Leben zusammen. Ihr beide habt das verdient.“
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