ANDREAS R. BATLOGG
Mein Leben mit der Diagnose Krebs
Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“
2019
© Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck
Umschlaggestaltung: Stadthaus 38, Innsbruck
Layout und digitale Gestaltung: Tyrolia-Verlag, Innsbruck
Druck und Bindung: FINIDR, Tschechien
eISBN 978-3-7022-3745-5
E-Mail: buchverlag@tyrolia.at
Internet: www.tyrolia-verlag.at
Gewidmet:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Fuat S. Oduncu,
meinem Lebensretter
Prof. Dr. med. Monika Fröschl
15. 3. 1959 – 8. 3. 2018
Dr. med. Willy Höchter
PD Dr. med. Roland Ladurner,
Dr. med. Norah Al Arabi,
Prof. Dr. med. Klaus Hallfeldt,
meinen Chirurgen.
Es gibt sie: menschliche, mitfühlende Ärzte!
Vorwort Vorwort Am Anfang standen zwei kleine Texte, veröffentlicht in der Zeitschrift »Christ in der Gegenwart« (Freiburg), kurz vor Weihnachten 2017 (»Ich bin für dich da!«) und unmittelbar vor Ostern 2018 (»Wie neugeboren«). Sie stießen auf Resonanz. Von Freunden und Bekannten, aber auch von mir unbekannten Leserinnen und Lesern erhielt ich viele Zuschriften und E-Mails. Als ich den zweiten Text auch auf Facebook postete, löste das eine richtige Welle aus. Hatte ich den Ton getroffen? Eine »Witterung« (Hugo Rahner SJ) nahmen auch Brunhilde Steger, Lektorin, und Gottfried Kompatscher, Leiter des Tyrolia-Verlags (Innsbruck-Wien), auf und ermutigten mich, meine Erfahrungen in Buchform darzulegen. Ich wendete damals ein: Aber ich stehe doch bestenfalls in der Mitte meiner Krankheit! Von Verlagsseite hieß es: »Sie müssen das Buch während der Behandlung schreiben, nicht aus dem Rückblick.« Ein Arzt sah das auch so. Schreiben sei wie eine Therapie. Krankheitsgeschichten sind austauschbar. Wenn meine Art und Weise, über meine Erkrankung nachzudenken, Fragen aufzuwerfen, nach Hoffnungsworten zu suchen, anderen helfen kann, mit sich und ihrer Erkrankung besser zurechtzukommen, dann hat dieses Buch einen Sinn. Die Diagnose hat vieles durchkreuzt. Aber auch Neues ermöglicht. München, 4. Oktober 2018 Andreas R. Batlogg SJ
1.(K)Ein Tag wie jeder andere
2.»Sagen Sie alle Termine für ein Jahr ab!«
3.»Ich bin für dich da!«
4.Rom – das letzte Mal?
5.CT und MRT
6.Kämpfen oder aufgeben?
7.Die Behandlung beginnt
8.»Was ich Ihnen jetzt sage, fällt mir schwer«
9.Spirituelle Resilienz
10.Glaube auf dem Prüfstand
11.Mein erster Klinikaufenthalt
12.Auf Weihnachten zu
13.Trost (suchen)
14.Ein neues Jahr – mein letztes?
15.Die Operation
16.Die Tage danach: Komplikationen
17.Wieder zuhause
18.In den Alltag zurückfinden
19.Seine Krankheit annehmen (lernen)
20.»Unsere Tage zu zählen, lehre uns!«
21.Leben und Tod
22.Perspektivenwechsel
23.Freundschaft
24.Noch einmal ein Klinikaufenthalt
25.»Silberhochzeit«
26.Wie ein Schüler: Schlucken lernen
27.Noch einmal auf die Klinikambulanz
28.»Zeige deine Wunde!«
29.»Das Leben wieder leise lernen«
30.»Das Zeitliche segnen«
31.Bevor ich sterbe …
32.Körperlichkeit – und Zeit
33.Endlich leben!
Nachwort: Am Ende – am Anfang
Wir danken folgenden Verlagen für die freundliche Abdruckgenehmigung:
S. 52–54: „Die schwersten Wege“, aus: Hilde Domin, Gesammelte Gedichte. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1987.
S. 74: „Leben vor dem Tode“ und S. 190: „Letztes Wort“, aus: Mascha Kaleko, In meinen Träumen läutet es Sturm. Gedichte und Epigramme aus dem Nachlaß. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Gisela Zoch © dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
S. 107–108: „Rezept“, aus: Mascha Kaleko, Sei klug und halte dich an Wunder. Gedanken über das Leben. Hg. von Gisela Zoch-Westphal und Eva-Maria Prokop. © dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
S. 115: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten
S. 162: „Chor der Geretteten“, aus: Nelly Sachs, Werke. Kommentierte Ausgabe in vier Bänden. Herausgegeben von Aris Fioretos, Band 1: Gedichte 1940–1950. Herausgegeben von Matthias Weichelt. © Suhrkamp Verlag Berlin 2010.
Am Anfang standen zwei kleine Texte, veröffentlicht in der Zeitschrift »Christ in der Gegenwart« (Freiburg), kurz vor Weihnachten 2017 (»Ich bin für dich da!«) und unmittelbar vor Ostern 2018 (»Wie neugeboren«). Sie stießen auf Resonanz. Von Freunden und Bekannten, aber auch von mir unbekannten Leserinnen und Lesern erhielt ich viele Zuschriften und E-Mails. Als ich den zweiten Text auch auf Facebook postete, löste das eine richtige Welle aus. Hatte ich den Ton getroffen?
Eine »Witterung« (Hugo Rahner SJ) nahmen auch Brunhilde Steger, Lektorin, und Gottfried Kompatscher, Leiter des Tyrolia-Verlags (Innsbruck-Wien), auf und ermutigten mich, meine Erfahrungen in Buchform darzulegen. Ich wendete damals ein: Aber ich stehe doch bestenfalls in der Mitte meiner Krankheit! Von Verlagsseite hieß es: »Sie müssen das Buch während der Behandlung schreiben, nicht aus dem Rückblick.« Ein Arzt sah das auch so. Schreiben sei wie eine Therapie.
Krankheitsgeschichten sind austauschbar. Wenn meine Art und Weise, über meine Erkrankung nachzudenken, Fragen aufzuwerfen, nach Hoffnungsworten zu suchen, anderen helfen kann, mit sich und ihrer Erkrankung besser zurechtzukommen, dann hat dieses Buch einen Sinn. Die Diagnose hat vieles durchkreuzt. Aber auch Neues ermöglicht.
München, 4. Oktober 2018 |
Andreas R. Batlogg SJ |
1.
(K)Ein Tag wie jeder andere
München im September, ein wunderbarer Herbsttag. Das Datum prägte, ja brannte sich mir ein. Denn es veränderte alles, schlagartig, »out of the blue«, wie die Amerikaner sagen: 25. September 2017, Darmspiegelung bei einem Gastroenterologen. Drei oder vier Jahre vorher war ich nach einer Reise schon einmal bei einem Internisten gewesen. Ich kannte die Prozedur. Ohne große Vorahnung oder ernsthafte Befürchtungen ging ich in die Arztpraxis, die mir ein Freund empfohlen hatte: »Der Doktor ist Jesuitenschüler, du kannst ihm vertrauen!«
Schon wegen der Lokalanästhesie sind die meisten Patienten ein wenig aufgeregt. Aber man bekommt nicht viel mit, wacht wieder auf – und fährt nach Hause: per Taxi oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vorsichtshalber. Als ich wieder bei Bewusstsein war, fühlte ich mich nicht unwohl – und wartete auf das Arztgespräch. In der Hoffnung, für die in den letzten Monaten aufgetretenen Beschwerden eine plausible Auskunft zu erhalten.
Ich sehe den Doktor noch vor mir, es ist wie gestern: »Die Ursache für Ihre Probleme sind gefunden. Leider ist es ein bösartiger Tumor, ziemlich groß.« Mehr als ein »So!« brachte ich zunächst nicht heraus. Nach einer ersten Schrecksekunde dann: »Und was bedeutet das?« »Ich organisiere für Sie einen Termin im Klinikum Neuperlach, gleich morgen.« Ein kurzer Telefonanruf genügte. »Ihnen steht eine größere Operation bevor, vielleicht auch Chemotherapie.« So etwas sitzt! »Wie stehen meine Chancen?« »Darmkrebs ist sehr gut erforscht. Die Aussichten, dass Sie das alles überleben, stehen sehr gut. Es gibt hervorragende Ärzte auf diesem Gebiet.«
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