Anke Feuchter - Geschichte vom Verlieren, Suchen, Finden

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Geschichte vom Verlieren, Suchen, Finden: краткое содержание, описание и аннотация

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Freitag, der 13. Oktober 2017. Katrin, Ende vierzig und ihres Alltags sichtlich müde, findet an einer Haltestelle ein Metroticket mit einer Telefonnummer.Ad hoc im nächsten ICE von Mannheim nach Paris, trifft sie in einem Bistro auf die zwanzig Jahre ältere Colette von resolut beeindruckender Erscheinung, die ihr zu einer Freundin werden wird.Beflügelt von einer so jungen wie von einer neu entfachten Liebe, stehen die Zeichen auf Veränderung. Im von Paris nicht weit entfernten Landstrich Perche prallen die Visionen einer sinnerfüllten Zukunft auf verschüttgegangene Bruchstücke aus der Vergangenheit.In Geschichte vom Verlieren, Suchen, Finden zeichnet Anke Feuchter einen Mikrokosmos aus deutsch-französischen Befindlichkeiten, der ungebremsten Lust am Savoir-vivre und einer Suche nach lebenswerten Utopien.

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Oktober 1967. Johannes saß im Zug nach Paris und fühlte sich, als könne er endlich hinter sich lassen, was ihn sein Leben lang, so lang wie er sich jedenfalls erinnern konnte, bedrückt hatte. Dem Deutschsein entfliehen. In eine andere Sprache einziehen, als würde man eine zweite Chance bekommen. Nicht mehr zu jenem Land gehören, das Nazi-Deutschland gewesen war. Nicht mehr im Hörsaal sitzen und sich fragen, ob der Professor vorne auf der Estrade auch einer von denen gewesen war, die Hitler ihren ‚Führer‘ nannten. Nicht mehr die satten Sprüche selbstzufriedener Kommilitonen hören, die verächtlich abwinkten, wenn Johannes auf das Thema Nationalsozialismus zu sprechen kam. Er wollte nicht mehr in Deutschland leben. Er wollte kein Deutscher sein. Wollte sein Deutschsein ablegen. Von Frankreich erhoffte Johannes sich eine neue Identität.

Als er wenige Wochen nach Beginn des Semesters Colette sah, hüpfte sein Herz zum ersten Mal beim Anblick einer Frau. Er hatte sich seit einiger Zeit Fragen gestellt: War er vielleicht schwul?

Nein, war er nicht.

Colettes unbefangene und kecke Art, ihr selbstbewusstes und zugleich nahezu scheues Auftreten schien Johannes ungeheuer begehrenswert. Er wollte diese Frau. Weil sie so war, wie sie war – und weil sie Französin war.

Johannes überwand seine Schüchternheit.

Er holte sich eine rabiate Abfuhr. Weil er Deutscher war.

Colette gab ihm nicht einmal die Gelegenheit, ihr zu erklären, wie er selbst zu seinem Land stand und was seine Meinung war.

„Genau deshalb bin ich doch hier!”, hätte er rufen wollen.

Natürlich tat er dergleichen nicht.

Als sie dann doch ein Paar wurden, war Johannes glücklich.

Sehr glücklich. Er vergaß dennoch nie, dass selbst seine Coco es für eine Hypothek des Schicksals hielt, einen deutschen Pass zu haben.

Warum waren sie 1973 nach Deutschland gegangen? Hätte ihre Liebe weiter bestehen können, wenn er nicht seine Uni-Karriere zu diesem Zeitpunkt als oberste Priorität betrachtet hätte?

Johannes erhob sich endlich und ging auf den Balkon, um in der kühlen Luft tief durchzuatmen. Die morgendlichen Nebel über den bewaldeten Hügeln hatten sich gelichtet. „Dort kochen die Hasen Kaffee”, hatte seine Großmutter früher erzählt. Selbst ihr vertraute er als Erwachsener nicht mehr.

Nein, die Beziehung mit Colette wäre auch in die Brüche gegangen, wenn sie in Frankreich geblieben wären, dessen war sich Johannes sicher.

Er musste nach Deutschland zurück.

Solange Johannes sich nicht mit der Schuld und der Unfähigkeit, eine positive Identität aufzubauen, auseinandergesetzt hatte, konnte er ohnehin nicht mit jemandem leben.

Es war mit den Jahren besser geworden.

Johannes hatte seinen Idealen entsprechend gehandelt und gelebt, stets Position bezogen, auch an der Universität, deren Geschichte im Dritten Reich keine sehr ruhmreiche gewesen war.

„Je suis Allemand” , war für ihn kein quälender Satz mehr, der zwingend einen Nachhall von Scham und Schuldgefühl mit sich brachte.

Jetzt, da er niemanden mehr brauchte, der ihm seine Herkunft verzieh, wurde die Sehnsucht nach Colette so stark, dass er sich nicht vorstellen mochte, sie nicht wiedersehen zu können.

So etwas schrieb man nicht in einer Facebook-Nachricht.

12

Da sie immer noch kein Fahrrad hatte, fuhr Katrin auch an diesem Montag mit der Straßenbahn zur Arbeit. Heute war ihr die Zeit, die sie dabei für das Verfassen etlicher SMS-Entwürfe hatte, gerad e aber lieb.

‚Hallo Matthieu‘, ‚lieber Matthieu‘, ‚ Cher Matthieu, Guten Morgen!‘ ‚Na, wie geht’s?‘ oder, ‚Hallo aus Mannheim‘, ‚Hallo nach Paris‘… kaum getippt, und schon wieder gelöscht.

So ging es nicht.

Fantasielose Worte, die nichts in sich hatten vom trommelnden Herzen, den nassen Händen, dem kribbelnden Bauch. Worte, die nach Alltag klangen. Dem Leben vor diesem Abenteuer, in das Katrin hineingerutscht war. Weil man ihr das Fahrrad geklaut hatte.

‚Ich liebe Fahrraddiebe‘.

Das war die SMS, die Matthieu bekam. Ob er damit etwas anfangen konnte, wusste Katrin nicht. Sie hatten nicht darüber gesprochen, wieso sie am Freitag vor zehn Tagen an der Haltestelle gewesen war, vor der das Metroticket gelegen hatte.

Es fühlte sich besser an, scheinbaren Nonsens zu schreiben als einen Allerweltsgruß. Wenn Matthieu wissen wollte, wieso er eine kryptische SMS bekam, konnte er ja nachfragen.

Zufrieden lehnte sich Katrin im Sitz zurück und schaute in den grauen Himmel. Regentröpfchen liefen an der Scheibe hinab und formten Bächlein. Stets stieß ein neuer Tropfen zu einem der Rinnsale und ging darin auf. Das Wasserballett hatte Katrin schon als Kind gemocht und vom Rücksitz des Autos aus beobachtet.

Die Bahn hielt vor der Uni.

Katrin stieg aus und zog sich die Kapuze ihres Dufflecoats über den Kopf. Nässe, Kälte, wasserspritzende Autos, eilende Passanten. Auch Katrin überquerte den Ehrenhof im Laufschritt. In ihr aber war es hell, und sie fühlte sich, als tanzte sie. Selbst die flüchtige Begegnung mit Julia Gassner war ihr egal, „Hallo” und „Was für ein Wetter!” sprangen über ihre Lippen, sie winkte flüchtig und ging weiter, ohne auf eine Reaktion zu warten.

Ich bin frei, dachte sie.

Dass sie den Schlüssel des Büros zu Hause vergessen hatte, war ärgerlich, weil es ihrer arroganten Praktikantin einmal mehr einen Vorwand liefern würde, sie von oben herab zu behandeln. Katrin seufzte, setzte sich auf einen der Stühle im Flur und wartete auf Lisa. Im Büro klingelte das Telefon. Mehrere Male hintereinander. Wer wollte am Montagmorgen um kurz nach neun Uhr bereits so dringend etwas von ihr? Beunruhigt zog Katrin ihren Terminkalender – „Wie süß, ein richtiger Kalender!”, so O-Ton Lisa – aus der Tasche. Kein Eintrag. Glück gehabt.

Da kam auch Lisa. „Schlüssel vergessen?”, Spott getarnt in einer Pro-forma-Frage. Katrin nickte. Generation Y.

Auch Lisa würde irgendwann auf ihre große Klappe fallen – ein Gedanke, bei dem Katrin nicht umhinkonnte, eine gewisse Befriedigung zu empfinden. Erst einmal war es jedoch Katrin, die das Gefühl hatte, selbst eins auf die Nase zu bekommen. Der Anrufer war der persönliche Referent des Rektors gewesen, der erzürnt nachfragte, wo denn bitte Katrin bliebe. Eine chinesische Delegation war zu Gast und Katrin wurde zum Pressefrühstück erwartet. In Eile raffte sie Kamera, Block und Stift und rannte durch den Ostflügel ins Rektorat. Katrin atmete auf, als sie sich so unauffällig wie möglich ins Büro des Rektors schob. Alle standen noch, deutsche und chinesische Sprachfetzen verrieten, dass der offizielle Teil noch nicht begonnen hatte. Der Referent des Rektors warf ihr einen bitterbösen Blick zu und schüttelte den Kopf, wobei er auf seine Armbanduhr tippte. Katrin hob entschuldigend die Schultern und bedeutete, dass sie von dem Termin nichts gewusst hatte. Sie durchkämmte nach bestem Wissen ihr Gedächtnis: Wann war von der chinesischen Delegation die Rede gewesen? Bei welcher Besprechung war dieses verfluchte Frühstück angesetzt worden?

„Guten Morgen, Frau Kollegin, warum so nachdenklich?”

Mein Gott, nicht auch noch der, dachte Katrin, die allmählich ihre Hoffnung schwinden sah, das Glücksgefühl vom Morgen möge den Arbeitstag unbeschadet überstehen.

Tell me why I don’t like Mondays.

Es war der ihr mehr als nicht angenehme Redakteur der Rheinpfalz , der sie in breitester Mundart auf seine selbstzufriedene Art ansprach. Franz Marciano hielt sich für unwiderstehlich. Er hatte einen italienischen Vater, was ihn glauben machte, er sei ein genetisch programmierter Herzensbrecher. Katrin fand, er zeichne sich vielmehr durch den über Generationen vererbten Vornamen aus: Franz. Das ‚z‘ zog ihn zu Boden, machte ihn lehmig und schwer. Sehnsüchtig dachte Katrin an den schönen Namen Matthieu, an den Vogelflug der zweiten Silbe, der sich leicht in die Luft erhob und einen mitnahm in ein Reich der Träume.

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