Anke Feuchter - Geschichte vom Verlieren, Suchen, Finden

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Geschichte vom Verlieren, Suchen, Finden: краткое содержание, описание и аннотация

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Freitag, der 13. Oktober 2017. Katrin, Ende vierzig und ihres Alltags sichtlich müde, findet an einer Haltestelle ein Metroticket mit einer Telefonnummer.Ad hoc im nächsten ICE von Mannheim nach Paris, trifft sie in einem Bistro auf die zwanzig Jahre ältere Colette von resolut beeindruckender Erscheinung, die ihr zu einer Freundin werden wird.Beflügelt von einer so jungen wie von einer neu entfachten Liebe, stehen die Zeichen auf Veränderung. Im von Paris nicht weit entfernten Landstrich Perche prallen die Visionen einer sinnerfüllten Zukunft auf verschüttgegangene Bruchstücke aus der Vergangenheit.In Geschichte vom Verlieren, Suchen, Finden zeichnet Anke Feuchter einen Mikrokosmos aus deutsch-französischen Befindlichkeiten, der ungebremsten Lust am Savoir-vivre und einer Suche nach lebenswerten Utopien.

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Wie gesagt, wir bekamen all das halbwegs wieder hin. Auch wenn uns von der Leichtigkeit, die wir einmal gekannt hatten, nicht allzu viel mehr übrigblieb. Es gab zwischen uns keine Ausgelassenheit mehr. Ich war frustriert und wurde immer unglücklicher. Ich lebte jetzt seit dreieinhalb Jahren in Deutschland. Die Zeit des Entdeckens war vorbei. Ich wurde kritischer. Vieles gefiel mir nicht: Die Bemerkungen, wenn ich über eine rote Ampel ging, die Traurigkeit der Fußgängerzone am Sonntag, die Kehrwoche und die Zettel im Briefkasten von den Nachbarn, wenn man sie nicht eingehalten hatte. Dass du nichts vor die Tür stellen durftest. Und dann der Terrorismus. Die Rote Armee Fraktion, die RAF, verübte Attentate. Die Menschen begannen sich zu fürchten. Überall hingen Fahndungsplakate. Es war eine bedrückende Zeit. Auch der Kinderladen war nicht mehr die Insel der Kreativität und Freiheit. Wir stritten uns über pädagogische Prinzipien genauso wie darüber, wer wie oft den Abwasch machte oder wieder vergessen hatte, nach unseren Debatten das Licht auszuschalten. An manchen Abenden kam ich erst um elf nach Hause. Jetzt war Johannes misstrauisch, weil er mir seit meinem Seitensprung nicht mehr vertraute. Und ausgerechnet da wurde ich schwanger! Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass mich das total euphorisch machte. Nach all den Monaten, in denen ich mein Leben grau gefunden hatte, kam ein helles Licht. Ich mache es kurz: Ich habe das Kind im dritten Monat verloren. Warum, das weiß ich nicht. Es ging mir elend. Eines Nachmittags lag ich wieder apathisch unter meiner karierten Wolldecke auf dem Sofa. Johannes war an der Uni. Da flog mit lautem Krachen die Wohnungstür auf: Polizei! Ehe ich mich versah, hatte ich Handschellen an und wurde in Hausschuhen die Treppe hinuntergezerrt. Man habe mehrere Anrufe bekommen, die behaupteten, unsere Wohnung sei ein Terroristennest. Damals genügte das, um dir eine Hausdurchsuchung zu bescheren.”

„Na ja, heute genügt das oft genug auch noch, nur uns betrifft es eben nicht”, warf François ein.

„Stimmt. Ich saß drei Stunden im Schlafanzug auf der Wache und hatte Glück, dass ziemlich schnell klar war, dass ich nichts mit der RAF, nichts, aber auch gar nichts zu tun hatte. Johannes kam mich abholen. Ich bin dann erst einmal nach Hause gefahren und wollte dort nur ein paar Tage bleiben. Ich habe es dann aber immer wieder aufgeschoben, wieder zurück nach Heidelberg zu fahren.

Es wurde Sommer, ein herrlicher Sommer. Die Wiesen in der Normandie leuchteten in fettem Grün, die Kühe standen im Pulk zusammen und schleckten wohlig ihre rosa schimmernden Mäuler. Das Meer rollte in sanftem Blaugrün auf den Strand. Manchmal fuhr ich zum Fischen mit hinaus und fühlte, wie mir Gischt und Wind die finsteren Gedanken aus dem Kopf fegten. In der Abendsonne ging es zum ‚Apéro‘ mit kühlem Chardonnay in die Bar am Hafen. Paradies, oder? Ich habe gefuttert wie ein Scheunendrescher. Meine Mutter fand mich zu dünn und kochte mir alles, was ich liebte. Ich traf Freunde, wir machten Radtouren, picknickten, spielten Federball und badeten im Fluss.

Es war wie eine Wiederbegegnung mit mir selbst in unbeschwerteren Tagen. Coco als Kind, ohne diese Schrammen in der Seele.

Im August kam dann Johannes nach und wir sind an den Atlantik gefahren. Es waren wundervolle Wochen. Auf klapprigen Fahrrädern fuhren wir stundenlang durch die schattige Kühle duftender Kiefernwälder. Danach liefen wir Hand in Hand den Wellen entgegen, in die wir uns johlend warfen, bevor wir testeten, wer von uns beiden sich länger als ‚Toter Mann‘ treiben lassen konnte. Ich blinzelte in den hellen Himmel und war glücklich. Johannes und ich hatten uns wiedergefunden.“

Die erste Flasche war leer. Colette bat François, die zweite zu öffnen.

„Mach dir keine Sorgen, der Rest wird schnell erzählt sein. Wir sind fast am Ende. Anfang September waren wir also wieder zurück, braun gebrannt, mit blau-weiß gestreiften T-Shirts und Espadrilles.

Im Kinderladen konnte ich natürlich nicht mehr arbeiten.

Nach Ende meiner Krankschreibung hatte ich mich erst einfach nicht mehr blicken lassen und dann meine Kündigung auf eine Postkarte gekritzelt, die ich in Cherbourg abschickte. Dennoch fand ich für das Wintersemester einen Job am Akademischen Auslandsamt der Uni und es begann der Herbst. Johannes verwandelte sich wieder zurück in den respektablen, ambitionierten Wissenschaftler, der er inzwischen war. Es blieb nicht viel übrig von meinem lustigen Ferien-Johannes, der mir mit einem Ring vom Trödelmarkt einen Anti-Heiratsantrag gemacht hatte, dessen Nähe mir so gut getan hatte. Jetzt war er wieder ganz in der Welt, die es zu erobern gab. Publizieren, Vorträge halten, Seminare und Vorlesungen vorbereiten. Für Übermut und Albereien war kein Platz in unserem Alltag. Und in der Bundesrepublik ging der Alptraum weiter: Der Herbst 1977, der ‚Deutsche Herbst‘. Der Terrorismus war jetzt auf seinem Höhepunkt. Im Oktober haben sie den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer entführt. Du erinnerst dich, sie wollten alle elf inhaftierten RAF-Mitglieder, darunter Baader, Ensslin, Raspe, Möller, aus dem Gefängnis in Stuttgart-Stammheim freipressen. Jeden Abend sah man ein Foto von Schleyer in den Nachrichten. Und dann hat man ihn ermordet im Kofferraum eines Wagens aufgefunden. Das war am 19. Oktober 77. Ich habe es noch drei Tage ausgehalten. Mit Johannes konnte ich nicht sprechen. Er war auf einem Kongress in Berlin. Das Ferngespräch war zu teuer, um über meine ‚neurotische Angstreaktion‘ zu diskutieren.

Also habe ich gepackt. Das war’s.”

11

Katrin erwachte mit einem immensen Glücksgefühl in der Brust. Sie sandte einen innigen Gedanken zu Matthieu und hoffte, er würde ihn empfangen. Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett.

Die Dusche herrlich, es duftete der Tee, der Toast war knusprig und die Marmelade süß: Katrin war verliebt. Die Welt sang ihr ein Lied.

Colette trat mit geschlossenen Augen vor den Spiegel. Wenn sie sie jetzt gleich öffnete, würde sie das Dorian-Gray-Syndrom einholen: Tränensäcke, tiefe Falten, dunkle Augenringe. Zu viel getrunken, zu wenig geschlafen und zu all dem noch geheult.

Überraschung. Sie sah nicht nur frischer aus als sonst, sondern auch beschwingter. Sie schenkte ihrem Spiegelbild ein Lächeln.

Matthieu griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch: Keine neue Nachricht. Katrin hatte ihm keine SMS geschickt. Ein gutes Zeichen. Sie schien keine Klette zu sein. Das sprach für sie, und Matthieu rief sich ihr Bild in sein Gedächtnis, wie sie gestern in den Zug gestiegen war. Er mochte sehr, was er da vor seinem inneren Auge sah. Zufrieden drehte er sich auf den Rücken und streckte wohlig seufzend Arme und Beine aus.

François linste unter seiner Schlafmaske hervor und schaute auf den Wecker. Es war Zeit zum Aufstehen. Der gestrige Abend mit Colette gehörte ins Stundenbuch ihrer Freundschaft. Eine Viertelstunde Extraschlaf gönnte er sich noch. Matthieu würde ihm sicher etwas Kaffee warmstellen.

Johannes war gerädert. Das Formulieren einer Antwort auf Colettes Nachricht hatte ihn die halbe Nacht den Schlaf gekostet und die andere Hälfte dann verfolgt durch wirre Träume. Herausgekommen war dabei noch keine Zeile. Johannes musste sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie er Colette begegnen sollte, und sei es nur via Facebook-Messenger.

Als er vor der dritten Tasse extra starken Kaffees immer noch keine passende Formulierung gefunden hatte, begann Johannes sich zu fragen, warum er nach den Jahrzehnten ihrer Trennung, dieses immer drängender werdende Bedürfnis verspürte, sie wiedersehen zu wollen.

Lange saß er vor den Resten seines Frühstücks und schaute durch das Fenster auf die einsame Linde im Hinterhof, die sich gelb gefärbt hatte. Wie kompliziert war es, Deutscher zu sein, dachte er. Drei Jahre nach dem Krieg geboren. Eltern, die mitten in einem ersten Krieg des 20. Jahrhunderts auf die Welt gekommen waren. Wieso denke ich jetzt daran, fragte sich Johannes. Er wollte doch an Colette schreiben. Hier ging es doch um sein privates Leben und nicht um Schuld und Geschichte. Und doch ging es darum, auch darum, immer wieder.

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