Christof Mauch / Jürgen Heideking / Anke Ortlepp
Geschichte der USA
Narr Francke Attempto Verlag · Tübingen
Coverabbildung: Freiheitsstatue. New York Wahrzeichen und Symbol der Freiheit und derDemokratie. (© Robert Voigt, shutterstock.com, 2016)
Prof. Dr. Christof Mauchleitet die Abteilung für Amerikanische Kulturgeschichte und ist Direktor des Rachel Carson Center for Environment and Society an der LMU München.
Prof. Dr. Anke Ortleppist Professorin für Nordamerikanische Geschichte an der Universitätzu Köln.
Prof. Dr. Jürgen Heidekingwar Professor für Angloamerikanische Geschichte an der Universität zu Köln.
7., aktualisierte und ergänzte Auflage 2020
6., überarbeitete und erweiterte Auflage 2008
1. Auflage 1996
Mit umfangreichem Zusatzmaterial unter https://www.utb-shop.de/geschichte-der-usa-11176.html
© 2020 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen
Print-ISBN 978-3-8252-5399-8
ePub-ISBN 978-3-8463-5399-8
Vor 25 Jahren von Jürgen Heideking begründet, ist die Geschichte der USA nach dessen völlig unerwartetem Tod von dem Münchner Historiker Christof Mauch betreut worden. Während der letzten 20 Jahre hat Christof Mauch den Band im Rahmen von Neuauflagen kritisch durchgesehen, aktualisiert, ergänzt, mit Illustrationen und Tabellen versehen, mehrfach aber auch gekürzt, um den Umfang in Grenzen zu halten. Mit der neuen Auflage, ab der Präsidentschaft von Donald Trump, übernimmt die Historikerin Anke Ortlepp die Geschichte der USA. Damit wird die Betreuung des Bandes in einer Art Stafettenlauf von einer HistorikerInnen-Generation zur nächsten weitergegeben: Christof Mauch hatte bei Jürgen Heideking in Köln habilitiert, Anke Ortlepp bei Christof Mauch in München, und seit einigen Jahren hat Anke Ortlepp den ehemaligen Lehrstuhl von Jürgen Heideking in Köln inne.
Die Durchsicht des Textes haben Christof Mauch und Anke Ortlepp gemeinsam vorgenommen. Das Kapitel zum ersten afroamerikanischen Präsidenten Barack Obama und dessen historischer Bewertung stammt von Christof Mauch, das neue Kapitel zur Präsidentschaft von Donald Trump und die kommentierte Bibliographie, die neben aktueller Literatur auch Klassiker enthält, von Anke Ortlepp. Wie in früheren Auflagen wurden auch einige Kürzungen vorgenommen, vor allem in den Kapiteln zum ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Im 21. Jahrhundert, in der Ära von #MeToo und #BlackLivesMatter, sind Leserinnen und Leser für individuelle Befindlichkeiten, für kulturelle Minderheiten und für rassistische und sexistische Diskriminierungen in einer Weise sensibilisiert wie dies bei der ersten Niederschrift der Geschichte der USA noch nicht der Fall war. Vor diesem Hintergrund wurden einzelne politisch konnotierte Ausdrücke ausgetauscht und diverse kulturelle Bewertungen abgeschwächt. Bei all dem haben die AutorInnen allerdings Sorge getragen, dass der Tonfall und der sprachliche Duktus des Texts sowie besonders der Inhaltskern der ursprünglichen Darstellung erhalten blieben.
Bei der Aktualisierung des Anhangs, vor allem der kommentierten Bibliographie, haben uns die Kölner Doktorandin Dorothee Schwieters und die wissenschaftlichen Hilfskräfte Maria Wiegel und Stefan Draskic engagiert unterstützt. Die Endredaktion des Textes hat die Münchner Doktorandin Stefanie Schuster mitübernommen. Die Aktualisierung des umfangreichen Registers wurde von Charlotte Huber an der LMU München besorgt. Ihnen allen danken wir herzlich. Unser Dank geht weiterhin an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Narr Francke Attempto Verlags unter Leitung von Herrn Gunter Narr, die dem Projekt großes Interesse entgegengebracht haben, allen voran an Dr. Valeska Lembke und Corina Popp, die die Überarbeitung durchgängig kompetent und zügig begleitet haben.
Das Vorwort zu diesem Band schreiben wir im August 2020, während der Parteitag der Demokratischen Partei Joseph Biden als Präsidentschaftskandidaten und Kamala Harris als erste schwarze Vizepräsidentschaftskandidatin für die Wahlen im November nominiert. Der Ausgang der Wahlen wird darüber entscheiden, wie die Regierung in Washington sich den vier historischen Krisen der Gegenwart stellt: der Corona-Pandemie, der größten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression, dem Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und dem drohenden Klimawandel.
München und Köln, im August 2020 Christof Mauch und Anke Ortlepp
Kapitel 1: Kolonien und Empire
Die Autoren der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung und US-amerikanischen VerfassungVerfassung werden häufig als „Gründungsväter“ bezeichnet. Mit ihnen beginnt im strengen Sinne die Geschichte der Vereinigten Staaten. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts gaben sie den politischen Rahmen für die Entwicklung der USA vor, der bis heute Gültigkeit hat. Im Vergleich zur langen Geschichte des nordamerikanischen Kontinents erscheinen die Ereignisse der 1780er Jahre allerdings sehr gegenwartsnah.
Schon vor etwa 20.000 Jahren gab es Amerikaner, die über die Beringstraße eingewandert waren. Die Ureinwohner des Kontinents lebten anfangs von der Jagd, vom Beerensammeln und vom Fischen. Etwa 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung betrieben sie bereits Landwirtschaft. Als sich die ersten europäischen Entdecker – 500 Jahre vor KolumbusKolumbus, Christoph waren dies die Wikinger – für ein paar Jahre in Siedlungen an der Küste NeufundlandsNeufundland niederließen, hatten die Native Americans Native AmericansKolonialzeit bereits weite Teile des nordamerikanischen Kontinents besiedelt und vielfältige Wirtschaftsformen entwickelt.
Nach verschiedenen vergeblichen Anläufen unternahmen die Engländer im frühen 17. Jahrhundert den Versuch, permanente Kolonien in der „Neuen Welt“ einzurichten. Die vermeintlich großen Schätze des Kontinents, die weiten Räume, die Aussicht auf freie Ausübung der ReligionReligion und auf einen persönlichen Neubeginn wirkten wie ein Magnet. Im Gegensatz zu den Siedlungen der Spanier und Franzosen, die sich enger mit den Ureinwohnern verbanden, suchten die Siedler aus EnglandGroßbritannien die gesellschaftlichen Einrichtungen und die ökonomische Praxis von der alten in die neue Welt zu „transplantieren“. Dies gelang ihnen nur bedingt. Da sie mit der britischenGroßbritannien KroneGroßbritannien nur indirekt verbunden waren, entwickelten sie – in ihrer neuen Umgebung und im ständigen transatlantischen Austausch – neue politische und soziale Institutionen. Der Zusammenprall der Kulturen auf dem nordamerikanischen Kontinent, die regionale, ethnische und religiöse Vielfalt der Siedlerkolonien und die Stellung der Kolonien im Herrschafts- und Wirtschaftsverband des englischenGroßbritannien Weltreiches bildeten so eine Art Präludium zur amerikanischen Nationalgeschichte.
1 Der Zusammenprall dreier Kulturen am Rande der atlantischen Welt
Die Kolonialgeschichte gehört zweifellos zu den Epochen, deren wertende Darstellung von Historikern und Publizisten am gründlichsten überprüft und – begleitet von heftigen Debatten – am stärksten revidiert worden ist. Anfangs wurde sie fast ausschließlich aus europäischer Perspektive und mehr oder weniger in der Form eines Heldenepos erzählt, das die Entdeckung und Erschließung eines „jungfräulichen“ Kontinents durch tapfere Seefahrer und Siedler verherrlicht. Die Kritik an diesem „Eurozentrismus“ hat eine Verlagerung des Interesses und der Sympathien hin zu den Leidtragenden des epochalen Geschehens bewirkt, den indianischen Ureinwohnern und den versklavten African Americans , die bis in die 1980er Jahre meist nur am Rande der historischen Betrachtung auftauchten. Es bleibt zwar unbestritten, dass sich die „weiße“ Kultur durchsetzte, aber man fragt heute doch viel bohrender als früher nach den Schattenseiten und Kosten dieses Erfolges, und man versucht zugleich, auch die langfristigen Wirkungen zu ergründen, die der Zusammenprall und die Interaktion von indianischer, europäischer und afrikanischer Kultur in Nordamerika zeitigten.
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