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William Meikle: DAS VERGESSENE TAL

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William Meikle DAS VERGESSENE TAL

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William Meikle wandelt in «Das vergessene Tal» auf den Spuren der großen Abenteuergeschichten eines Sir Arthur Conan Doyle und erweckt urzeitliche Monster und prähistorische Geheimnisse auf unverwechselbare Weise wieder zum Leben."Einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit." – Famous Monsters of Filmland Zusammen mit ortskundigen Führern begibt sich ein kleines Team von Schatzsuchern auf eine gewagte Expedition und die Suche nach Gold. In einem abgelegenen Tal inmitten der kanadischen Rocky Mountains stoßen sie dabei auf ein Ökosystem, das von der Zeit vergessen worden zu sein scheint. Doch hier wartet nicht nur Gold auf sie, sondern auch Blut, Terror und Tod. Denn die monströsen Bewohner des vergessenen Tals haben nicht die Absicht, dessen Geheimnis freiwillig preiszugeben …

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Nach dem Zähneputzen und einer Katzenwäsche mit eisigem Wasser aus der Regentonne legten sich alle ohne größeres Gerede auf die Pritschen. Sie schliefen komplett angezogen, obwohl es in der Hütte ziemlich warm war, nachdem der Ofen mehrere Stunden lang geheizt hatte.

Am Morgen war die Wärme allerdings verflogen und es gehörte zu Dannys Aufgaben, etwas dagegen zu unternehmen. Leise fachte er also den Ofen wieder an, bevor er nach draußen stapfte und sich, vor der Kulisse der Rockies, über den Rand der Veranda erleichterte. Dabei beobachtete ihn ein neugieriges Eichhörnchen.

Als die Städter endlich aufwachten und vor Schmerz jammerten, hatte Danny bereits den ersten Kaffee des Tages aufgebrüht. Die kurze Spanne zwischen dem Frühstück und den Vorbereitungen für die Weiterreise bot kaum Gelegenheit für ausschweifende Konversationen. Er half Jess stattdessen draußen bei der Einstellung der Schulterriemen ihres Rucksacks, der deutliche Spuren früherer Trips zeigte.

»Du hast so etwas offenbar schon öfter gemacht«, stellte er fest. »Denn du hast bequeme Klamotten an.«

»Damit komme ich aber auch nicht schneller vorwärts. Ich habe tatsächlich schon einige Bergtouren hinter mir, so hoch hinaus, wie es heute geht, bin ich allerdings auch noch nie gewesen. Ich war hauptsächlich an der Westküste wandern und zelten, in der Gegend, wo ich geboren wurde, bei New Brunswick. Im Herzen bin und bleibe ich wohl ein Landmädel.«

»Man merkt es.« Die Worte waren Dannys Lippen kaum entschlüpft, da wurde ihm klar, dass sie das durchaus missverstehen könnte. »Ich wollte nicht … ich meine …«

Sie lachte. »Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Kannst du mir einen Gefallen tun und heute bitte besonders auf Mike und Erik aufpassen? Noble hängt ständig im Fitnessstudio rum, er ist in guter Form und sein schierer Wille treibt ihn schon von ganz allein an. Ich schätze aber mal, dass die anderen beiden keinen Schimmer haben, was ihnen heute blüht. Sie könnten uns also Stress machen.«

»Ich werde mich um sie kümmern und sie schon in der Spur halten, und Gus wird dort oben ganz bestimmt keinen leichtsinnigen Unfug zulassen.«

Endlich war sie da, die Chance auf eine längere Unterhaltung mit Jess, bei der Danny vielleicht herausfinden konnte, was die Stadtmenschen so sehr bedrückte.

Doch da rief Gus plötzlich nach ihm, und der Moment war verflogen. »Beweg deinen Arsch hier rüber, unsere Zeit ist kostbar. Ich möchte oben sein, bevor es heute Abend zu dämmern anfängt.«

»Ich beweg meinen Arsch ja schon, Chef«, entgegnete Danny lautstark, womit er sich ein weiteres Lächeln von Jess einheimste, bevor er sich umdrehte.

Fünf Minuten später waren sie bereits unterwegs.

***

Gus marschierte an der Spitze, Noble und Jess unmittelbar dahinter. Dann kamen Mike und Erik, denen eine lebhafte Diskussion über den letzten Star-Wars-Film Ablenkung von ihren Blasen verschaffte. Danny bildete das Schlusslicht.

Nach nur zehn Minuten wusste er, dass es ein zäher Tag werden würde, denn Gus, Jess und Noble hatten bereits vierzig Meter Vorsprung und Erik beschwerte sie in einer Tour über die harte Steigung, die Fliegen, die Kälte und was ihm sonst noch einfiel. Danny wünschte sich insgeheim, der Kerl würde in einen Haufen Elchmist treten, damit er wirklich etwas hätte, wofür sich seine Meckerei lohnen würde.

»Kommt schon, Kumpels«, trieb Danny die beiden unentwegt an. »Gus ist absolut verrückt nach Kaffee. So wie ich ihn kenne, werden wir bestimmt bald die erste Pause einlegen.«

Das war eine glatte Lüge, denn Gus konnte ohne Probleme einen halben Tag lang ohne Unterbrechung wandern … wenn es sein musste, sogar einen ganzen.

Doch davon haben sie keinen Schimmer.

In der nächsten Viertelstunde wuchs die Distanz zu dem Trio weiter vorn stetig an und Danny verlor die drei bereits komplett aus der Sicht, wenn sie um Ecken oder Felsvorsprünge bogen. Bedenken plagten ihn deswegen allerdings keine, denn der Pfad war zwar schmal aber leicht erkennbar und – zumindest bis jetzt – ohne gefährliche Stellen, an denen man abstürzen konnte.

Die kommen erst später.

Das sollte er aber wohl besser nicht laut sagen, denn er ahnte bereits jetzt, dass auf die beiden Männer vor ihm schwere Prüfungen zukommen würden, wenn sie erst einmal in das richtige Gebirge kamen, und damit hinein in raueres Wetter und klirrende Kälte. Hoffentlich litt keiner der Typen unter Höhenangst, denn wenn dem so war, würden sie garantiert niemals im Tal eintreffen.

Als Erik mal wieder über die Blase an seinem Zeh maulte, schaltete Danny seine Ohren einfach auf Durchzug.

Nun, da sie sich ein gutes Stück jenseits der Baumgrenze bewegten, hatten sie endlich freie Sicht nach Norden, zu den blauen Felstürmen mit den weißen Spitzen, die sich vor einem grauen Himmel abzeichneten, an dem dicke Wolken die Sonne verdeckten. Den Hang im Nordosten, den sie erklimmen würden, berührten grundsätzlich nur selten Sonnenstrahlen, selbst im Hochsommer. Von den Höhenzügen blies ein frostiger Wind herab, ein Vorbote, von dem, was ihnen dort drohte. Hinter ihnen reichte die Wildnis fast so weit, wie man sehen konnte. Lediglich eine Eisenbahnlinie, auf der regelmäßig Güterzüge durch einen Bergpass ratterten, zeugte von menschlicher Zivilisation.

Gefühlt lag Jasper hundert Meilen weit entfernt, und für Danny war das vollkommen in Ordnung. Sein Sommer war bisher eher mies verlaufen, denn er hatte kaum vernünftige Jobs an Land ziehen können. Ein paar Wochenenden hatte er in einer Bar an der Theke geschuftet, ansonsten hatte es nur einige Tage als Aushilfe bei der Müllabfuhr und als Hilfspolizist für Verkehrskontrollen gegeben. Jede Arbeit war gefühlt schlechter als die andere bezahlt worden und alle waren zum Schreien stumpfsinnig gewesen. In der freien Natur hingegen fiel der ganze Ärger jetzt langsam von ihm ab. Als er das letzte Mal in den Bergen gewesen war, hatte er sich genauso lebendig gefühlt. Er grübelte jetzt über Nobles Bemerkungen von gestern Abend nach … darüber, dass in Kürze Ströme von Menschen hierherkommen würden, die alle einen Führer benötigten. Danny fantasierte gerade über einen festen Job in dieser Branche, als er plötzlich in Erik hineinlief, weil dieser wie angewurzelt stehen geblieben war.

Die Wanderung dauerte noch keine dreiviertel Stunde, und Danny konnte die Hütte, von der aus sie losmarschiert waren, sogar noch mit bloßem Auge erkennen, und doch schien es so, als sei der Stadtmensch vor ihm schon am Ende seiner Kräfte.

»Ich kann das einfach nicht«, klagte er und ließ sich stöhnend auf die Erde fallen. »Was für eine bescheuerte Idee.«

Mike wirkte, als wolle er etwas sagen, doch Danny kam ihm zuvor: »Soll mir recht sein, denn bezahlt werde ich so und so. Da entlang geht es runter zur Hütte. Dann mal Tschüss. Ach ja, dort befindet sich leider nichts zu mehr Futtern, kein Kaffee und kaum Wasser bis zum nächsten Regen. Aber ich bin mir sicher, Sie haben alles unter Kontrolle, bis wir wieder da sind. Gus schätzt, dass es in ein paar Tagen soweit sein wird. Passen Sie aber auf die Bären auf, denn um diese Jahreszeit herum rennen hier echt üble Viecher rum.«

Erik war bereits ganz weiß im Gesicht, dennoch trieb es Danny jetzt auf die Spitze: »Natürlich könnten Sie auch versuchen, bis zu den Autos zu laufen. Sie haben sich den Weg ja bestimmt gemerkt, oder etwa nicht?«

Danny wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern ging einfach an dem Sitzenden vorbei. Er packte Mike am Ellbogen und sagte: »Los geht’s. Jetzt sind wir nur noch zu zweit. Ohne ihn kommen wir garantiert schneller vorwärts.«

Er drehte sich erst wieder um, als er Erik in seinem Rücken protestierend schreien hörte. »Warten Sie. Ich musste doch bloß ein wenig verschnaufen. Alles in Ordnung.«

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