Im Alter von zehn Jahren hatte ich bei einem Riesentorlauf, der über fast die gesamte Länge des damaligen Slalomhangskiliftes reichte, großes Pech. In meinem überschäumenden Eifer kam ich etwa 100 Meter vor dem Ziel bei einem Tor von der Rennstrecke ab und fiel neben einer Holzhütte, die bei uns in St. Anton „Pilla“ heißt, in einen Schneekolk, ein fast ein Meter tiefes Loch, das durch den Wind entstanden war. Verzweifelt krabbelte ich – viel Zeit verlierend – aus dem Loch heraus und fuhr ohne meine Mütze die letzten Tore ins Ziel. Abends war die Preisverteilung vor dem Eingang des Hotels Post. Als Preise gab es für die drei Schnellsten silberne Anstecknadeln in Form eines Skis und für weitere Plätze ein Kuchenstück. Traurig verlief die Preisverteilung für mich, denn als Achtplatzierter erhielt ich keinen Preis mehr. Für den siebten Platz gab es das letzte Stück köstliche Sachertorte. Dass ein paar andere Nachwuchsrennfahrer, die langsamer gewesen waren als ich, ebenfalls leer ausgingen, war damals kein Trost für mich.
Beim Stellarennen in Dalaas erreichte ich den ersten Platz. Eine besondere Herausforderung war der in Betrieb befindliche Skilift, der die Rennstrecke querte.
Im Gymnasium wurde das Skifahren für mich schwierig. Feldkirch, auf einer Seehöhe unter 500 Metern gelegen, war ein schneearmer Ort. Aber wenn doch einmal Schnee lag, konnte man am Mittwoch in der längeren Mittagspause im Obstanger der Stella, der zum Stadtschrofen hinauf führte, einige Schwünge machen. Oft bin ich auch mit geschulterten Skiern am Wochenende über die Westseite des Stadtschrofens und über den Letzehof die vier Kilometer lange Strecke bis nach Amerlügen gewandert und anschließend mit den Skiern abgefahren.
Beim Kinderskirennen in St. Anton. Wegen eines Sturzes landete ich nur auf dem achten Platz.
Am Faschingsdienstag fand jedes Jahr die Stellameisterschaft, ein Riesentorlauf, in Dalaas statt. Es war eine besondere Rennstrecke, die von der Bergstation des Skiliftes bis zur Talstation führte und an einer Stelle den in Betrieb stehenden Lift kreuzte. Mehrere Male bin ich Stellameister im Skilauf geworden. Sporadisch nahm ich auch an anderen Skirennen in Vorarlberg teil. Bei den Rennen des Vorarlberger Skiverbandes landete ich unter „ferner liefen“. Dagegen konnte ich bei den katholischen Jugendmeisterschaften in Buch den ersten Platz im Abfahrtslauf erringen. Wohlgemerkt, die Betonung liegt auf katholisch. Daraufhin wurde ich zu den katholischen Meisterschaften Österreichs in Piesendorf eingeladen. Dort traf ich auch Paul Tschol aus St. Anton, der immer der bessere Skiläufer war und auch bei diesen Meisterschaften bessere Platzierungen erreichte. Zur Rettung meiner Ehre muss ich erwähnen, dass mir mein Cousin Harald Rofner für diese Meisterschaften seine eigenen Rennskier zur Verfügung gestellt hatte. Diese Skier mit einer Länge von 210, 215 und 220 Zentimeter taten mit mir schmächtigem Skifahrer, was sie wollten. Daran konnten auch die meterlangen Lederriemen der Bindung nichts ändern.
Gerne nahm ich auch einige Jahre beim Rennen der Skischule St. Anton teil. Ganz vorne war ich aber nie. Beim Bundesheer in Landeck trat ich dem Heeressportverband bei und konnte einmal unter der Woche das Areal der Pontlatzkaserne verlassen, um beim schon längst stillgelegten Skilift Thial zu trainieren. Mein Trainingspartner war Bruno Traxl aus Flirsch, der spätere Kommandant des Gendarmeriepostens St. Anton und Bürgermeister von Flirsch. Gemeinsam nahmen wir an einigen Wochenenden auch an Skirennen von örtlichen Skiklubs teil. Bruno, der einige Monate jünger ist als ich, war noch in der Juniorenklasse startberechtigt. Ich startete bereits in der Allgemeinen Klasse, in einem unvergleichlich größeren, rivalisierenden Starterfeld. Obwohl ich, wie in Sautens auf der Strecke vom Ritzlerhof, meist wenige Zehntel schneller als Bruno war, landete er in der Juniorenklasse ganz vorne, ich in meiner Altersklasse immer hinten.
Obwohl ich erst einen Monat vorher mit dem Langlaufen begonnen hatte, erreichte ich beim Marcia Longa 1974 unter 10.000 Teilnehmern über die verkürzte Distanz von 50 km den 1076. Platz.
Ein Rennen mit Bruno in Strengen am Arlberg im Winter 1967 ist mir bis heute als einzigartig in Erinnerung geblieben. Die Rennstrecke führte vom Strenger Berg mit dem Start oberhalb von Perflör bis ins Ziel zum Dorf hinunter. Es gab keinen Skilift und die Einheimischen hatten einen großen Vorteil, da sie die Strecke kannten. Wir Auswärtigen fuhren mit dem Auto über die steilen und engen Bergwege zum Start und konnten nur einen Teil des Riesentorlaufes, der durch umzäunte Wiesen führte, einsehen. Schnelle Reaktionen waren gefragt, wenn man bei einem Gatter im Zaun das nächste Tor links, rechts oder unterhalb erspähte. Bruno stürzte und landete im geschlagenen Feld. Ich freute mich auf die Preisverteilung im Saal des Hotels Post in Strengen am späten Nachmittag, da ich ohne Sturz Bruno weit hinter meiner Zeit vermutete. Beim Vorlesen der Ergebnisliste wurde mein Gesicht länger und länger. Schließlich wurde ich 32-ster, fast eine halbe Minute hinter Bruno. Offensichtlich hatte mir der Zeitnehmer eine derart schnelle Zeit nicht zugetraut und prophylaktisch eine Minute dazugeschlagen. Ich bin zwar nicht nachtragend, aber bei meinen jährlich zahlreichen Besuchen auf der Skihütte des Strenger Ski- und Rodelklubs auf Dawin wird über meine hartnäckig vorgetragene Forderung nach Genugtuung immer herzlich gelacht.
Die Grundausbildung zu meinem Präsenzdienst absolvierte ich in der Kaserne in Absam. Unser diensthabender Unteroffizier war Vizeleutnant Kurt Waldegger, ein gebürtiger Nauderer. Alle Rekruten sahen einen Offizier, der überaus kompetent, korrekt, streng war und alle gleich behandelte. Es gab nie irgendwelche Schikanen. Außerdem erinnere ich mich noch gut an unseren Kompaniekommandanten Oberleutnant Rudolf Hinteregger, der später Kommandant des Truppenübungsplatzes Wattener Lizum war. Bei einer Schießübung mit dem Sturmgewehr schoss ein Soldat neben mir einige Male auf meine Scheibe, worauf ich meldete: „Herr Oberleutnant: Melde zehn Schuss und zwölf Treffer im Quadrat“. Das Schwierigste dabei war, bei dem erwarteten militärischen Ernst nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Nach der Grundausbildung wechselte ich in die Kaserne nach Landeck zur Tragtierkompanie. Mein Haflingerpferd „Dirndl“ war eines der schönsten Pferde mit einer prächtigen blonden Mähne. Ich bin heute noch stolz, den Umgang mit Pferden erlernt zu haben. Es ist sogar in meinem Wehrdienstbuch unter der Rubrik Wehrdiensteignung zu lesen: „Geeignet zum Tragtierführer“.
Im Winter, der auf den Wehrdienst folgte, begann ich bei der Skischule Arlberg in St. Anton als Aushilfsskilehrer, später als Landesskilehrer. Ich unterrichtete Skischüler vom Anfänger bis zu Fortgeschrittenen, einmal fuhr ich einige Tage mit einem früheren Mitglied der amerikanischen Skinationalmannschaft im hüfthohen Pulverschnee Ski. Gerne war ich auch in der Kinderskischule, die Rudolf Draxl, Ökonomierat, Landtagsabgeordneter und Landwirt, souverän leitete. „Onkel Rudi“, wie er von allen genannt wurde, war ein Organisationstalent. Das musste er auch sein, waren doch an Spitzentagen durchaus 600 Kinder in der Skischule.
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