Der 200 x 100 m große Place El Hedim am Rande der Medina ist das lebhafte Zentrum der Straßenhändler, Treffpunkt der Einheimischen und wichtigster Orientierungspunkt in der Stadt. Dort erhebt sich auch das berühmteste Tor Marokkos, das Bab El Mansour.Das mit kostbaren Keramikfliesen und Reliefs ausgeschmückte dreibogige Tor wurde 1732 vollendet. Hier wurden früher Gerichtsverhandlungen abgehalten und die Köpfe der Hingerichteten ausgestellt.
Am nördlichen Ende des Place El Hedim befindet sich der 1882 erbaute Dar Jamai,in dem das Museum für marokkanische Volkskunstuntergebracht ist (z.Z. wegen Renovierung geschlossen, sonst tägl. außer Di geöffnet, Eintritt 70 DH). Der sehr schön ausgestattete ehemalige Wesirspalast zeigt vorbildhaft die maurische Palastarchitektur. Auch die antiken Ausstellungsstücke (Kleidung, Waffen, Einrichtungsgegenstände, Schmuck und Dinge des täglichen Lebens) sind sehr sehenswert. Während der Zeit des französischen Protektorats diente der Dar Jamai als Hospital, seit 1920 ist dort das Museum eingerichtet.
Gleich an der Westseite des Place El Hedim, in dem Gebäude hinter den Imbissständen, lohnen die Markthalleneinen Besuch. Hier türmen sich Obst und Gemüse, eingelegte Zitronen, verschiedenste Olivenvariationen, Gewürze und vieles mehr.
Nördlich des Platzes beginnt die Medina mit den Suqs(franz. Souk ): der Korbflechtersuq,der Schmuck- und Stoffmarkt,im Nordwesten am Bab El Jedid finden sich die Musikinstrumentenhändlerund zahlreiche andere Geschäfte und Handwerksbetriebe. Die Suqs von Meknès sind noch recht ursprünglichund wenig touristisch. In den Markthallen (Kissaria)kaufen die Einheimischen Textilien, Haushaltswaren und allen möglichen Krimskrams für den täglichen Bedarf. Die Mosquée Nejjarine,die älteste Moschee von Meknès, stammt aus dem 10. Jh. und liegt in der Nejjarine-Gasse, die zum Suq Ed Dlalaführt, wo außer freitags jeden Nachmittag Teppiche und Decken verkauft werden.
Von dort gelangt man weiter zur Medersa Bou Inania(tägl. außer Di 9.30–13 und 14–18.30 Uhr, an Feiertagen geschlossen, Eintritt: 70 DH), einem der bedeutendsten islamischen Bauwerke der Stadt. Sie wurde unter dem Merinidensultan Abu el Hassan errichtet und von seinem Sohn Fariz I. Abu Ainan ( 1336–50/56 ) vollendet. Der Innenhof mit Reinigungsbrunnen ist mit sehr schönen Fliesen und Holzschnitzereien ausgestattet. Das obere Geschoss, das von einer zedernholzgeschnitzten Galerie zum Innenhof hin begrenzt wird, beherbergt die winzigen Zellen der Koranschüler. Die Medersa (Medrese) wurde im 16. Jh. um ein theologisches Institut erweitert. Von der Dachterrasse genießt man einen schönen Ausblick.
Nahebei (südlich) erhebt sich Jemaa el Kebir (Grande Mosquée),die große Moschee mit zwölf Eingängen (17. Jh.). Sie bildet den Mittelpunkt der Altstadt und ist ein guter Orientierungspunkt, falls man sich im Gassengewirr verläuft. Von dort kommt man wieder zurück zum Place el Hedim, an dem sich abends auch einige Gaukler versammeln, um Einheimische und Touristen zu unterhalten.
Wer sich nun vom Stadtbummel erholen will, kann sich im kleinen Park El Haboulim Osten der Medina unter großen Bäumen ausruhen. Die Wasserbecken im Park werden durch den vorbeifließenden Oued Boufekrane (sprich: Wed Bufkran) gespeist. Hier gibt es auch eine Freilichtbühne, wo jährlich Ende Juni/Anfang Juli im Rahmen des Festival National du Théâtre Aufführungen stattfinden. Auf der anderen Seite des Oued Boufekrane befinden sich das öffentliche Schwimmbad und ein kleiner Zoo. Über die lebhafte Av. Moulay Ismail gelangt man von hier in die Neustadt.
Die sogenannte Cité Impériale (Königsstadt)ließ der prunksüchtige Alaouiten-Herrscher Moulay Ismail im 17. Jh. von Tausenden Sklaven als neues Regierungsviertel mit Palästen, Gärten, Moscheen, Pferdeställen und dunklen Verliesen errichten (vgl. Geschichte).
Vom Place el Hedim gelangt man durch das Bab El Mansourzum Platz Lalla Aouda(mit Moschee), dem früheren Aufmarschplatz der schwarzen Garden, einem riesigen Heer von schwarzafrikanischen Sklaven, deren Loyalität sich Moulay Ismail sicherte, indem er sie heiraten ließ und dadurch für die natürliche Vermehrung seiner Truppen sorgte. Zum Ende seiner Herrschaft soll dieses Heer über 150.000 Mann umfasst haben. Links (südwestlich) an den Platz anschließend liegt der Qubbet Khayattine bzw. as-Sufara,ein Pavillon, in dem Moulay Ismail ausländische Botschafter empfing. Rechts vom Pavillon führt eine Treppe in die riesigen unterirdischen Gefängnisse( Prison des Chrétiens,tägl. 9.30–17 Uhr, an Feiertagen geschlossen, Eintritt: 70 DH). Im „Christengefängnis“ warteten einst angeblich bis zu 40.000 Gefangene auf ihre Befreiung: Christen, die bei Kämpfen mit Briten, Spaniern und Franzosen gefangen genommen wurden, aber auch marokkanische Aufwiegler, Straftäter und Piraten der Bou-Reg-Reg-Republik. Einige von ihnen wurden als Sklaven verkauft oder mussten Fronarbeit bei der Errichtung der Prunkbauten Moulay Ismails leisten. Mittlerweile wird jedoch angezweifelt, ob es sich bei den unterirdischen Hallen tatsächlich um Gefängnisse gehandelt hat – neuere Theorien sprechen von einem Lebensmittellager.
In der Nähe lag am Bab Filaladas eigentliche Palastgelände. Dort befand sich der Palast Dar el Kebira,die Hauptresidenz Moulay Ismail s aus 20 Gebäuden. Nun erhebt sich auf den Ruinen ein Wohnviertel, das noch den gleichen Namen trägt.
Südlich vom Place Lalla Aouda und dem Bab Mansour gelangt man zum Bab er Rih(Tor des Windes) und zum Mausoleum und der Grabmoschee Moulay Ismailsaus dem 17. Jh. (im Sommer 2019 wegen Renovierung geschlossen, sonst tägl. 9–12 und 15–18 Uhr, Eintritt: 70 DH). Durch die relativ schlichten Vorräume gelangt man zum kunstvoll in maurischem Stil ausgestatteten Mausoleum, von dessen Eingang man einen Blick in den Grabraum mit Sarkophag werfen kann.
Das Mausoleum liegt an einer 10 m breiten Straße von 1 km Länge, die von wuchtigen Mauern umgeben ist. Hinter diesen Mauern verbirgt sich der Königspalast Dar El Makhzen,erbaut Ende des 18. Jh. (keine Besichtigung möglich). Der Palast des ehemaligen Sultans Mohamed Ben Abdallah , Dar el Beida(18. Jh.), in dem heute eine Militärakademie untergebracht ist (keine Besichtigung möglich), schließt sich im Süden an. Nahebei liegen die Pferdeställe Haras der Militärakademie, die man besuchen kann (So geschlossen).
Zur Vorderseite des Königspalastesmit den Palastwachen und weiter zu den Pferdeställen von Moulay Ismail gelangt man, wenn man die Mauerstraße nach Südosten bis zum Gelände der Gartenbauschule (Jardins d’Horticulture) läuft und dort nach rechts durch ein Tor am Königspalast vorbei nach Westen geht (s. Beschilderung). Ca. 500 m der Mauer folgend, erreicht man die Überreste des Heri el Mansour bzw. Heri Es Souani(tägl. 9–17 Uhr, Eintritt: 70 DH), ein riesiger Getreidespeicher aus dem 17. Jh. mit den Ausmaßen einer Kathedrale (12 m hoch, 23 Schiffe), und die ehemaligen Pferdeställe des Moulay Ismail( Jemma Roua = Stallmoschee). Die Ställe hatten eine Ausdehnung von 5 km und waren von Kanälen zur Tränkung der über 12.000 Pferde durchzogen. Aus riesigen Zisternen wurde über hölzerne Wasserräder (Norias) Wasser nach oben zu den Kanälen geschafft. Die Anlage trägt deshalb auch den Namen Dar el Ma bzw. Borj el Ma(„Haus des Wassers“ bzw. „Wasserburg“). Das riesige Wasserbecken Aguedal bzw. Sihridjes-Souani(400 m Länge, 100 m Breite und 4 m Tiefe) diente angeblich den 500 Konkubinen Moulay Ismails als Bade- und Vergnügungsbecken, wahrscheinlich aber eher zur Bewässerung bzw. Tränkung der Pferde.
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