Gerhard L. Durlacher - Tetralogie des Erinnerns
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Durlachers preisgekrönte autobiografischen Schriften sind von «bitterer Präzision und schockierender Eindringlichkeit». (Neue Zürcher Zeitung)
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Allmählich verklingt die Marschmusik. In Vaters Sessel sitzend, schlägt Mutter die Hände vor die Augen, auf ihren Wintermantel tropfen Tränen.
Montags ist der Kindergarten geschlossen. Vergeblich der lange, steile Spaziergang, vorbei am Kurhaus mit den kleinen Geschäften. Die Fotografin steht neben der Tür und fragt Mutter, wie ihr die Fotos in der Auslage gefallen. Auf einem Foto stehe ich, mit dicken Backen und gräßlich süßem Lachen.
Am Kiosk stehen frierende Männer, sie lesen die Zeitung und blasen Wolken aus Zigarrenrauch. Auf den Straßen laufen heute viel mehr Polizisten herum als gewöhnlich.
Zu Hause ist Waschtag. Im Keller steht Maria in einem Nebel aus Wasserdampf und wäscht, Mutter mangelt die Laken. Oben in der Küche dampfen Kohlrouladen auf dem Herd. Auch bei den Nachbarn im Treppenhaus rieche ich das Montagsgericht, das zum Waschtag gehört, das ich aber gar nicht mag.
Beim Mittagessen spricht niemand, alle hören den Stimmen aus dem Radio zu. Aus Angst vor den strengen Worten meines Vaters getraue ich mich nicht, am Essen zu mäkeln. Aber als ich herumtrödle und im Kohl stochere, weist mich niemand zurecht.
Mutter legt den Finger auf die Lippen. Jetzt schweigen auch die Stimmen aus dem Äther. Die Gabeln und Messer erstarren, eine heisere, aufgeregte Stimme meldet aus Berlin, wer jetzt Deutschlands neuer Herr ist: Reichskanzler Hitler, Adolf, wie mein Großonkel.
Der sitzt heute bei uns am Tisch und wird so weiß wie das Pflaster auf seinem Kopf. Auch meine Eltern sehen erschrocken aus. Maria trägt die halbvollen Schüsseln in die Küche zurück, an den Nachtisch denkt niemand. Was das alles zu bedeuten hat, verstehe ich nicht, bin aber sehr erleichtert, als Vater sagt, das könne nicht lange dauern, zur Sorge gebe es keinen Grund.
Unten auf der Straße ist es unruhig. Heute sind viele Braunhemden und mehr Spaziergänger unterwegs als gewöhnlich. Oma bleibt lieber zu Hause, Mutter überlegt, ob sie ausgehen soll.
Aus dem Radio schallt den ganzen Nachmittag Marschmusik; Männer sprechen von der Regierung und was sie für das Land tun wird. Auf der Theke beim Bäcker stehen viele rote Papierfähnchen mit Hakenkreuzen in einer Vase. Die Kinder vor mir bekommen eines, manche sogar zwei. Die Bäckersfrau meint, ich würde ja heute abend auf dem Theaterplatz ohnehin nicht mitsingen und bräuchte deshalb auch keine Fahne. Mutter gibt ihr in allem recht und darüber werde ich schrecklich böse. Mein Vetter, der nur ein wenig größer ist als ich, darf mitmachen. Wie ungerecht die Erwachsenen sind, denke ich, halte aber den Mund und sage nichts.
Nach dem Abendessen scheint der sonderbare Tag vorbei zu sein. Nach dem Abwaschen, als die Teller und Schüsseln sich wieder im Büffet stapeln, das Silberbesteck ordentlich in den Fächern liegt und ich von allen einen Gutenachtkuß bekommen habe, bringt Maria mich zu Bett.
Im Dunkel des Kinderzimmers verscheuche ich die Gespenster meiner Kinderangst und klammere mich an meinen kahl gestreichelten Bären. Ein dröhnender Schlag, und noch einer. Ein schwerer Paukenwirbel folgt, dann prasseln Trommeln, eine Tuba brummt, Trompeten schmettern.
Hellwach und erschrocken springe ich aus dem Bett, laufe aufgeregt ins Wohnzimmer und sehe meine Eltern mit den anderen am offenen Fenster stehen. Die Lampe ist ausgeschaltet, die riesigen Schatten an der Wand sind von flackerndem Licht umgeben, das von unten heraufkommt.
Auf einem Stuhlsitz kniend, in Omas Umschlagtuch gewikkelt, schaue ich hinaus und sehe etwas, das mich sprachlos macht. Bis ans ferne Ende der Straße auf beiden Seiten lange, lange Reihen von Fackellichtern wie sich windende Feuerschlangen. Die feuchtkalte Luft flimmert wie ein unruhiges Gewässer. Unter den Sturmmützen spiegeln sich die Flammen auf den Gesichtern der Braunhemden. Hunderte von Teufeln stampfen mit den Hufen auf das Granitpflaster und brüllen ihre Lieder. Fahnen flattern über den Flammen und werfen schwarze Schatten auf die Häuser. Eisenharte Männer mit Stahlhelmen hämmern mit den Stiefeln auf den Amboß der Straße.
Der Anführer sitzt hoch zu Roß, der Sattel ist ein Tigerfell. Die Flammen spielen um den Helm, das Gesicht ist aus Stein.
An beiden Seiten vor ihm Pauken, größer als Kessel, mit Schnüren bespannt, wie reißende Mäuler mit Wolfszähnen.
Mit den dick gepolsterten Trommelschlegeln schlägt er übers Kreuz dröhnend auf das straffe Fell, trommelt einen Wirbel, schleudert die Stöcke in die Luft und fängt sie auf wie ein Jongleur. Und das alles im Takt der Stiefel.
Unangreifbar, stolz und drohend reitet er vorbei, der grausame Ritter aus meinem Märchenbuch.
Ich folge ihm mit den Augen, bis er nicht mehr zu sehen ist, und höre meinen Vater flüstern: »Erlkönig«.
GEBURTSTAG
Aus dem fernen Land von Butter, Käse und Eiern ist meine Tante als Gast ins eigene Haus zurückgekehrt.
Das von den Reise zerdrückte fettige Päckchen, das sie Mutter gibt, kommt in die verschlossene Speisekammer: ein kostbarer Schatz.
»Holländischer Käse und holländische Butter« sagt sie mit der Betonung auf ›holländisch‹, denn dort ist ihrer Ansicht nach alles besser ...
Ich denke an grünes Gras, an bunte Kühe in einer Landschaft ohne Berge, wo die Ferne nur ein Strich ist: eine kleine Skizze in Tantes fast leerem Haus.
Für mich hat sie eine flache Schachtel mit wolligen Kätzchen auf dem Deckel mitgebracht. Im weißen Satinbett liegt eine lange Reihe Katzenzungen aus Schokolade, zu schön um sie zu essen.
Meinen Namen spricht sie so komisch aus, als würde sie sich beim G die Kehle räuspern, und manchmal verstehe ich nicht, was sie meint. »Das kommt daher, weil sie Holländerin ist«, hat Oma mir mit einem mitleidigen Lächeln anvertraut.
Sie streitet sich mit meinen Eltern und will sie überreden, ebenfalls in ihr wasserreiches Land auszuwandern. Vater sagt, das sei Unsinn und panisches Getue. An ihre Gruselgeschichten glaubt er nicht.
Ihre Augen blicken zornig durch die dicken Brillengläser, weil Vater sich ihren Worten gegenüber taub stellt, und beim Abschied deutet sie auf mich und sagt: »Tu es ihm zuliebe.«
In einem zu langen, mottenzerfressenen grauen Wintermantel mit schwarzem Samtkragen steht er vor unserer Wohnungstür. Auf seinem Kopf ein dunkler, fettiger Filzhut. Über dem Hutband weiße Linien wie verschwommene Schneeberge. Die langen braunen Haare fallen in Locken unter dem Hut hervor. Mit den traurigen Falten um Augen und Mund sieht er dem alten freundlichen Bluthund unseres Zahnarztes ähnlich.
Unter seiner linken Achsel klemmt ein abgestoßener Geigenkasten, an der Hand baumelt ein verbeultes und zerkratztes Köfferchen. Mit der anderen Hand sucht er Halt am Türpfosten. Aus seinem weinerlichen Deutsch verstehe ich nur so viel, daß er meine ›Mame‹ oder meinen ›Tate‹ sprechen will.
Mutter kommt die Treppe herauf. Sie erschrickt nur ein wenig, als sie den Mann an der Tür sieht.
Ihre Besorgtheit und ihr Mitleid kenne ich schon, denn er ist nicht der erste Flüchtling, der bei uns um Obdach, Essen oder Geld anklopft.
In der Küche, einen Teller mit Butterbroten vor sich, erzählt er zwischen den Bissen seine Geschichte, von der ich nur Bruchstücke verstehe.
Nach Polen muß er zurück. In Deutschland darf er nicht bleiben. Hausieren ist jetzt verboten, die Braunhemden haben ihn mit Knüppeln und Fäusten geschlagen. Wegen seiner jiddischen Aussprache hat man ihn verspottet, sogar die deutschen Juden sind manchmal hartherzig. Seine Geige will er uns verkaufen, aber Vater lehnt mißtrauisch ab. Er setzt den Preis herunter, klappt aber den schmuddeligen Kasten schließlich wieder zu, als ihm Vater etwas mürrisch Papiergeld in die Jackentasche steckt.
Abends im dunstigen warmen Badezimmer wickelt Mutter mich in das große weiße Frottiertuch und schlägt plötzlich die Arme um mich. Ihre Augen schimmern feucht: »So etwas darf uns nicht passieren, das kann nicht wahr sein.« Und unter Tränen lachend flüstert sie trotzig: »Und Vaters Geburtstag feiern wir trotzdem, Boykott hin oder her.«
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