Die Ziele der Thule-Gesellschaft, der Nazis und der deutschen Marine waren hinsichtlich der Antarktis von dreifacher Art. Das erste Ziel bestand darin, große, tief unter dem antarktischen Eis gefundene Höhlen zu lokalisieren und in vollständig ausgerüstete Stützpunkte zu verwandeln, die eine große Zahl von Personal und Ausrüstungsgegenständen beherbergen konnten. Zweitens sollten große Produktionswerke in der Antarktis errichtet werden, um Raumschiff-Flotten zu bauen, die für den interplanetarischen und eventuell sogar interstellaren Flug geeignet waren. Und das letzte Ziel bestand schließlich darin, die Antarktis zu einem sicheren Rückzugsort vor den Wirren eines neuen europäischen Krieges zu machen.
Hitler war vorsichtig zu dem Glauben geführt worden, dass die unüberwindliche Bastion, die in der Antarktis gebaut wurde, sein persönliches zukünftiges Wohlergehen sicherstellen würde. Gewiss hat Admiral Karl Dönitz sich genau darauf bezogen, als er bei drei verschiedenen Gelegenheiten von der abgelegenen (antarktischen) Station und dem sicheren Hafen prahlte, den sie Hitler böte, auch wenn er ihn niemals bräuchte.
Seine erste Äußerung dazu soll Dönitz, wie berichtet wird, 1943 gemacht haben:
»Die deutsche U-Boot-Flotte ist stolz darauf, dem Führer in einem anderen Teil der Welt ein Shangri-La zu Lande, eine uneinnehmbare Festung, gebaut zu haben.« 10
Die zweite Gelegenheit war 1944, als er aufdeckte, dass Pläne vorlagen, Hitler woandershin zu bringen, damit er einen neuen Versuch zur Gründung seines tausendjährigen Reichs unternehmen könnte:
»Die deutsche Marine wird in der Zukunft eine große Herausforderung zu meistern haben. [Sie] kennt alle Schlupfwinkel in den Weltmeeren, und es wird daher ein Leichtes sein, sollte die Notwendigkeit aufkommen, den Führer an einen sicheren Ort zu bringen, an dem er die Gelegenheit haben wird, seine letzten Pläne auszuarbeiten.« 11
Dönitz’ Bezug zum Wissen der deutschen Marine von »allen Schlupfwinkeln in den Weltmeeren« zeigt einmal mehr, wie wichtig die Marine für die gesamte Antarktis-Operation war.
Abb. 10: Heinrich Beranns Illustration der Antarktis ohne Eisdecke

Abb. 11: Mit freundlicher Genehmigung der U.S. National Science Foundation
Schließlich identifizieren Dönitz’ Ausführungen bei seinem Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg die Antarktis eindeutig als den Ort, wohin die am weitesten fortgeschrittenen Technologien Deutschlands durch die große U-Boot-Flotte seiner Marine im Geheimen verlagert worden waren. Während der Gerichtsverhandlung prahlte er sogar von einer »uneinnehmbaren Festung, einer paradiesartigen Oase mitten im ewigen Eis«. 12
Ein weltberühmter österreichischer Kartograf und Künstler, Professor Heinrich C. Berann, liefert einen aufregenden Nachweis, dass Dönitz’ Äußerungen vollkommen plausibel sind. Berann arbeitete seit 1966 für die National Geographic Society, später für die Colombia University und die U.S. Navy und erstellte Karten vom Meeresboden. 1972 arbeitete er eine Karte der Antarktis ohne ihren Eismantel aus, die bemerkenswerterweise den gesamten Kontinent durchziehende Unterwasserpassagen zeigte. 13Diese Karte beglaubigt die von Natur aus existierenden Routen, auf denen U-Boote unter dem Eis beträchtliche Distanzen bis zu der »uneinnehmbaren Festung« NS-Deutschlands überwinden könnten, durch ein natürliches Höhlensystem, das mancherorts unter fast drei Kilometer dickem Eis verborgen liegt.
Eine neuere detaillierte Karte dessen, was unter der Eisdecke der Antarktis liegt, wurde 2013 von der amerikanischen National Science Foundation vorgelegt. 14Man fand ausgedehnte Flusssysteme und Seen unter den Eisschilden, die sich ein weiteres Mal als praktikable Navigationsmittel unter der Antarktis erweisen, genauso wie es Tompkins und Goode beschrieben haben (siehe Abb. 11).
Admiral Dönitz’ Behauptungen werden weiterhin von Dokumenten unterstützt, die ein angebliches U-Boot-Besatzungsmitglied nach dem Krieg zur Verfügung gestellt hat. Sie geben U-Boot-Kapitänen ausführliche Anweisungen, wie die antarktischen Stützpunkte durch die verborgenen Durchgänge zu erreichen sind. Abb. 12zeigt das Foto eines solchen Dokuments mit den entsprechenden Instruktionen. 15
Bei der Versorgung und dem geheimen Bau der antarktischen Stützpunkte durch die U-Boot-Flotte der Kriegsmarine arbeitete Admiral Dönitz eng mit Admiral Canaris zusammen. Als Hitler im März 1944 Canaris seiner Position als Leiter des deutschen Militärgeheimdienstes, der Abwehr, enthob und sie der Kontrolle von Himmlers SS unterstellte, wies Dönitz Canaris sofort wieder eine Spezialaufgabe in der Marine zu. 16Canaris sollte sich nun um die Unterstützung der gesamten Verlagerung von Ressourcen und Personal in die antarktischen Anlagen kümmern.

Abb. 12: Wegbeschreibungen zu den Stützpunkten in der Antarktis
Am 1. Juli 1944 wurde Canaris von Hitler zum Chef des OKW-Sonderstabs für Handelskrieg und wirtschaftliche Kampfmaßnahmen ernannt, wo er sich auf die Aktion Adlerflug konzentrierte, den Transfer von Industrieanlagen und NS-Kapital an neutrale Orte und in die Antarktis. 17
Laut Michael Müller, dem Autor einer maßgeblichen Biographie über Canaris, war dieser nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 als »geistiger Wegbereiter in die Widerstandsbewegung« verwickelt. 18Drei Tage danach wurde er festgenommen und nachdem seine persönlichen Tagebücher Anfang April 1945 gefunden waren standrechtlich verurteilt und am 7. April im Konzentrationslager Flossenbürg sogleich hingerichtet. 19
William Tompkins widerspricht diesem Szenario jedoch und sagt, dass die Spione der U.S. Navy das alles nur für Schein hielten – Canaris war insgeheim in die Antarktis gebracht worden, um eine führende Rolle bei der Leitung künftiger antarktischer Operationen zu spielen. Wenn Canaris’ Inhaftierung, Verurteilung und Hinrichtung tatsächlich nur vorgetäuscht waren, dann war dies ein brillanter Trick zur Ablenkung der alliierten Aufmerksamkeit von seiner entscheidenden Rolle bei der Einrichtung, Versorgung, Finanzierung und späteren Führung der von deutschen Geheimgesellschaften gegründeten Stützpunkten in der Antarktis.
Deutsche Unternehmen beginnen mit der Produktion Fliegender Untertassen
NS-Deutschland hat zwei simultane Programme Fliegender Untertassen entwickelt, eines im besetzten Europa und das andere in der Antarktis. Diese Programme wurden während der Entwicklungs- und Konstruktionsphase des Baus von dreißig Prototypen von Antigravitationsraumschiffen koordiniert, von denen die Navy-Spione in ihren Einsatz-Nachbesprechungen zu berichten wussten. Tompkins erinnert sich:
»Sie bauten die Prototypen in Deutschland. Sie bauten Vorprototypen, etwas, was für die Produktion fertig ist, in der Antarktis. Sie ließen diese Sachen in den Ländern, die Deutschland in Europa besetzt hatte, produzieren und setzten den Bau ähnlicher Maschinen dann in der Antarktis fort.« 20
Es gibt eine Reihe von Autoren, die die Berichte über Fliegende Untertassen aus Nazi-Deutschland und die Entwicklung dieser Flugmaschinen in geheimen Fabriken untersucht haben. Henry Stevens’ Buch Hitler’s Flying Saucers (2013; »Hitlers Fliegende Untertassen«, nicht auf Deutsch erschienen) liefert den umfassendsten Überblick über die zahlreichen Zeitungsberichte und offiziellen Dokumente, die erschienen oder aufgetaucht sind. 21Stevens und andere Autoren haben auch wichtige Interviews mit Wissenschaftlern wie Giuseppe Belluzo und Rudolf Schriever geführt, die beide fast zeitgleich im März 1950 mit ihrer Teilnahme an deutschen Programmen Fliegender Untertassen an die Öffentlichkeit gingen. 22
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