»Da haben wir’s doch!«, sagte sie. »Gute Arbeit.«
Taurik löste den P-38 von der Tür und steckte ihn wieder ein. »Das Gerät hat erwartungsgemäß funktioniert« , sagte er.
Chen lachte leise. »Immer so bescheiden!«
Gemeinsam gelang es Worf und Taurik, den Abstand zwischen den vier Segmenten so weit zu vergrößern, dass sie eine Kante in den Griff bekamen. Dann stemmten sie die Tür mit roher Gewalt auf. Sie drückten das untere Segment in den Boden; gleichzeitig hob sich das obere. Es dauerte nicht lange, eine Öffnung zu schaffen, die groß genug war, um hindurchzusteigen. Worf ging als Erster und richtete das Licht der Leuchte an seinem Handgelenk nach vorne aus.
»Eindeutig ein Hangar« , sagte er.
Er machte ein paar Schritte in den Raum hinein. Taurik folgte ihm, und Chen bildete das Schlusslicht. Der Hangar war riesig. Chens Blick wanderte an den schier endlosen Wänden empor und tastete über die gewölbte Decke. In der Höhe sah sie Stege und Beobachtungsstationen hinter transparenten Barrieren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hangars gab es eine große Öffnung, durch die man ungehindert ins All schauen konnte.
»Damit wäre geklärt, warum die Tür verriegelt war«, sagte Chen.
Der größte Teil des Hangardecks wurde von Dutzenden kleiner Transportschiffe eingenommen, die ordentliche Reihen bildeten und – wie alles andere – aussahen, als seien sie gerade gewaschen und poliert worden. Sie waren etwa halb so lang wie ein Standardshuttle der Sternenflotte. Zwiebelförmige Nasen wuchsen aus klotzigen, utilitaristischen Rümpfen hervor. Die kleinen Schiffe wirkten, als würden sie auf ihren dreiteiligen Fahrgestellen kauern. Am hinteren Ende hatten sie jeweils zwei große Triebwerke, kleinere waren an verschiedenen Stellen entlang der Rümpfe angebracht. Die Hüllen bestanden aus einem dunklen, gefleckten Metall und waren mit verschiedenen Kennzeichnungen und Symbolen versehen, die Chen an die fremdartige Schrift erinnerten, die im Kontrollraum über Worfs Trikorderbildschirm gelaufen war. Zwei ovale Fenster, die von außen undurchsichtig zu sein schienen, dominierten die Front, und mittschiffs gab es sowohl auf der Steuerbord- als auch auf der Backbordseite Einstiegsluken.
Chen scannte das Shuttle, das ihr am nächsten war. »Magnetische Halterungen in den Fahrgestellen fixieren sie auf dem Deck«, berichtete sie. »Die Schiffe sind offenbar nicht mit Überlichtantrieben ausgestattet, aber im hinteren Teil, direkt vor den Haupttriebwerken, gibt es eine große Energiequelle. Die Dinger sind eindeutig für Kurzstreckenflüge gedacht.«
»Das Mutterschiff ist vermutlich zu groß, um auf einem Planeten zu landen« , sagte Taurik, »und bis jetzt haben wir keinen Hinweis darauf gefunden, dass die Erbauer über Transportertechnologie verfügten. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich bei den kleinen Schiffen um Fähren handelt, die Passagiere vom Mutterschiff auf eine Planetenoberfläche hinabbringen können.«
»Okay, helfen Sie mir mal«, sagte Chen. Sie versuchte verzweifelt, Teile eines Puzzles zusammenzufügen, die nicht zusammenpassen wollten. »Jemand baut ein Raumschiff, groß genug, um Tausende aufzunehmen. Entweder kommen die Leute nie an Bord, oder sie waren an Bord, haben aber aus irgendeinem Grund entschieden, das Schiff zu verlassen. Wenn die zweite Annahme stimmt, verstehe ich ja, dass sie die Hintertür haben offen stehen lassen … Sie waren vielleicht in Eile. Aber sonst? Einen ganzen Hangar voller Schiffe ungeschützt dem Weltraum auszusetzen, ist eine merkwürdige Entscheidung, finde ich. Schiffe, die bloß gut für kleine Ausflüge sind … Das ergibt doch alles keinen Sinn!«
Ohne auf Anweisungen zu warten, näherte Taurik sich dem offenen Hangartor und den Sternen dahinter. Er streckte den Trikorder aus. »An der Außenhülle des Schiffs befindet sich ein beschädigtes Bedienfeld, ganz in der Nähe des Tors. Über das Feld ließ sich der Verriegelungsmechanismus für das Tor manuell steuern. Offenbar wurde es manipuliert, um das Tor von außen zu öffnen.«
»So wie wir die innere Tür geöffnet haben?«, fragte Chen.
»Nein« , antwortete Taurik. »Die Methode war deutlich kruder, jedoch effektiv.« Er betrachtete die Messwerte auf seinem Trikorder. »Es sieht außerdem so aus, als sei der Mechanismus erst vor Kurzem beschädigt worden.«
Worf starrte den Ingenieur an. Trotz seines Helms erkannte Chen deutlich den alarmierten Ausdruck auf seinem Gesicht. »Vor Kurzem? Was bedeutet das genau?«
»Innerhalb der letzten sechs Stunden, Commander« , sagte Taurik.
»Jemand hat die Tür aufgebrochen, kurz bevor wir hergekommen sind?« Die Vorstellung machte Chen nervös. »Hier draußen, mitten im Nirgendwo? Wer?« Ihr war klar, dass Taurik auf diese Frage unmöglich eine Antwort haben konnte, aber es war ihr lieber, sie laut auszusprechen, als still darüber zu grübeln.
»Von der Tür zum Hangar abgesehen« , sagte Worf grollend, »kann man diesen Sektor noch auf anderen Wegen betreten?«
»Unsere Scans zeigen zwei weitere große und drei kleinere Türen« , sagte Taurik.
»Worf an Elfiki und Konya. Hören Sie zu?« Worf klang angespannt. Noch während er sprach, drehte er sich einmal im Kreis und sah sich aufmerksam zwischen den kleinen Schiffen um. Natürlich war das der Grund, aus dem er Raumanzüge verabscheute: Er hatte die scharfen Sinne eines Kriegers, aber der Anzug behinderte ihn. Chen konnte an seiner Miene ablesen, dass seine Frustration von Augenblick zu Augenblick zunahm.
»Elfiki hier, Sir« , erklang die Stimme der Wissenschaftsoffizierin. »Wir haben die ganze Zeit über zugehört.«
»Gut.« Worf ließ seinen Blick weiter durch den Hangar wandern. »Bleiben Sie wachsam. Es könnte noch jemand an Bord sein.«
»Ich habe noch einen schiffsweiten Scan durchgeführt, Commander« , berichtete Rennan Konya über den offenen Kommunikationskanal. »Soweit ich feststellen konnte, gibt es von fremden Lebenszeichen immer noch keine Spur. Ich habe jedoch sicherheitshalber eine Verteidigungsposition nahe der Tür des Kontrollzentrums eingenommen.«
»Verstanden« , erwiderte Worf.
»Commander.« Taurik hatte dem offenen Hangartor den Rücken zugewandt und leuchtete mit seiner Lampe vor sich.
Chen folgte dem Lichtstrahl und runzelte die Stirn, als sie das kleine Schiff entdeckte, das zwischen den anderen stand. Im Gegensatz zu ihnen wirkte es, als sei es in die Jahre gekommen. Es handelte sich im Wesentlichen um einen gedrungenen Zylinder, dessen Oberfläche mit glanzlosen, verbeulten und verkratzten Hüllenpanzerplatten aus verschiedenen Materialien bedeckt war. Chen konnte deutlich Schweißnähte erkennen. Das Schiff hatte kein Fahrwerk, es schien einfach mit der Unterseite aufgesetzt zu haben. Achtern war ein einziges Triebwerk angebracht, und durch die große Heckscheibe konnte man in ein Cockpit spähen, in dem nur eine Person Platz hatte.
»Eines dieser Dinge ist nicht wie die anderen«, sagte sie.
»In der Tat.« Taurik stand bereits vor dem Schiff, um es besser scannen zu können. »Ebenfalls kein Überlichtantrieb … Aber es hat einen kompakten Fusionsgenerator an Bord, der es mit Energie versorgt. Ich messe Restenergiewerte, die darauf hinweisen, dass das Schiff innerhalb der letzten sechs Stunden in Betrieb war.«
Chens Magen schlug Purzelbäume. »Das ist derselbe Zeitrahmen, in dem auch das Tor aufgebrochen worden ist!« Unwillkürlich griff sie nach ihrem Phaser. »Wir sind nicht allein.«
»Unsere Scans bestätigen das nicht« , wandte Konya über die Kommunikationsverbindung ein.
»Mein Gefühl und dieses Schiff hier sagen was anderes!« Chen lief ein eisiger Schauer über den Rücken, als sie begriff, wie angreifbar sie waren. Der Hangar war groß und dunkel, und sie konnten kaum zehn Meter weit sehen! Selbst die kleine Fähre, die ihr am nächsten war, verschwand halb in der Finsternis, die plötzlich etwas Bedrückendes hatte.
Читать дальше