Grace Goodwin - Die Gejagte

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Er sitzt in der Falle und wird gefoltert. Allein sie kann ihn vor den Hive retten.Vizeadmiralin Niobe hat sich jahrelang geweigert beim Programm für interstellare Bräute mitzumachen, denn ihrer Überzeugung nach würde kein Mann im Universum sein perfektes Leben opfern, um mit ihr zusammen zu sein. Schockiert stellt sie fest, dass sie Everis, also dem Heimatplaneten ihres Vaters zugeordnet wurde. Als sie zu ihm aufbricht, findet sie sich allerdings in einem geheimen Integrationszentrum der Hive wieder, wo ihr Partner einem erbarmungslosen Feind die Stirn bietet.Elitejäger Quinn ist den Hive ins Netz gegangen und kurz davor die Hoffnung aufzugeben, als seine Partnerin wie ein Schutzengel in der sprichwörtlichen Hölle erscheint. Niobe ist selbst eine Kriegerin und in ihrer Sturheit weigert sie sich, ihn zurückzulassen. Auch wenn sie den Hive entkommen sollten, sitzen die persönlichen Narben bei beiden tief. Kämpfen und Blutvergießen sind einfach. Aber das Herz eines verwundeten Kriegers heilen? Das könnte sich als unmöglich erweisen.

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Ich wollte keine Aufmerksamkeit. Ich wollte Antworten. Damals wollte ich herausfinden, warum ich ein Freak war.

Jetzt wusste ich es. Ich hatte Everianisches Blut in meinen Adern. Ich hatte keine Ahnung, wie meine Mutter in Minnesota mit einem Everianer angebandelt hatte, aber das hatte sie. War mein Samenspender nach einem kurzen Fick auf der Erde wieder nach Everis zurückgekehrt? War er getötet worden? Ich würde es nie erfahren. Verdammt, wären diese Everianer nicht zur Jagd auf die Erde gekommen und hätten sie dabei nicht zufällig von meinem Sieg bei der Laufmeisterschaft gelesen, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich noch auf der Erde. Sie hatten mir nicht wirklich die Wahl gelassen zu bleiben, nachdem sie meine Markierung entdeckt und mein Tempo gesehen hatten. Ich war gezwungenermaßen mit ihnen nach Everis zurückgekehrt, um als Everianerin zu leben. Was, obwohl es mir in den Genen lag, nicht wirklich einfach gewesen war. Thema Kulturschock.

“Ich werde unmöglich jetzt nach Everis zurückgehen und bis ans Ende meiner Tage glücklich und zufrieden mit meinem Partner zusammenleben,” verkündete ich und funkelte dabei den Doktor an, damit er ja verstand, wie ernst ich es meinte. “Ich bin der Akademie verpflichtet und ich habe nicht die Absicht, mich zur Ruhe zu setzen.”

“Das müssen Sie auch nicht, aber Sie sollten zu ihm gehen,” entgegnete er darauf. “Die Details können Sie später gemeinsam klären …”

Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. “ Ich sollte zu ihm gehen? Morgen kehre ich zur Akademie zurück. Er kann selber transportieren und mich dort treffen.”

“So ist die Tradition. Ich bedaure. Die Braut wird immer zum Mann transportiert. Sollten Sie sich weigern, dann würden sie seine Ehre verletzen.”

Ich runzelte die Stirn. “Ich werde jetzt nicht auf Gründe eingehen, warum diese Tradition geändert werden sollte.”

“Wollen Sie das Match ablehnen? Ihn entehren?”

Zum Teufel verdammt. Das war das Allerletzte, was ich einem edlen Krieger antun wollte. “Nein. Will ich nicht.”

“Ausgezeichnet.” Der Doktor hielt die Hände hoch, als wolle er meinen verbalen Angriff abwiegeln: “Sie transportieren zu ihm. Wie Sie sich dann entscheiden, wo Sie leben werden, bleibt allein Ihnen beiden überlassen.”

“Du kannst die Hosen anbehalten,” sprach Kira und zwinkerte mir zu. “Geh einfach zu ihm.”

Ich verdrehte nur die Augen. Dann knurrte ich sogar. Denn ehrlich gesagt liebte ich diesen Testtraum. Jeden einzelnen Moment davon. Ich wollte überhaupt keine Hose anhaben. Ich wollte heiß, feucht und nackig sein, mit seiner Zunge—oder seinem Schwanz—tief in mir drin.

“Du wirst ganz rot, Frau Vizeadmiralin.” Kira grinste wie die närrische Deppin, die sie auch war. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Kriegsfürst Anghar war ein imposanter Krieger. Und ehrlich gesagt wäre niemand in der Lage gewesen, mich in den Teststuhl zu zwingen. Ich hatte mich bewusst von Kira und Rachel überreden lassen. Denn ich war es leid, länger allein zu sein.

“Gut.” Ich warf die Hände in die Luft und wiederholte es nochmal: “Na gut!”

Alle drei atmeten aus und entspannten sich sichtlich, was mich nur noch wütender auf mich machte, weil ich mir überhaupt erlaubt hatte, Schwäche und Unsicherheit zu zeigen. “Ich werde zu ihm transportieren.”

Der Doktor stand umgehend auf und Kira und Rachel waren schnurstracks dabei, mich aus der Tür und Richtung Transportzentrum zu drängeln, damit ich es mir bloß nicht anders überlegte. Ich stand auf der Transportplattform und der Doktor war dabei, dem Techniker die Koordinaten mitzuteilen. Ich blickte an mir herunter und stellte sicher, dass meine Vizeadmiraluniform der Koalitionsflotte tadellos saß und ich meine Waffe an den Schenkel geschnallt hatte. Wenn ich schon die Kolonie verlassen würde, dann in voller Montur.

Doktor Surnen räusperte sich: “Es ist üblich, dass die Bräute in einer etwas feminineren Aufmachung eintreffen …”

Ich warf ihm einen bösen Blick zu: “Treiben Sie es nicht zu weit, Doktor. Mein potenzieller Partner soll genau wissen, mit wem er es zu tun hat.”

Der Doktor grinste tatsächlich, was für einen Prillonen äußerst selten war, ganz besonders in der Kolonie. “Wie Sie wünschen, meine Dame.”

“Ich bin keine Dame.”

Noch mehr Grinsen, aber er sagte nichts darauf. Ein verdammt smarter Prillone.

“Gib’s ihm, Niobe! Dann sorg dafür, dass er um mehr bettelt.” Kira hatte die Hände auf die Hüften gestemmt und lachte. Der Doktor warf ihr für den unangebrachten Ratschlag einen finsteren Blick zu, ich aber ignorierte ihn und erwiderte ihr Lächeln.

“Das werde ich.” Betteln. Pushen. Verführen. Mich quer durch den Wald jagen.

Meine Pussy zog sich zusammen, als die Erinnerungen wieder aufkamen. Gott, ich konnte es kaum erwarten.

“Mach bloß nichts, was wir nicht auch tun würden,” sprach Rachel vom unteren Ende der kleinen Treppe.

“Ihr habt drei Tage, dann komme ich nach und will Einzelheiten hören. Alle Einzelheiten.” Kira wackelte mit den Augenbrauen und ich funkelte sie an.

“Abgemacht.” Hoffentlich würde ich auch ein paar Einzelheiten zu erzählen haben. Ich wandte mich wieder dem Doktor zu. “Wohin gehe ich überhaupt? Everis?”

Er blickte kurz auf, dann schaute er zurück aufs Transportpanel. “Nein, Vizeadmiralin. Elitejäger Quinn ist gegenwärtig mit der Kampfgruppe Karter im Sektor 437 stationiert. Den Aufzeichnungen zufolge leitet er von einer unterirdischen Basis auf Latiri 4 aus Aufklärungspatrouillen gegen die Hive.”

Die Karter? Sektor 437? Der Doktor war dabei mich mitten in einen Kriegsschauplatz zu schicken. Ich wusste es. Kira wusste es scheinbar auch.

“Oh Gott. Das ist genau an der Front.” Ihr Blick sprang von Doktor Surnen zu mir. “Vielleicht solltest du warten. Er ist nicht einmal auf dem Schlachtschiff, Niobe. Er ist auf Bodenmission.”

Elitejäger Quinn.

Hübscher Name. Quinn. Meine Gedanken schweiften einen Moment lang ab. Er war ein Elitekrieger. Er würde stark sein. Schnell. Womöglich genauso schnell wie der Krieger aus meinem Traum …

“Niobe, nein! Das kann nicht dein Ernst sein. Du musst warten.”

Ich war so sehr damit beschäftigt, mir Quinn vorzustellen, dass es einen Moment dauerte, bis ich Kiras Worte registriert hatte. “Stopp. Er ist auf dem Boden? Ich dachte, er ist auf dem Schlachtschiff Karter.”

Doktor Surnen räusperte sich erneut, prüfte etwas auf seinem Tablet und wandte sich mir zu: “Normalerweise wäre ich nicht berechtigt es Ihnen mitzuteilen und ich könnte Sie auch nicht an seinen Standort transportieren. Aber wie ich sehe, verfügen Sie über ein sehr hohes Freigabelevel beim Geheimdienst.”

“Das tue ich.” Ich wusste über so ziemlich alles in diesem Krieg Bescheid. Nicht alles alles, aber fast. Meine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst war umfangreich und langjährig.

Er seufzte. “Elitejäger Quinn ist zurzeit mit einer Jägereinheit im Einsatz und betreibt Aufklärung über die Hive. Seine Einheit ist in einer unterirdischen Basis hinter den feindlichen Linien stationiert.”

“Was?” Mein Partner war jetzt im Hive-Gebiet?

“Der Kampf um Latiri 4 und Latiri 7 ist für diesen Krieg entscheidend. Diese beiden Planeten und ihre Monde sind perfekt positioniert, um als Angriffsbasis für mehrere Weltraumsektoren zu dienen. Die Hive sind nicht bereit, sie aufzugeben und wir ebenso wenig.”

Das wusste ich. Ich wusste sogar, dass wir dem Beispiel der Hive gefolgt waren und mit dem Bau unterirdischer Stützpunkte begonnen hatten, um sie dazu zu bringen unser Territorium zu überlaufen. Wenn sie sich dann nichtsahnend auf der Oberfläche eingenistet hatten, sammelten unsere unterirdischen Aufklärungsteams wichtige Informationen über ihre Bewegungen, Pläne und technologischen Entwicklungen. Über die neuen unterirdischen Programme hatte ich vor ein paar Monaten in einem Briefing gelesen. Aber darüber zu lesen und in eine Untergrundfestung zu transportieren, die sich unter dem von den Hive kontrolliertem Gebiet befand, waren zwei sehr verschiedene Angelegenheiten.

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