Tim Krohn - Die heilige Henni der Hinterhöfe

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Als Henni Binneweis 1902 das Licht der Welt erblickt, herrscht Wilhelm II. noch über Preußen und Kaiserreich. Die Frauen tragen Krinoline und arbeiten am heimischen Herd. Und ein Mädchen, das im Hinterhof einer Mietskaserne am Prenzlauer Berg aufwächst, sollte nicht zu viel vom Leben erwarten. Aber Henni wird an ihrem vierten Geburtstag geweissagt, dass sie zu Höherem «jeborn» sei, und daran glaubt sie fortan felsenfest. Im Jahr 1914 geht es so richtig los: Der Kaiser erklärt den Serben den Krieg. Das allein ist schon ein Abenteuer. Vor allem aber zerstört der Weltkrieg die alte Ordnung, und eine neue ist nicht in Sicht. Inmitten der revolutionären Tumulte schlägt Henni sich geschickt durch den Alltag. Und weil sie so kess wie hübsch ist, tanzt sie sich schon bald durch die rauschhaften Nächte und hinauf auf die Bühnen der Varietés, wo es munter drunter und drüber geht. Auch zu Hause am Prenzl- berg bleibt kein Stein auf dem anderen. Mama Binneweis ist Jüdin, was nun immer häufiger zur Sprache kommt, die Familie droht zu zerbrechen. Und plötzlich ändert sich auch für Henni alles. Doch Henni wäre nicht Henni, nähme sie nicht den Kampf auf gegen das, was sich unaufhaltsam zu einem bedrohlichen Sturm zusammenbraut.

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Aber sie wollte gar kein Geld, sie wollte tanzen. Nackig oder angezogen, das war ihr egal, und wenn sie dafür Mettwurst-Schnittchen satt bekam und Sekt, umso schöner. Klar, war ein Herr sehr elegant und roch gut, setzte sie sich auch mal auf sein Knie und ließ ihn tatschen. Aber ebenso gern tanzte sie die ganze Nacht nur für sich – nachdem sie erst die Pflicht erledigt hatte, Mitzi Stresemann zu umhüpfen, »wie eine freche Maus die schöne, träge Persianermieze neckt« –, summte mit geschlossenen Augen zur Musik, satt und bloß, und sagte sich: »Wie angenehm kann doch das Leben sein.«

Und alle waren da. Die schöne, unnahbare Julia Zeiss aus dem Seitenflügel rechts, Gattin eines Uhrenhändlers, entpuppte sich als »Demi-Castor«, das hieß, sie verkaufte sich im Westen, in einem Etablissement erster Güte, sobald ihr Mann in seinem Laden war. Zu Anna Köchel kam sie nur zur Messezeit, da war er in der Schweiz. Nackig machte die sich nie, sie geizte sehr mit ihren Reizen, trotzdem wollten immer drei, vier Männer ihre Anschrift. Fleischers- und Soldatenwitwe Käthchen Kull kam in Strapsen und mit Peitsche. Sie schlug gegen Bezahlung, aber auch sonst, wenn ihr gerade danach war, und verteilte Werbekärtchen, führte sie doch in der stillgelegten Schlachterei von ihrem Hubert selig eine sogenannte Körperkultur-Klinik.

Susi von Leim war hinterm Ku’damm »Apothekerin« und kam zu Anna Köchel auf der Suche nach »Pillen«. Als Henni das hörte, begriff sie erst gar nichts, doch Susi von Leim erklärte es so: »Kommtn Kunde in meine Apotheke und sagt: Ick habe son Leiden, schon zehn Tage, und bräuchte dringend ne blonde Pille, aber nur vom Süßesten. Icke: Kann ick liefern, macht dreihundert bar uff die Kralle, dazu krieg ich Adresse und gewünschte Uhrzeit. Jibt er mir, und ick schick ihm die wirklich zuckersüße Lili Heißenbüttel, kennste, oder? Jüngste von acht Kriegswaisen, wohnt bei uns im dritten, die is blond und haarscharf zehne, wie gewünscht, verstehste? Zehn Tage Leiden heißt zehn Jahre, blonde Pille heißt der kleene Blondschopf. Weil, legal is dit ja nich. Aber wer fragt danach? Ham doch die Heißenbüttelkinder wieder einen Monat wat zu fressen. Du rutschst vielleicht auch noch rein, Henni, wie alt biste? Ick nehm Mädels bis sechzehn.« Als Henni ihr sagte, sie sei ganz zufrieden nur mit Tanzen, lachte Susi von Leim, als hätte Henni einen schmutzigen Witz erzählt: »Du kommst schon ooch noch.«

Anna Köchel besuchten nicht nur einzelne Kunden, auch viele Paare waren da und ganze Cliquen, die es einfach herrlich fanden, nackte Mädels wie eben Henni anzusehen, das brachte ihr Blut in Schwung. Auch dafür hatte Anna Köchel vorgesorgt: Zwei Zimmer mit aufgeschlagenen Betten standen bereit, da durften die Herrschaften sich dann gegen eine kleine Miete verlustieren, und manchmal hüpfte eines der Mädels mit dazu, nur so zum Spaß. Das hätte auch Henni manchmal gereizt, sie sah dann aber doch höchstens mal von der Bettkante aus zu, »damit ich lerne, wie die Sache läuft«. Sogar dafür bekam sie manchmal Trinkgeld.

Das Leben bei Anna Köchel war schon herrlich. Die Krönung war ja, dass ein Fürst von Pappenhofen oder so, einer mit Melone, Stock und Frack, Henni bat, seine Tischfrau zu sein, er wollte einen kleinen Empfang für ausländische Diplomaten geben. Sie hatte schon zugesagt, dachte, als Tischfrau begleitet man den Herrn zu Tisch und plaudert Unsinn, aber denkste. Mitzi Stresemann erklärte ihr, dass Tischfrau die edelste Form von Hure war, die es nur in den teuersten Privatclubs im Westen gab. Tischfrauen tanzten auf dem Tisch, daher der Name. Sie mussten aber nicht bloß tanzen können und den Herrn befriedigen, sie mussten mordsschön sein und alle möglichen Sprachen sprechen, denn ihre Gäste waren Künstler, Filmstars und Politiker. Dass einer sie zur Tischfrau wollte, war also eine große Ehre, und hatte sie dazu noch ein klitzekleines Quäntchen Masel, wachte sie am anderen Morgen auf und war eine Frau Großmogul. Henni sagte trotzdem wieder ab. Ihr reichten Anna Köchels Mettwurst-Schnittchen.

»Wie gut so ein kleines bisschen Elend der Menschheit doch steht«, sagte Anna Köchel oft nachdenklich, während sie und Henni auf all die nackten Hintern und roten Köpfe sahen.

Romanows

Dabei schien es tüchtig aufwärtszugehen. Denn die halbe Welt strömte jetzt nach Berlin. Es wimmelte von Kriegskrüppeln und heimatlosen Soldaten, die nach und nach aus den Lazaretten oder aus Gefangenschaft und den Lazaretten entlassen wurden, von Russen, die alle irgendwie mit dem Zaren verwandt waren, von Landpomeranzen und schnieken Amerikanern.

Die Russen, das waren in Hennis Kaserne zwei Schwestern mit ihrem scheintoten Großonkel. Die Schwestern, selbst schon halb über den Jordan, waren vor der Revolution angeblich Schneiderinnen am Hof der Zarin gewesen, der Großonkel gar Minister. Sie zogen mit Truhen voller mottenzerfressener Pelze, Perücken und viel Brokat ein: Kissen aus Brokat, Hüte aus Brokat, Schuhe aus Brokat. Das meiste speckig und fleckig, weil sie aber behaupteten, an den Sachen klebe das Blut der Zarenfamilie, und auch haarklein von der Hinrichtung jedes einzelnen Sprosses der Zarenfamilie erzählen konnten, kriegten sie die Sachen doch los, vor allem an die Amis.

Die Schwestern nannte man Anna und Olga, den Großonkel Herrn Schirjajew, und Henni wurde mit ihnen bekannt, weil Mitzi Stresemann sich bei den Russinnen ihre Schleier schneidern ließ und auch für Henni ein Kostüm in Auftrag gab: ein keckes Trikot aus Crêpe Georgette mit Kapuze und Mäuseohren, was Henni das gewisse Etwas gab, das alle sehr bewunderten. Niemand jedoch fasste es so schön in Worte wie Demi-Castor Julia Zeiss: »Henni Binneweis ist fortan unser Cherub«, sagte sie, »ein Engelswesen, halb Tier, halb Mensch, das uns dereinst erlösen wird, wenn wir für unsere Ferkeleien in der Hölle braten.« Dafür fiel Henni ihr um den Hals, und Julia Zeiss küsste sie doch glatt, vor allen und mit Zunge, sodass Henni nochmals ganz anders wurde und sie für ein Weilchen fast verliebt war in Julia Zeiss.

Und weil die Crêpe Georgette andauernd riss, saß Henni oft bei Anna und Olga im Souterrain im vierten Hinterhaus und ließ sich in ihrem herrlich verwickelten Deutsch erzählen, wer wen wie in Russland in den letzten zwei Jahren verraten und beerbt oder verschleppt und ausgehungert und vergewaltigt hatte und danach erschossen, vergiftet, erstochen oder bei lebendigem Leib verbrannt und danach verbuddelt, gehäutet oder in Säure gebadet. Es waren alles Menschen mit wunderbaren, unaussprechlichen Namen und angeblich nur den vorzüglichsten Eigenschaften, einer reizender, großherziger, bezaubernder als der Nächste, jedermann unendlich bedauernswert in der einen Geschichte – »armes Häschen«, riefen die Schwestern dann in seltener Einmütigkeit im Chor und fuchtelten mit dem zerkratzten Lorgnon, und Herr Schirjajew brummte dazu und sabberte braunen Kautabaksaft – und ein kaltherziger Meuchler in der nächsten, ein Jud, nicht wert, noch namentlich genannt zu werden. Darüber stritten die beiden sich auch pausenlos, wobei sie einander weiter liebevoll Anjenka und Oljenka nannten, denn was sie erzählten, waren ja alles Gerüchte. Tatsache war nur, die Menschen waren fort und verschwunden – wie und warum, erzählte jeder Russe anders.

Außerdem lernte Henni von Anna und Olga kochen mit nun aber wirklich gar nichts, darin waren sie noch gewiefter als Mama Binneweis. Aus Wurstpelle, Kartoffelpelle, Binsen und Simsen, die sie am Spreeufer pflückten, dort, wo es matschig war, dazu einem Löffel Riemenfett, kochten sie ein Süppchen, das Henni besser schmeckte als ein paar Jahre später im Westen Rumpsteak flambé und Spargelsalat.

Landeier

Im Frühjahr 20 zogen dann drei Busenfreundinnen aus der Lüneburger Heide ein, die Henni richtig ins Herz schloss, die aber leider zu blöd für die Stadt waren und nicht lange blieben. Minna, Auguste und Bertha waren Ausreißerinnen, die hofften, in Berlin ihr Glück zu machen. Sie kamen mit einer Ziege und drei Hühnern im Gepäck, weil sie offiziell zu einem Schullager an der Ostsee unterwegs waren und Minnas Papa, der Kleinbauer war, gefürchtet hatte, sie müssten dort Hunger leiden. In Kühlungsborn, dort unterhielt ihr Dorf mit ein paar anderen Dörfern nämlich ein Ferienheim. Im Übermut hatten sie beim Umsteigen in Rostock die Fahrkarten getauscht, den Zug in Richtung Wittenberg bestiegen und sich eingebildet, sie könnten dieses Berlin im Vorbeimarsch erobern. Sie waren wie Henni sechzehn und stotterten vor Aufregung, dass sie es tatsächlich nach Berlin geschafft hatten. Henni führte sie in den ersten Tagen ein bisschen rum, zeigte ihnen das Schloss, das Brandenburger Tor, das KaDeWe und wie man die U-Bahn benutzte dafür lernte sie melken.

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