3. Praxisphase: Hier werden Techniken, die entspannend wirken, eingesetzt. Wie bereits erwähnt, können das die progressive Muskelrelaxation, Meditation, autogenes Training sein, aber auch Hypnose, Entspannungsmassagen oder Reiki.
Lernen Sie, Ihren Körper wahrzunehmen
Das Symptom Schmerz ist es, das uns zeigen soll, dass wir uns außerhalb des grünen Bereichs bewegen. Wir spüren, dass wir eine Lebensweise haben, die unserer Gesundheit schadet. Wenn wir unseren Körper und seine Reaktionen wahrnehmen können, gelingt es uns besser, diesem Phänomen vorzubeugen.
Um angelerntes, rückenfreundliches Verhalten und körpergerechte Bewegungsabläufe im Alltagsleben anzuwenden (sog. Verhaltensprävention), ist es dringend erforderlich, dass auch die benutzten Produkte bzw. Gegenstände im Wohn-, Arbeits- und Freizeitumfeld das zulassen und fördern. Man spricht hierbei von einer Verhältnisprävention.
Rückengerechte Produkte dienen sowohl der Vorbeugung von Rücken- und Haltungsschäden (Prävention), als auch bei Patienten mit Rückenbeschwerden als therapiebegleitende Maßnahme. Somit sollte jeder sein persönliches Umfeld möglichst rückengerecht gestalten.
(Quelle: Allianz gegen Rückenschmerzen/Mai 2001)
Was kommt in der Rückengymnastik auf mich zu?
Es ist sinnvoll, verschiedene Arten von Rückengymnastik-Übungen durchzuführen. Die ruhige Variante, mit sanften Bewegungen, viel Dehnung, Mobilisation und Körperwahrnehmung. Diese Übungen können auch von Menschen mit stärkeren Rückenproblemen oder stark bewegungseingeschränkten Menschen gemacht werden. Oder aber die intensivere Vatiante, mit mehr Power und Muskelkraftanstrengung, für die fitteren und gesunden Menschen. Beide Arten zusammen bringen ein optimal abgerundetes Training für den Rücken.
Achten Sie bei diesen Stunden ganz besonders darauf, dass keine ruckartigen Bewegungen bei der Flexion (Beugung), Extension (Streckung) und Rotation (Drehung) gemacht werden - es besteht die Gefahr von Bandscheibenproblemen. Die Ausnahme bildet hier das Faszientraining - hier werden u. a. bewusst schwungvolle Bewegungen durchgeführt - aber, die Betonung liegt hier auf bewusst durchgeführt. Außerdem müssen Sie bei starken Problemen vorher Ihren Arzt oder Heilpraktiker um Rat fragen.
Was sollte eine Rückengymnastik immer enthalten?
• Mobilisation
• Kräftigung
• Dehnung
• Körperwahrnehmung
• Stabilisation/Gleichgewichtsübungen
• Faszientraining
• Evtl. Lockerungen und Massagen
• Evtl. Entspannung
Warum mobilisieren? Durch die Bewegung wird die Durchblutung gefördert, der Muskel wird besser mit Nährstoffen versorgt und Verspannungen werden gelöst. Die Gelenke werden in ihrer Bewegungsamplitude ausgeschöpft, was einer Bewegungseinschränkung vorbeugt. Die Produktion der Gelenkflüssigkeit wird angeregt und somit das Gelenk auf höhere Belastungen vorbereitet. Die Wahrnehmung für Funktion und Bewegungsrichtung des Körpers wird geschärft. Der Geist kommt zur Ruhe, und die Konzentration auf das eigentliche Training wird deutlich verbessert. Nach Verletzungen hilft eine frühzeitige Mobilisation dabei, falsche Bewegungsmuster und Schonhaltungen zu durchbrechen und deutlich schneller zu genesen. Auch können Schmerzen der Muskulatur und Einschränkungen der Beweglichkeit oft schon vor dem Training erkannt werden.
Aufgrund unserer technisierten Welt, bewegen wir uns immer weniger. Die Folge ist, dass unsere Muskeln nicht mehr beansprucht und somit geschwächt werden. Eine geschwächte Muskulatur kann zu Rückenschmerzen führen. Deshalb ist es wichtig, in der Rückengymnastik die Muskulatur zu stärken.
Da aber die Wirbelsäule die Achse unseres Körpers ist, wirken noch viel mehr Muskeln im Zusammenspiel des Gleichgewichts auf sie ein. Von der Fußstellung angefangen, beeinflussen alle Muskeln und Gelenke den Rücken. So werden in der Rückengymnastik nicht nur die Rückenmuskeln beansprucht, sondern auch der Gegenspieler, also der Bauch, aber auch die Pomuskulatur (für die Aufrichtung), die Beinmuskulatur und auch die Arme, die fast immer mittrainiert werden, wenn wir Rückenmuskeln trainieren. Die gesamte Rumpfmuskulatur wird für die Haltefunktion gestärkt, und somit wird das Rückentraining im Grunde zum Ganzkörpertraining.
Durch falsche Belastung, Fehlhaltungen oder Bewegungsmangel verliert die Muskulatur ihre normale Dehnbarkeit, sie verhärtet sich und schmerzt. Ausgelöst werden diese Verspannungen oft durch Fehlhaltungen im Nacken und Schulterbereich und setzen sich dann über den oberen Wirbelsäulenbereich nach unten fort.
So liegt die Ursache von Schmerzen im Lendenwirbelbereich nicht zwingend genau dort, sondern dies ist nur die schmerzhafte Stelle, die jedoch durch Verspannungen im gesamten Rücken entsteht.
Im Verlauf können dann auch Schwindel, Kreislaufstörungen, Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zu chronischen Rückenschmerzen auftreten.
Darüber hinaus werden Verspannungen aber auch durch Ängste, Frust, Überforderung und Stress verursacht.
Achtsamkeit ist ein zentrales Thema der Körperwahrnehmung. Es geht vor allem um das Spüren von z. B. Verspannungen, Schon- und Körperhaltungen, Schmerzen, bestimmten Bewegungsmustern und dem Kontakt zum Boden.
Jeder von uns nimmt seinen Körper wahr: Wie er aussieht, wie er sich bewegen lässt, wo er zwickt. Neben diesen bewussten Körpergefühlen laufen Vorgänge wie Herzschlag und Atmung eher unbewusst ab. Auch viele Bewegungen oder Haltungen geschehen bzw. nehmen wir ein, ohne darüber nachzudenken. Aber Körperwahrnehmung lässt sich trainieren, also verbessern. Diese Sensibilität für den eigenen Körper hilft, Veränderungen z. B. in der Muskelspannung frühzeitig zu bemerken und evtl. entgegenzuwirken.
Ein gutes Körpergefühl bringt auch mehr Sicherheit in den Bewegungen. Es hilft z. B., auf ungewohntem Untergrund, wie auf Schnee oder Sand, sicherer zu gehen. Je besser die Wahrnehmung trainiert ist, desto angemessener reagiert der Körper auf ungewohnte Reize. Ein Sturz wird somit unwahrscheinlicher. So dient sie auch der Verletzungsprophylaxe.
Darüber hinaus ist eine gute Körperwahrnehmung das Fundament für eine positive innere Haltung und ein gesundes Selbstbewusstsein.
Das Schließen unserer Augen während der Übungen erlaubt einen visuellen Rückzug in uns selbst und ein Erspüren von uns selbst. Übungen mit geschlossenen Augen schulen unsere Wahrnehmungsfähigkeit in der Tiefe. (Antoine de Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“)
An unserer (Innen-)Wahrnehmung sind andere Sinne beteiligt:
Die Tiefensensibilität (unser „siebter Sinn“) ist wichtig für die Kontrolle unserer Haltung und Bewegung.
Der Gleichgewichtssinn koordiniert die Stellung unseres Körpers im Raum.
Der Muskelsinn steuert die Funktionen unserer Gelenke, Sehnen und Muskeln.
Das Symptom Schmerz ist es, das uns vermitteln kann, dass wir uns außerhalb des grünen Bereichs bewegen. So soll uns bewusst werden, dass unsere Gesundheit gefährdet ist. Um den Schmerz erst gar nicht entstehen zu lassen, soll durch Körperwahrnehmung bereits im Vorfeld ein Missstand erkannt werden.
Unseren Rücken spüren wir, wenn wir unter Rückenschmerzen leiden. Aber im Grunde genommen leiden wir nicht darunter, sondern wir werden eher auf einen Missstand aufmerksam gemacht, was doch positiv zu bewerten ist. Denn der Schmerz ist das Resultat einer Kettenreaktion. Oft ist der Rückenschmerz nur eine Folge verschachtelter Prozesse im Körper. Es ist wichtig, diese nun bei sich herauszufinden und positiv zu beeinflussen. Jeder kann Möglichkeiten finden, disharmonische Muster in seinem Körper zu erkennen und dann positiv ausgleichend darauf einzuwirken. Die Grundlage für dieses Handeln ist die Entwicklung der Rezeptoren.
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