Claudia Sammer - Als hätten sie Land betreten

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Die besondere Freundschaft zwischen der jüdischen Veza und der nichtjüdischen Lotti in den 1930er-Jahren ist Ausgangspunkt einer Geschichte über sechs Frauen. Über mehrere Generationen hinweg werden Lebensentwürfe skizziert, die geprägt sind von Abhängigkeit und Selbstständigkeit,
vom Zweifeln und Sich-Finden, vom Glauben an eine höhere Macht und dem Festhalten an der Erinnerung. Erst nach ihrem Tod erfährt Lottis Familie
von Vezas Existenz und der gemeinsamen Zeit, eine Entdeckung, welche die Enkelin dazu ermutigt, neue Wege zu gehen.

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Und immer war es Sommer, wie damals, als sie den Mutigen zugesehen hatten, die mehrfach verknotete Seile in die Erle geknüpft hatten, deren Äste weit über das Ufer hinausragten. Oft waren sie mit ihren Rädern zur Seewiese gefahren, sie hatten den gewagten Klettereien zugesehen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Gleichzeitig ahnten sie, dass die Gegenwart schon morgen eine bessere Vergangenheit wäre, in diesem ewigen Herbst, in dem selbst die Jahreszeiten die Orientierung verloren hatten, denn es wurde nicht Winter. Die braunen, vertrockneten Blätter hingen an den Ästen, klammerten sich trotzig an den Baum, als fürchteten auch sie den Fall ins Nichts und den Anfang von allem.

Lotti und Veza trafen sich zweimal pro Woche. Einmal vor Lottis Tanzstunde, einmal nach ihrem Klavierunterricht. Je dreißig Minuten waren alles, was sie dem Alltag abringen, was sie heimlich in ihre Tage zwängen konnten. Manchmal wurden sie aufgehalten oder mussten einen Umweg fahren, um nicht Dritte auf ihre Fährte zu locken. Mit aller Kraft traten sie in die Pedale. Ein Stück hinter dem Badestrand bog ein verwachsener Weg bergwärts ab. Folgte man dem Pfad, erreichte man eine vom Ufer nicht einsehbare Hütte. Im Hochsommer, wenn die Sonne im äußersten Westen unterging, erreichten ihre Strahlen diesen verborgenen Winkel. Der Berghang duftete nach Harz, die Wände verströmten einen leicht rauchigen Geruch. Sie saßen dann vor dem Häuschen und wärmten sich am Holz. Schmetterlinge tanzten über die Wiesen, ihre bunten Flügel leuchten kurz auf, wenn sie einen Lichtstrahl querten, das Leuchten erlosch, sobald sie in den Schatten zurückkehrten. Die Luft war erfüllt von Summen, von Flügelschlägen und dem Zirpen der Grillen. Sie malten sich aus, wie es wäre, hier einzuschlafen, hier aufzuwachen, sie würden dem Licht folgen, einschlafen, wenn es ging, aufwachen, wenn es kam. Sie würden die Türe öffnen und den Duft des Waldes und das Rascheln der Blätter empfangen, es gäbe kein Innen und kein Außen, bloß ein Teil-Sein, keine Absichten, nur beobachten, warten und schauen.

In der Hütte hatten sie eine fleckige Matratze gefunden, eine umgedrehte Obstkiste und alte Zeitungen. Die Luft war abgestanden und verbraucht. Sie malten sich aus, wer hier gehaust haben mochte, ein Flüchtiger vielleicht, suchten das Innere nach Zeichen ab. Sie fanden wenig, ein ungelenk geritztes A , eine Liste aus Strichen, je sechs in einer Reihe, ein siebter quer darüber gesetzt, als hätte jemand das Vergehen der Zeit ordnen wollen, Brandmale, zwei eingeschlagene Nägel. Sie trugen eine Decke herauf und Kerzen, Äpfel und Zwieback, nahmen den Raum in Beschlag. Ihr Versteck mussten sie mit zahllosen Spinnen teilen, die ihre Netze der Decke entlang webten. Wenn es hell war, konnten sie die feine Struktur erkennen, wie ein Schleier schwebten die Netze über ihnen, an lichtarmen Tagen verschatteten sie das Innere, und die Mädchen zogen unbewusst die Köpfe ein. Sie liebten ihren Unterschlupf auch in den dunkleren Stunden.

Wenn sie zusammen waren, erwachte das Leben. Sie konnten wieder staunen und erkundeten ihre Gedanken und Körper mit einer solchen Zartheit und Dringlichkeit, dass sie manchmal innehielten und sich wunderten, dass sie atmeten. Vielleicht hätten sie sich für einen Moment das Aussetzen des Atems gewünscht, gemeinsam in die Innigkeit zu entgleiten. Mit dem Rücken zur Wand saßen sie am Abgrund der Wirklichkeit, gegen die sie sich mit aller Macht stemmten und der sie nichts entgegenzusetzen hatten.

Sie verstanden, dass nicht nur das Tosen der Welt gegen sie war, sondern auch die Zeit. Sie verpackten in Minuten, was sie in Stunden auskosten wollten, verschnürten ihre Gefühle zu Päckchen, Happen gleich, die sie bloß vor dem Verhungern bewahrten.

Die Grenzen des Gewohnten hoben sie auf, sie nahmen es auseinander und setzten es neu zusammen. Schnittmengen genügten ihnen nicht, sie wollten Deckungsgleichheit, sich mit Stimmen und Gesten ununterscheidbar vermengen.

Sie mussten sich nicht erklären, es gab keine verborgenen Türen, und von den Abgründen wussten sie längst. Sie kannten den nächsten Schritt und den übernächsten, sie überschauten die komplizierte Abfolge, das Straucheln und Stolpern, das Tänzeln und Schweben.

Sie erschufen sich ihre Sprache und ein Wort war mehr als ein Wort, es barg Sätze und ganze Geschichten.

Sie konnten ein Beginnen denken, aber kein Enden.

Sie waren nicht namenlos, sie hatten eine Geschichte.

Aber nicht die Nähe

Veza

Hier haben sie es verknetet, das Leben mühsam zusammengehalten, soviel sich davon in der Kürze einsammeln ließ .

Im Hause Herczeg nahm man die Bedrohung nicht ausreichend ernst. Man hatte Bekannte, die sich Visa für eine Ausreise verschafft hatten, die nichts anderes als eine Flucht war, und man hatte Bekannte, die davon abrieten, die nichts Gutes zu berichten wussten. Sie erzählten, dass man sie dort, in den anderen Ländern, ebenfalls schlecht behandle, dass man vor ihnen Angst habe, sie interniere und für Spione hielte. Dass man sie nach Belieben weiterverschicke und sich aus der neuen Heimat keine Heimat machen ließe. Sie waren unschlüssig und blieben, hielten an dem fest, was sie kannten und ihr Eigentum nennen konnten. Dass selbst diese Selbstverständlichkeiten bald keine mehr wären, lag jenseits ihrer Vorstellungskraft. Herr Herczeg hatte im ersten Weltkrieg als Soldat gedient. Er war für seinen Verdienst um das Vaterland ausgezeichnet worden, dieser Einsatz musste Gewicht, musste eine Bedeutung haben. Darauf vertraute man, auf etwas musste man sich verlassen können.

Veza wollte sich nicht verlassen, sie hatte sich umgehört. Man hatte ihr von einem Pfarrer erzählt, der Juden taufte und sich, entgegen der Vorschrift, dafür einsetzte, dass im Taufbuch nicht explizit die israelitische Herkunft angeführt wurde. Veza war gerade achtzehn, sie liebte ihr Leben und sie liebte Lotti. Sie war nicht bereit, auf ihr Leben oder auf Lotti zu verzichten. Sie verrannte sich in die Vorstellung, gerettet zu werden, obwohl sie wusste, dass Rettung höchstens eine Möglichkeit, nicht einmal eine Wahrscheinlichkeit war. Es war besser, als untätig auf ein Wunder zu warten. Und obwohl es sich wie ein Sprung vom Dreimeterbrett anfühlte, ohne die Tiefe des Beckens zu kennen, sprang Veza. Sie tauchte ein in die neue Religion, tauchte ein in den Geruch von Weihrauch, in das kalte Taufwasser, in das weiche Gefühl des Chrisams auf ihrer Stirn, ins Widersagen und in ein fremdes Glaubensbekenntnis. Es war dunkel, es war stimmungsvoll, und Veza gefiel, was sie sah, ihr gefiel, was sie hörte und fühlte.

Vezas Eltern gefiel nicht, was sie hörten, als sie von ihrer Tochter vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Für die Mutter war es ein Schock, sie ging so weit, die eigene Tochter als Apostatin hinzustellen. Es fehlte nicht viel, und sie hätte sich geweigert, das abtrünnige Kind als das eigene anzusehen. Lange prasselten die Vorwürfe auf Veza an dem Abend ein, als sie die Eltern eingeweiht hatte. Habe sie nicht verstanden, dass die Geschichte der Juden eine endlos sich wiederholende Geschichte von Flucht und Vertreibung, von Verfolgung und Auswanderung sei, dass es umso wichtiger sei, sich als Teil dieser Schicksalsgemeinschaft zu fühlen und sich zu deklarieren, Position zu beziehen und nicht fahnenflüchtig zu werden? Was erwarte sie von der Taufe? Denke sie, man könne einen neuen Glauben nach Belieben überziehen und den alten, einem abgetragenen Pullover gleich, abstreifen?

Veza wartete ungeduldig, bis die Mutter Unverständnis und Verunsicherung aus sich herausgeschrien hatte. Sie hoffte auf ein milderes Urteil, vielleicht sogar auf Verständnis seitens des Vaters. Sie fixierte seine Hände, die nebeneinander auf dem Tisch ruhten. Sie strahlten jene Ruhe und Sicherheit aus, die sie kannte. Sie wusste, wie zart diese Hände über den Stoff glitten, wie behutsam sie seine Struktur erkundeten, Leinen und Seide, Kaschmir und Baumwolle. Dass sie so groß und gleichzeitig so einfühlsam sein konnten. Oft hatte Veza sie dabei beobachtet, wie sie Schnitte an die Stoffe hefteten, bevor die Schneiderkreide den Rändern entlang ihre weiße Spur ziehen durfte. Er erzählte dabei von der langen Reise der Stoffe, von den Tieren, deren Rasse, Herkunft und Ernährung die Beschaffenheit des Tuches beeinflussten, von den spinnfähigen Haaren und den Fäden, die man in der richtigen Stärke und Festigkeit zwirnen musste, und vom Weben. Nur wenn Kett- und Schussfäden richtig verwoben wären, erhielte man das wahre Tuch. Es schmiege sich an den Körper wie eine zweite Haut.

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