Verdammt, warum wollte er sie denn nicht nehmen? Das Kissen verbarg, ob er erregt war. Bestimmt war er das.
Immer häufiger schrie sie aus vollem Hals auf, strampelte mit den Beinen, warf ihren Kopf hin und her. Der Schmerz erschien Sophie inzwischen absolut unerträglich.
»Gnade, Herr!«
Keine Reaktion. Sie war seinen Wünschen und seiner Willkür ausgeliefert und es blieb ihr nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass er sich seiner Verantwortung bewusst war. Betteln lag ihr nicht, trotzdem flehte sie ihn an, damit aufzuhören. Aber Leo züchtigte sie solange, Hieb um Hieb, bis Sophies letzter Widerstand erschlaffte und sie nur noch heiser schluchzte, in Tränen aufgelöst, matt über seinen Schenkeln liegend. Da hörte er endlich auf, ließ sie langsam von seinen Beinen sinken, bis sie vor ihm kniete, am ganzen Körper zitternd, vollkommen aufgelöst.
»Du hast dich noch nie jemandem wirklich unterworfen, nicht wahr?« Leo streichelte Sophie über den Kopf und sie nickte. Dicke Tränen liefen über ihre Wangen und tropften vom Kinn auf den Boden. Wann hatte sie zuletzt geweint? Sie erinnerte sich nicht. Der Schmerz allein konnte es nicht sein, sie war hart im Nehmen. War es das Wissen über die Aussichtslosigkeit ihrer Lage, die sie empfindlicher gemacht hatte? Ihre Haut brannte so sehr, als wolle sie sich ablösen.
»Es wird wohl Zeit, dass dir jemand klar macht, wie schön und wie hart BDSM wirklich sein kann. Man sagte mir, du hältst einiges aus und suchst genau diese Herausforderung. Es überrascht mich daher ein wenig, dass du dich so aufführst und die Züchtigung nicht demütiger annimmst. Schließlich warst du es, die mich gesucht und um diese Erziehung gebeten hat, nicht umgekehrt. Also akzeptiere.«
Mich überrascht das alles auch , dachte Sophie. Ich verstehe gar nicht, was mit mir los ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich die ganze Woche darüber gegrübelt habe, ob ich es tun oder lassen soll? Die Endorphine tanzen durch meinen Körper und wollen nur noch eins, dass er mich nimmt und mir einen Orgasmus gönnt .
Ihr Schoß war warm und nass, das konnte Leo nicht verborgen bleiben. Er löste ihre Handfesseln und reichte ihr ein Taschentuch. Sophie wischte sich ihr Gesicht ab und schnäuzte sich die Nase.
Leo schnupperte und grinste. »Was den Sex betrifft, Sophie, so entscheide ich ganz alleine, wann, wo und wie ich dich nehme. Das kann sinnlich und ausgiebig sein, aber auch kurz und hart, und das wird es zumindest am Anfang sein. Du wirst vermutlich vor mir zuhause sein, so dass dir Zeit bleibt, dich frisch zu machen und dich mir nackt zu präsentieren, sobald ich hereinkomme. Du wirst dich tief bücken, vor der Garderobe in dieser Position warten, und ich werde dich nehmen, wenn mir danach ist, einfach weil du mein Eigentum bist. Kapiert?«
»Ja, Herr«, erwiderte Sophie leise. Und was war, wenn er keine Erektion hatte? Oder gab es das nicht?
»Ich kann sehr zärtlich und leidenschaftlich sein, doch es liegt bei dir, wann es soweit ist. Vorerst musst du dafür Sorge tragen, mir jederzeit zur Verfügung zu stehen. Deshalb möchte ich, dass du dich mehrmals täglich mit Gleitgel darauf vorbereitest. Ich habe keine Lust dich trocken zu vögeln. Das ist weder für dich angenehm, noch für mich. Ich bin kein Vergewaltiger, verstanden?«
Sophie nickte. Zu hohe Erwartungen sollte sie also vorerst nicht stellen. Leo würde auf seinen Rechten als ihr Herr bestehen. So konnten die Spielregeln des BDSM sein und so waren vor allem die von ihm festgelegten Regeln, die sie akzeptiert hatte – und nur so würde es hoffentlich zu dem von ihr ersehnten extremeren Höhepunkt kommen. Es war nur recht, wenn er sie an der kurzen Leine hielt. Es würde ihr nicht gefallen, es würde sie reizbar machen, aber zugleich würde sie ihn anbeten wie eine läufige Hündin.
»Und noch mal, damit das glasklar ist, Sophie – es ist dir nicht erlaubt, dich zu deinem Vergnügen zu berühren! Wenn ich dich beim Masturbieren erwische, werde ich dich so hart bestrafen, dass du dir wünschen wirst, du hättest es gelassen.«
Na wenn schon, dachte Sophie mit gesenktem Kopf. Mehr als mir den Hintern versohlen oder mich mit dem Rohrstock striemen, wird es wohl kaum sein. Wogegen ich absolut nichts einzuwenden hätte, überlegte sie mit leichtem Grinsen. Es liegt ganz bei ihm, ob ich mich beherrschen kann oder nicht. Wenn er mich lüstern und unbefriedigt, wie ich jetzt gerade bin, in mein Bett schickt, werde ich ohne Orgasmus sowieso nicht schlafen können. No risk, no fun . Sophie musste sich zusammenreißen, damit ihr Gesicht nicht ihre erotischen Gelüste widerspiegelte.
»So, lass uns etwas essen. Komm mit.«
Leo stand auf und ging hinüber zur Kochecke. Wie konnte er in diesem Augenblick an Essen denken?
»Herr, die Fessel …«
»Habe ich nicht vergessen«, knurrte er. »Kriech oder spring.«
Sophie erhob sich zögernd. Sie hatte absolut keine Lust am Boden herum zukriechen, dann schon lieber hüpfen. Widerwillig gehorchte sie.
»Kannst du kochen?«
Sophie räusperte sich, um den Frosch in ihrem Hals loszuwerden. »Ja, schon. Nicht so gut wie ich lecken und saugen kann …«
Leo lachte und gab ihr einen Klaps auf ihren Hintern, der sich fast wieder beruhigt hatte. »Ein netter Versuch. Vielleicht komme ich später darauf zurück. Schau in den Kühlschrank und versuch aus dem Inhalt etwas zu zaubern, während ich meine Zeitung lese.«
Er setzte sich auf einen Barhocker am Küchenthresen und schlug die Tageszeitung auf, die darauf lag.
Der Kühlschrank war für mehrere Tage gefüllt. Sophie begutachtete Waren und Verfallsdatum und entschied sich dann für die Hähnchenschenkel und diverse Gemüse. Früher hatten sie und Nadine öfter zusammen gekocht. Das schien ihr eine halbe Ewigkeit her zu sein. Es gab eine handvoll Gerichte, die sie einigermaßen beherrschte, aber für sie alleine hatte sich das Kochen nicht gelohnt. Unter der Woche ging sie Mittags mit den Kollegen in eine nahe gelegene Firmenkantine essen und am Wochenende gab es etwas aus der Dose oder Tiefkühltruhe.
»Mach nicht so ein missmutiges Gesicht«, kritisierte Leo mit Blick über den Rand seiner Zeitung. »Ich lasse mich gerne verwöhnen. Streng dich ein bisschen an.«
Seufzend machte Sophie sich an die Arbeit, die Hähnchenteile anzubraten, Reis aufzusetzen und eine Currysauce zu zaubern. Sie hatte noch nie nackt am Herd gestanden und hatte Angst, einen heißen Spritzer abzubekommen. Aber es ging alles gut und Leo schnupperte von Zeit zu Zeit zufrieden.
Kapitel 9 
Der Rest des Tages wirkte auf Sophie wie das geruhsame Plätschern eines sommertrockenen Bächleins. Nichts geschah, absolut nichts.
Leo informierte sie häppchenweise über ihre weiteren Pflichten, während er das Essen offensichtlich genoss. Sie selbst aß nur wenig. Ihr Magen war wie zugeschnürt. Sie war gerne nackt und sich der Schönheit ihres Körpers bewusst. Ihm am Esstisch als Evas Tochter gegenüber zu sitzen und mit ihm zu speisen, fühlte sich jedoch merkwürdig an.
Morgens wünschte Leo mit Kaffee im Bett und einem Blowjob geweckt zu werden. Danach würde er entscheiden, ob er eine Züchtigung zur Bestätigung ihres Sklavenstatus für notwendig halte. Sodann würden sie, sobald ihre zwei Kennenlernwochen vorüber wären, beide Arbeiten gehen und abends erwartete er, von Sophie bekocht und rundum verwöhnt zu werden. Mittwochs hätte er häufig Sitzungen und käme später nach Hause, für Sophie genügend Zeit, um die Wohnung in Schuss zu halten und alle weiteren Aufgaben zu erledigen.
Als Leo seine Sklavin gegen zweiundzwanzig Uhr in ihr einsames Bett schickte, war diese äußerst unzufrieden. Vierzehn Tage lang hatten sie Zeit sich aneinander zu gewöhnen, ehe der Alltag eintrat, aber Sophie hegte nicht die Absicht, diese Zeit nur mit Putzen und Kochen, mit Waschen und Bügeln, mit dem Erlernen der von ihm erdachten Regeln zu verbringen. Von Sex keine Spur. Weitere Züchtigungen oder Berührungen hatten nicht stattgefunden.
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