»Das ist bis auf weiteres dein Zimmer.«
Sophie hatte keine besonderen Erwartungen an ihr eigenes Reich gestellt. Sie hatte einfach ein ganz normales Zimmer für sich als selbstverständlich erwartet, als Refugium für ihre persönlichen Dinge und Rückzucksbereich. Sie war tief enttäuscht darüber, wie klein und schlicht es war. Wie naiv sie gewesen war. Der Platz, der ihr zur Verfügung stand, entsprach eher einer Rumpelkammer, als einem Zimmer. Sogar das Fenster war winzig. Er meinte das so verdammt ernst mit ihrer Rolle als seine Sklavin, dass ihr nicht einmal ein richtiges Bett vergönnt war. Als Kind hatte sie einmal auf einer Matratze auf dem Fußboden geschlafen, danach nie wieder. Das hier war rundum eine Zumutung.
»Das ist alles?«, stieß sie hervor und schnaubte empört. »Es kann nicht Ihr Ernst sein, dass ich hier schlafen soll, in diesem – diesem Loch!«
Leos Blick war strafend. »Vergiss nicht, wer du bist. Der Platz in meinem Bett muss erst noch erarbeitet werden«, erklärte er streng.
Sophie schluckte. Eigentlich hatte sie als Sklavin genau genommen gar kein Recht auf ein eigenes Zimmer, wollte er wohl damit sagen. Er könnte genauso gut verlangen, dass sie vor seinem Bett auf dem Boden schlief.
»Und dazu noch etwas, das alles hier …«, er berührte kurz ihre Brüste, fuhr mit der Hand langsam nach unten und legte seine Hand auf Sophies Schoß, »gehört ab jetzt zu Hundert Prozent mir. Du wirst dich dort nicht anfassen, außer um dich zu waschen, und du wirst nicht masturbieren. Glaub mir, falls du es doch tust, ich werde es herausfinden.«
Sophie fühlte sich, als würde Leo ihr die Luft zum Atmen nehmen. Unter dem sanften Druck seiner Hand begann es sofort in ihrem Schoß zu pulsieren. Der Blick aus diesen überaus hellen, einzigartigen Augen wirkte hypnotisierend und sie wollte nichts anderes, als ihm gefallen und von ihm sofort genommen werden. Jetzt. Hier. Hart.
»Ja, Herr«, flüsterte sie ergeben.
»Ich erwarte dich in fünf Minuten im Wohnzimmer. Nackt. Und zeig mehr Demut.«
Sophie starrte ihm nach, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, dann ließ sie sich auf den Hocker sinken, der abgewetzt und verschrammt war, als stamme er vom Flohmarkt oder aus einem Keller. Kaum hatte die personifizierte Dominanz den Raum verlassen und die Wirkung seiner Aura verblasste, erwachte ihr Trotz zum Leben. Für diesen nüchternen Empfang würde sie sich bei Gelegenheit rächen!
Lustlos begann sie sich auszuziehen. Als sie ihren Slip in der Hand hielt, hob sie ihn hoch und roch daran. Er duftete nach ihr und war von der Erregung, die ihre Vagina erfasst hatte, so warm, dass er fast dampfte.
Grimmig knüllte Sophie den Slip in der Hand. Hätte er ihr als erstes diese Bleibe gezeigt, hätte das so abtörnend gewirkt, dass sie mit Sicherheit keinerlei Lust entwickelt hätte. Nun war es zu spät. Ihr Körper ließ sich nicht so einfach auf Null herunterbremsen.
Irgendwie musste sie ihr Verlangen vor ihrem Herrn verbergen, auch wenn sie nicht verhindern konnte, dass ihr Körper auf seine charismatische Ausstrahlung reagierte. Eine gezielte Ladung kaltes Wasser war ihre einzige Chance. Ihr Herr sollte sich nichts darauf einbilden, dass sie seinetwegen heiß war wie eine läufige Hündin.
Nachdem Sophie sich fertig ausgezogen hatte, schlich sie leise hinüber auf die Toilette. Sie setzte sich und nahm die Fernbedienung in die Hand. Temperaturanzeige, Startknopf, Blümchen-Symbol, Frau … Kurz darauf hatte Sophie die Funktionen verstanden und kühlte ihren Schoß, noch mal und noch mal. Es wurde immer kälter. So war es gut. Sie würde ihrem Herrn ohne Erregung und ohne Lustduft gegenüber treten.
»Wo bleibst du denn?«
Leo hatte es sich auf einem der Sofas vor den Panoramafenstern bequem gemacht. Seine Stiefel hatte er in der Zwischenzeit ausgezogen und seine nackten Zehen spielten mit dem dicken Flor des Teppichs, der unter seinen Füßen lag. Er winkte Sophie ungeduldig, zu ihm zu kommen. Aber sie ließ sich Zeit, setzte sorgfältig einen Fuß vor den anderen, den Rücken durchgestreckt, sich ihrer körperlichen Vollkommenheit durchaus bewusst. Ein wenig enttäuscht stellte sie fest, dass Leo darauf nicht reagierte.
»Ich werde jetzt meinen Besitz einer genauen Inspektion unterziehen.«
»Ganz wie Sie wünschen, Herr«, erwiderte Sophie steif und emotionslos.
Leo sagte darauf nichts, deutete sein Missfallen jedoch durch das kurze Hochziehen einer Augenbraue an. Er machte eine Geste, dass Sophie sich vor ihm drehen sollte und betrachtete sie dabei von oben bis unten, dann von unten nach oben, wieder und wieder, ohne die Miene zu verziehen. Seine Hand knetete ihre Waden, ihre Oberarme, ihren Po. Mit jeder Drehung gab Sophie sich weniger Mühe. Es langweilte sie. Er hatte doch bestimmt schon Hunderte Frauen gesehen und an ihrem Körper gab es nichts auszusetzen. Sie war wohlproportioniert und durchtrainiert. Außerdem hatte er bestimmt vorher Erkundigungen eingeholt, wie seine künftige Sklavin aussehen würde.
»Bist du sicher, dass du dich korrekt verhältst?«
Seine Stimme war schneidend und Sophies Körper versteifte sich. Es war nicht gut, wütend auf ihn zu sein und ihm dies durch ein mürrisches Gesicht zu zeigen.
»Ich erwarte von meiner Sklavin respektvolles Verhalten und Bewegungen, die anmutig und sinnlich sind. Schließlich habe ich ein Spielzeug zu meinem persönlichen Vergnügen erworben. Und wenn auch du etwas von diesem Spiel haben möchtest, solltest du dich ein wenig mehr anstrengen.«
Auch wenn sie frustriert war, er hatte leider recht. Sophie richtete sich wieder auf und bemühte sich um mehr Eleganz beim Drehen. Sie war zum Vergnügen ihres Herrn angetreten, und nur wenn er Vergnügen empfand, durfte sie auf ihr eigenes hoffen. So waren die Regeln.
»Halt, bleib stehen!«
Sophie erfasste Unbehagen, als Leo aufstand und sich vor sie stellte. »Du bist aufmüpfig, weil du sauer auf mich bist, nicht wahr?«
»Nein, Herr«, gab Sophie zurück, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihre Lippen bebten. Seine Nähe verunsicherte sie, als strömte aus jeder seiner Poren die Dominanz.
»Ich mag keine Lügen«, donnerte Leos Stimme. »Wenn du mich hintergehst oder anlügst oder versuchst zu fliehen, werde ich dich bestrafen. Niemals aber für die Wahrheit, selbst wenn sie sich gegen mich richtet. Du bist sauer wegen des Zimmers. Das verstehe ich. Aber wie ich dir schon sagte, Sklavin, mein Bett musst du dir erst noch verdienen.«
Sophie senkte ergeben ihren Kopf und atmete tief durch. Er hatte ja so recht. Was war nur in sie gefahren? »Bitte verzeihen Sie mir.« Ihr Körper versteifte sich und sie fröstelte. Er konnte mit ihr machen, was er wollte. Sie hatte ihm mit ihrer Unterschrift alle Rechte erteilt. Und sie wollte es nicht anders, sonst hätte sie nicht solange nach ihm gesucht. Folglich sollte sie es wenigstens versuchen, sich einmal in ihrem Leben aufrichtig zu unterwerfen.
»Hast du Angst vor mir?«
Sophie nickte. »Ein wenig. Ich kenne Sie ja noch nicht.« Sie zitterte und traute sich nicht, ihren Kopf zu heben und ihn anzuschauen. Ihre Wut und ihre Selbstsicherheit waren innerhalb weniger Minuten dahin geschmolzen und einer tiefen Hilflosigkeit gewichen. Sie erinnerte sich vage, was man sich über ihn erzählte, dass er streng sei, unnachgiebig, sich durch nichts erweichen ließe. Die Nummer mit dem Spiegel und seine Forderungen passten dazu. Sie sollte sich besser nichts vormachen. Ihn zu manipulieren würde schwierig werden.
Zu ihrer Verblüffung legte Leo seine Arme um sie und zog sie an seine Brust, drückte mit einer Hand sanft ihren Kopf an sich und streichelte mit der anderen beruhigend ihren Rücken.
»Du solltest aufhören, über das nachzudenken, was sein wird und sich deiner Kontrolle entzieht«, sagte er leise.
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