»Du darfst tagsüber in der Arbeit einen Schal darüber tragen, wenn dir das lieber ist. In der Szene jedoch wird jeder sofort wissen, dass du mir gehörst und keiner wird es wagen, mein Eigentum anzurühren.«
Er klappte das Halsband an dem kleinen Scharnier auf, legte es ihr um und verschloss es. Es war kühl und schmiegte sich sogleich an ihre Haut.
»Darf ich es anfassen, Herr?«
Er nickte und Sophie fuhr mit den Fingern über das Metall. Es fühlte sich gut an.
»Danke, Herr«, wiederholte sie mit Tränen in den Augen und schämte sich nicht, ihm zu zeigen, wie gerührt sie war. Ihr neuer Meister war in jeder Hinsicht schon jetzt die Erfüllung ihrer feuchten Träume. Dabei hatte sie doch stark sein wollen, auch in ihrer Rolle als Sklavin, aber es fühlte sich auf einmal so gut an, schwach zu sein und sich seiner Führung anzuvertrauen.
Leo streichelte ihr über die Wange, fuhr mit seinem Finger sanft ihre Lippen nach und musterte sie.
»Nun gehörst du ganz und gar mir«, sagte er leise, als müsse auch er sich noch mal über diesen Umstand und die damit verbundenen Konsequenzen vergewissern. Dann verschwand der nachdenkliche Ausdruck von einer Sekunde zur anderen.
»Deine Erziehung wird im Vordergrund stehen und das Zuckerbrot nach der sprichwörtlichen Peitsche wirst du dir hart erarbeiten müssen, Sophie. Dein tägliches Brot wird B und D sein, vor allem D.«
Bondage and Discipline? Es erschien Sophie weit weniger schrecklich, als er möglicherweise gemeint hatte. Sie hatte ihn genau aus diesen Gründen gesucht. Vielleicht war ihm noch nicht klar, wie viel Lust sie aus einer harten Erziehung ziehen würde. Schließlich war sie alles andere als eine Romantikerin oder Kuschelmaus. Zuckerbrot sah für sie eben anders aus.
»Steh auf, Sklavin.«
»Ja, Herr.«
Sophie erhob sich hastig und hatte Mühe, die Balance auf ihren Highheels zu finden. Würde er nun damit beginnen, sie durch eine harte Züchtigung zu unterwerfen? Oder würde er sie hier an Ort und Stelle mit seinem Geschlecht in Besitz nehmen? Sophie zitterte. Jede Faser ihres Körpers war auf Hochspannung und lechzte danach, ihm zur Verfügung zu stehen und natürlich für sich selbst das Vergnügen eines Höhepunkts dabei herauszuziehen. Es würde sich zeigen, wer von ihnen wirklich der Stärkere in diesem Spiel war. Im Augenblick fühlte sie sich ein wenig schwach, aber vielleicht verging dieses Gefühl wieder, wenn sie ihn näher kannte. Dennoch war da auch eine mahnende Stimme, nicht zuviel zu erwarten und seine Dominanz nicht zu unterschätzen.
»Zieh deine Schuhe aus und nimm sie in die Hand. Sie ruinieren meinen Fußboden.«
Sophie gehorchte schweigend. Bisher hatte sie sich immer damit beruhigt, dass es ein Codewort gab und sie die Session jederzeit beenden konnte, was sie in dem einen oder anderen Fall auch schon getan hatte. Weniger weil sie es nicht ausgehalten hätte, sondern eher weil der Funke nicht übergesprungen war und sie das Spiel nicht erregte, sondern langweilte.
Was aber würde geschehen, wenn sie Leo anflehen würde, Gnade zu zeigen und er nicht darauf einging? Sie wollte so sehr von ihm unterworfen und erzogen werden, einmal erleben, dass es nicht nach ihrem Kopf ging, dass sie Angst vor ihrer eigenen Courage hatte und fröstelte.
Kapitel 8 
Während Sophie noch mit ihrem physischen und psychischen Gleichgewicht kämpfte und zu begreifen versuchte, dass es unausweichlich ernst mit ihrem Abenteuer wurde, die aufregendste aber auch unkalkulierbarste Zeit ihres Lebens auf sie zukam, driftete auf einmal die Wand auf der anderen Seite des Tisches in zwei Hälften auseinander. Ein Teil verschob sich in die Tiefe und verschwand dann langsam hinter der anderen. Übrig blieb eine Art Raumteiler zwischen Wohn- und Essbereich.
Sophie erblickte eine geräumige, offene Wohnlandschaft. Halbkreisförmige Panoramafenster gaben eine großzügige Sicht über die Dächer der Stadt frei. Bei Nacht war der Ausblick bestimmt erst recht einzigartig. Ein Glücksgefühl zog auf. Ihre eigene Wohnung hatte zwar alles gehabt, was sie sich wünschte, aber diese hier war ein Traum. Das wusste sie schon, bevor sie alles gesehen hatte.
Mit vielen Kissen bestückte bequeme Sitzgelegenheiten reihten sich unter diesen Fenster, die bis zum Boden reichten, aneinander. Mitten im Raum gab es eine zusätzliche Sitzgruppe aus drei Sesseln, die zu einem runden Glastisch gehörten. Dahinter folgte eine offene Küche mit Absauganlage und einem frei stehenden Block mit Herd und Spüle. Eine breite Schiebetür führte hinaus auf eine Dachterrasse, deren Ausdehnung Sophie von ihrer Warte aus nicht ermessen konnte.
Wow. Der Qualität und Lage dieser Penthouse-Wohnung nach zu urteilen, war ihr Herr vermögend.
Sophie drehte sich um. Es gab zuviel zu sehen, um es mit einem Mal zu erfassen. Aber da sie ab sofort hier wohnte, bliebe ausreichend Zeit, alles zu erkunden. Egal wie lange sie bliebe, in dieser Zeit würde sie sich wohlfühlen. Egal wie lange – sie unterdrückte ein Schmunzeln. Nichts konnte sie halten, falls dieser Dom sich doch als Fehlgriff erweisen würde.
Sophie gab sich einen Ruck. Ich bin angekommen. Mein Traum wird wahr. Ich sollte folglich aufhören, über Eventualitäten nachzudenken und mich stattdessen fügen und meine Rolle leben .
Ein weiterer frei stehender, schmaler Raumteiler diente als Unterbringung für einen enorm großen Plasmafernseher und eine üppige Stereoanlage. Auf der Rückseite gliederten sich Waschbecken und eine in den Boden eingelassene Wanne-Dusche-Kombination an, nur durch eine Glasscheibe an zwei weiteren Seiten vom Raum getrennt. Vergleichbares hatte Sophie noch nie gesehen.
Über drei Stufen hinter der Sitzgruppe ging es hinauf auf eine Empore, auf der ein breites, gemütlich wirkendes Bett stand. Eine verglaste Vitrine mit Geschirr und Accessoires, mehrere gut gefüllte Bücherregale und ein antiker Sekretär entlang der Wandseite vervollständigten die Einrichtung.
Sophie war sprachlos. Manche der Tops, zu denen sie nach Hause mitgegangen war, waren durchaus gut eingerichtet gewesen, zeigten was sie sich leisten konnten, aber das hier war der Trumpf, der Höhepunkt aller Erlebnisse. Ihr Herr schien nicht nur über Geld, sondern auch über guten Geschmack zu verfügen. Wenn er sich als Herr genauso perfekt gab – Sophie wagte nicht, den Gedanken zuende zu führen. Alles war vage, alles bedeutete ein Abenteuer noch unbekannten Ausmaßes.
Sie sah sich weiter um.
Nicht weniger imposant als der Raum, entpuppte sich die Decke beim Blick nach oben. In der weißen Lackspannfolie, die sich unter der gesamten Fläche spannte, spiegelte sich alles. Die integrierten Spots gaben ein schummriges, blendfreies Licht von sich.
Leo bedeutete Sophie, ihm zu folgen. Mit den Schuhen in der Hand kehrte sie um und betrat hinter ihm das kleine Stück Flur, das auf der anderen Seite der Essbereichwand übrig geblieben war.
»Bügelzimmer inklusive Waschmaschine und Trockner«, kommentierte Leo nüchtern, was sich hinter der Tür neben dem Eingang verbarg. »Du wirst dafür sorgen, dass meine Wäsche regelmäßig gewaschen oder gereinigt ist, perfekt gebügelt und aufgeräumt, hier in meinem Umkleidezimmer. Nebendran befindet sich die Toilette. Es handelt sich um eine Luxusausführung mit Intimdusche, die Fernbedienung erklärt sich von selbst. Ich bin pingelig, was Sauberkeit betrifft.«
Dann stieß er die letzte Tür auf, zu einem Zimmer, das so klein war, dass darin nur ein Kleiderschrank, ein Hocker und eine auf dem Boden liegende Matratze Platz fanden. Sophies Koffer drängten sich vor dem Schrank.
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