1 ...6 7 8 10 11 12 ...35 »Sag nur, es hat dir nicht gefallen. Dann machen wir’s gleich noch mal.«
»Nein danke«, stöhnte sie. »Ich bin völlig fertig. Und das Bettlaken ist auch ruiniert.«
Laurin schüttelte den Kopf. »Kann man bestimmt rausbügeln.«
»Ach. Und wer macht das?«
»Na du natürlich, mein Schatz.« Laurin gab ihr einen zarten Kuss auf die Nase und löste die Handschellen. »Böse?«
Nadine schüttelte den Kopf. »Nein. Wer kann dir schon böse sein. Aber ein Scheusal bist du trotzdem.«
Laurin lachte.
»Und wenn das Wachs nicht wieder rausgeht?«
»Ich komme für den Schaden selbstverständlich auf, beruhige dich.«
Er holte die Bettdecke, die auf einem Sessel lag, deckte Nadine zu und schlüpfte ins Bett. Sie kuschelte sich in seinen Arm und eine Weile ruhten sie, hörten auf den Herzschlag des anderen und dösten. Wie wunderbar die Welt zu zweit war, aufregend und entrückend, anstrengend und zugleich entspannend. Hoffentlich blieb es für immer so.
»Was wollte denn Sophie so Wichtiges von dir?«, fragte Laurin auf einmal in die Stille.
»Sie hat heute Mister Phantom getroffen«, murmelte Nadine gelangweilt.
Laurin gab ein tiefes Kichern von sich. »Mister Phantom? Ich glaube, das würde ihm gefallen.«
Anscheinend war er hellwach, ganz im Gegensatz zu ihr. Andere Männer waren nach dem Akt meistens schläfrig, pennten in Sekundenschnelle ein, aber nicht Laurin. Ein paar Minuten Ruhen genügten ihm völlig zur Regeneration.
»Und weiter?«
Nadine setzte sich auf, so dass sie Laurin in die Augen sehen konnte.
»Ist der Kerl wirklich so eine Art Super-Dom?«
»Hm, ich denke schon.«
Nadine lachte auf. »Und was ist an dem Kerl so Besonderes?«
Laurin zuckte mit den Schultern. »Ich war noch nie dabei. Ich kenne auch nicht mehr als die Gerüchte und weiß nicht, wodurch er seine Gespielinnen beeindruckt. Hat Sophie denn nichts erzählt?«
»Du hast uns ja nicht lange genug miteinander reden lassen«, erwiderte Nadine in vorwurfsvollem Tonfall. »Er ist doch nicht gefährlich, oder?«
»Ich glaube nicht. Und selbst wenn – du hättest Sophie doch sowieso nicht davon abhalten können, ihn zu finden und zu treffen.«
»Okay, stimmt. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bekommt sie es früher oder später auch.«
»Nun, das ist jetzt allein Sophies Ding. Du wirst dich keinesfalls einmischen.«
»Hey, Sophie ist doch meine beste Freundin und wenn sie …«
Laurin setzte sich auf und sah Nadine ernst an. »Du wirst dich nicht einmischen, klar?«
Sie schluckte beklommen und nickte.
Kapitel 5 
Nacht für Nacht war Sophie in unzähligen Clubs gewesen, hatte Subs und Tops gefragt, die sie persönlich kannte. Aber niemand konnte ihr helfen. Sophie war klar, sie machte sich mit ihrer Fragerei ein wenig lächerlich, auch wenn sie mit allen möglichen rhetorischen Raffinessen versuchte, ihre Suche nach Mister Phantom als reine Neugierde zu tarnen.
Häufig hatte sie sich erschöpft und niedergeschlagen gefühlt. Die Suche nach diesem superdominanten Dom zehrte an ihren Nerven. Jeder sagte ihr, dass sie sich in eine aussichtslose Sache verrenne und allmählich war sie geneigt, es selbst zu glauben.
Ihr Körper war in einer Spannung gefangen, als bestünden ihre Adern und Muskeln aus einer Starkstromleitung. Es knisterte, zwickte, kribbelte ununterbrochen. Kaum lag sie im Bett fanden ihre Finger wie von allein den Weg zu ihren Nippeln und zu ihrer Klitoris. Aber die kurze Befriedigung, der schnelle Orgasmus, das war es nicht, was sie wollte und zufriedenstellte.
Sie war auf der Jagd. Vielleicht hatte sie zu viele männliche Hormone? Man sagte doch nur der Spezies Mann nach, dass sie dem Weib hinterher jage. Herrgott noch mal. Stimmte es etwa, was Nadine behauptete? War sie schlichtweg nymphoman? Ach Quatsch, dann würde sie doch mit jedem vögeln, den sie haben konnte. Aber das war nicht ihr Ziel.
War sie früher nur Freitag- und Samstagabend ausgegangen, so hielt sie es bald an keinem Abend zuhause aus. Wenn sie nicht unterwegs war, könnte sie ihn verpassen. Ihre von Übernächtigung zeugenden Augenringe verlangten sorgfältige Schminke und dank der Espressomaschine in der Firmenküche hatte sie die Zeit der Suche durchgestanden und fast immer ihr Arbeitspensum geschafft. Manchmal allerdings hatte sie das Gefühl gehabt, von den Kollegen kritisch gemustert zu werden. Vielleicht war das aber auch nur Paranoia.
Dann eines Abends, als Sophie sich schon fast auf dem Weg zum Ausgang des Clubs befand, hatte ihr Handy vibriert, das sie sich zwischen ihren Brüsten in die Korsage gesteckt hatte. Sie hielt sich mit der freien Hand ein Ohr zu, um am anderen besser zu verstehen, was gesagt wurde und strebte weiter dem Ausgang entgegen, wo es leiser sein würde.
»Hallo?«
»Sophie – Laurin kennt ihn.«
»Was sagst du? Ich verstehe dich nicht. Es ist so laut hier.« Zur Hölle mit dem Geräuschpegel aus Musik und Gesprächen.
»Laurin kann vielleicht ein Treffen arrangieren«, brüllte Nadine in den Hörer.
»Wovon zur Hölle sprichst du?« Sophie wollte nicht glauben, dass sie richtig verstanden hatte, was Nadine damit sagen wollte.
»Hey Süße, Laurin kennt den Dom, den du suchst. Kapiert?«
Sophie Herz setzte für einen Sekundenschlag aus. Es gab tatsächlich jemanden, der ihren Superdom kannte.
Nadine, ihre herzensgute hilfsbereite Freundin Nadine hatte tatsächlich ihren Mann gefragt und würde ihr ein Date mit Mister Phantom vermitteln.
Kapitel 6 
Sie hatte es getan!
Die Tage nach der Unterzeichnung des Vertrages waren voll innerer Unruhe. Sophie überlegte hin und her, ob sie abgedreht genug war, diese Sache durchzuziehen. Noch immer wusste sie nicht, mit wem sie es tun hatte. Ein Diener hatte den Vertrag aus dem Raum geholt und einige Minuten später hatte ihr künftiger Herr ihr erklärt, dass sie fünf Tage Bedenkzeit hätte. In diesem Zeitraum wäre er bereit, den Vertrag ohne weitere Konsequenzen aufzulösen. Niemand würde etwas erfahren. Ansonsten erwarte er sie nach diesen fünf Tagen bei sich und der Vertrag wäre gültig. Ihr Konto würde noch am selben Tag geleert und ihr Gehalt per monatlichem Dauerauftrag auf ein anderes Konto transferiert werden.
Außerdem hatte er ihr noch eine Visitenkarte überreichen lassen, wonach sie sich bei dem darauf genannten Gynäkologen einzufinden habe, um einen HIV-Test durchzuführen. Schließlich könne er ja nicht darauf vertrauen, dass sie bei ihrem Spieltrieb immer auf ihre gesundheitliche Sicherheit geachtet hätte. Der Arzt würde sich darum kümmern, dass ihrem Herrn das Ergebnis schnell und unbürokratisch zugestellt werde.
Sophie war zu überrascht, um Einwände vorzubringen.
Natürlich hatte Nadine von ihrer Freundin wissen wollen, wie das Gespräch verlaufen war. Gleich am nächsten Morgen hatte sie angerufen und sie hatten sich für abends verabredet. Sophie hatte ihr alles erzählt, alles – außer die Sache mit den Vollmachten und dem Arztbesuch. Aber auch ohne dieses Detail hatte Nadine sie gefragt, ob sie den Verstand verloren hätte. Die Tatsache, dass Sophie bislang weder seinen Namen kannte, noch wusste, wo er wohnte, was er arbeitete, wie er aussah, war erschreckend genug. Nadine schimpfte, wie realitätsfremd Sophie eigentlich wäre, ob sie nie die Horrornachrichten von Entführungen, jahrelangem Gefangen- und Versteckhalten, von Missbrauch und Folter mitbekäme.
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