Timecode |
Synchrontext |
Untertitelung |
10:26:16 |
Sie ham doch nix angefasst im Zimmer von meim Bübschen? |
Ham Schie nix angerührt im Zimmer von meim Bübschen? |
10:26:34 |
Das is Muckefuck, das schmeckt viel bescher als Kaffee. |
Tschikorie, das kommt bei uns in den Kaffee. |
Tabelle 3:
Sch’tis Synchron und untertitelt
Worin liegen bei diesen beiden Beispielen die Hauptprobleme bei der Vergleichbarkeit? Bedenken Sie auch die Unterschiede, die zwischen den beiden Verfahren Synchron und Untertitelung grundsätzlich bestehen.
2.5.6 Übertitelung / Lehnenübersetzung im Theater
Die interlingualen Untertitel im Film unterscheiden sich von der inhaltlichen Herausforderung her nicht von den Übertiteln (engl. surtitles surtitles, seltener supertitles supertitles) zu Theaterstücken.
Mal kurz nachdenken … Worin denn sonst?
Keine Theateraufführung ist vollkommen identisch mit der anderen. Mal ist alles etwas langsamer, mal ist alles etwas schneller. Mal vergisst jemand seinen Text und es muss ein bisschen improvisiert werden. Die Problematik ist durch Inszenierung und Aufführungsablauf bedingt. Das bedeutet auch, dass ÜbertitelÜbertitel im Theater meist live zugeschaltet werden.
Mal kurz nachdenken … Theaterstücke werden nur in einer besonderen Situation interlingual übertitelt. Wo?
Theaterstücke werden normalerweise nicht in Fremdsprachen aufgeführt. Die Ausnahme sind Theaterfestivals, so dass nur dort eine interlinguale Übertitelung oder eine Verdolmetschung notwendig sind.
Mal kurz nachdenken … Haben Sie im Theater schon einmal Übertitel gesehen? Wo waren die? Wie fanden Sie es, dass das Theaterstück oder die OperOper übertitelt waren?
Als die ersten Übertitel in den Theatern eingeführt wurden, wurden sie immer auf die Wand über der Bühne projiziert. Oft waren sie ästhetisch sehr fragwürdig gestaltet. Man kann diese Übertitel außerdem nicht abschalten, auch wenn man es gern tun würde. Gerade wenn man in den höheren Rängen sitzt, schiebt sich diese Übertitelung aufdringlich ins Blickfeld. Später wurde die Projektion durch LED-Leisten ersetzt, ebenfalls über der Bühne (siehe Burton 2009: 59).
Renommierte Theater haben oft kleine Bildschirme in den Rückenlehnen der Sitze. Burton nennt für 2009 nur ein paar sehr berühmte Opernhäuser mit einer solchen Ausstattung, doch inzwischen findet sie sich auch in eher im eigenen Lande bekannten großen Opernhäusern. Diese Bildschirme kann man ausschalten. Man sieht aber über den gesamten Zuschauerraum verteilt kleine Lichter von den angeschalteten Bildschirmen. Auch das kann stören, besonders wenn die Bildschirme sich direkt in der Reihe vor dem eigenen Sitz befinden. Wenn man sie selbst nutzt, muss der Blick ständig zwischen Bildschirm und Bühne hin und her wandern, was ebenfalls nicht optimal ist.
Für Übertitel über der Bühne gelten andere Richtlinien als für Untertitel: Die Situation des Zuschauers ist eine andere; der Blickwinkel ist anders, und auch die Buchstaben sehen je nach technischer Ausstattung des Theaters anders aus als bei Untertiteln. Ausführliche Informationen zur Übertitelung im Theater finden sich bei Griesel (2007). Zum Thema Oper in Film und Theater siehe Kapitel 2.6.
2.6 Musik und Untertitelung
MusikMusik hält bei jedem Verfahren der audiovisuellen Übersetzung eigene Herausforderungen bereit. Das gilt für die Übertitelung im Theater ebenso wie für die Untertitelung in Filmen und auf DVDs. Opern haben dabei eine andere Problematik als Songs mitten in einem ansonsten gesprochenen Film. Technisch ist die Übertitelung im Theater nicht anders als bei Theaterstücken.
OpernOper auf DVDs haben intralinguale und interlinguale Untertitel, die man wegschalten kann. Das gilt auch für Sender wie ARTEARTE oder 3sat3sat, die Operninszenierungen zeigen. Für Opern im Theater gilt, dass auch sie heute meist in der Originalsprache aufgeführt werden. Mehr dazu weiter unten.
Das heißt, dass auch deutschsprachige Opern für deutsche Zuhörer untertitelt sind. Hören Sie sich einen Ausschnitt aus einer Wagner-Oper an. Notieren Sie dabei das, was Sie vom Text zu verstehen glauben. Schalten Sie jetzt die Untertitel zu und hören Sie sich das Ganze noch einmal an.
Die Sprache der Opernlibretti ist oft eigenartig, und das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Tätigkeit des Übersetzers:
… opera libretti tend towards the flowery, archaic and poetic in their vocabulary and grammatical formulations. This is particularly a problem in the operas of Richard Wagner, with their long and convoluted German sentence structures. The titler should try to reduce subordinate clauses keeping to clear, modern vernacular unless there are exceptional circumstances. (Burton 2009: 65)
As far as content is concerned, there rarely seems to be a happy medium in opera. Texts tend to be either oversimplistic or repetitive or based on fiendlishly complicated historical plots. (Desblache 2009: 72)
Opern werden grundsätzlich nicht synchronisiert, weder im Fernsehen noch auf DVD.
Mal kurz nachdenken … Wäre das nicht eine wunderbare bzw. lustige Lösung?
Opern mit SynchronisationSynchronisation oder gar mit Voice-overVoice-over wären sicher sehr lustig. Man sucht sich eine DVD aber nach den Interpreten aus. Außerdem hören viele Opernliebhaber gern die Originalsprache, an die der Komponist den Klang der Musik angepasst hat. Bei klassischen Opern dominieren bestimmte Sprachen, vor allem natürlich das Italienische. Ab dem 19. Jahrhundert kommen aber auch viele russische, französische und deutsche Werke dazu, und im 20. Jahrhundert erweitert sich der Sprachradius beträchtlich. Für Englisch empfiehlt sich die Arbeit mit den Opern von Benjamin Britten, die nicht nur schöne Musik, sondern auch anspruchsvolle Texte bieten.
Jedes Opernhaus macht seine eigenen Übertitel – es existieren also viele konkurrierende Fassungen. Das liegt auch daran, dass Opern oft an irgendeiner Stelle gekürztKürzung werden müssen, und dass die Dramaturgen dabei unterschiedliche Entscheidungen treffen. Auch auf DVDs sind unterschiedliche Inszenierungen einzelner Opern erhältlich. Das bedeutet, dass man es auch dort mit unterschiedlichen Untertitelfassungen zu tun hat. Zu unterschiedlichen Aspekten der Opernübertitelung siehe Rędzioch-Korkus (2016, 2018).
Mal kurz nachdenken … Wie wurden Opern in Deutschland vor Einführung der Übertitel normalerweise dargeboten? Diese Praxis ist mit der Übertitelung nicht verschwunden.
Es war vor nicht allzu kurzer Zeit noch absolut üblich, Opern in einer übersetzten Fassung aufzuführen. Zu den Herausforderungen, die eine Opernübersetzung bietet, siehe Kaindl (1995). Die Sprachenwahl bei der Aufführungspraxis hängt bzw. hing auch vom Aufführungsort ab:
World-class opera houses, such as the New York Metropolitan Opera, always performed works in their original language, whereas provincial and less prestigious houses adapted original pieces. (Desblache 2009: 73)
Schließlich spielt auch der Operntyp eine Rolle. Mit einer Opera buffa Opera buffa, also einer komischen Oper, oder einer OperetteOperette kann man anders umgehen als mit einer Opera seria Opera seria, einer ernsten Oper:
For example, in some ways, the idea of setting a performance of Aida Aida in English is old-fashioned whereas an adaptation of a French operetta such as Orpheus in the Underworld , especially if peppered with contemporary references and completely reset in a British context can be very attractive to the public. (Desblache 2009: 74)1
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