ARTEARTE nutzt zwar keine bilingualen Untertitel, doch grundsätzlich werden die Sprachen Deutsch und Französisch dort gleich behandelt. Das gilt auch für Schriftelemente im Film, also für DisplaysDisplay und EinblendungenEinblendung.
Mal kurz nachdenken … Welche könnten das sein?
Ein typisches Beispiel sind Landkarten in Dokumentationen. Für viele Länder, Städte und Gegenden gibt es im Deutschen und im Französischen unterschiedliche Bezeichnungen. Bei ARTE wird erst die eine eingeblendet, dann kommt ein sehr kurzes Fade-out / Fade-in, wobei die Bezeichnung in der anderen Sprache erscheint. Dasselbe gilt für BauchbindenBauchbinde mit Funktionsbezeichnungen oder Institutionsbezeichnungen.
LaienübersetzungenLaienübersetzung gab es schon immer – man denke nur an die „Liebhaberübersetzung“. Bei Filmen gibt es diese Erscheinung ebenfalls schon seit längerer Zeit, sie hat aber wie so vieles andere durch das Internet einen größeren Bekanntheitsgrad gewonnen und ist durch die Möglichkeiten der digitalen Untertitelung einem größeren Kreis zugänglich geworden. Wenn Filme von Laien untertitelt werden, spricht man von FansubsFansub (von Laien synchronisierte Filme sind FandubsFandub).
Die Erscheinung der Fansubs hängt eng mit der Popularität von AnimeAnime, japanischen TrickfilmenTrickfilm und -serien, zusammen. Anime haben ein eingefleischtes Fanpublikum. Viele Fans wurden durch ihr Interesse an diesen Serien dazu motiviert, die japanische Sprache zu erlernen. Durch diese Sprachkenntnisse hatten sie wiederum Zugang zu Serien, die nur auf Japanisch vorlagen.
Fansubber folgen, zumindest theoretisch, einem Kodex: Gesubbt werden dürfen nur Filme, von denen noch keine Fassung in der Zielsprache vorliegt. Mit den Fansubs sollen Fans für die Serie gewonnen werden, die kein Japanisch können, die jetzt aber öffentlich dafür plädieren sollen, dass die Serie legal übersetzt und von einem Fernsehsender ausgestrahlt oder auf DVD veröffentlicht wird. Sobald das geschieht, hat die Fansub ihren Zweck erreicht und wird eingestellt und aus dem Internet genommen. Zumindest theoretisch; nicht alle Fansubber sind so fair.
Fansubber empfinden dieses Verfahren als sinnvoll und regelgerecht, da sie so die Verbreitung der Serien zum Nutzen aller fördern wollen. Legal ist es trotzdem nicht; einmal ganz davon abgesehen, dass man etwas, was einmal im Internet ist, nicht wirklich gut wieder herausnehmen kann. Die Rechte für Übersetzungen (besonders für veröffentlichte Übersetzungen) liegen bei den Urhebern des Originals. Meist wird das Fansubbing allerdings geduldet. Gegen Fansubber vorzugehen hieße, eventuell gute Kunden zu verlieren.
Auch wenn Fansubs nicht legal sind, sind sie im Internet doch leicht zu finden. Suchen Sie einfach danach. Oft werden auf den Seiten Screenshots angeboten, so dass man sich rasch ein Bild von dem jeweiligen Fansub-Stil machen kann. Was fällt Ihnen auf?
Fansubs sind ein gutes Beispiel dafür, wie der technische Fortschritt es auch Laien möglich macht, professionell wirkende Untertitel zu erstellen. Früher schickten die Fansubber einander die Filme auf Videokassetten per Post, und sie benötigten einen hochgerüsteten Arbeitsplatz, um die Untertitel zu erstellen.
Heute genügt ein PC, und die Ergebnisse sind optisch bei fast allen Fansubgruppen sehr gut. Allerdings haben Fansubs ausgesprochen oft sprachliche Mängel in der Zielsprache. Besonders Rechtschreibfehler und misslungene syntaktische Konstruktionen sind bei einigen Fansub-Gruppen extrem häufig (zu typischen Fehlern bei Amateur-Untertitlern siehe auch Bogucki 2009: 55).
Weiter oben war bereits von Sonderfällen der Untertitelung die Rede. Fansubs enthalten häufig zusätzlich zu den Untertiteln ÜbertitelÜbertitel, in denen den Zuschauern Sachinformationen vermittelt werden. Bei Fansubs kann man diese Übertitel genauso wenig wegschalten wie die Untertitel.
Mal kurz nachdenken … So etwas hatten wir hier doch schon einmal! Welche Art von Informationen standen bei den Fansubs, die Sie sich angesehen haben, in den Übertiteln? Fanden Sie das hilfreich oder überflüssig?
Die Übertitel enthalten vor allem Informationen über die japanische Kultur. Bei Science Fiction findet man auch Übertitel zu serienspezifischem Vokabular. Fansubber halten also mit ihrem Spezialwissen nicht hinter dem Berg. Für Neulinge ist die eine oder andere Information sicher interessant. Die meisten Anime-Fans haben diese Kenntnisse aber selbst und beherrschen nur die japanische Sprache nicht ausreichend, um sich die Originalfassung ohne Untertitel anzusehen. Professionelle Untertitler würden versuchen, unerlässlich notwendige Informationen in die Untertitel zu integrieren. Auch hier gilt: Beim zweiten Ansehen sind diese Zusatzinfos oft lästig.Kulturspezifika1
Amateure untertiteln heute auch andere Filme. So weist Bogucki (2009) darauf hin, dass Amateur-Untertitel zu Filmen, die gerade erst im Kino anlaufen, bereits als Textdateien im Internet stehen können (51). Sie basieren also auf einer illegalen Filmkopie:
Amateur subtitle producers … typically work with a recording of the original, but thy have no access to the post-production script … The quality of their product is thus conditioned by how much they understand of the original. (Bogucki 2009: 49)
Was die Gestaltung der Untertitel selbst angeht, so gehört vieles davon in den Themenbereich des nächsten Teilkapitels, der kreativen und experimentellen Untertitelgestaltung. Zur Schrift in Anime-Fansubs siehe Josephy-Hernández 2017.
2.5.4 Kreative Untertitelgestaltung
Bei den bisher in diesem Kapitel abgedruckten Screenshots wurde die serifenlose Schrift Arial verwendet. Schon diese SchriftSchrift wirkt unterschiedlich, je nachdem, ob sie mit oder ohne BoxBox und mit oder ohne Drop ShadowDrop Shadow steht.
Man kann aber, wie bereits erwähnt, bei UntertitelungsprogrammenUntertitelungsprogramm unterschiedliche SchriftartenSchriftart nutzen. Auszeichnungen wie KursivschriftSchriftKursivschriftKursivschrift und FettdruckSchriftFettdruckFettdruck können ebenfalls verwendet werden, wobei Fettdruck in Unter- oder Übertiteln nicht üblich ist.
Hin und wieder findet man Zeilen ganz in Großbuchstaben, zum Beispiel wenn ein Warnschild in Großbuchstaben im Bild zu sehen ist und der Inhalt im Untertitel wiedergegeben wird. Von der Möglichkeit, durchgehende Groß- und Kleinschreibung einzusetzen, sollte man aber nur sehr sparsam Gebrauch machen – wenn überhaupt.
13. Grundsätzlich gilt, dass man Groß- und Kleinschreibung so verwenden sollte wie üblich. Wie empfinden Sie die Lesbarkeit, wenn nur Groß- oder nur Kleinbuchstaben verwendet werden wie in den beiden folgenden Sätzen? Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass man diese Beispiele unterschiedlich gut lesen kann?
GRUNDSÄTZLICH GILT, DASS MAN GROSS- UND KLEINSCHREIBUNG SO VERWENDEN SOLLTE WIE ÜBLICH.
grundsätzlich gilt, dass man groß- und kleinschreibung so verwenden sollte wie üblich.
In Bereichen wie Typografie, Textgestaltung und Kommunikationsdesign, aber auch in der Lesbarkeitsforschung und im Bereich Wissensvermittlung sind die Charakteristika einzelner Schriften ein wichtiges Forschungsthema. Nicht jede Schrift liest sich gleich gut. Jede Schrift hat einen anderen Charakter und führt beim Leser zu anderen Assoziationen. Gut lesbare Einführungen in das Thema Typografie bieten Bergner (1990) und Willberg / Forssman (1999).
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