1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 Er ergriff meine dargebotene Hand und noch ehe ich die Bedeutung seiner Worte überhaupt erfasste, zog er mich schon schwungvoll von den Beinen. Das Wasser schlug mir mit erbarmungsloser Härte ins Gesicht. Der Aufprall kam völlig unerwartet und trieb mir sämtliche Luft aus den Lungen. Aber dann übernahmen meine Reflexe als geübte Schwimmerin die Kontrolle und mit ein paar kräftigen Zügen durchstieß ich die Oberfläche. Prustend schüttelte ich mir das Wasser aus dem Gesicht und sah mich nach Jaakko um. Doch er war verschwunden. Dieser Mistkerl!
Eigentlich hatte ich die Revanche ja verdient. Ich hatte ihn schließlich auch nicht gerade wie ein rohes Ei behandelt. Noch während ich mich nach ihm umsah, spürte ich seine Arme um meine Taille. Als mich sein Atem streifte, drehte ich mich in seiner Umarmung herum. Er lachte, seine Augen funkelten spitzbübisch.
»Das wirst du mir büßen«, gurrte ich, zog die Arme aus dem Wasser und verpasste ihm eine volle Breitseite ins Gesicht. Das Wasser schwappte über ihm zusammen und meine Hand folgte. Noch während seine Gesichtszüge entgleisten, drückte ich ihn unter Wasser. Beim Auftauchen schnappte Jaakko nach Luft und ich drückte ihn erneut hinunter. Mein Lachen bekam er wahrscheinlich gar nicht mit. Doch nach dem dritten Tauchgang umfasste er blitzschnell meine Taille und wirbelte mich geschickt herum. Zappelnd hing ich in seinem Rettungsgriff.
»Du bist schwer zu bändigen, Kitty«, keuchte er. Sein Atem streichelte mein Ohr und jagte mir trotz der Kühle des Wassers heiße Schauer über den Rücken. Die Berührung seiner Lippen in meinem Nacken ließ mich erstarren und ich wagte nicht mehr, ihn noch weiter zu reizen, aus Angst, dass er sich mit einem Tauchgang für mich revanchieren würde. Aber er schien meine Nähe viel zu sehr zu genießen. Sein Griff verstärkte sich und ich ergab mich der Nähe. Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab, sein Atem an meinem Hals, sein Keuchen, als er uns mit ein paar kräftigen Zügen zum Beckenrand brachte, war wie seine Musik. Ich spürte ihn mit jeder Faser meines Körpers und wollte mich ewig so treiben lassen. Die Welt um mich herum verschwamm im Rauschen des Wassers und seines Atems. Ich spürte nur noch ihn; die Schwerelosigkeit ließ mich seine Nähe noch viel intensiver wahrnehmen.
Das Becken war viel zu klein. Zu schnell spürte ich den Rand vor mir. Jaakko schmiegte sich an meinen Rücken, ließ seine Nase über meinen Nacken gleiten. Seine Zunge berührte flüchtig die empfindliche Stelle unter meinem Ohr. Seine Arme hielten mich gefangen, nein, umfangen . Ich hatte mich noch nie so gut gefühlt, so berauscht und so … begehrt. Seine Zärtlichkeiten waren weder plump noch kamen sie mir aufgesetzt vor. Die Intensität dieser Gefühle überwältigte mich.
Ich legte die Arme auf dem Beckenrand ab und bettete meinen Kopf darauf, während er sich einfach nur an mich schmiegte. »Magst du das?«, fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit, die mir dennoch viel zu kurz erschien.
»Mhhhh«, antwortete ich und drehte mich zu ihm. Sein Lächeln verschlug mir die Sprache und ich legte die Arme auf seine Schultern.
Jaakko strich sich das nasse Haar aus der Stirn und kam näher.
Ich verschränkte die Arme in seinem Nacken und zog ihn noch enger an mich. Meine Beine schlangen sich um seine Hüften, so als wollte mein Körper so intensiven Kontakt wie möglich herstellen.
Jaakko atmete hörbar ein, als ich mich um ihn wickelte. »Was hast du vor, Mädchen?«, krächzte er.
Ich zuckte mit den Schultern. Versonnen streichelte ich seinen Nacken und wickelte mir eine kurze Strähne um den Finger. Ich antwortete nicht, sondern starrte nur auf seinen Mund.
Gierig leckte er sich die Unterlippe, wanderte genüsslich mit der Zunge von einem Mundwinkel zum anderen.
Gebannt verfolgte ich seine Bewegungen und beugte mich einer Eingebung folgend vor. Ich wollte nicht länger einfach nur zusehen, ich wollte diese neckische Zunge spüren, wie sie mit meinen Lippen spielte.
Jaakko kam mir ein Stück entgegen. Unsere Lippen trafen sich auf halber Strecke. Die Berührung löste ein Feuerwerk der Gefühle in mir aus. Ich spürte nur noch ihn, wie er mit meiner Zunge spielte, zärtlich an meiner Unterlippe saugte und mich langsam eroberte, so als wäre dies unser erster Kuss. Seine Hände wanderten meinen Rücken hinab, umfassten meinen Po und vergruben sich so schmerzhaft darin, dass ich mir sicher war, dort am nächsten Tag deutliche Abdrücke vorzufinden.
Selbst durch seine weiten, hässlichen Shorts spürte ich, dass er Lust auf mehr hatte. Aber wir konnten doch unmöglich hier im Schwimmbad … Natürlich ließ er mich nicht kalt. Er war so heiß, so zärtlich, so aufmerksam, genau das, was ich brauchte. Ich wollte ihn dort spüren, wo ich noch niemals zuvor einen Mann gefühlt hatte. Dennoch hatte ich Angst, schreckliche Angst. Es war nicht nur das Schwimmbad, die Öffentlichkeit und die Tatsache, dass uns durch die verglaste Absperrung zum Außenbereich jeder Vorbeigehende sehen konnte. Nein, das machte mir eher weniger aus. Man würde nur ein knutschendes Pärchen im Wasser sehen. Wir waren so weit entfernt, dass man mich unmöglich erkennen konnte. Und Jaakko kannte sowieso niemand.
Es war die Tatsache, dass ich mein erstes Mal bestimmt nicht im Schwimmbad haben wollte. Und dass Jaakko vermutlich annahm, ich sei … nun ja. Ich konnte den Gedanken nicht einmal denken, ohne vor mir selbst zurückzuschrecken.
»Ich kann nicht«, murmelte ich ausweichend und wich zurück. Jaakko sah mich verwirrt an. Seine Hand lag noch immer in meinem Nacken, die andere hatte er besitzergreifend um meinen Po geschlungen und zog mich fest an sich. Ich stützte die Hände auf seine Brust und starrte auf die blonden Wirbel seiner Brustbehaarung, versuchte, mich von ihm zu entfernen, doch er ließ mir keinen Spielraum. Dazu seine betörende Härte unter meinen Schenkeln.
»Was kannst du nicht, Süße?«, murmelte er und rieb seine Nase an meinem Hals. »Du warst gerade sehr eindeutig.« Er holte tief Luft, als sich mein Körper gegen mich verschwor und noch einmal deutlich das Becken bewegte und ihn einlud, dort weiterzumachen, wo mein Verstand ihn gestoppt hatte. »Bist es immer noch.« Er lachte leise und grub die Zähne spielerisch in meine Halsbeuge.
Ich keuchte erschrocken auf und schob ihn noch energischer von mir. Aber mein Körper hatte andere Pläne. Mir fehlte jegliche Kraft. Ich konnte nicht gegen meine Gefühle ankämpfen. Ich wollte ihn und er wollte mich. »Ich will ja, aber hier? Und außerdem habe ich noch nie …«
Jaakko ließ abrupt von meinen Hals ab und sah mich perplex an. »Du hast noch nie?«, wiederholte er meine Worte, so als habe er sie nicht richtig verstanden.
Ich zuckte mit den Schultern und vermied den Augenkontakt. Meine Daumen malten Kreise auf seine feuchte Haut.
»Ja … noch nie niemals nicht«, flüsterte ich und zog ihn spontan an mich. »Ist das schlimm?«
Ich spürte sein Lachen als sanfte Vibrationen in meiner Brust widerhallen. »Schlimm? Oh, Kitty«, seufzte er und nahm mich noch fester in die Arme. »Das ist nicht schlimm, es ist absolut wunderbar. Willst du denn? Mit mir?« Er sah mir tief in die Augen und zeichnete zärtlich mit dem Daumen die Kurve meines Kinns nach. Dabei übte er sanften Druck aus, sodass ich ihm nicht mehr ausweichen konnte.
Sein Blick brannte sich in meine Augen und ich nickte langsam. Nur mit ihm. Er war genau der Richtige. Ich konnte mir keinen anderen Mann vorstellen, den ich ihm vorziehen würde. Niemals. »Ja, ich will.«
Jaakko strahlte und seine Augen glühten vor Verlangen. »Dann lass uns gehen und danach darfst du alles machen, was du willst.«
Zärtlich ließ Jaakko die Saiten erklingen. Seine Finger flogen nur so über die Gitarre. Er zupfte einen weiteren stimmungsvollen Akkord und schloss die Augen, um den Klang der viersaitigen Bassgitarre vollständig auszukosten und summte die eingängige Melodie mit. Der Bass virbrierte so tief, dass ich die Klänge mehr fühlte, als hörte. Den Nachhall nahm ich besonders intensiv wahr.
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