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Rodrigo zu Jago.
Rodrigo.
Ich lauffe hier mit der Jagd, nicht wie ein Hund der jagt, sondern nur, wie einer der schreyen hilft. Mein Geld ist beynah aufgebraucht; heute Nachts bin ich ganz unvergleichlich abgeprügelt worden; und ich denke, das Ende vom Liede wird seyn, daß ich so viel Erfahrung für meine Mühe habe; und so werd' ich mit einem leeren Beutel und einem Bißchen mehr Wiz wieder nach Venedig zurük kehren
Jago.
Was für elende Leute sind doch die, so keine Geduld haben können! Wenn heilt jemals eine Wunde anderst als nach und nach Du weißst doch, daß wir nicht zaubern können, sondern daß alles was wir thun, natürlich zugehen muß; und die Natur will ihre Zeit haben. Wo fehlt es dann, laßt sehen? Cassio hat dich geprügelt, und du hast für ein paar arme Schläge diesen Cassio cassiert Was reiff werden soll, muß erst blühen. Gedulde dich noch ein wenig: Es ist würklich schon Tag. Vergnügen und Arbeit machen, daß uns die Stunden kurz scheinen. Entfern' dich; geh, wohin du angewiesen bist; geh, sag ich du sollst bald mehr von mir hören Nun, so geh doch
(Rodrigo geht.)
Nun sind zwey Dinge zu thun; mein Weib muß für den Cassio zur Desdemonen gehen, und das will ich bald veranstaltet haben; ich muß indeß den Mohren auf die Seite nehmen, und ihn nicht eher wieder erscheinen lassen, als gerade wenn er den Cassio bey seiner Frauen überraschen kan ja, so muß es gehen und das Eisen soll geschmiedet werden, weil es noch warm ist.
(Er geht ab.)
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Vor Othello's Pallast.
Cassio, mit Musicanten, tritt auf.
Cassio.
Meine Herren, hier spielt eins, (ich will eure Mühe vergelten,) etwas das nicht zu lange währt, und dann wünscht dem General einen guten Morgen.
(Die Musik fängt an; Hans Wurst kommt aus dem Hause heraus.)
Hans Wurst.
Wie, ihr Herren, sind eure Instrumente in Neapel gewesen, daß sie so durch die Nase reden? Hier ist Geld für euch; eure Musik gefällt dem General so wol, daß er wünscht, ihr möchtet ihm den Gefallen thun, und nicht gar zu laut damit seyn.
Musicant.
Gut, Herr, wir wollen's leiser machen.
Hans Wurst.
Wenn ihr eine Musik habt, die man nicht hört, so macht immer fort: Aber was man heißt, Musik zu hören, davon ist der General kein sonderlicher Liebhaber.
Musicant.
Eine Musik, die man nicht hört? Wir können eine solche, Herr.
Hans Wurst.
So stekt eure Pfeiffen wieder in euern Sak, und zieht ab. Geht, zerfließt in Luft, fort.
(Die Musicanten gehen ab.)
Cassio.
Hörst du, guter Freund?
Hans Wurst.
Mit beyden Ohren.
Cassio.
Hier ist ein kleines Goldstük für dich; wenn die Kammer-Frau der Generalin auf ist, so sag' ihr, es sey ein gewisser Cassio da, der sich die Erlaubniß ausbitte, ein paar Worte mit ihr zu reden. Willt du?
Hans Wurst.
Sie ist auf, Herr; wenn sie mir in den Wurf kommt, so will ich nicht ermangeln, es ihr zu notificieren.
(Er geht.)
Cassio.
Thu das, guter Freund Da kommt Jago eben recht.
Jago (zu ihm.)
Jago.
Ihr seyd also nicht zu Bette gegangen?
Cassio.
Nein, gewiß nicht; der Tag brach ja schon an, eh wir schieden. Ich bin so frey gewesen, und habe eure Frau hieher bitten lassen; ich will sie ersuchen, sie möchte mir Zutritt bey Desdemona verschaffen.
Jago.
Ich will sie augenbliklich hieher schiken, und indeß ein Mittel ausfindig machen, um den Mohren auf die Seite zu bringen, damit ihr ungehindert mit Desdemonen sprechen könnt.
(Er geht ab.)
Cassio.
Ich dank euch gehorsamst davor In meinem Leben hab' ich keinen gutherzigern und ehrlichern Florentiner gesehen!
Aemilia zu Cassio.
Aemilia.
Guten Morgen, Herr Lieutenant. Es ist mir leid, daß ihr Verdruß gehabt habt; aber ich hoffe, es wird alles wieder gut werden. Der General und seine Gemahlin reden mit einander davon, und sie nimmt eure Parthey sehr lebhaft. Der Mohr hält ihr entgegen, derjenige, den ihr verwundet hättet, sey ein Mann von grossem Namen in Cypern, und von einer ansehnlichen Familie; er könne aus politischen Ursachen nicht anders, als euch von sich entfernen. Jedoch versichert er zu gleicher Zeit, er liebe euch, und habe keine andre Fürbitter nöthig, um euch wieder bey ihm in Gunst zu sezen, als seine eigne Zuneigung.
Cassio.
Ich bitte euch dem ungeachtet, wenn ihr anders glaubt daß es schiklich sey, und wenn es sich thun läßt, mir Gelegenheit zu verschaffen, daß ich ein paar Worte mit Desdemonen allein sprechen könnte.
Aemilia.
Ich bitte euch, kommt herein; ich will euch an einen Ort führen, wo ihr Gelegenheit haben sollt, ihr alles zu sagen was ihr auf dem Herzen habt.
Cassio.
Ich bin euch sehr dafür verbunden.
(Sie gehen ab.)
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Othello, Jago, und etliche Cyprische Edelleute.
Othello.
Diese Briefe, Jago, gieb dem Schiffs-Patron, und bitte ihn, dem Senat meine Schuldigkeit zu bezeugen. Ich will indessen einen Gang in die Vestungs-Werker thun, mache, daß du dort wieder zu mir kommst.
Jago.
Ich werde nicht ermangeln, gnädiger Herr.
Othello.
Wollen wir gehen, meine Herren, und die Vestung besehen?
Edelleute.
Wir werden die Ehre haben, Eu. Gnaden zu begleiten.
(Sie gehen ab.)
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Verwandelt sich in das Zimmer im Pallast.
Desdemona, Cassio, und Aemilia.
Desdemona.
Sey versichert, mein guter Cassio, ich will alle meine Vermögenheit zu deinem Besten anwenden.
Aemilia.
Thut es, liebste Madam; ich weiß, es bekümmert meinen Mann, als ob es seine eigne Sache wäre.
Desdemona.
Ich glaub' es, er ist ein guter Mensch; zweifelt nicht, Cassio, ich will meinen Herrn und euch wieder zu so guten Freunden machen, als ihr gewesen seyd.
Cassio.
Meine großmüthigste Gebieterin, was auch aus Cassio werden mag, so wird er nie was anders als euer getreuer Diener seyn.
Desdemona.
Ich weiß es; ich danke euch; ihr liebet meinen Gemahl; ihr kennt ihn schon lange; und seyd vollkommen versichert, er wird in dieser Entfernung von euch nicht weiter gehen, als er durch politische Ursachen sich genöthigt sehen wird.
Cassio.
Sehr wohl, Gnädige Frau; aber diese politische Freundschaft kan so lange währen, und indeß mit einer so leichten und wäßrichten Nahrung unterhalten werden, daß, indem ich abwesend bin, und ein andrer meine Stelle inne hat, mein General meiner Ergebenheit und meiner Dienste endlich gänzlich vergessen wird.
Desdemona.
Macht euch keine solche Gedanken; hier in Aemiliens Gegenwart verbürg' ich mich selbst für deine Stelle. Versichre dich, wenn ich meine Freundschaft verspreche, so darf man sich darauf verlassen, daß ich ihre Pflichten bis auf den äussersten Punkt erfüllen werde. Mein Gemahl soll keine Ruhe haben, bis er sich ergeben wird; er soll Tag und Nacht nichts anders hören, ich will ihn bis in sein Bette damit verfolgen, und er soll nichts sagen noch thun können, wovon ich nicht den Anlas nehme, ihn an Cassio's Gesuch zu erinnern; sey also ruhig, Cassio; deine Sachwalterin soll eher das Leben lassen, ehe sie deine Sache aufgeben soll.
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Othello und Jago treten von der Seite, in einiger Entfernung auf.
Aemilia.
Gnädige Frau, dort kommt euer Gemahl.
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