beiseit. Wenn das geschieht, fällt dir die Hälfte zu.
ULYSSES
beiseit. Zehn Teile wären sein.
AJAX
Ich will ihn kneten, will ihn geschmeidig machen.
NESTOR
beiseit. Er ist noch nicht heiß genug; stopft ihn mit Lob, füllt nach, füllt nach, sein Hochmut ist noch trocken.
ULYSSES
zu Agamemnon. Mein Fürst, Ihr nehmt Euch den Verdruß zu nah.
NESTOR
Erhabner Feldherr, tut es nicht!
DIOMEDES
Zu dem Gefecht kommt sicher nicht Achilles.
ULYSSES
Ihn nennen hören, muß den Mann schon kränken.
Hier ist ein Held – doch, weil er gegenwärtig,
So schweig ich lieber.
NESTOR
Warum wollt Ihr das?
Er ist nicht wie Achill von Ehrgeiz krank.
ULYSSES
Sei's kund der ganzen Welt: Gleich tapfer ist er.
AJAX
Ein niederträchtiger Hund, der uns verhöhnt!
War er ein Troer!
NESTOR
Welch ein Fleck am Ajax –
ULYSSES
Erschien er stolz –
DIOMEDES
Wär er auf Ruhm erpicht –
ULYSSES
Zanksüchtig –
DIOMEDES
Selbstisch oder eigenwillig!
ULYSSES
Ihr seid gottlob von sanfter Art, mein Fürst;
Preis ihm, der dich gezeugt, ihr, die dich säugte!
Ruhm deinem Lehrer! Deinem Mutterwitz
Dreimal mehr Ruhm als aller Wissenschaft!
Doch wer im Fechten deinen Arm geübt,
Für den halbiere Mars die Ewigkeit
Und geb ihm eine Hälfte. Gilt es Stärke:
Stierträger Milo weiche dir an Ehre,
Gewaltger Held! Von deiner Weisheit schweig ich,
Die wie ein Hag, ein Zaun, ein Damm umgrenzt
Dein weites Denkgebiet. Hier, seht auf Nestor!
Belehrt durch Alter, muß er weise sein
Und ist es auch; er kann ja anders nicht;
Allein verzeiht, mein Vater: wär Eur Leben
So jung wie Ajax und Eur Haupt wie damals,
Ihr hättet keinen Vorrang, wärt nicht mehr,
Als Ajax ist.
AJAX
Soll ich Euch Vater nennen?
NESTOR
Ja, guter Sohn!
DIOMEDES
Nehmt Rat von ihm, Fürst Ajax!
ULYSSES
Hier gilt kein Zögern, denn der Hirsch Achill
Verläßt den Wald nicht. Unser hoher Feldherr
Berufe jetzt der Obern ganze Schar!
Hülfskönige verstärkten Troja; morgen
Muß für uns bürgen unsre höchste Kraft:
Hier steht der Mann! – Ritter von Ost und Westen,
Kommt, pflückt den Preis: Ajax besiegt den Besten!
AGAMEMNON
Auf denn zum Kriegsrat!
Wenn aus dem Schlaf ich auch Achill nicht rief:
Schnell schwimmt der Kahn, das Orlogschiff geht tief.
Sie gehn ab.
Englisch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Troja . Priams Palast
Es treten auf Pandarus und ein Diener; man hört Musik hinter der Szene.
PANDARUS
Freund, Ihr da, bitte Euch, nur ein Wort – folgt Ihr nicht dem jungen Herrn Paris?
DIENER
Ja, Herr, wenn er vor mir geht.
PANDARUS
Ich meine, Ihr dient ihm?
DIENER
Ich diene dem Herrn.
PANDARUS
Dann dient Ihr einem edeln Herrn; ich kann nicht anders als ihn lobpreisen.
DIENER
Der Herr sei gepriesen!
PANDARUS
Ihr kennt mich, nicht wahr?
DIENER
Ei nun, Herr, so obenhin.
PANDARUS
Freund, lernt mich besser kennen: ich bin der Herr Pandarus.
DIENER
Ich hoffe, Eure Herrlichkeit besser kennenzulernen.
PANDARUS
Das wünsche ich.
DIENER
So seid Ihr also im Stande der Gnade?
PANDARUS
Gnade? O nein, Freund; Hochgeboren und Gestrengen sind meine Titel. Was ist das für Musik?
DIENER
Ich kenne sie nur zum Teil; es ist Musik mit verteilten Stimmen.
PANDARUS
Kennt Ihr die Musikanten?
DIENER
Ganz und gar, Herr.
PANDARUS
Für wen spielen sie?
DIENER
Für die Zuhörer, Herr.
PANDARUS
Wem zu Gefallen?
DIENER
Mir, Herr, und allen denen, die gern Musik hören.
PANDARUS
Auf wes Geheiß, frag ich, Freund?
DIENER
Ich denke, Ihr fragt auf niemands Geheiß.
PANDARUS
Freund, wir verstehn einander nicht. Ich bin zu höflich, und Ihr seid zu spitz. Auf wes Verlangen spielen diese Leute?
DIENER
Ja, nun traft Ihrs, Herr. Nun, auf das Verlangen des Prinzen Paris, meines Herrn, welcher selbst dabei ist, und mit ihm die sterbliche Venus, das Herzblut der Schönheit, der Liebe unsichtbare Seele.
PANDARUS
Wer? Meine Nichte Cressida?
DIENER
Nein, Herr, Helena; konntet Ihr das nicht aus ihren Ehrentiteln erraten?
PANDARUS
Ich sehe schon, lieber Freund, du kennst das Fräulein Cressida noch nicht. Ich komme, um mit Paris vom Prinzen Troilus zu sprechen; ich will eine freundliche Bestellung ihn eilend beibringen, denn mein Geschäft ist siedend.
DIENER
Ein gesottnes Geschäft! Das nenn ich eine Phrase für die Schwitzbäder.
Es treten auf Paris und Helena mit Gefolge.
PANDARUS
Alles Schöne für Euch, mein Prinz, und für Eure schöne Umgebung! Schöne Wünsche in schönem Maß begleiten Euch schönstens! Vor allem Euch, schönste Königin! Schöne Träume seien Euer schönes Kopfkissen!
HELENA
Werter Herr, Ihr seid voll von schönen Worten.
PANDARUS
Ihr sprecht Euer schönstes Wohlgefallen aus, holde Königin. Schönster Prinz, hier ist vortreffliche fugierte Musik.
PARIS
Ihr habt sie aus den Fugen gebracht, Vetter; so wahr ich lebe, Ihr sollt sie wiederherstellen: Ihr sollt ein Stück von Eurer Komposition anstücken.
HELENA
Er ist ein Meister in der Harmonie [, Lenchen ].
PANDARUS
Ach nein, Königin!
HELENA
Oh, mein Herr!
PANDARUS
Rauh, bei den Göttern; ja, bei den Göttern, sehr rauh und unmelodisch.
PARIS
In den Dissonanzen; gut gesagt, Vetter!
PANDARUS
Ich habe ein Geschäft mit dem Prinzen, teure Königin Gnädiger Herr, wollt Ihr mir ein Wort vergönnen?
HELENA
Nein, damit sollt Ihr uns das Tor nicht sperren; wir müssen Euch singen hören, ganz gewiß.
PANDARUS
Ihr habt die Gnade, mit mir zu scherzen, süße Königin. Aber die Sache ist die, mein Prinz – mein gnädigster Prinz und höchst geehrter Freund, Euer Bruder Troilus –
HELENA
Herr Pandarus! Mein honigsüßer Pandarus –
PANDARUS
Laßt mich, süße Königin, laßt mich; – empfiehlt sich Euch aufs inständigste –
HELENA
Ihr sollt uns nicht aus unsrer Melodie foppen; wenn Ihrs tut, so komme unsre Melancholie über Euch.
PANDARUS
Süße Königin! Das ist eine süße Königin! Nein, welch süße Königin!
HELENA
Und eine süße Königin traurig machen, ist ein bittrer Frevel.
PANDARUS
Nein, damit setzt Ihrs nicht durch, damit wahrhaftig nicht! Nein, solche Worte machen mich nicht irre, nein, nein! – Und, mein gnädiger Prinz, er bittet Euch, Ihr wollt seine Entschuldigung übernehmen, wenn der König bei der Abendtafel nach ihm fragt.
HELENA
Bester Pandarus –
PANDARUS
Was sagt die süße Königin, die allersüßeste Königin?
PARIS
Was hat er denn vor? Wo speist er zu Nacht?
HELENA
Aber, bester Pandarus –
PANDARUS
Was sagt die süße Königin? Meine Nichte würde sich mit Euch erzürnen.
HELENA
Ihr dürft nicht fragen, wo er zu Nacht speist!
PARIS
Ich setze mein Leben dran, bei meiner Herzenskaiserin Cressida.
PANDARUS
Ach nein, nichts dergleichen: nein, da irrt Ihr; Eure Herzenskaiserin ist krank.
PARIS
Gut, ich will ihn entschuldigen.
PANDARUS
Schön, mein teurer Prinz. Wie kommt Ihr auf Cressida?
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