Martin Breutigam
Genies in Schwarzweiß
Die Schachweltmeister im Porträt
VERLAG DIE WERKSTATT
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Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, Göttingen
ISBN 978-3-7307-0306-9
Für Maike, Rike und Lotta
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Wilhelm Steinitz Der große Schachreformator
Emanuel Lasker Kosmopolit und Rekordweltmeister
José Raoul Capablanca Ein Gentleman aus Havanna
Frauen im Schach Exkurs über ein unverstandenes Phänomen
Alexander Aljechin Widersprüchliches Wesen
Max Euwe Multitalent mit eiserner Disziplin
Michail Botwinnik Ein Synonym für Schachweisheit
Wassili Smyslow Ein Leben zwischen Schach und Musik
Michail Tal Zaubern wie von einem anderen Stern
Tigran Petrosjan Der Eiserne
Boris Spasski Wie ein Freigeist das Kämpfen lernt
Bobby Fischer Genial, irre und seiner Zeit weit voraus
Anatoli Karpow Rationalismus auf 64 Feldern
Garri Kasparow Unnachahmliche Wucht
Wladimir Kramnik Feingeist mit Nehmerqualitäten
Viswanathan Anand Wie Schach zurück nach Hause kam
Magnus Carlsen Frisch gestylt
Anhang
Gebrauchsanweisung für Einsteiger
Literaturverzeichnis
Zum Autor
Bildnachweis
Vorwort
16 Schachweltmeister gab es in den vergangenen 130 Jahren. 16 außerordentliche Persönlichkeiten, Helden der Schachgeschichte. Jeder hat das Spiel auf seine Weise bereichert und den Stil von Generationen beeinflusst. In diesem Buch sind sie alle porträtiert, angefangen mit Wilhelm Steinitz, dem ersten Weltmeister, bis hin zu Magnus Carlsen. Auf den nächsten Seiten begegnen wir Wunderkindern und Wissenschaftlern, Künstlertypen und Exzentrikern – Menschen, die sich mit Leidenschaft und manchmal mit Besessenheit dem Schach hingaben und hingeben. Schritt für Schritt folgen wir den Ausnahmedenkern auf ihren zuweilen schicksalhaften Lebenswegen. Kommentierte Partiebeispiele und brillante Kombinationen erinnern an einige der bedeutendsten Momente ihrer Karrieren.
Manche Leser werden vielleicht die überragenden Meister vergangener Jahrhunderte vermissen, beispielsweise François-André Danican Philidor, Louis-Charles Mahé de La Bourdonnais, Adolf Anderssen oder Paul Morphy. Gewiss, auch sie waren genialische Spieler in einer schwarzweißen Gedankenwelt, aber eben keine Weltmeister. Denn zu jenen Zeiten gab es noch keine offiziellen Turniere oder Wettkämpfe um Weltmeisterschaften. Den ersten bis heute allgemein anerkannten WM-Kampf gewann Wilhelm Steinitz im Jahr 1886.
Damals war man allerdings noch weit entfernt von einer verlässlichen Organisationsstruktur. Die frühen Weltmeister hatten nahezu uneingeschränkte Macht, besonders bei der Auswahl ihrer Gegner. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg standen die WM-Zyklen unter der Ägide des Weltschachbundes Fide. Bis Garri Kasparow, der 13. Weltmeister, und sein damaliger Herausforderer Nigel Short im Jahr 1993 ein Chaos auslösten, indem sie der Fide den Rücken kehrten und einen eigenen Verband gründeten. In den folgenden zwölf Jahren gab es stets zwei Weltmeister: einen offiziellen und den „wahren“. Erst im Jahr 2006 sollte es endlich zu einem Vereinigungskampf der beiden WM-Titel kommen.
In diesem Buch unberücksichtigt bleiben jene sogenannten Fide-Weltmeister, die zwischen 1993 und 2005 die WM-Turniere des Weltschachbundes gewonnen haben. Dass ihnen im Allgemeinen nicht die gleiche Wertschätzung zuteilgeworden ist wie den Weltmeistern der klassischen Linie von Steinitz bis Carlsen, liegt vor allem an den umstrittenen Modi und Umständen jener Fide-Weltmeisterschaften. Sie wurden meist im K.-o.-Format ausgetragen, bei verkürzter Bedenkzeit und einer äußerst geringen Anzahl von Partien, wodurch dem Faktor Glück eine viel größere Bedeutung zukam als sonst. Die wahren Spielstärkeverhältnisse verflüchtigten sich oft im Zufälligen, denn ein einziger Fehlgriff konnte schon das Aus bedeuten.
Von 2006 an besann sich die Fide wieder auf die gewachsenen sportlichen und kulturellen Werte früherer Schachweltmeisterschaften: Wladimir Kramnik, Viswanathan Anand und Magnus Carlsen – die Weltmeister 14, 15 und 16 – haben den Titel jeweils in längeren Wettkämpfen mit längeren Bedenkzeiten gewonnen, also unter ähnlichen Bedingungen wie einst Emanuel Lasker, Bobby Fischer oder Garri Kasparow.
Doch was machte diese Mozarts und Picassos des Schachs in ihren jeweils besten Zeiten eigentlich zum Primus inter Pares? Wieso haben es andere kongeniale Großmeister nie geschafft, Weltmeister zu werden? Auf der Suche nach Gründen galt es, neben den größten Erfolgen der jeweiligen Weltmeister auch den Wendepunkten ihres Lebens nachzuspüren und zu versuchen, sich ihren komplexen Persönlichkeiten zumindest ein wenig anzunähern. Sieben Weltmeistern bin ich im Wortsinn nahe gekommen, persönlich begegnet. Bei den anderen neun geschah dies in Recherchearbeit. Was also ist das Besondere an den Weltmeistern? Was hat sie geprägt? Wen prägen sie? Und haben alle womöglich irgendetwas gemein?
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