Dr. Carolin Wiedemann - Zart und frei

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Es gibt derzeit kaum ein Thema, mit dem sich so viel Hass mobilisieren lässt wie mit Genderpolitik. Das Ressentiment reicht vom Spott über das Gendersternchen bis zu den Manifesten rechtsradikaler Terroristen. Carolin Wiedemann zeigt in ihrer eindringlichen Analyse, dass der antifeministische Diskurs ein zentrales Element des politischen Rechtsrucks ist – und bis in die politische Linke Sympathisanten hat.
Dagegen hilft keine individualisierte Verweigerung und auch kein neoliberales Durchschlagen, sondern nur kollektive queerfeministische Praxis. Die Autorin stellt neue (antipatriarchale) Beziehungsund Verhaltensweisen wie Co-Parenting und Post-Romantik vor, mit denen schon vielerorts ein zarter Umgang miteinander erprobt wird, der auch jene befreien wird, die noch immer unter Druck stehen, ihre Männlichkeit zu beweisen.
Eine radikale Analyse der Gewalt heutiger patriarchaler Herrschaft, eine Anstiftung zum rebellischen und zärtlichen Miteinander und ein Mutmacher für all jene, die sich seit Langem mit sexistischen Geschlechterverhältnissen auseinandersetzen, sie bekämpfen und ihnen im Alltag doch so oft nicht entkommen.

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Denn es ist nicht nur so, dass Frauen, wie die Ethnografin Kristen Ghodsee kürzlich belegt hat, im Sozialismus besseren Sex haben. Alle hätten besseren Sex, wenn das Patriarchat beendet wäre. Auch darum wird es in diesem Buch gehen.

Während ich im ersten Teil frage, wie sich das Patriarchat eigentlich aktuell konstituiert, wie stark es noch ist, wie beharrlich, und wie es antifeministische Strömungen über verschiedene Lager hinweg mobilisiert, gehe ich im zweiten Teil auf verschiedene gegenwärtige Phänomene ein, die patriarchale Ordnungen herausfordern, indem sie das Verständnis von Geschlecht und Sexualität zunehmend verschieben. Phänomene, die eine Befreiung aus der bürgerlichen Kleinfamilie, aus der Keimzelle der Nation bedeuten und damit andere, neue Formen der solidarischen Verbindung erschaffen: In Kursen zur kritischen Auseinandersetzung mit Männlichkeit lernen Typen, Männlichkeitsanforderungen zu unterlaufen, sie lernen etwa, leiser zu reden und gleichzeitig ihre Bedürfnisse besser zu artikulieren. In polyamoren Beziehungskonstellationen versuchen Menschen die Verquickung von romantischer Liebe und Besitzansprüchen zu überwinden, die überhaupt erst durch die kapitalistische, sexistische Arbeitsteilung entstehen konnte. Beim Co-Parenting kümmern sich Freund*innen-Kreise gemeinsam um Kinder, ganz egal ob sie die biologischen Eltern sind, und bewahren damit Alleinerziehende vor der Prekarität und Paare vor dem Gender-Trouble. Auf sexpositiven Partys wird feministischer Porno gefeiert und Pansexualität genau wie Asexualität, so wie es die Menschen gerade mögen.

Ich will zeigen, dass sich jene neuen Umgangs- und Lebensformen, die von Kritiker*innen oft als elitär oder als neoliberal abgetan werden, nicht nur aus einer queerfeministischen Perspektive als subversiv deuten lassen. Zeigen, dass sie eine emanzipatorische Perspektive für alle bergen, und zwar auch deshalb, weil sie die Herrschaftsverhältnisse, welche die Menschen unterjochen, im Allgemeinen herausfordern.

Das patriarchale Geschlechterverhältnis ist mit der Entwicklung kapitalistischer Ausbeutung innerhalb der gegenwärtigen nationalstaatlichen Ordnung zutiefst verbunden. Angesichts dieser Verknüpfung klärt sich, inwiefern jene antipatriarchalen Phänomene das Potenzial haben, die bürgerliche Gesellschaft und ihren Ausbeutungsapparat im Gesamten zu erschüttern. Alexandra Kollontai sagte: Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau, ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus. Und so lässt sich noch immer hoffen, dass wir, wenn es keinen Kapitalismus, keinen Nationalstaat und kein Patriarchat mehr gibt, zart und solidarisch miteinander sein können, geborgen und frei.

Das Buch soll nicht diejenigen umerziehen, die weiter von den tradierten Ordnungen profitieren wollen und daher all jene, die ihnen ihre Privilegien streitig machen, als minderwertig diffamieren. Aber vielleicht kann es denen die Hand reichen, die verunsichert sind, die insgeheim selbst lieber in einer anderen Welt leben würden, aber keine Ideen von ihr haben, die unter Druck stehen, ihre Männlichkeit zu beweisen, Überlegenheit und Erhabenheit zu performen, obwohl sie doch gern freier und gleichzeitig geborgener wären. Und vielleicht kann es auch diejenigen inspirieren, denen das Wort »Gender« noch fremd ist, denen die aktuellen politischen Entwicklungen, der Erfolg von Politikern wie Trump, der AfD und der FPÖ aber Sorge bereiten, die sich fragen, wo der Fortschritt, an den sie einmal glaubten, geblieben ist.

Und es kann hoffentlich denen Mut machen, die sich seit Langem mit sexistischen Geschlechterverhältnissen und anderen Formen der Herrschaft auseinandersetzen, sie bekämpfen und sich selbst aber doch so oft in ihrem Alltag nicht aus ihnen befreien können.

1.Patriarchat

Auf dem Fahrrad mit kurzer Hose durch Berlin. Eine Strecke von 20 Minuten. Einer ruft mir »Fotze« hinterher, ein anderer pfeift mir nach. Durchschnittliche Quote.

Ich bin auf der Geburtstagsfeier einer Freundin, spreche mit zwei Journalisten, die gegen den Kapitalismus schreiben. Sie fragen nach meinen Themen. Ich erzähle von einem Interview zur Frage, wie sich die misogyne und queerfeindliche maskulinistische Bewegung über Social Media organisiert. Der eine schlägt dem anderen auf den Oberschenkel und ruft: »Mensch, sie ist uns auf die Schliche gekommen!« Beide lachen lauthals.

Der Physiotherapeut duzt mich ungefragt und tätschelt mir die Wange.

Der Bekannte, der seine Lippen zum Abschied auf meine drückte und seine Zunge hervorschnellen ließ, obwohl ich den Kopf zum höflichen Wangenkuss zur Seite gedreht hatte, schreibt wieder eine SMS: Dass er traurig sei, dass ich mich so selten melde. Ob wir nicht mal wieder was trinken gehen wollen. Meine Email mit der Erklärung, warum ich sein Verhalten übergriffig fand, hat er wahrscheinlich schon vergessen.

Mein Kollege fragt: Warum denn vom Patriarchat schreiben? Warum immer so negativ? Wir hätten schließlich eine Kanzlerin. Ein anderer pflichtet bei: Spätestens nach #MeToo seien die Beschwerden nun wirklich übertrieben.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen Erfahrungen, die ich alltäglich mache. Und die andere alltäglich machen. All jene, die nicht als männlich gelten: Die Erfahrung von Abwertung und die gleichzeitige Erfahrung, dass diese nicht ernst genommen wird. Die Grade der Abwertung sind unterschiedlich, doch strukturell sind alle Frauen und Queers von ihr betroffen.

»Patriarchat« ist der Begriff für diese Struktur. So wird sie von denen genannt, die sie bekämpfen.

1.1Kurze Geschichte der Patriarchatskritik

Ein paar Monate nachdem mehrere Frauen die ersten Vorwürfe gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung und sexualisierter Belästigung erhoben hatten, schaltete Steve Bannon in Washington seinen Fernseher ein, um sich die Preisverleihung der Golden Globes anzusehen. Natalie Portman sollte die Nominierten in der Kategorie »Regie« vorstellen, die zehn männlichen Nominierten, wie sie bitter betonte. Die Frauen und Queers im Saal, Schauspieler*innen, Regisseur*innen und Filmemacher*innen, die allesamt Schwarz trugen, schüttelten empört die Köpfe. Bis Oprah Winfrey ihre Rede hielt und ins Mikrofon rief, sie seien zu lange nicht gehört worden, zu lange habe man ihnen nicht geglaubt, wenn sie es doch wagten zu sprechen. Die Zeit der mächtigen Männer sei vorbei. Ein neuer Tag sei schon am Horizont zu sehen, rief sie ins Publikum, und das rief sie auch all den jungen Menschen zu, die die Verleihung zuhause verfolgten.

Als Bannon das sah, so schilderte er es seinem Biografen, sei ihm klar gewesen: Das ist der Beginn einer Revolution: »Frauen werden die Kontrolle über die Gesellschaft übernehmen. Die Bewegung gegen das Patriarchat wird die Geschichte der vergangenen 10 000 Jahre rückgängig machen.« Das Interessante an dieser Aussage ist, dass Bannon hier 10 000 Jahre Herrschaft des Patriarchats anerkennt. Und dass er zur Beschreibung unserer gesellschaftlichen Ordnung einen Begriff verwendet, den genau diejenigen selbst gerade (wieder-)entdecken, die damit Akteur*innen wie Bannon bekämpfen.

Die Geschichte des Begriffs Patriarchat ist die Geschichte feministischer Kämpfe. Immer wenn der Begriff ausgesprochen oder niedergeschrieben wurde, dann um eben jene Zustände zu kritisieren, die er bezeichnet. Und immer, wenn Patriarchatskritik laut wurde, wenn sie öffentlich wurde, war klar, dass der feministische Kampf gerade eine neue Welle ins Rollen brachte. Diesmal ist es vielleicht ein Tsunami wie Janelle Monáe in ihrem Lied »Django Jane« rappt.

Aber erst einmal zurück zum Ursprung des Begriffs: Wann wurde überhaupt vom Patriarchat gesprochen? Wann kam der Begriff auf? Und was sollte er bezeichnen?

Jahrhundertelang oder vielmehr jahrtausendelang war die patriarchale Ordnung so selbstverständlich, dass niemand von ihr sprach, dass es also nicht einmal einen Namen, ein Konzept für die Vorherrschaft des Mannes gab. Die Vorstellung seiner natürlichen Überlegenheit erfüllte sich von selbst, da diejenigen, die die Gesetzestexte, Gedichte und religiösen Schriften verfassten, Männer waren. Alle anderen wurden aus der Geschichtsschreibung ausgeschlossen, ihnen wurde die Möglichkeit verweigert, die Vergangenheit der Menschen zu ordnen und zu interpretieren, wie Gerda Lerner in ihrem berühmten Buch Die Entstehung des Patriarchats festhält – womit unsichtbar gemacht wurde, dass sie selbst diese Geschichte mitproduzierten.

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