Dietrich Schulze-Marmeling
George Best
Der ungezähmte Fußballer
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ISBN 978-3-7307-0190-4
„George Best war ohne Frage der Größte. Es gab einfach niemanden, den man mit ihm vergleichen konnte.“
ALEX FERGUSON
„Wer ihn auf dem Platz gesehen hat, wird ihn niemals vergessen.“
TONY BLAIR
„Er war der talentierteste Spieler, den ich jemals gesehen habe.
Pelé hatte nicht so viel Talent. Und ich sehe George auch über Cruyff, weil er mehr Herz besaß.“
JOHNNY GILES
„Er war der beste Spieler, besser als ich. Für mich war er nie ein Europäer, sondern ein brasilianischer Spieler.“
PELÉ
„Wäre ich hässlich auf die Welt gekommen, hättet ihr nie etwas von Pelé gehört.“
GEORGE BEST
„Er war beidfüßig – manchmal schien er auch gleich sechs Füße zu besitzen. Niemand hat je mit einem zusammengespielt, der wie er war, und man wird es auch nie wieder tun können.“
MATT BUSBY
„George hatte diese unglaubliche Qualität, die ihn wohl von allen anderen abgehoben hat, die je Fußball gespielt haben.“
PAT CRERAND
„George Best war einer der talentiertesten Spieler aller Zeiten. Und wahrscheinlich der beste Fußballer, der nie bei einer WM dabei war.“
FRANZ BECKENBAUER
„Er war der genialste Ballkünstler und wildeste Lebemann, den der britische Fußball hervorbrachte.“
CHRISTIAN EICHLER
„Was Best besaß, war einmalig. Du kannst es niemandem beibringen.“
JOHAN CRUYFF
„George Best war spektakulär. Er war ein Genie.“
EUSÉBIO
„George hat mich begeistert, als ich jung war. Er war ein schriller, aufregender Typ, und er konnte seine Mitspieler inspirieren.
Wir waren sehr ähnliche Spielertypen, Dribbler, die für magische Momente sorgen konnten.“
DIEGO MARADONA
„Wenn ich tot bin, dann vergessen die Leute den ganzen Mist, und man erinnert sich nur noch an den Fußball. Das würde mir schon reichen.“
GEORGE BEST
„Best war der schnellste, der intelligenteste und der zerstörerischste Spieler, den es je gegeben hat. Es gab keinen Mutigeren als ihn.“
RODNEY MARSH
„Maradona good, Pelé better, George Best.“
NORDIRISCHES SPRICHWORT
Er war ein großer Entertainer, dessen Bühne der Rasen war. Er war ein Dribbler vor dem Herrn, der seine Gegenspieler demütigte und in den Wahnsinn trieb und sich auch von deren Fouls nicht einschüchtern ließ. Er war ungezähmt und scherte häufig aus dem kollektiven System aus, um es gleich mit einem Haufen Gegenspieler aufzunehmen und den Erfolg auf eigene Faust zu erzwingen. Er war verdammt mutig und schonungslos – Letzteres allerdings auch gegen sich selbst.
Er war einer der ganz Großen seiner Zunft, wurde im „Revolutionsjahr“ 1968 zum bisher jüngsten englischen und europäischen Fußballer des Jahres gekürt und wird noch heute in einem Atemzug mit Pelé, Johan Cruyff und Maradona genannt. Für Pelé war er sogar der Größte unter den Größten und ein „europäischer Brasilianer“.
Der Mann, von dem hier die Rede ist, heißt George Best und wurde 1946 in der nordirischen Metropole Belfast geboren. Einer damals rauen, schmutzigen und verregneten Industriestadt, die später durch einen „Religionskrieg“ traurige Berühmtheit erlangte und zum Synonym für Mord und Terror wurde. Aber auch schon vor dem Ausbruch der „Troubles“ 1968 bewegten sich die Menschen in dieser konfessionell gespaltenen Stadt häufig nur auf dem Kleinfeld ihres Viertels. So auch George Best, der in einer Nachkriegssiedlung im protestantischen Osten Belfasts aufwuchs, bevor er als 15-Jähriger nach Manchester ging, um sich dem berühmten United anzuschließen.
George Best schrieb sich nicht nur mit seinen Dribblings in die Annalen des Spiels. Er war nicht nur ein überragender Fußballspieler, sondern sah auch noch blendend aus und wurde so zum ersten Popstar des Fußballs. Vielleicht war dies eine größere Herausforderung als alle Grätschen seiner Gegenspieler. Denn weder Best noch sein Verein Manchester United oder sein Trainer Matt Busby wussten, wie man damit umgehen sollte. Best hatte ein Problem zu viel. Er hat es mit einem Satz auf den Punkt gebracht: „Wäre ich hässlich auf die Welt gekommen, hättet ihr nie etwas von Pelé gehört.“
Vieles in Bests Leben kam zu früh – für ihn selbst oder für seine Umwelt. Sechs Jahre nach seinem Tod schrieb Dirk Gieselmann für die „11 Freunde“: „Eine auch nur ansatzweise vergleichbare Figur konnte aus dem Fußball nicht mehr kommen. Wenn man mit den Stones und Steve McQueen aufgewachsen ist, kann man U2 und Tom Cruise schließlich auch nicht mehr ernst nehmen.“ Gieselmann gibt exakt wieder, was viele Menschen meiner Generation – ich rede von den 50-plus-Menschen – über George Best denken (und über U2 und Tom Cruise…). Was in Ordnung ist, sofern es nicht in eine selbstgerechte „Früher-war-alles-besser“-Attitüde mündet, jenen untrüglichen Hinweis auf senile Verbitterung.
Best war zu gut für den damaligen Fußball und damit manchmal am falschen Ort und seiner Zeit voraus. Er spielte seinen Gegnern Knoten in die Beine, als die rustikaleren Typen ihre technisch überlegenen Kollegen noch ungestraft umnieten durften. Best ist vielleicht der am meisten gefoulte Spieler in der britischen Fußballgeschichte, aber keiner der Schlächter hat es je geschafft, ihn vom Spielfeld zu treten.
Obwohl er einer der besten Fußballspieler seiner Generation war, durfte Best sein Können nie bei einer Weltmeisterschaft demonstrieren. Als sich sein Land 1958 erstmals für das Turnier qualifizierte, war Best erst zwölf. 1982, als Nordirland seine zweite WM bestritt, war er bereits 36. In Bests besten Jahren hätte es einer gesamtirischen Nationalelf bedurft, um bei der größten Leistungsshow dabei zu sein.
Best war ein vehementer Befürworter einer Fußballauswahl für ganz Irland. Aber die politischen Verhältnisse und der Egoismus der Fußballfunktionäre in Belfast und Dublin verhinderten ein gemeinsames Kicken über alle politischen, kulturellen und konfessionellen Gräben hinweg. Dabei wäre Best der perfekte Repräsentant eines gesamtirischen Fußballprojektes gewesen. Denn kein anderer Ire wurde von Nordiren und Südiren, von Protestanten und von Katholiken, von pro-britischen Unionisten und von irischen Nationalisten und Republikanern so verehrt wie der Fußballspieler aus dem protestantischen Osten Belfasts, der im Trikot eines „katholischen“ Klubs brillierte.
Als Best 2005 im Alter von 59 Jahren an den Folgen seines Alkoholismus starb, gaben ihm in einem Land, das nur knapp zwei Millionen Einwohner zählt, über 100.000 Menschen ein letztes Geleit. Es war die größte Beerdigung in der Geschichte der irischen Insel. Die Zeremonie in der Grand Hall des nordirischen Parlaments- und Regierungssitzes wurde zum Stelldichein ehemaliger politischer Todfeinde.
Es geht in diesem Buch nicht nur um Rückschau, sondern auch um die Frage nach der Aktualität von George Best und die Zukunft des Fußballs. Es wurde auch aus dem Gefühl heraus geschrieben, dass manches von dem, womit Best uns begeisterte, dem heutigen Fußball fehlt und wieder modern werden könnte: der Mut zum Eins-gegen-eins-Duell, zum temporären Ausbrechen aus dem Modus des Konzept- und Systemfußballs mit scheinbar endlosen Ballstafetten, der erst durch überraschende Geniestreiche so richtig an Schlagkraft gewinnt. Das Spiel benötigt nicht nur Soldaten und glatt gebügelte Akademie-Absolventen, die brav den diktierten und einstudierten Laufwegen folgen. Das Spiel benötigt auch mutige Individualisten. Spieler, die mit einem Schuss Eigensinn die gegnerische Ordnung zum Einsturz bringen, indem sie die eigene für einen Moment ignorieren. Spieler, die auch ohne Netz und doppelten Boden und ohne Absicherung durch das System mal etwas wagen.
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